Wie eine Landesgartenschau die Stadt mit dem Fluss verbindet

Die Lahnaue in Gießen

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Auf zu neuen Ufern! Unter diesem Motto steht die Landesgartenschau Gießen 2014, die sowohl die Wieseckaue als auch die Lahnaue umfasst. Die Lahnaue ist der eintrittsfreie Teil der Landesgartenschau Gießen. Im zentralen Bereich "Zu den Mühlen", entlang der Sachsenhäuser Brücke, entsteht ein neuer Stadteingang mit vielfältigen grünen Freiräumen und einem besonderen Kinderspielplatz. Zudem wird nördlich davon eine Fußgänger- und Radbrücke eröffnet, die zukünftig die Weststadt mit der Nordstadt verbindet.

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Die Stadt Gießen war bis ins 19.Jahrhundert als "Gießen an der Lahn" bekannt. Die Industrialisierung und damit einhergehende städtebauliche Entwicklungen führten dazu, dass Gießen diesem Titel nicht mehr gerecht wurde, und von den Bewohnern spöttisch "Gießen an der Bahn" genannt wurde. Gemeint war der Bahndamm, der die Innenstadt von der Lahnaue trennt und nicht nur Sichtbeziehungen, sondern auch Wegebeziehungen unterbindet und den Flussraum schwer erreichbar macht. Gemeint waren aber auch andere verkehrstechnische und infrastrukturelle Einrichtungen wie die Anlage des Schlachthofs, des städtischen Betriebshofes und diverser Parkplätze für den ruhenden Verkehr, die Gießen von seiner Flusslandschaft abrücken ließen. So glich die Flussaue lange eher einer innerstädtischen Peripherie als einem hochwertigen Natur- und Erholungsraum.

Um diesem Zustand Abhilfe zu schaffen, wurde 2011 der vom Büro A24 Landschaft erstellte "Rahmenplan Lahnaue" verabschiedet. Dieser dient als Handlungsgrundlage für zukünftige Entwicklungen und betrachtet den gesamten innerstädtischen Flussraum der Lahn. Es werden konkret Wege aufgezeigt, wie die Lahnaue als zusammenhängender sowie hochwertiger innerstädtischer Freiraum etabliert werden kann. Als wichtiges Initialprojekt wird im Rahmen der Landesgartenschau am 26. April 2014 das Stadtentrée an der Sachsenhäuser Brücke sowie die Nordstadtbrücke mit ihren flankierenden Grünbereichen eröffnet.

Stadteingang "Zu den Mühlen"

Im innenstadtnahen Bereich "Zu den Mühlen" entsteht ein neuer Stadteingang mit vielseitigen städtischen und ufernahen Freiräumen. Neue Zugänge zum Wasser machen die Lahn erlebbar. Am stadtseitigen Brückenende der Sachsenhäuser Brücke bildet ein repräsentativer Platz das Entrée zum neuen Viertel "Zu den Mühlen" und den Auftakt zur Innenstadt. Der Platz wird als Mischverkehrsfläche mit ebenerdigem Platzbelag ausgeführt und darf nur im Schritttempo befahren werden. Ein hochwertiger Belag unterstreicht den repräsentativen Charakter des prominenten Ortes. Zwei Bauminseln gliedern den Platz und korrespondieren mit der neuen Bebauung des Quartiers. An den Platz schließt flussseitig ein Boulevard mit Baumreihe an, der zur Klinkel'schen Mühle und zum Restaurant/Cafe Bootshaus führt. Zwischen dem Boulevard und der Lahn erstreckt sich der Mühlgarten. Diese neue, intensiv gestaltete Grünanlage, verbindet den städtischen Platz mit der Lahn. Ein Staudengarten empfängt die Besucher und lädt zum Aufenthalt ein. Dem Mühlengarten vorgelagert sind die kleine Mühlinsel und der alte Mühlgraben. Als Abschluss zum Wasser grenzt ein geräumiges Holzdeck an den Mühlengarten an und lässt die Lahn unmittelbar erfahrbar werden.

Schwerpunktthema Kinderspiel

Südlich der Sachsenhäuser Brücke entsteht auf dem Gelände eines ehemaligen Parkplatzes ein weitläufiger Kinderspielplatz. Der "Auenspielplatz" lädt auf 900 m² Kinder verschiedener Altersstufen zum Spielen ein. Mit seinen vielfältigen Attraktionen wird der Wasserspielplatz zum Anlaufpunkt für Familien mit Kindern aus dem gesamten Stadtgebiet. Durch den sanft zur Lahn abfallenden, terrassierten Spielplatz wird der bisher als Zäsur wahrgenommene Geländesprung beseitigt und die Lahn durch neue Sicht- und Wegebeziehungen wieder an die Stadt herangeführt.

