Forschung und Entwicklung

Ein nordamerikanischer Käfer als Retter vor Ambrosia?

Allergene Forschung und Bildung
Der Retter vor Ambrosia wirkt eher unscheinbar: Doch der Käfer Orphella Communa hat bereits die norditalienischen Populationen des Beifußblättrigen Traubenkrauts zerstört. Foto: Katja Schulz,

Die Pollen des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) gehören zu den stärksten Allergie-Auslösern. Bereits ab sechs Pollen pro Kubikmeter Luft reagieren empfindliche Personen. Die Folgen sind allergische Reaktionen der Augen und der Atemwege, im schlimmsten Falle sogar Asthma. Die globale Erwärmung verstärkt die Schwere der Symptome. Doch ein eingeschleppter Blattkäfer, dessen Larven bevorzugt diese Pflanze fressen, könnte die Patientenzahl drastisch senken.

Das meldet ein Forscherteam um den Botaniker Prof. Dr. Gerhard Karrer von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Er berichtete in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Nature Communications" über den Käfer Ophraella communa, der ursprünglich in Nordamerika zuhause war. Dort war die Art von Mexiko bis in die kanadischen Prairie-Provinzen verbreitet. Seit einigen Jahren breitet sich die Art nach Verschleppung durch den Menschen als Neozoon in Europa, vor allem in der Südschweiz und in Norditalien, aus.

Nach dem Bericht Karrers wurde Orphella communa 2013 in der Umgebung von Mailand entdeckt. Der Käfer hat seither die norditalienischen Populationen von Ambrosia massiv zerstört und vermutlich zu einer Reduktion der Pollenbelastung in der Po-Ebene geführt. Der BOKU-Professor und seine kroatischen Kollegen konnten jüngst auch die weitere Ausbreitung des Käfers in Richtung der von Ambrosia sehr stark befallenen pannonischen Region im östlichen Mitteleuropa studieren.

Die Forscher errechneten, dass vor der Einwanderung von O. communa in Europa rund 13,5 Millionen Menschen an Ambrosia-induzierten Allergien litten, was zu Kosten von 7,4 Milliarden Euro jährlich führte. Die Summe setzt sich aus dem finanziellen Aufwand für Medikation, dem Wert entfallener Arbeitsstunden und dem Bekämpfungsaufwand zusammen. Prognosemodelle der Wissenschaftler zeigen, dass die biologische Kontrolle von A. artemisiifolia durch den Blattkäfer die Zahl der Patienten um rund 2,3 Millionen und die Gesundheitskosten um 1,1 Milliarden Euro pro Jahr senken wird.

Der einzige Nachteil: Der Retter vor Ambrosia vertilgt als Larve auch andere Wirtspflanzen wie Sonnenblumen, so die Forscher um Prof. Dr. Karrer. Das dürfte in der Landwirtschaft wenig Freude auslösen. Doch eine weitere Ausbreitung von O. communa könne "ohne massive phytosanitäre Maßnahmen ohnedies nicht gestoppt werden", heißt es in einer Presseerklärung aus Wien. cm/BOKU

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