Prof. Dr. Hartmut Balder nimmt IGA unter die Lupe

Ein erster Rundgang in der "Stadt für morgen"

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Erste Eindrücke von der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 hat Prof. Dr. Hartmut Balder, Fachgebiet urbane Gehölzverwendung an der Beuth Hochschule für Technik Berlin, von einem Rundgang über das weitläufige Gelände mitgebracht.

Seinen Blick hat er dabei fest auf den fachlichen Wert der Schau gerichtet: Nach der Fertigstellung des Ausstellungskonzepts der IGA Berlin 2017 für den ursprünglichen Standort Tempelhof unter der Leitlinie "Stadt für morgen" mit den Themenschwerpunkten Garten-, Freiraum- und Stadtausstellung und dem Wechsel nach Berlin-Marzahn rücken die Probleme von großflächigen Wohnsiedlungen immer mehr in den Vordergrund.

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Das vom Bundesumwelt- und Bauministerium vorgestellte Weißbuch Stadtgrün befeuert die Diskussion um die Zukunft unserer Städte. Auf 104 ha Fläche dreht sich nun alles um zeitgemäße Gartenkunst und Landschaftsgestaltung, Naturerlebnisse, grüne Stadträume und Lebenskultur.

Als Werbeelement ist die Seilbahn als modernes urbanes Transportmittel überall präsent. Leise, schadstoffarm, stressfrei und mit begrünten Haltestationen will sie ein mobiles Verkehrssystem für die Zukunft vermitteln. Aktuell ermöglicht sie den Gästen lediglich einen Panoramablick über das Ausstellungsgelände, doch später soll sie vielen Interessenten aus den benachbarten Großsiedlungen den entspannten Weg zu den nächsten S-Bahn-Stationen und dann ins Stadtzentrum ermöglichen. Schauen wir mal.

Auch die Dächer des IGA-Amphitheaters sowie des Besucherzentrums sind als Gründach angelegt worden, letzteres ist von einem Aussichtsturm zu besichtigen. Mit der zunehmenden Verdichtung der Städte und dem Zuzug der Menschen in diese wird die vielfältige Gebäudebegrünung immer notwendiger, wie auch das Weißbuch des Bundes betont. Diese urbanen Technologien sind Teile der Förderung der biologischen Vielfalt, die auch mit dem IGA-Ausstellungskonzept insgesamt verbunden sind. Diese wurden mit den Berliner Naturschutzverbänden, Universitäten sowie Behörden im Vorfeld abgestimmt und werden in seinen Entwicklungen ausgewertet. Hier sind spannende Ergebnisse zu erwarten, die aber leider wohl erst weit nach der Gartenschau bekannt werden. Aktuell bieten sich dem Besucher leider nur neu angelegte Flächen mit nur wenigen Informationen.

Die Gestaltung öffentlicher Räume war schon immer der Wandlung unterzogen. Zur IGA Berlin 2017 entstanden in den "Gärten der Welt" weitere internationale Gartenkabinette, die zeitgenössische innovative Ansätze der Gartenkunst widerspiegeln sollen. Für den Besucher spannend dürfte der Vergleich der bereits vor Jahren angelegten und fachgerecht gepflegten Gärten im alten Parkteil zu unterschiedlichen Themen mit der Moderne sein.

Auf ähnliches Interesse dürften die Stadtgärten stoßen, die der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg angelegt hat. Hier kann der Besucher durch unterschiedliche urbane Themengärten schlendern, um sich unter anderem für den Innenhof, den Balkon oder den kleinen Gartenraum Anregungen zu holen. Beratungen und Informationen hierzu werden direkt im benachbarten Haus der Landschaft angeboten. Direkt daneben präsentiert sich ein modernes Regenwassermanagementsystem. Das benachbarte Gräserband, welches sich noch entwickeln muss, will Inspirationen zur Pflanzenverwendung geben.

Der Kienberg mit seiner Promenade der Horizonte "Projekte für Lebenskultur" bietet Ideen und Visionen für urbane Technologien der Zukunft an. Hierzu zählen sowohl die sinnvolle Verwendung von städtischen Abfällen in der Gebäudeerrichtung als auch Aquaponik-Anlagen für den Privatgarten, in dem in einem geschlossenen Kreislauf Salate und Fische gezüchtet werden können. Im weiten Gelände des Kienberges kann das kindliche Verhalten in Naturerlebnisräumen studiert werden. Der sog. Wolkenhain erlaubt in luftiger Höhe einen Überblick über die wahren Dimensionen der umgebenden Großsiedlungen. Mit der Zunahme der Weltbevölkerung und damit verbunden die Konflikte um Lebensräume, Natur und Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln ist eine potentiell schrumpfende Anbaufläche für Agrarprodukte verbunden. Im Ausstellungsbeitrag des sog. Weltackers wird gezeigt, dass auf 2000 m² all das wächst, was ein Mensch innerhalb eines Jahres zum Leben braucht und was ihm an Fläche rein rechnerisch zur Verfügung steht. Hinzu kommen die wichtigsten Pflanzen in Anbauform. In Miniformat wird insbesondere der jungen Generation vermittelt, wie gegengesteuert werden kann. Ein Beitrag, der gar nicht in seiner Bedeutung genug hervorgehoben werden kann.

Mit all diesen Beiträgen will die IGA Berlin 2017 Ideen- und Impulsgeberin, Lern- und Experimentierort, eine Plattform für den Dialog der Kulturen und Labor für Innovation sein. Für den Besucher wäre ein Rundgang noch lehrreicher, wenn die gezeigten Aspekte auch für Laien mit verständlichen Informationen und tieferen Hintergründen erschließbar wären. Ein roter Pfad durch die Themen wäre wünschenswert, um die Probleme der urbanen Bevölkerung in seinen Zusammenhängen begreifen zu können. Der im Prinzip dafür geeignete so genannte i-Punkt Grün mit Tipps und Ratschlägen rund um die Pflanze ist zwar auf dem Gelände existent und wartet mit vielen Vorträgen auf, ist aber im hinteren Bereich der Seilbahnstation aufgrund der langen Warteschlangen kaum zu finden. Ein Teil der Besucher wird angeregt und vielleicht nachdenklich in sein heimisches Viertel zurückkehren. Für sie hat sich der IGA-Besuch gelohnt.

Prof. Dr. habil. Hartmut Balder
Autor

Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich

Beuth Hochschule für Technik Berlin

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