Junge Landschaft

Ein Heidenspaß

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Senkt man an Heidelandschaften, und so geht es mir, tauchen im Kopf Bilder von weiten Flächen, Schafherden und Rosamunde-Pilcher-Pseudo-Romantik auf. Irgendwie ist dieses Thema mit sehr viel Nostalgie und „Altbackenheit“ besetzt. Und ich hoffe immer, dass diese Bilder schnell wieder verschwinden. Dabei müsste das Bild, das wir von der Heidelandschaft haben, eigentlich ein ganz anderes sein.

Gärtnerisch betrachtet ist die Heide ein überaus interessantes Thema und wird leider immer noch stark vernachlässigt. Sie hat viele Vorzüge, die man für die Gartengestaltung nutzen sollte. Gerade im Hinblick auf pflegeleichte kleine Gärten an sonnenexponierter Stelle sind sie eine interessante Alternative zu den immer häufiger auftretenden "Schottergärten" (für mich ist es schon eine echte Provokation, bei diesen Machwerken von "Gärten" zu sprechen).

Neben der optischen Wirkung sind blühende Heidegärten gleichzeitig ein wertvoller Lebensraum für viele Insekten, Vögel und andere Kleinstlebewesen.

Was charakterisiert einen Heidegarten?

Norddeutschland ist berühmt für seine Heidelandschaften. Doch Heidepflanzen sind unkompliziert, brauchen wenig Pflege und gedeihen überall. Sogar Unkrautjäten kann bei einem gut angelegtem Heidegarten überflüssig werden. Für diesen Themengarten benötigt man nicht viel Platz. Ein Vorgarten reicht schon. Besonders natürlich wirkt eine Heidelandschaft, wenn es leichte Hügel, geschwungene Sandwege, große Steine und skurrile Baumwurzeln gibt. Der Gartenboden muss sauer und nährstoffarm sein. Ein pH-Wert von 4 bis 5 ist empfehlenswert. Vorhandener sandiger Boden erleichtert die Anlage einer solchen Pflanzung; bei lehmigem Boden muss ein Bodenaustausch durchgeführt werden. Heidegärten sind anspruchslos und pflegeleicht. Sie benötigen viel Sonne. Eine Südlage wäre ideal. Bei anhaltender Trockenheit muss - auch im Winter - zusätzlich gewässert werden.

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Der perfekte Boden für den Heidegarten

Der Boden ist das wichtigste Kriterium. Ist der anstehende Boden den Anforderungen der Pflanzung nicht gewachsen, müssen vor der Bepflanzung noch einige Verbesserungen oder ein Bodenaustausch durchgeführt werden. Es ist unumgänglich, mit einer Bodenprobe den pH-Wert zu ermitteln. Dieser pH-Wert muss im sauren Bereich liegen, nicht Neutral oder gar alkalisch - sauer! Sonst währt die Freude an dem Heidegarten nicht lange.

Die meisten Auszubildenden wissen genau, wie man jemanden (egal ob Meister oder Berufsschullehrer) sauer macht. Beim Boden sind da meist einige Wissenslücken vorhanden, deshalb hier nochmal eine kleine Bodenkundelektion. Um den Boden in den sauren Bereich zu bekommen, müssen Torfersatzstoffe untergemengt werden. Auf gar keinen Fall sollte man Naturtorf verwenden, auch in Nadelwäldern illegal abgesammelte Nadeln der Bäume verbieten sich aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes.

Gut eignen sich hierfür allerdings Holzfasern, Rindenkompost oder Xylit. Von eingeführten Torfersatzstoffen wie beispielsweise Kokosfasern sollte abgesehen werden. Was die nötige Menge betrifft, ist dies von der Zusammensetzung und dem Ergebnis der Bodenprobe abhängig.

Bei Lehmböden ist die Nummer mit dem Boden ein Problem. Sicher ist es möglich, in kleinen Gärten einen Bodenaustausch vorzunehmen. Doch der Aufwand zieht auch immense Kosten nach sich. Die oben genannten Maßnahmen zum Senken des pH-Wertes, die Zugabe von Sand und eine einzubauende Drainage helfen hier, den Boden "heidetauglich" zu machen.

Nur Erica sieht öde aus!

Heidegärten leben von ihrer Flächenwirkung. Einzelne Erica oder Callunen wirken lächerlich und unprofessionell. Aber sicher gibt es niemanden, der sich seinen Vorgarten als geschlossenen Ericapflanzung vorstellen kann (außer vielleicht den Ökomuffeln der Schottergärtenfraktion). Man braucht also geeignete Pflanzpartner, die gleiche Standortbedingungen wie die Heidepflanzen bevorzugen. Hier ist nachdenken angesagt, da eine Bodenmischung nicht praktikabel ist.

Zu zwei Zeiten im Jahr sind Heiden in der Natur interessant: Im Frühjahr mit der Blüte der Ericen und im Frühherbst mit der Blüte der Callunen. Eine kleine Auswahl an Heiden sind in folgender Tabelle zusammengetragen, viele weitere stehen im Handel zur Verfügung.

