Denkpapier des Instituts für Mittelstandsforschung

Die Unternehmensnachfolge praktikabel gestalten

In verschiedenen deutschen Landesparlamenten wurde in den vergangenen Monaten die Frage diskutiert, ob es sinnvoll ist, Unternehmensnachfolgen durch Mitarbeiter zu fördern. Wissenschaftler des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn haben deshalb in einem 15-seitigen Denkpapier ausführlich die Chancen und Risiken einer solchen Nachfolge beleuchtet.

Jährlich rund 30.000 Firmen vor Nachfolgeregelung

Nach Schätzungen des IfM Bonn stehen bis 2022 jährlich rund 30.000 Unternehmen vor der Frage, wie sie ihre Nachfolge regeln. In fast jedem zweiten mittelständischen Unternehmen wollen oder können Familienmitglieder nicht die Nachfolge antreten. Unternehmensinterne und -externe Alternativen sind daher gefragt, wenn es aufgrund fehlender familieninterner Nachfolge nicht zur Unternehmensaufgabe kommen soll.

Grundsätzlich gibt es für Unternehmer, die in der Familie keinen Nachfolger finden, drei Möglichkeiten: Entweder sie bauen hierfür jemanden aus der Unternehmensbelegschaft auf oder sie kontaktieren Arbeitnehmer anderer Unternehmen, die sich in ihren Augen dafür eignen. Alternativ können sie ihr Unternehmen aber auch an andere Unternehmer verkaufen.

Letzteres geschieht in knapp einem Drittel der Unternehmen, während knapp jedes fünfte Unternehmen in die Hände von Belegschaftsangehörigen übergeht.

Arbeitnehmer wollen meist nicht Unternehmer sein

Um den Anteil der Mitarbeiternachfolgen zu steigern, setzen sich Abgeordnete verschiedener Landesparlamente für deren stärkere Förderung ein. "Unsere Analysen zeigen allerdings, dass es sowohl auf Seiten der Übergebenden als auch auf der der Arbeitnehmer eine Reihe von Gründen gibt, diese Nachfolgelösung nicht zu wählen. Eine Förderung könnte daher zu unerwünschten Ergebnissen führen", berichtet Dr. Nadine Schlömer-Laufen. "So können die Inhaber nur dann den höchsten Verkaufspreis erzielen, wenn sie ihr Unternehmen an jemanden verkaufen, der hierdurch Wettbewerbsvorteile erzielt. Dies sind in der Regel andere Unternehmen, für die sich durch den Unternehmenskauf die Möglichkeit zum schnelleren Markteintritt oder Zugang zu spezifischem Wissen ergibt. Aus ökonomischer Sicht sollte diese Nachfolgeform daher die erste Wahl für alle Alteigentümer sein."

Auf Seiten der Arbeitnehmer fehlt häufig der Wunsch, überhaupt unternehmerisch tätig zu sein - schließlich ist dies mit Kapitalverlust- und Haftungsrisiken verbunden.

Nachfolge durch Führungskraft am chancenreichsten

Arbeitnehmernachfolgen sind daher vor allem dann chancenreich, wenn kein anderes Unternehmen am Kauf interessiert ist oder die Alteigentümer ihr Lebenswerk und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter langfristig gewahrt sehen wollen. Ein Verkauf an ein anderes Unternehmen kommt für sie dann nicht in Frage. "Von allen Arbeitnehmernachfolge-Konstellationen, die wir analysiert haben, ist die Nachfolge durch eine Führungskraft aus dem eigenen Unternehmen für beide Parteien am chancenreichsten", berichtet die Projektleiterin. Der Grund: Die interne Führungskraft kennt meist seit vielen Jahren das Unternehmen, dessen Entwicklung und Finanzsituation. Entsprechend kann sie das Arbeitsplatz- und Kapitalverlustrisiko, das mit dem Schritt in die Selbstständigkeit verbunden ist, am besten einschätzen. Auch ist sie aufgrund ihrer detaillierten Unternehmenskenntnis eher bereit, einen Kaufpreis zu zahlen, der dem Unternehmen angemessen ist.

Für die Altinhaber bietet diese Nachfolgevariante die Chance, einen vergleichsweise guten Preis für das eigene Unternehmen zu erzielen.

Hinzu kommt, dass die Übergabe abseits der Öffentlichkeit vorbereitet werden kann. Damit mindert sich die Gefahr, dass Belegschaft, Kunden und Lieferanten in der Phase des ungeklärten Nachfolgeprozesses verunsichert werden.

Nächstbeste Lösung

Auch sind die Alteigentümer - im Gegensatz zu einem Verkauf an externe Führungskräfte, Mitbewerber oder Finanzinvestoren - nicht gezwungen, Fremden einen detaillierten Einblick in ihre Bücher zu gewähren. "Sind interne Führungskräfte nicht verfügbar, bietet sich aufgrund der Berufs- und Führungserfahrung sowie des finanziellen Backgrounds der Verkauf an externe Manager als nächstbeste Lösung an", resümiert die Projektleiterin.

IfM

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