Drahtschotterkörbe à la FLL

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Ob als freistehende Mauer, Zaunsockel, in Form von Sitzelementen oder als Stützmauer, die Verwendung von Gabionen im Garten liegt aktuell hoch im Trend. Für einige der Anwendungsbereiche hat die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) "Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen" herausgegeben.

Neben Kiesflächen prägen in den letzten Jahren Gabionen das Bild vieler Hausgärten. Will man diesen Beispielen glauben, dann lassen sich die Schotterkörbe offensichtlich willkürlich mit Baustoffen füllen. Auch entsteht der Eindruck, dass man bei dieser Bauweise den statischen Erfordernissen ebenfalls kaum Beachtung zu schenken braucht. Eine dauerhafte Begrünung ist dem Anschein nach wohl auch nicht gewünscht.

Doch viele Schadensfälle an Gabionenkonstruktionen belehren uns eines Besseren. Da für den Einsatz von Gabionen als Gestaltungselement oder Stützbauwerk noch keine einheitlichen technischen Regeln vorlagen, hat die FLL Ende des Jahres 2012 die "Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen" herausgegeben. Als Vorläufer gilt das "Merkblatt über Stützkonstruktionen aus Betonelementen, Blockschichtungen und Gabionen" der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) aus dem Jahr 2003, in dem vor allem der Einsatz der Gabionen als Stützkonstruktion im Straßenbau behandelt wird.

FLL-Regelwerk

Die neuen FLL-Empfehlungen folgen dem bewährten Aufbau vieler Regelwerke: Zunächst definieren sie ihren Anwendungsbereich, liefern normative Verweise zu geltenden Vorschriften und legen einheitliche Begriffsbestimmungen fest. Dann folgen Anforderungen an Planung und Ausführung, wobei das Thema "Standsicherheit" in einem eigenen Abschnitt behandelt wird. Im Kapitel "Baugrund/Bauvorbereitung" wird unter anderem die Tragfähigkeit und Entwässerung des Baugrundes erläutert. Um die Materialeigenschaften der Gabione und deren richtige Verfüllung geht es im Abschnitt "Baustoffe/ Bauweisen/Herstellung".

Ein Kapitel zur Begrünung, Hinweise zur Leistungsbeschreibung und Maßnahmen zur Instandhaltung runden das Regelwerk ab. Ein umfangreicher Anhang bietet eine Pflanzenliste, konkrete Hinweise zum Arbeitsschutz und beispielhafte Berechnungen.

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Geschichte

Mit Boden gefüllte Körbe sind keine neue Erfindung. Sogenannte "Schanzkörbe" bestanden im 16. Jahrhundert aus einem Geflecht aus Weidenruten, das mit Erde verfüllt wurde und dem Stellungsbau in Kriegen diente. Im ersten Weltkrieg wurden dann Körbe aus Drahtgeflecht eingesetzt. Von der Dauerhaftigkeit der Schanzanlagen zeugen noch heute die Bauwerke am sogenannten "Blutberg" (Col di Lana, Monte Sief, Passo Valparola) in Südtirol. Zusammen mit der Vegetation halten die Drahtmaschen aus den Jahren 1915/1916 die eingefüllten Steine bis heute zusammen. Die modernen Streitkräfte verwenden faltbare und mit Gewebe ausgekleidete Drahtkörbe noch immer zum Bau militärischer Befestigungen (z. B. Hesco bastions).

Bei uns werden die steingefüllten Käfige als Gabionen (nach altitalienisch "Gabbione" = großer Käfig), aber auch als Drahtschotterkörbe beziehungsweise -kästen bezeichnet.

Planung

Gabionen gibt es in verschiedenen Ausführungen für ganz unterschiedliche Einsatzzwecke: Stützkonstruktionen zur Böschungssicherung, Lärmschutz, Sichtschutz, als Zaun, vorgesetzte Wandverkleidung und auch als Ausstattungselemente Eine Übersicht über die verschiedenen Einsatzbereiche von Gabionen gibt Tabelle 1, welche die Aussagen des Regelwerkes zusammenfasst. Je nach Einsatzbereich müssen eine Vielzahl von Normen herangezogen werden, um sichere und dauerhafte Baukonstruktionen zu erstellen. Die FLL-Empfehlungen fordern eine Lebensdauer von mindestens 25 Jahren unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks und der Umweltbedingungen. Abweichend davon verlangen einzelne Landesbauordnungen zum Teil sogar eine Standsicherheit von 50 Jahren für "übliche Gebäude" und 100 Jahren für "monumentale Bauwerke", wobei der Bezug zu Gabionen nicht endgültig geklärt ist.