Um ein harmonisches Pflanzbild zu erzeugen, ist es zweckmäßig, in Gruppen zu pflanzen (drei bis fünf Pflanzen). Man wählt hierbei aus ästhetischen Gründen immer eine ungerade Anzahl von Pflanzen. Bei größeren Pflanzungen geht man von zehn Pflanzen pro Quadratmeter aus. Die farbliche Abstimmung sollte gut überlegt sein, da es bei einem Zuviel an Farben optisch schnell unruhig wird.

Bloß diese niedrigen Heidepflanzen sind langweilig, also muss Deko her. Steine und Wurzeln sind gesetzt, aber auch hier kann man von der Natur etwas lernen. Als Begleitpflanzen kommen im Garten für eine "künstliche" Heide verschiedene Pflanzen in Frage. Sowohl Bäume und Sträucher als auch Stauden und Gräser können vergesellschaftet werden.

Gute Pflanzbegleiter für den sauren Boden sind: Rhododendron, Azaleen, Hortensien, Vogelbeere, Preisel- und Heidelbeeren, Scheinbeere, Bergenien, Ziergräser, Nadelgehölze (wie Eibe, Douglasie, Wacholder), Farne (in schattigen Bereichen).

Der Escort-Service für Erica

Calluna und Erica weisen unzählige Arten und Formen auf, sodass bereits durch diesen Kernbewuchs eine enorme Vielfalt entsteht. Aber erst die Begleitpflanzen sind es, die diese Vegetationsform tatsächlich zu dem machen, was sie ist.

Nadelgehölze

Die Zwergformen heimischer Nadelhölzer eignen sich für die eigene Heidelandschaft im Vorgarten besonders gut. Durch die trotz Zwergform vergleichsweise große Präsenz verleihen diese Arten der Gartengestaltung eine dritte Dimension.

Andererseits wird die niedrige, gedrungene Kerncharakteristik der Heide durch die dennoch niedrig bleibenden Wuchsformen nicht wesentlich verändert, sondern lediglich ergänzt und auf interessante Art und Weise aufgelockert.

Die Hemlocktanne stellt keinen typischen, in natürlichen Heidelandschaften vorkommenden Bewuchs dar. Sie wird aber aufgrund ihrer Eigenschaften und insbesondere ihrer niedrigbleibenden Wuchsformen als Begleitpflanze bei der eigenen Heidegestaltung geschätzt.

Sträucher

Verschiedene Straucharten bieten sich an, die zu gestaltende Heidelandschaft mit etwas Fülle und Höhe optisch zu ergänzen. Im Gegensatz zu den meisten Nadelhölzern sind Sträucher außerdem in der Lage, die Blütenpracht um weitere, deutlich erkennbare Highlights zu bereichern.

Gräser

Gräser können der allgemein eher buschig-flächigen Wuchsform der Heidepflanzen einen markanten, aber nicht dominierenden Gegenpart bieten.

Zum Pflanzen werden die Pflanzen in den Töpfen ausgestellt. Dabei erfolgt die farbliche und strukturelle Anordnung. Zuerst werden jedoch die Begleitpflanzen in den Boden gebracht, da diese die Strukturbildner in der Pflanzung sind und die für den Schattenwurf verantwortlich zeichnen. In das vorher angelegte Pflanzloch kann man mit einer Zugabe von Hornspänen die Langzeitdüngung gewährleisten. Die Pflanztiefe entspricht bei den Heiden mindestens der Höhe des Pflanztopfes. Als Abstand untereinander sollten bei schwachwüchsigen Sorten etwa 20 cm, bei mittelstark wachsenden 35 cm und bei starkwüchsigen 50 cm eingehalten werden. Nach dem Pflanzen wird gut gewässert und eine Schicht Rindenmulch verteilt.

Auch eine Heide benötigt Pflege

In der Natur übernehmen Wildtiere oder Heidschnuckenherden die Pflege der Heide und ich gehe hier einmal davon aus, dass niemand ernsthaft eine Herde von Schafen für den Vorgarten einstallen möchte. Deshalb noch einige Pflegetipps:

  • Nieder mit der Konkurrenz! In den ersten paar Wochen nach der Pflanzung sollten regelmäßig Unkräuter entfernen werden.
  • Grundsätzlich benötigen die sehr genügsamen Ericen und Callunen wenig Zuwendung und keine Düngegabe.
  • Bei Rhododendren und Co. ist dementsprechend mehr zu beachten: Schnitt zum Anregen der Blüte, verblühte Blütenrispen entfernen.
  • Winterschutz: Grundsätzlich sind die heimischen Heidepflanzen in unseren Breitengraden winterhart. Eingeführte Arten und Hybride sollten im Herbst mit Reisig oder Gärtnervlies abgedeckt werden.
  • Wässern nicht vergessen!

Uwe Bienert


Quellen:

  • Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter Wohanka; Ulmer-Verlag)
  • Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag)
  • Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag)
  • Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim)
  • International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group)

Nächsten Monat lesen Sie: „Hortensien“.

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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