Die Methusalems unter den Bäumen

Alt wie ein Baum möchte ich werden", lautet die erste Zeile eines Songs der Berliner Rockband Puhdys von 1976. Das Lied stellt die unverzichtbaren Merkmale alter Bäume in den Mittelpunkt: geografische Landmarke, historische Verwurzelung und ökologische Funktion. Sie geraten leicht in Vergessenheit, wenn Verkehrswege sparsam neu gebaut oder die Verkehrssicherheit schnell wiederhergestellt werden soll. Aber dieses "sparsam" und "schnell" fällt der Verwaltung fix auf die Füße, weil sie zu kurz gedacht ist. Darauf haben Dr. Lothar Wessolly und Dipl.-Ing. Jan Uhlig auf den Osnabrücker Baumpflegetagen hingewiesen. Für Wessolly steht fest. "Altbäume einfach sterben zu lassen, ist unverantwortlich." (Seite 26).

Über 1000 Jahre alt werden kann der Gingko. Prof. Dr. Andreas Roloff setzt mit ihm seine zum Jahresanfang 2018 begonnene Reihe über die Methusalems unter den Bäumen fort. Bei diesem Baum wird klar, warum er die Jahrhunderte überdauert. Er kann viel ertragen: Seine Nährstoffansprüche sind mäßig, der Wasserbedarf ist gering, die Trockenstressanpassung hoch. Er steckt heiße Sommer genauso weg wie kalte Winter unter -30 Grad Celsius. Selbst Streusalz und Immissionen können ihm wenig anhaben. Nach der "KlimaArtenMatrix KLAM-Stadt" ist er auch in Zukunft als Stadtbaum sehr gut verwendbar. (Seiten 2 bis6)

Mit dem Nutzen von Bäumen in Versickerungsmulden beschäftigt sich Prof. Dr. Hartmut Balder mit der Leiterin der Berliner Regenwasseragentur und Mitarbeitern der Landesumweltverwaltung. Bis vor wenigen Jahren waren Bäume in Versickerungsanlagen unerwünscht. Inzwischen jedoch verfolgt Berlin das Konzept der Schwammstadt, einer Metropole, die Wassermassen aufnimmt und verzögert wieder abgibt. Nun wird die wechselseitige Verträglichkeit von Bäumen und Mulden untersucht. Und siehe da: Die Bäume nehmen an Stammumfang und Wuchshöhe zu. Ihre vergrößerten und vitalen Blattoberflächen können den Kühleffekt in heißen Sommern verstärken. (Seiten 15 bis 21)

Ihr Christian Münter