Junge Landschaft - GaLaBau Wissen

Die Lippenblütler - Laminaceae

von:
Botanik Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert

167. FOLGE: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Lippenblütler.

Im letzten Beitrag haben wir uns näher mit den Korbblütlern befasst. Ich habe beschlossen, da gleich noch einen drauf zu setzen und will heute über eine zweite wichtige Gruppe von Pflanzen schreiben - die Lippenblütler.

Zur Familie der Lippenblütler (bot. Lamiaceae) gehören 240 Gattungen mit rund 7200 Arten. Bekannte Arten sind die Minze (Mentha), Weiße Taubnessel (Lamium album), der Lavendel (Lavandula angustifolia) und Salbei (Salvia). Ich denke, den meisten sind diese Pflanzen wegen deren ätherischer Öle bekannt. Viele Arten dienen als Gewürzpflanzen oder kommen als Heilmittel zum Einsatz. Charakteristisch für die Familie der Lamiaceae ist die zygomorphe (spiegelsymmetrische) Ausbildung der Blüten in Oberlippe und Unterlippe.

In der Familie kommen sowohl einjährige als auch ausdauernd krautige Pflanzen vor. Allerdings findet man auch verholzende Pflanzen wie Halbsträucher (Lavandula, Salvia), Sträucher, Bäume und Lianen. Sie sind weltweit verbreitet und wachsen an höchst unterschiedlichen Standorten.

Entwicklungsgeschichte und Verbreitung

Die Arten der Familie kommen auf der ganzen Welt vor. Sie leben auf fast allen Standorten, vom Flachland bis in die Gebirgsregionen. Besonders artenreich sind die Lippenblütler im Mittelmeerraum anzutreffen. In den tropischen Regionen sind sie seltener zu finden. Sie bevorzugen einen offenen Standort mit viel Sonne an exponierten Standorten.

Morphologische Betrachtung

Der Habitus

Krautige Lippenblütler haben einen typischen vierkantigen Stängel, der im Inneren hohl ist. Viele Arten bilden ein unterirdisches Rhizom aus. Aber auch oberirdische Ausläufer sind bei einigen Arten bekannt. Sprossachse und Blätter sind mit mehr oder weniger dichten Haaren besetzt. Sie dienen als Verdunstungsschutz. Auf dem Stängel, den Blättern und den Blüten bilden die Arten ein Netz aus dichten Drüsen aus.

Das Blatt

Die Blätter der Lamiaceae sind kreuzgegenständig angeordnet, können in manchen Fällen aber auch quirlständig stehen oder in seltenen Fällen sogar wechselständig. Sie sind gestielt oder ungestielt.

Beim Großteil der Arten ist die Blattspreite einfach. Einige Arten haben gefiederte Blätter. Der Blattrand ist vielgestaltig und reicht von ganzrandig über gekerbt und gesägt bis tief doppelt gezähnt. Sie bilden keine Nebenblätter aus.

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Botanik Ausbildung und Beruf
Grafik: Uwe Bienert
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Die Blüte

Laminaceae besitzen zwittrige Blüten. Sie stehen dicht gedrängt in Scheinquirlen in den Achseln der Hochblätter. Bei diesem Blütenstand stehen zwei Gruppierungen von Blüten dicht nebeneinander. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es sich um einen Quirl handelt. Die Gruppierungen sind aus Doppelwickeln aufgebaut, bei denen die Hauptachse mit einer endständigen Blüte abschließt und darunter weitere Seitensprosse mit Verzweigungen unter den endständigen Blüten ausbildet.

Es gibt einige Gattungen, wie Minze (Mentha) oder Katzenminze (Nepeta), deren meiste Blüten weiblich sind. Die männlichen Organe sind stark zurückgebildet. Dadurch erhöht die Pflanze die Möglichkeit, sich von einem anderen Individuum bestäuben zu lassen.