Der Auenspielplatz besteht aus vier unterschiedlich gestalteten Spielterrassen, die jeweils typische Bestandteile einer Auenlandschaft abbilden. Auf der obersten Terrasse, der "Sandterrasse" mit großem Matschbereich, können die Kleinsten mit Wasser und Sand experimentieren: Grundlage bildet die "Matschplatte" mit zwei Wasserspendern und verschiedenen, aus Beton gegossenen typischen Tierformen aus der Auenlandschaft.

Auf der "Kiesterrasse" steht ein großes Klettergerüst, bestehend aus Eichenhölzern, die in der Anordnung an Treibholz erinnern, das der Fluss, gerade bei Hochwasser, mit sich führt und das sich in Randbereichen oder strömungsärmeren Abschnitten ablagert. Die Balken sind so angeordnet, dass viele spannende Kletterwege möglich sind. Ergänzt wird das Spiel- und Bewegungsangebot durch Seile und Schaukeln.

Die "Weidenterrasse" bildet den Bereich der Ufervegetation ab und lädt mit dichten - und weniger dichten Formationen von Weidensträuchern zum Verstecken und Herumtollen ein. Elastische Hängematten bieten sich sowohl zum Klettern und Hüpfen als auch für den Aufenthalt an. Durch die unterschiedlichen Höhen sind sie zum Teil versteckter Ruheplatz, z. T. Ausguck über die Weiden.

Die "gestrandeten Boote", abstrahierte, aus Kanthölzern gefertigte Kletterelemente, sind ebenfalls in die Weidenlandschaft eingebunden und können vielfältig genutzt werden. Des Weiteren stellen kleine, wackelnde Plattformen in Schmetterlingsform ("Hüpfer") die Insektenwelt dar. Ein hölzerner Steg, der als Verbindungsweg barrierefrei durch den Spielplatz führt, dient gleichzeitig zum Sitzen und Sonnen.

Der letzte Abschnitt, die "Wiesenterrasse", ist als Spielwiese mit Picknickplattformen ausgestaltet und leitet zum Uferbereich der Lahn über.

Im Auenspielplatz wird das Thema Flussufer kindgerecht aufbereitet und durch eine abstrahierte Gestaltung in einheitlicher Formensprache, abgestimmter Farbgebung und hochwertiger Materialwahl umgesetzt. So wird ein ästhetisch anspruchsvoller Anziehungspunkt am neuen Gießener Stadteingang geschaffen.

Ein weiterer wichtiger Baustein zur Integration der Lahn und Nutzbarmachung der Uferbereiche ist die Nordstadtbrücke mit ihren kleinen Plätzen flankierenden Freianlagen. Diese Fußgänger- und Radbrücke verbindet die Nordstadt mit der Weststadt. Als vierte Brücke im Stadtgebiet macht sie den nördlichen Bereich der Lahn überhaupt erst erfahrbar. Die begleitenden Freianlagen - sind ein erster Abschnitt des im Rahmenplan vorgesehenen Wiesenparks, machen die Ufer für die Öffentlichkeit zugänglich und geben einen Vorgeschmack, wie die Lahn zukünftig als integraler Bestandteil der Stadt wahrgenommen werden könnte. Mittelfristiges Ziel ist es, den gesamten Bereich zwischen Stadtentrée und Nordstadtbrücke beidseitig der Lahn als weiträumige Parklandschaft mit durchgängigem Uferweg zu entwickeln. Es wäre ein großer Zugewinn für die Stadt.

ECKDATEN

  • Planungszeitraum 2010-2013
  • Bauzeitraum 2012-2014
  • Stadtentrée/Zu den Mühlen gesamt: 12 500 m²
  • Mühlgarten: 4200 m², davon 570 m² Stauden, Gräser- und Zwiebelpflanzung, teilweise mit Kleinsträuchern
  • Auenspielplatz: 4200 m²
  • Kinderspielplatz: Klettergerüst aus farbigen Eichen-balken mit integrierten Schaukeln, drei Hängematten, fünf Hüpfgeräte in Schmetterlingsform, ein Matschspielbereich mit zwei Pumpen und Tierfiguren aus der Flussfauna, zwei Holzdecks (gesamt 136 m²), 26 lfd. M. Holzsteg, eine Tunnelrutsche, zwei große Spielskulpturen (gestrandete Fischerboote) teilweise mit Netzen, ein "Hohler Holzstamm" (aus Kanthölzern), Mini-Fischerboote (bekletterbare Spielhäuser für Kleinkinder)
  • Freianlagen Nordstadtbrücke: 10.000 m²
  • Zwei Auftaktplätze, Wiesenbereiche und Flussufer.
  • Pflanzungen: 15 Obstbäume, 13 Laubbäume, 400 lfd. M. Hecken, sowie Initialpflanzungen im unmittelbaren Uferbereich
Dipl.-Ing. Lola Meyer
Autorin

Landschaftsarchitektin bei A24 LANDSCHAFT Landschaftsarchitektur GmbH

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