Diese Dauerhaftigkeit ist nur zu erreichen, wenn die Gründungssohle - wie vom FLL-Regelwerk gefordert - ausreichend tragfähig ist und die Gabionenkostruktion im mauerwerksartigen Verband versetzt wird. Ab einer Höhe von 2 m sollen Gabionenwänden mit Anlauf oder Versatz eingebaut werden. Nur eine vollständige, das heißt formschlüssige, Verfüllung der Körbe mit geeignetem Füllstoff kann die wirkenden Lastkräfte abtragen. Deshalb sind die Körbe bei der Befüllung zum Beispiel durch Anker und Schalung zu stabilisieren beziehungsweise sollten werkseitig befüllt und verdichtet werden. Bei der Hinterfüllung von Gabionen ist die anschließende Böschung nicht steiler als 1:1,5 herzustellen und es muss für eine geregelte Ableitung des anfallenden Oberflächenwassers bzw. des Hangwassers gesorgt werden. Hinzu kommen weitere Anforderungen je nach Art der vorgesehenen Verwendung.

Die Auswahl der Körbe wird jedoch erschwert, da es für Gabionen derzeit weder eine bauaufsichtlich eingeführte nationale technische Regel noch eine harmonisierte Norm gibt. Für private Auftraggeber sind zwar die Maßgaben für einzusetzende Bauprodukte zu beachten, die in der sogenannten Bauregelliste (A bis C) gesetzlich vorgeschrieben sind. Drahtgeflechtbehälter für Gabionen finden sich hier in der Bauregelliste B Teil 1, Abschnitt 4 - Ausgabe 2013/1 allerdings als "Bauprodukte, für die europäische technische Zulassungen ohne Leitlinie erteilt werden". Es besteht also keine CE-Kennzeichnungspflicht für das Inverkehrbringen und auch kein Übereinstimmungszeichen. Eine CE-Kennzeichnung kann nur über den Sonderweg einer Europäischen Technischen Zulassung (ETA) durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) erteilt werden.

Arbeitssicherheit

Detailliert gehen die Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen auf die Verhütung von Arbeitsunfällen beim Bau von Gabionenkonstruktionen ein. Der übliche Hinweis, dass der Unternehmer eine Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) zu erstellen hat und die einschlägigen Rechtsvorschriften und Hinweise der Hersteller zu beachten hat, wird ausführlich erläutert. Bereits in der Planungsphase sollen die späteren Arbeitsverfahren berücksichtigt werden. Dies hat zur Folge, dass auch die Ausschreibung Hinweise zum Arbeitsschutz enthält und die Einhaltung von den ausführenden Firmen einfordert.

Legt man das Regelwerk zu Grunde, das insbesondere Absturzsicherungen auch grafisch dargestellt (Temporäre Seitenschutzsysteme/Schutzgeländer nach DIN EN 13374, Arbeitsgerüste nach DIN EN 12811-1 und Fanggerüste nach DIN 4420-1), so sollte der Bieter beim Angebot deren Aufbau mit einkalkulieren. Dem Landschaftsgärtner wird empfohlen, sich Systemgerüste mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung, zum Beispiel Fassadengerüste und Arbeitsgerüste, zu besorgen. Die Gabionen müssen die Kräfte durch die Ankerpunkte des Gerüstes aufnehmen und ableiten können. Zum Einsatz kommen die Schutzeinrichtungen in der Regel ab einer Absturzhöhe bei Bauarbeiten von 2 m Höhe.

Standsicherheit

Das Regelwerk der FLL greift für die Beurteilung der Standsicherheit auf bewährte Vorgaben der DIN EN 1997, dem sogenannten Eurocode 7, und der nachgeordneten Normen zurück. Dabei werden zunächst Einwirkungen und Konstruktionskennwerte behandelt, bevor Art und Anwendung der vorzusehenden Nachweise beschrieben werden:

  • Äußere Standsicherheit: Das Gewicht des Hinterfüllmaterials oder aufgehender Böschungen belasten die Gabionenwand von ihrer Rückseite her. Gleiches gilt für die Lasten aus Verkehrsflächen oberhalb der Gabionen (Abb. 1).
  • arum ist der Nachweis der Gleitsicherheit in der Gründungssohle zu führen und eine Berechnung über die "Begrenzung der klaf fenden Fuge" durchzuführen.
  • och die Gabionenwand ihrerseits belastet zum Beispiel mit ihrem Eigengewicht auch die umgebenden Bodenschichten. Diese Wirkung wird beim Nachweis der Grundbruchsicherheit und bei der Prüfung der Geländebruchsicherheit berücksichtigt.
  • Innere Standsicherheit: In der Regel sind Gabionenwände aus mehreren Einzelkörben zusammengesetzt, deren Verbindungen untereinander versagen können.
  • amit einzelne Körbe nicht nach vorne verschoben werden, ist ein Nachweis der Gleitsicherheit in der Lagerfuge zwischen den Körben zu führen.
  • m das Abkippen einzelner Körbe nach vorne auszuschließen, bedarf es auch für die einzelnen Körbe des Nachweises der Begrenzung der klaffenden Fuge.
  • in inneres Versagen der Konstruktion kann zudem durch Aufreißen der Gitterkörbe geschehen. Unter Berücksichtigung der geforderten Lebensdauer und der Abrostungsgeschwindigkeit ist darum die erforderliche Drahtdicke nachzuweisen.
  • Setzungen und Verformungen: Im geringen Umfang wird der Baugrund unter der Last des Gabionenbauwerks immer nachgeben. Diese Setzungen und Verformungen sind für die Standfestigkeit aber meist unschädlich. Nachweise haben insbesondere die Setzungsdifferenzen zu bewerten.
  • Rückverankerung: Zur Verbesserung der Stabilität können Gabionenwände mit Hilfe von Geokunststoffen, Drahtnetzen oder Gabionengittern im Hinterfüllmaterial rückverankert werden. Die statischen Berechnungen dazu sind nach EBGEO durchzuführen.
  • Windlasten: Lastannahmen infolge Wind sind nur bei freistehenden Gabionenwänden zu berücksichtigen und nach DIN EN 1991-1-4 zu berechnen.
  • Weitere Einwirkungen: Je nach Bausituation kann es erforderlich sein, weitere Einwirkungen auf die Gabionenkonstruktion zu untersuchen. Dazu zählen unter anderem Erdbebenlasten, Anprall von Fahrzeugen oder Kräfte, die durch Pflanzen entstehen können.

Baustoffe/Herstellung

Um die Standsicherheit zu gewährleisten sind gewisse Grundanforderungen einzuhalten: Der Baugrund muss ausreichend tragfähig und mit einem kf-Wert von mindestens 1x10-6 m/s auch recht wasserdurchlässig sein. Die Tragschicht aus einem Mineralgemisch nach TL SoB-StB muss eine Mindestdicke von 15cm aufweisen, seitlich nicht weniger als 10 cm über die Kanten der Gabione hinausragen und eine Tragfähigkeit von EV2 ? 45MPa erreichen.

Die handelsüblichen Körbe sind aus Drahtgeflecht oder aus geschweißten Gittern gefertigt. Die FLL-Empfehlungen machen hierzu Vorgaben zu Stahlqualitäten und Drahtdicken: sechseck-maschiges, mehrfach verdrilltes Geflecht muss aus mindestens 2,7 mm dickem Stahldraht und geschweißte Drahtgittermatten aus mindestens 3,5 mm dicken Stäben bestehen. Sie benötigen einen Korrosionsschutz durch Feuerverzinkung, Zink-/ Aluminiumbeschichtung beziehungsweise als nicht rostender Stahl, der bewirkt, dass die Lebensdauer 25 Jahre nicht unterschreitet. Für öffentliche Bereiche dürfen die Drahtenden von Ösen nur nach innen gerichtet sein, damit sie keine Verletzungsgefahr darstellen. Als Füllung kommen grundsätzlich alle Stoffe in Frage, die ausreichend druckfest und verwitterungsbeständig sind. Gesteinskörnungen können entweder in die Körbe geschüttet oder geschichtet werden, wobei trockenmauerartig aufgesetzte Steine auch nur die Ansichtsflächen bilden dürfen und der verbleibende Gabionenraum dann mit Schotter verfüllt werden muss.

Die Kantenlänge beziehungsweise der Durchmesser muss größer als die Maschenweite der senkrechten, luftseitigen Gitter sein. Ein begrenztes Maß an Unterkorn ist bei der Verwendung von gebrochenem Verfüllmaterial hinnehmbar. Eine werkseitige, maschinelle Verdichtung des Verfüllmaterials wirkt sich positiv auf Verformungsverhalten und Standsicherheit aus.

