Der Kommentar
„Die Summe aller Fehler“
von: Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-HackSo haben Alfred Niesel und ich mit einem Augenzwinkern den Begriff "Erfahrung" beschrieben. Hintergrund war, dass ich als junger Geschäftsführer gerne meine eigenen Erfahrungen machen wollte und nicht von anderen älteren Herren geschulmeistert werden wollte. Natürlich gibt es neben den schlechten Erfahrungen, die eine Führungskraft macht, auch guten Erfahrungen, welche die Persönlichkeit formen und am Ende vielleicht Betriebsblindheit fördern. Zunehmend suchen sich Unternehmer externe Hilfe.
Die niedrigste Schwelle sind externe Berater, die bei Spezialthemen helfen, wie Plankosten, Rechtsfragen, Nachfolge, Akquisition von Unternehmen oder bei technischen Fragen. Große Unternehmen lassen sich auch bei der Kostenoptimierung oder in strategischen Fragen durch Beratungsunternehmen wie EY, PWC, KPMG oder Deloitte helfen. Den Landschaftsbau schrecken hier aber (noch) die üppigen Tagessätze ab.
Eine andere Art, auch mit anderen Schwerpunkten des Austausches von Erfahrungen, sind ERFA-Gruppen. In der Regel sind es um die acht Unternehmen, die ihre Zahlen vergleichen (Benchmarking) und Erfahrungen austauschen. Hier müssen die Unternehmen auch etwas von sich Preis geben, können über Erfolge aber auch, und das fällt häufig schwer, über Misserfolge berichten. Nur so können alle aus den guten und den schlechten Erfahrungen, der anderen etwas mitnehmen und hoffentlich nicht den gleichen Fehler machen. Diese Gruppen leben von der Offenheit der Mitglieder, wenn die Gruppe gut zu zusammenpasst, ist das für alle eine wunderbare Sache.
Die nächste Stufe der Beratung sind Beiräte. Ein Instrument, welches der Gesetzgeber für Aktiengesellschaften in Form von Aufsichtsräten vorschreibt. Hier lassen sich die Eigentümer, die Aktionäre, vertreten. Aufsichtsräte bestellen, beaufsichtigen und entlassen den Vorstand und entscheiden über dessen Gehalt. In der Regel müssen die Vorstände auch Genehmigungen über Gründungen, Kauf- und Verkauf von Firmen, Niederlassungen und Grundstücke einholen. Da alle anderen im Landschaftsbau typischen Gesellschaftsformen dies nicht brauchen, haben sich manche Unternehmen selbst einen Beirat gegeben. Die Befugnisse der Beiräte reichen von "keine" bis zu den Befugnissen von Aufsichtsräten und sogar darüber hinaus.
Die Vorteile eines solches Gremiums kann viele Ausprägungen haben. Der Gesetzgeber hat insbesondere für Krisensituationen Aufsichtsräte für Aktiengesellschaften vorgeschrieben, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. So ist es die Aufgabe solcher satzungsgebundenen Beiräte eine neue Geschäftsführung einzusetzen, wenn die Geschäftsführung ganz oder teilweise ausfällt. Auf diese Weise können Familienstreitigkeiten außen vor bleiben. Im laufenden Geschäft muss sich die Geschäftsführung immer wieder einem hoffentlich kritischen Dritten rechtfertigen. Allein diese Tatsache hilft schon bei der Vermeidung von Fehlern.
Gerade bei den großen Entscheidungen helfen weder Berater noch ERFA-Gruppen. Die einen wollen den guten Mandanten behalten, die anderen die gute Stimmung in der Gruppe.
Ideal wäre es daher, alle drei Ebenen zur Unterstützung der Unternehmensleitung zu nutzen. Wenn also doch Erfahrung die Summe aller Fehler ist, nutzen Sie die Fehler aller anderen und schauen, dass Ihre eigenen Erfahrungen nur Gute sind.
Ihr Martin Thieme-Hack
NL-Stellenmarkt













