Eine Staudenpflanzung der besonderen Art

von:
GaLaBau Wissen Stauden
Grafiken: Uwe Bienert

99. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Stauden.

Staudenpflanzungen sind mit Recht das Highlight in der Gartengestaltung. Dort ist es dem Gärtner vergönnt, seine Arbeit noch zu Lebzeiten zu genießen, was bei Gehölzen auf Grund der Langsamkeit im Wachstum und Entwicklung nicht möglich ist. Stauden decken fast jeden Lebensbereich auf der Erde ab und haben entwicklungstechnisch eine hohe Bandbreite an Formen, Farben, Lebens- und Überlebensstrategien entwickelt.

Viele große Gärtner aus der Vergangenheit haben sich diesen Pflanzen mit Hingabe gewidmet. Karl Foerster (1874-70) entwickelte die Staudenkultur zu einer einzigartigen Philosophie und hob damit das Ansehen der immer wiederkehrenden krautigen Gartenbewohner. Sein Ausspruch: "Stauden sind Blumen, die im Winter aus scheußlichem Gestrüpp bestehen oder gar nicht vorhanden sind, falls man nicht in der Erde nachwühlt. Bei einem Mindestmaß an Freundlichkeit blühen sie jedes Jahr wieder. Hat man sie lieb, bedanken sie sich überschwänglich" sollte für uns Programm sein.

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Die Lebensbereiche

Die Lebensbereiche der Stauden umfassen alle in der Natur vorkommenden Standortbeschreibungen. Sie wurden von Prof. Dr. Sieber umfassend bearbeitet und grafisch dargestellt, wie die nachfolgende Tabelle in Auszügen zeigt (siehe auch AuGaLa-Pflanzenbücher). Viele Stauden besitzen meist eine weite Standortamplitude, das heißt, sie gedeihen sowohl in dem einen als auch in dem anderen Lebensbereich gleich gut und sind deshalb vielseitig einsetzbar. Oftmals ist eine klare Abgrenzung der Lebensbereiche nicht möglich. Dieses Problem tritt besonders bei kleineren Pflanzflächen bei Pflanzen mit unterschiedlichen Standortansprüchen oder bei frisch erstellten Anlagen auf (siehe Tabelle).

Natürlich gibt es auch in alten Gärten diese Übergangssituationen, in denen sich die verschiedenen Lebensbereiche berühren und durchdringen. Der Landschaftsgärtner arbeitet nur selten am naturnahen Standort. Daher müssen die Bedingungen der einzelnen Lebensbereiche auf Situationen des beruflichen Alltags übertragen werden.

Standort und Geselligkeit

Stauden finden wir in der Natur, im Gegensatz zu Gehölzen (Bäumen und Sträucher), an jedem Standort vor. Sie besiedeln Standorte mit extremer Kälte genauso wie Standorte in Wüstenregionen. Auch höhenmäßig siedeln Stauden an Orten, wo man Gehölze vergeblich sucht. Sie sind sehr anpassungsfähig. Unter ihnen gibt es Gattungen und Arten, die eine sehr enge Standortamplitude haben, aber auch Pflanzen, die sehr flexibel auf unterschiedliche Lebensräume reagieren.

An all diesen Standorten findet man Stauden mit den unterschiedlichsten Wuchseigenschaften in sogenannten Pflanzengesellschaften vereint. Diese Tatsache hat man sich im Gartenbau zu Nutze gemacht und die Stauden in unterschiedliche Geselligkeitsstufen eingeteilt.

Das Pflanzen von Stauden, Ziergräsern und Farnen

Beim Pflanzen von Stauden spielt die Bodenvorbereitung eine weitaus größere Rolle als bei der Pflanzung von Gehölzen. Durch die unterschiedlichen Lebensbereiche in denen Stauden heimisch sind, entstehen auch differenziertere Ansprüche an die Bodenverhältnisse. So kann man zum Beispiel davon ausgehen, dass unsere Beetstauden nur in Böden gedeihen, die nährstoffreich, frisch und humos sind. Andererseits wachsen Stauden auf einem sonnigen, warmen Standort, wie es die Freiflächen in der Natur oft bieten, nur auf durchlässigem, trockenem Boden. Auch im Gegensatz zu Wechselflorbepflanzung unterscheidet sich die Vorbereitung des Bodens, da Stauden für einen langen Zeitraum am gleichen Standort verbleiben. Eine gründliche, tiefgründige Bodenlockerung ist unerlässlich. Trotzdem ist darauf zu achten, dass nicht zu viel Unterboden nach oben "gekehrt" wird. Gleichzeitig achtet man darauf, dass bei der Bodenvorbereitung alle Wurzelunkräuter, wie zum Beispiel Giersch, Schachtelhalm, Ackerwinde, Quecke, vollständig und großflächig entfernt werden. Der Boden soll gut durchlüftet sein und Feuchtigkeit und Nährstoffe speichern. Trotzdem soll er nicht zu Staunässe neigen.