Durch Verfüllen des Porenraums mit Oberboden (vorzugsweise Bodengruppe 4 und 5 nach DIN 18915) oder Substrat sind steinbefüllte Gabionen besser begrünbar. Aber auch der gesamte Gabionenraum kann mit Erdmaterial, zum Beispiel witterungsbeständigem grob- und gemischtkörnigem Boden nach DIN 18196 gefüllt werden. Das Herausrieseln an den senkrechten Sichtflächen verhindern bei derartigem Füllmaterial Geotextilmatten evtl. auch mit Steinverblendungen. Der Verfüllboden ist lagenweise einzubauen und zu verdichten.

Bepflanzung

Ein eigenes Kapitel der Empfehlungen der FLL widmet sich der Begrünung dieses Extremstandorts. Die Bepflanzung als Gestaltungselement einer Gabionenwand muss sorgfältig geplant werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei das Volumen und die Qualität des Verfüll- und Hinterfüllbodens, die Wasserspeicherfähigkeit des durchwurzelbaren Bereichs, Nährstoff- und Wasserversorgung der Pflanzen, zukünftiges Wachstum und die erforderliche Pflege.

Grundsätzlich eignen sich für eine Bepflanzung oder Spontanbegrünung folgende Bereiche: Der Gabionenfuß, die Gabionensichtfläche beziehungsweise der -körper sowie die Gabionenkrone.

Bei allen Gabionentypen können Korb und Füllung als Kletterhilfe für Kletterpflanzen dienen. Eine Begrünung der Krone erfordert ein dort eingebrachtes Substrat, welches mit geeigneten Geotextilien vor Erosion geschützt werden muss. Werden die Drahtkörbe mit Boden oder Substrat vollständig verfüllt, kommt ein Geotextil zum Einsatz, das vor Sonneneinstrahlung durch eine vollflächige immergrüne Bepflanzung geschützt werden sollte. Da das Geotextil durch die Befüllung an das Gabionengitter gedrückt wird, eignen sich nur Selbstklimmer. Ein Aufschneiden des Geotextils zur Ausbildung von Pflanztaschen für Efeu kann erfolgreich sein. Allerdings erfordert eine direkte Begrünung der senkrechten Fläche, vergleichbar einer "Living Wall", einen erhöhten Pflege- und vor allem Bewässerungsaufwand.

Taschen aus Geotextil können auch als Substratbehälter in der Gabionenkrone dienen. Dann ist ebenfalls eine Pflanzung mit trockenheitsverträglichen Stauden und Gehölzen möglich. Das Regelwerk der FLL verweist bei der Begrünung auf die Grundsätze der standortgerechten Pflanzenauswahl für einen Mager- und Trockenstandort. Eine Fertigstellungspflege nach ZTV La-StB beziehungsweise DIN18916 ist durchzuführen.

Als Quellen für eine Pflanzenauswahl können dienen (siehe Literaturverzeichnis):

  • FLL-"Empfehlungen zur Begrünung von Problemflächen".
  • Pflanzenliste im Anhang der "Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen", Schwerpunkt Gehölze, nach Eppel-Hotz.
  • Prof. Wolfram Kircher in den Veitshöchheimer Berichten zur Bepflanzung von Trockenmauern, Schwerpunkt Stauden.

Ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen stellen speziellere Anforderungen. Die ausschlag- und bewurzlungsfähigen Steckhölzer oder Ruten (Weiden) können entweder zwischen den horizontalen Gabionenfugen eingelegt oder in die Gabionenkörbe direkt integriert werden. Dabei sollen die Gehölze bis in die Hinterfüllung der Gabionenwand reichen. Gleichzeitig eingebrachter Boden und Substrat verbessern die Lebensbedingungen der Gehölze.

Bei nachträglicher Verfüllung muss dann besonders auf die eingebrachten Gehölze aufgepasst werden. Das Dickenwachstum ist bei der späteren Kontrolle auf Standsicherheit zu berücksichtigen, da Schäden an der Gabionenkonstruktion auftreten können. Die Kontroll- und Pflegegänge sind darauf abzustimmen und gegebenenfalls muss der Aufwuchs entfernt oder auf-den-Stock-gesetzt werden.

