Eine Alternative zum Tennenspielfeld - Hartplatz war gestern

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Fast jeder hat wahrscheinlich schon einmal auf einem Tennenspielfeld - im Volksmund auch Hartplatz genannt - Fußball gespielt. Meist staubtrocken, hart und von Spielern gefürchtet. Dabei konnte der Hartplatz gar nichts dafür. Wäre er richtig gepflegt gewesen, vor allem wäre er nur in feuchtem Zustand bespielt worden, so wie es zum Beispiel das Bundesinstitut für Sportwissenschaften in Bonn vorschreibt, hätte der Hartplatz ein gewisses Maß an Weichheit aufweisen können.

Eine Alternative als Allwetterplatz ist oft das Kunstrasenspielfeld vorzugsweise mit elastischem Füllstoff für besseren Kraftabbau. Diese sind natürlich in sport- und schutzfunktioneller Sicht kein Vergleich zu den alten Tennenspielfeldern. Kein Vergleich zu den Tennenspielfeldern sind aber auch die Herstellungskosten. So kostet ein Kunstrasenspielfeld mit ET-Schicht und Granulat verfülltem Rasen ca. 60 Euro/m², ein Tennenspielfeld nur ca. 26 Euro/m², das heißt bei einer Spielfeldgröße von 60 x 90 m (inklusive Sicherheitszonen) also rund 375.000 Euro beziehungsweise ca. 163.000 Euro reine Baukosten. Eine Differenz, die manch einen Fußballverein vor eine schwierige Entscheidung stellt.

Ein weiteres Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen den Bau eines Kunstrasen- oder Tennenspielfeldes, sind die verwendeten Baustoffe. Tennenspielfelder nach DIN 18035-5 "Sportplätze, Tennenflächen" bestehen häufig aus dem Tennenbelag auf einer sogenannten dynamischen Schicht, die auf einer ungebundenen Tragschicht eingebaut ist.

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Der Tennenbelag kann aus Haldenmaterialien bestehen, die aus dem Bergbau stammen. Für die dynamische Schicht wurde ursprünglich Lavamaterial verwandt, wobei teilweise auch Hochofen-Schlacken aus der Eisenverhüttung Anwendung fanden. Rohstoffe aus Bergbau oder Schwerindustrie können mit Schadstoffen belastet sein. Um Schadstoffbelastungen auszuschließen, sollten deshalb Baustoffe verwendet werden, deren Umweltverträglichkeit nachgewiesen ist. Was nach vorhandenen Normen zurzeit noch nicht eindeutig überprüfbar ist, ist unter anderem die Stabilität von Kunststoffen. In den vergangenen Jahren gab es in Deutschland über 100 Fälle, bei denen der elastische Füllstoff, im Volksmund "Gummigranulat", verklebt ist. Hier handelte es sich (bislang) ausschließlich um EPDM-Granulate, was aber verständlicherweise zu einer Verunsicherung von Planern, Architekten und Bauherren führte. Manch ein Architekt plant aus Haftungsgründen keine granulatverfüllten Kunstrasenspielfelder mehr, sondern nur noch mit einer Verfüllung aus reinem Quarzsand oder ohne Verfüllung.

Ein Kompromiss zwischen Tennen- und Kunstrasenspielfeld kann ein neuer Sportbelag aus Sand sein, dessen Eigenschaften im Labor MPI Münster, Berglen untersucht wurden. Der Schichtenaufbau des Spielfeldes entspricht dem eines Tennensportplatzes, wobei anstatt der Tennendecke ein Feinsand-Vliesgemisch (syntex-ground) aufgetragen wird. Der Feinsand hat eine gedrungene Kornform und ist stark kantengerundet, was ein verzahnen der einzelnen Sandkörner untereinander reduziert, so dass die Sandschicht auch ohne häufige Pflegemaßnahmen locker bleibt. In den Sand sind Vliesstücke eingemischt, die zum einen die Scherfestigkeit der Sandschicht erhöhen, zum anderen Elastizität in den Sportbelag bringen. Das in diesem System aufgebaute und begutachtete Kleinspielfeld lag direkt neben einer Tennenlaufbahn, was einen direkten Vergleich zu Tennenflächen zuließ. Die höhere Elastizität des Kleinspielfeldes war zweifelsfrei spürbar.

Der subjektive Eindruck wurde durch die Messung des Kraftabbaus auf der Spielfeldoberfläche bestätigt. Der Kraftabbau lag bei sechs durchgeführten Messungen zwischen 29,3 und 38,3 Prozent (im Mittel 33,1 Prozent). Zum Vergleich: der Mindestwert für Kleinspielfelder mit Kunststoffbelag und Anlagen für regeloffene Freizeitaktivitäten nach DIN V 18035-6 "Sportplätze, Kunststoffrasenflächen" liegt bei 45 Prozent. Kraftabbaumessungen auf einem bestehenden Tennenspielfeld ergaben bei sechs Messstellen Werte zwischen 13,5 und 16,5 Prozent (im Mittel 15,6 Prozent). Die Wasserdurchlässigkeit des Sandbelages liegt rund um das 20-fache über der Mindestanforderung an Tennenbeläge nach DIN 18035-5 und erfüllt auch die Anforderungen an Rasentragschichtgemische nach DIN 18035-4 "Sportplätze, Rasenflächen". Die Wasserspeicherfähigkeit des syntex-ground-Belags liegt bei über 44 Mass.-Prozent. Die Mindestanforderung an Rasentragschichtgemische nach DIN 18035-4 liegen bei 30 Mass.-Prozent.

Nach Aussage des Betreibers, der Gemeinde Wolfach, wird das Spielfeld nicht gepflegt, was das Einwachsen von Unkraut aus Nebenflächen begünstigt. Unebenheiten und Spielspuren im sehr feinen Sandgemisch würden sich bei Regenfällen fast vollständig selbst ausgleichen. Aufgrund der festgestellten Spiel- und Pflegeeigenschaften ist der syntex-ground-Belag eine Verbesserung gegenüber den herkömmlichen Tennenspielfeldern und eine Alternative zum Kunstrasenspielfeld - wenn der Preis stimmt. Ein Einbaupreis ist mir bislang nicht bekannt.

Dipl.-Ing. Marko Münster
Autor

öbv Sachverständiger für Sport-, Golf- u. Reitanlagen

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