Die meisten Vertreter dieser Familie haben Blüten, die sich spiegelsymmetrisch aufbauen. Eine Blüte besteht aus fünf verwachsenen Kelchblättern. Die Kronblätter sind auffällig gefärbt und stehen zu fünft in einer Blüte. Auch sie verwachsen miteinander. Charakteristisch für Lippenblütler ist die Einteilung der Blüten in Oberlippe und Unterlippe. Die Oberlippe setzt sich aus den hinteren Kronblättern zusammen, während das zentral sitzende vordere Kronblatt die Unterlippe bildet. Sie übernimmt die Funktion des Landeplatzes für Blütenbesucher. Typisch für einige Arten ist die Ausbildung von Höckern auf den Innenseiten der Kronblätter. Sie dienen dazu, die Blütenbesucher tiefer in die Blüten zu drängen. Dadurch beladen sich die Insekten mit Pollen und der von ihnen mitgebrachte Pollen gelangt besser auf die Narbe.

Üblicherweise sitzt im Zentrum der Blüte ein Kreis aus fünf zusammengewachsenen Staubblättern. Bei einigen Arten der Gattung Taubnessel (Lamium) sind nur vier Staubblätter ausgebildet. In der Gattung Salbei (Salvia) sind nur zwei Staubblätter entwickelt. Staubblätter und Griffel sind von der Oberlippe ummantelt. Die Bestäubung erfolgt durch den Rücken der Insekten. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten oder durch Vögel. Die Lippenblütler haben teilweise hochspezialisierte, an die Blütenbesucher besonders angepasste Bestäubungsmechanismen entwickelt.

Die Frucht

Die Früchte der Lamiaceaen werden als Spaltfrüchte bezeichnet. Diese sind von den Kelchblättern umgeben, die bis nach der Fruchtreife erhalten bleiben. Der Fruchtknoten ist in seinem Ursprung zweifächrig. Nachträglich bildet sich eine falsche Scheidewand. Dadurch zerfällt die Frucht nach ihrer Reife in vier Teilfrüchte (Klausen). Einige wenige Arten bilden Steinfrüchte, Beeren oder Nussfrüchte aus.

Nutzung

Oft enthalten sie ätherische Öle und duften aromatisch. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind ätherische Öle. Darunter giftige wie Kampher, Perillaketon, Pinocamphon, Pulegon, Thujon, aber auch Bitterstoffe wie Carnosol. Diese ätherischen Öle werden in Zellen der Außenhaut eingespeichert. Sie bieten Schutz vor Fraßfeinden. Der Mensch hat sich diese Eigenschaft zunutze gemacht. Lamiaceaen sind beliebte Gewürzpflanzen und finden in der Heilmedizin Verwendung. Viele Arten sind daher auch kultiviert, um sie für gewerbliche Zwecke zu nutzen. Aus den Ölen des Echten Lavendel (Lavandula officinalis) oder dem Indischen Patschuli (Pogostemon cablin) lassen sich Parfüms herstellen.

Viele krautige Pflanzen sind eine köstliche Beilage im Salat. Im östlichen Mittelmeergebiet sind Gliederkräuter (Sideritis) als Teekraut bekannt. Im Iran ist Ziziphora capitata zum Würzen von Joghurt bekannt. Viele Arten dieser Pflanzenfamilie sind beliebte Ziersträucher, die in halbschattigen Bereichen ihren Platz finden.

Ein paar Beispiele gefällig?

Es ist schwierig, unter all diesen Pflanzen einige wenige auszuwählen und sie kurz zu präsentieren. Um mehr Infos zu erhalten, lohnt es sich auf jeden Fall, mal in einer "Blätter-App" (Buch) nachzuschlagen oder im Netz zu recherchieren.

Uwe Bienert

Botanik Ausbildung und Beruf
Tabelle: Uwe Bienert
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Tabelle: Uwe Bienert
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Tabelle: Uwe Bienert

Quellen:

  • Gütebestimmungen für Gehölze (FLL e. V.) und den Gütebestimmungen für Stauden (FLL e. V.) (Forschungsanstalt Landesentwicklung Landschaftsbau e. V.)
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag),
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmid /Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),
  • International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group),
  • DIN 18916 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Pflanzen und Pflanzarbeiten


Nächsten Monat lesen Sie: "Bitte keinen 'Hausmeisterschnitt' !"

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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