Bereits bei der Planung sollte auf die Sicherheit bei der zukünftig erforderlichen Instandhaltung nach DIN 31051 und ihrer Kosten geachtet werden. Das Regelwerk gliedert lediglich die Begriffe nach der oben genannten Norm in "Inspektion, Wartung, Instandsetzung und Verbesserung" auf. Zu unterschiedlich sind die Einsatzbereiche von Gabionenwänden, als dass konkrete Aussagen zu treffen wären. Bei Pflegegängen, zum Beispiel Entnahme unerwünschter Pioniergehölze, sind die Unfallverhütungsvorschriften insbesondere gegen Absturz zu beachten (Abb. 2).

Hinweise für die Praxis

Standsicherheit

Das Regelwerk "Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen" wendet sich eher an Hochbau- und Landschaftsarchitekten als an den ausführenden Landschaftsgärtner. Die Schwerpunkte liegen klar auf der Planung, der statischen Berechnung und einer exakten und umfassenden Ausschreibung. Diese bedient sich der Sprache der Fachleute und sollte deshalb auch vom Landschaftsgärtner verstanden werden. Allerdings erschweren unzählige Querverweise auf geltende Normen und Regeln die Lektüre.

Gerade höhere Gabionensetzungen mit stützender Funktion erfordern ein hohes Maß an Fachwissen. Die FLL-Empfehlung enthalten deshalb keine vereinfachten Überschlagsrechnungen oder Faustzahlen, sodass für jeden Einbaufall eigene Berechnungen durch einen Grundbaustatiker anzustellen sind. Die Alternative wäre, sich auf die Typenstatik des Gabionenherstellers zu verlassen, wobei sich diese jedoch naturgemäß auf wenige Bauvarianten beschränken. Außerdem gehen die Hersteller zwangsläufig von eher ungünstigen Bodenverhältnissen aus, weshalb oft recht großzügige Gabionenabmessungen empfohlen werden. Nicht selten stellt diese Statik sogar eine kostenpflichte Leistung des Anbieters dar.

Selbstverständlich unterliegen nicht alle Gabionensetzungen diesen hohen Anforderungen und der Landschaftsgärtner kann sich an der Bauweise von Trockenmauern orientieren: Auch Gabionenstützwände müssen einen standsicheren und verformungsarmen Baukörper ergeben. Hierfür sind Fundamentierung, Stabilität des Drahtkorbs, Füllstoff, Hinterfüllung und Dossierung ausschlaggebend. Die Bauteile und die Konstruktion müssen nach den Lasten dimensioniert werden, die auf die Drahtschotterkörbe wirken. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Hohlräume des Füllstoffes bei Gabionen für eine geringere Wichte als bei einer massiven Trockenmauer sorgen - die Dicke der Stützwandkonstruktion also tendenziell größer zu wählen ist. Denn die Gabione muss sich mit dem Gewicht beziehungsweise der Wichte des Füllmaterials gegen den Erddruck des Geländes stemmen.

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) hat im Mai 2012 ein aktuelles Merkblatt GBG 21.1 zu Bau und Montage von Fertigteilen im Gartenbau herausgebracht: Eine schriftliche Montageanweisung muss auf der Baustelle vorliegen, welche die ohnehin erforderliche Unterweisung der Mitarbeiter unterstützt. Dabei wird unter anderem angesprochen, ob die Anschlagpunkte bekannt sind, Hebezeug beziehungsweise Lasthaken verwendet werden und die statischen Hinweise auf Baustelle bekannt sind. Organisation, Verantwortung und Kontrolle müssen geregelt sein und letztendlich sind die Fertigteile nach Angaben des Herstellers zu montieren.

Gestaltung

Das Bild einer Gabionenwand wird einerseits durch den Drahtkörper und andererseits durch die Qualität der Befüllung bestimmt. Sichtbar bleibt entweder eine wilde Schüttung, eine der Trockenmauer ähnliche regelmäßige Steinschlichtung oder das Gewebe innen liegender Geotextilien. Wilde Steinschüttungen lenken das Augenmerk auf die hoffentlich ausreichend stabile Gitterkonstruktion, ohne die eine senkrechte Schüttung ja niemals halten würde.

Die Steinfüllung kann sich durch eine Materialtreue der restlichen Gartengestaltung anpassen oder einen bewussten Kontrast darstellen. Wird die Gabione als Gartenaccessoire eingesetzt und weniger Augenmerk auf die Stabilität gesetzt, so lassen sich natürlich eine Vielzahl von Füllstoffen andenken (Holz, Glas, Kunststoffgranulate, Ziegelsplitte etc.). Durch eine interne Beleuchtung können Glassteine illuminiert werden. für Glanz im Garten sorgen.

