Wärmeliebende Arten breiten sich aus

Effekt des Klimawandels in Deutschlands Natur nachgewiesen

Forschung und Bildung
Die Gefleckte Punktflechte (Punctelia subrudecta) ist eine wärmeliebende Flechtenart. Sie profitiert vom sich erwärmenden Klima in Deutschland. Foto: U. Kirschbaum

In Deutschland hat der Bestand von wärmeliebenden Arten seit 1980 zugenommen. Die bisher umfassendste Studie zu diesem Thema quer durch alle Ökosysteme belegt, dass der Trend besonders bei Arten an Land ausgeprägt ist. Nach einer Studie unter der Leitung von Senckenberg Wissenschaftlern nahmen am stärksten wärmeliebende Flechten, Vögel, Schmetterlinge und Bodenorganismen zu. Die klimawandelbedingte Temperaturerhöhung hat sich anscheinend in den letzten 30 Jahren großflächig auf die Entwicklung des Bestands von Arten ausgewirkt.

Temperaturanstieg 0,3° pro Dekade

Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Deutschland ist seit 1980 stellenweise um rund 0,3 °C pro Dekade angestiegen. "Das hört sich harmlos an, für die Natur ist es das aber nicht", sagt Dr. Diana Bowler vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. "Fast die Hälfte der von uns untersuchten Populationen verschiedener Arten haben seit 1980 signifikant zu- oder abgenommen." In welche Richtung es ging, habe davon abgehangen, in welcher Umgebungstemperatur sich die Art wohlfühle. Der Zusammenhang sei deutlich erkennbar: sowohl bei sehr mobilen Tieren wie Vögeln und Schmetterlingen als auch bei standorttreuen Pflanzen, wie langsam wachsenden Flechtenarten.

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Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese ist für das bundesweite Projekt verantwortlich. Rund tausend Messreihen zur Bestandsentwicklung einzelner Arten wurden dafür ausgewertet. Foto: Senckenberg Biodiversität

"Wenn man betrachtet, wie sich Gemeinschaften von an Land lebenden Arten verändert haben, haben wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten zugenommen", ergänzt Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums. In einigen Fällen nahm auch die Populationsgröße Kälte liebender Arten, die an Land leben, ab. In Fließgewässern und im Meer schlug sich die Temperaturerhöhung offenbar vielschichtiger als an Land nieder. Doch auch hier finden sich Indizien: Der Bestand wärmeliebender Meeresfische nimmt zu.

Tausende Messreihenzur Bestandsentwicklung

Für die Mega-Studie werteten Bowler und ihr Team rund tausend Messreihen zur Bestandsentwicklung einzelner Arten aus. Sie dokumentieren, wie sich die Populationsgrößen von 22 Artengemeinschaften seit 1980 entwickelt haben. Bowler dazu: "Niemals zuvor wurde bei so vielen verschiedenen Arten untersucht, wie sich die Temperaturerhöhung auf die Anzahl ihrer Individuen ausgewirkt hat. Wir haben Artengemeinschaften, die an Land, in Fließgewässern und im Meer leben, untersucht - von Algen bis hin zu Säugetieren." Um die Temperaturvorlieben der Arten zu bestimmen, nutzten die Wissenschaftler die Temperaturen an den Orten ihres Vorkommens.

Der Großteil der verwendeten Langzeitreihen stammt aus Deutschland, außerdem wurden Daten aus einigen umliegenden mitteleuropäischen Ländern miteinbezogen "Insgesamt haben es 27 Institutionen, darunter wissenschaftliche Einrichtungen, Landesbehörden, Nicht-Regierungsorganisationen und Bürgerwissenschaftler möglich gemacht, diesen riesigen Datensatz zu generieren. Erst dank solcher großangelegten Kooperationen können wir nicht nur im Kleinen sondern großräumig gültige Antworten auf Zukunftsfragen liefern", so Bowler.

Temperaturveränderungen beeinflussen Arten

Die Studie belegt, dass die Temperaturveränderung direkt das Wohl von Arten beeinflusst. Im Gegensatz dazu ist der Landnutzungswandel seit 1980 ein weniger verbreiteter Grund für die Bestandsentwicklung. "Der Landnutzungswandel ist nach wie vor eine Gefahr für die Bestände und Vielfalt der Arten. Er wirkt aber eher lokal, während der Klimawandel quasi überall zuschlägt. Die damit einhergehende Temperaturerhöhung kann sich auf den Bestand von Arten quer durch Mitteleuropa auswirken und genau dieser Effekt ist bereits jetzt zu beobachten", bilanziert Böhning-Gaese. Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

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