Ein Vergleich von kleinen, mittleren und großen Privatgärten
Je größer desto nachhaltiger?
von: Dr. Mira Lehberger, M.A. David Weinrich, M.Sc. Luisa Pizzini, Prof. Dr. Kai SparkeViele Menschen denken beim Thema "Nachhaltigkeit im Garten" zunächst an ökologische Aspekte wie Pflanzenvielfalt, Wasserverbrauch oder Verbesserung des Mikroklimas. Private Gärten haben aber auch wichtige soziale und ökonomische Funktionen. Sie dienen zum Beispiel als Ort der Ruhe und als Treffpunkt für Freude und Familie, während sie gleichzeitig zeit- und kostenintensiv sein können. Insgesamt gibt es wenig wissenschaftliche Erkenntnisse über die Nachhaltigkeit von Privatgärten und das Verhalten von Gartenbesitzenden. Diese Lücke will die kostenlose Citizen Science App "GardenUp" nun schließen. Das Besondere an der App ist, dass sie Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet. So können auch Zielkonflikte aufgezeigt werden – von denen einige aus der Praxis des Garten- und Landschaftsbaus bekannt sein dürften.
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Wie funktioniert die GardenUp App?
"GardenUp" bewertet die ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit eines Gartens. Dazu beantworten die App-User eine Reihe von Fragen (insgesamt 70) zu ihrem Verhalten im Garten (Beispiele s. Abb. 1). Für jede Antwort erhalten die Nutzerinnen und Nutzer Punkte – je nachhaltiger die Antwort beziehungsweise das Verhalten, desto mehr Punkte gibt es. Aus allen Antworten wird dann für jeden der drei Bereiche – ökologisch, sozial und ökonomisch – ein Nachhaltigkeitslevel berechnet. Zusätzlich erhalten die Gartenbesitzer Informationen darüber, wie nachhaltig ihr Garten im Vergleich zu den anderen Gärten in der App ist. Die Gartenbesitzer haben dann die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeit zu verbessern. Dazu schlägt die App passgenaue Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung des eigenen Gartens vor. Zu jeder Maßnahme gibt es Hintergrundinformationen und hilfreiche Anleitungen, um die Umsetzung zu erleichtern.
Und wie steht's um die Nachhaltigkeit von kleinen, mittleren und großen Privatgärten?
Insgesamt stehen uns derzeit knapp 400 Gärten für die Nachhaltigkeitsbewertung zur Verfügung. Zum Vergleich haben wir die Gärten in drei gleich große Gruppen eingeteilt: kleine Gärten (< 368 m²), mittelgroße Gärten (368–700 m²) und große Gärten (> 700 m²).

Abbildung 2 zeigt die durchschnittliche Nachhaltigkeit dieser Gärten in den drei verschiedenen Bereichen - ökologisch, sozial und ökonomisch. Einige Trends sind deutlich erkennbar. Zunächst ist die soziale Nachhaltigkeit in allen drei Gartengrößen bei weitem am höchsten. Weiterhin ist zu erkennen, dass die kleinen Gärten in allen drei Nachhaltigkeitsbereichen am schlechtesten abschneiden. Tendenziell gilt in fast allen Bereichen: Je größer der Garten, desto nachhaltiger ist er. Vor allem im ökologischen Bereich ist noch viel Luft nach oben – unabhängig von der Größe des Gartens.
Ein Blick auf die einzelnen Nachhaltigkeitsfragen und -antworten zeigt, wo derzeit die Stärken und Schwächen der verschiedenen Gärten – je nach Größe – liegen. So gibt es nur wenige ökologische Bereiche, in denen kleine Gärten im Durchschnitt besser abschneiden als mittlere oder große Gärten. Zwei Beispiele: In kleinen Gärten werden seltener unbeaufsichtigte Mähroboter eingesetzt und Häuser mit kleinen Gärten haben häufiger Fassadenbegrünung und Balkonkästen.
In den meisten anderen ökologischen Bereichen – sei es die sparsame Bewässerung, die Nutzung von Komposthaufen oder das Anlegen von Trockenmauern und Totholzhaufen – sind die großen Gärten "besser". Im sozialen und ökonomischen Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild: Kleine Gärten schneiden nur selten besser ab als mittlere oder große Gärten. Im sozialen Bereich werden kleine Gärten beispielsweise deutlich seltener zur Erholung oder für sportliche und spielerische Aktivitäten genutzt.
Im ökonomischen Bereich werden in großen Gärten häufiger die Möglichkeit zum Wasser- und Energiesparen genutzt und es werden häufiger Lebensmittel produziert. Viele der Ergebnisse dürften zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass mehr Platz auch mehr Möglichkeiten bietet – sei es für differenzierten Anbau, zum Spielen oder auch zur Wasserspeicherung.
Insgesamt wurden bereits über 850 Maßnahmen von unseren App-Nutzenden umgesetzt, um die Nachhaltigkeit im Garten zu verbessern. Diese reichen von der Schaffung eines Wasserangebots für Tiere über die häufigere Nutzung des Gartens als Treffpunkt mit anderen Menschen bis hin zur Umsetzung von Geldsparmaßnahmen im Garten. Dennoch gibt es auch Verbesserungsmöglichkeiten, die für alle Gärten unabhängig von ihrer Größe gelten.
Im ökologischen Bereich haben nur knapp ein Zehntel der Gartenbesitzenden Lehmmulden oder Lehmpfützen angelegt – Lehm ist für einige Insekten und Vögel die Grundlage für den Nestbau und Nestverschluss. Im sozialen Bereich nutzt nur etwa die Hälfte den Garten für sportliche Aktivitäten. Dabei wissen wir aus wissenschaftlichen Studien, dass Bewegung im Grünen besonders gesundheitsfördernd sein kann. Im ökonomischen Bereich wäre eine Möglichkeit, nachhaltiger zu handeln, die selbst produzierten, aber nicht verbrauchten Lebensmittel öfter mit anderen zu teilen.
Fazit
"GardenUp" ermöglicht eine ganzheitliche Messung der Nachhaltigkeit von Privatgärten und kann Teilnehmenden leicht Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Das gilt sowohl für kleine als auch für große Gärten: Potenzial nach oben gibt es überall. Dennoch zeigen unsere Daten, dass größere Gärten tendenziell nachhaltiger sind als kleine, und zwar in allen drei Nachhaltigkeitsbereichen – ökonomisch, ökologisch und sozial.
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