Die Wandoberkante sollte einen möglichst stetigen, horizontalen Verlauf aufweisen und kann durch bewusst gestaltete Abstufungen aufgelockert werden. Die Übergänge in die Böschung sollten sorgfältig angepasst werden. Kräuterschnecken, Sitzmöbel, Zaunelemente und Grillbauwerke sind zwar relativ einfach - sogar vom Endkunden selbst - herzustellen, bleiben aber als Einzelobjekte oftmals Fremdkörper im Garten.

Eine zuverlässige Lösung für eine direkte Bepflanzung der groben Steinfüllung mit Stauden und Gehölzen beziehungsweise mittels Anspritzbegrünung konnte für den Mager- und/oder Trockenstandort bisher nicht gefunden werden. Deshalb bietet sich eine Berankung von unten oder von der Mauerkrone an.

Kalkulation

Die Angebotskalkulation des Landschaftsgärtners muss Zugänglichkeit, den Maschineneinsatz, Materialpreis und den Zeitaufwand für den Einbau berücksichtigen. Letzterer hängt davon ab, ob die Sichtflächen lagenweise geschichtet werden müssen (Abb.3). Der Materialpreis für einen 200 x 50 x 100 cm Drahtschotterkorb liegt bei etwa 50Euro. Für die Füllung schlagen etwa 40Euro zu Buche. Wenn von Herstellern ein Zeitwert von 50 Minuten pro Kubikmeter bei maschineller Füllung und optimistische 30Minuten für 2 m² Frontseite von Hand geschichtet angegeben wird, so macht dies bei einem Kalkulationslohn von 24 Euro/Stunde bereits 32Euro Lohnherstellkosten für eine 2m lange und 0,5 m breite Gabione aus. Material- und Lohnkosten würden sich pro Meter schon auf 61Euro summieren. Dann müssen die Körbe noch miteinander durch Steckschließen verbunden werden, die Maschinenkosten und Zuschläge berücksichtigt werden. Schnell sind die 95 Euro pro 100 x 50 x 100cm Gabione, die in einer realen Ausschreibung angeboten worden waren, erreicht und stellen sicher eine Preisuntergrenze dar.

Gabionen baut man nicht so nebenher. Kenntnisse und Erfahrung mit den bautechnischen Besonderheiten, den Bauanleitungen und dem FLL-Regelwerk sind nötig.

Dieser Artikel basiert auf einem Vortrag der Autoren am 6. Februar 2014 bei den 46.Veitshöchheimer Landespflegetagen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.


Literatur

BGI 826: Schutz gegen Absturz, Auffangsysteme sachkundig auswählen, anwenden und prüfen - Ausgabe 2013-06 (Berufsgenossenschaft Holz und Metall - BGHM) Mainz.

DIBt (2013): Bauregelliste (Teile A bis C) - Ausgabe 2013/1 (Deutsches Institut für Bautechnik - DIBt) Berlin.

DIN EN 1997-1: Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik - Teil 1: Allgemeine Regeln Ausgabe 2009-09 (Deutsches Institut für Normung e. V. - DIN).

Eppel-Hotz, A. (2012): Grüner Schmuck im Straßenraum - Bewährte Pflanzen für Lärmschutzsysteme - Auszug aus dem Tagungsband GALABAU-Tag in Erfurt am 18.01.2012 (Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau - LWG, Veitshöchheim). www.lwg.bayern.de/landespflege/bauwerksbegruenung/43642/laermschutz.pdf

FGSV (2003): Merkblatt über Stützkonstruktionen aus Betonelementen, Blockschichtungen und Gabionen - Ausgabe 2003 (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. - FGSV) Köln.

FLL (1998): Empfehlungen zur Begrünung von Problemflächen - Ausgabe 1998 (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e. V. - FLL) Bonn.

FLL (2012): Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen - Ausgabe 2012 (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e. V. - FLL) Bonn.

GBG 21.1: Bau und Montage von Fertigteilen im Gartenbau - Ausgabe 2012-05 (Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau - SVLFG) Kassel.

Kircher, W. (2012): Durch die Alpen in den Keller-Trockenmauern als "Gebaute Natur". - Veitshöchheimer Berichte aus der Landespflege 155. (Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau - LWG, Veitshöchheim) S.19-28.

Dipl.-Ing. Nikolai Kendzia
Autor

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Dipl.-Ing. Thomas Leopoldseder
Autor

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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