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Da nur der Humusgehalt über das Wachsen der Stauden entscheidet, bedeutet Bodenverbesserung für Staudenpflanzungen in der Regel nur Humuszugabe. Ihre Notwendigkeit liegt vor allem bei schweren, nassen Böden sowie bei leichten sandigen Böden auf der Hand. Um einen schweren Boden leichter zu machen, eignen sich vor allem Sand und Lehm als Zuschlagstoffe. Viele Stauden werden vom Staudengärtner als wurzelnackte Ware geliefert. Verschickt werden sie im Ruhestadium ohne Blätter. Kann bei Lieferung der Pflanzen wegen Bodenfrosts nicht sofort gepflanzt werden, können die Stauden bei etwa 5 °C bis zu drei Wochen in dem Beutel gelagert werden.

Pflanzabstände

Da die Mehrzahl der Stauden erst im dritten Standjahr ihren Standort dominant besiedelt hat, wird immer wieder der Fehler beobachtet, dass die Pflanzabstände zu gering bemessen werden. Es kommt in der nachfolgenden Pflege häufig zu Aus- oder Umpflanzungen.

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Mulchen und Stützen

Frisch gepflanzte, noch nicht zusammengewachsene Flächen werden mit einer Schicht Rindenmulch abgedeckt. Damit wird der Boden feucht, kühl und locker gehalten und die Bodenoberfläche vor dem Verkrusten bewahrt. Außerdem wird der Unkrautwuchs vermindert und eine Humuszufuhr sichergestellt.

Das Erneuern der Mulchschicht muss so lange durchgeführt werden, bis die Stauden den Boden gedeckt haben. Nicht zu vergessen das Stützen der höheren Blütenstauden: Bei starken Regenfällen und Winden können die Blütenstiele völlig herabgedrückt oder gebrochen werden. Das kann bei Paeonia officinalis i.S., Delphinium i.S., Astilbe i.A., Aster novae-angilae, Aster novae-belgii und ähnlichen geschehen. Um das Knicken zu verhindern, kann man über spezielle Stützvorrichtungen der Pflanze Halt geben.

Rückschnitt

Stauden, die nach der Pflanzung besonders langtriebig wachsen, können Anfang Juli etwa auf die Hälfte zurückgeschnitten werden. Sie wachsen umso buschiger. Durch die Samenbildung und -reife werden die Stauden geschwächt, und zusätzlich kann es bei einigen Arten zu einer unerwünschten Massenvermehrung kommen.

Aus diesen Gründen sollten alle abgeblühten Stiele vor dem Fruchten entfernt werden. Damit verlängert man auch das Dasein kurzlebiger Stauden wie zum Beispiel Alcea rosea. Bei einigen Staudenarten dienen die Fruchtstände jedoch als Zierde oder die Aussaat ist gewollt.

Damit sich Massenblüher wie Leucanthemum x superbum, Gaillardia x grandiflora und Centranthus ruber nicht erschöpfen, sollten im frühen Herbst alle Triebe - auch die noch blühenden - zurückgeschnitten werden, um die Stauden am Leben zu erhalten.

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Und wo bleibt das Besondere?

In unserer heutigen schnelllebigen Zeit muss der Gärtner seine Staudensortimente nicht mehr zeitintensiv selbst zusammenstellen. Findige Firmen haben diesen Part übernommen. Adressen und Anbieter findet man über diverse Suchmaschinen im Internet.

Diese Staudenmischungen werden direkt an die zukünftigen Standortbedingungen und den Wunsch des Kunden angepasst.

Wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren der Staudenmischpflanzung ist eine gute Bodenvorbereitung. Die Pflanzung sollte am Tag der Lieferung erfolgen. Falls dies nicht möglich ist, können die Pflanzkisten für ein bis maximal zwei Tage geöffnet an einem geschützten, halbschattigen Platz zwischengelagert werden. Dabei ist auf ausreichende tägliche Wassergaben zu achten. Bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung empfiehlt es sich, das Pflanzen auf die frühen Morgenstunden oder in den Abend zu verlegen und mehrfach stark zu wässern.

Um das Pflanzen zu erleichtern, werden die Pflanzen bereits vorgemischt und in Pflanzkisten verpackt. Die Kisten sind in der Regel nummeriert. In den Kisten befindet sich ein Staudengemisch für rund 3 m². Mit 24 Pflanzen werden 3 m² bepflanzt. Dies entspricht der Pflanzdichte von acht Stück/m² und einem Pflanzabstand von 30 bis 35 cm.

Die Kisten werden auf der Baustelle verteilt und danach die Pflanztöpfe komplett auf der Pflanzfläche ausgenlegt. Die Stauden werden in die mit einer Pflanzschaufel vorbereiteten Pflanzlöcher gesetzt und von allen Seiten fest angedrückt.

Nach der Pflanzung ist unbedingt durchdringend (20l/m²) zu wässern, um ein schnelles Anwachsen und den Bodenschluss der Wurzeln zu ermöglichen.

Abschließend hat sich die mineralische Mulchung mit Kies oder Splitt der Körnung 8/16 in einer Höhe von fünf Zentimetern sehr bewährt. Diese kann das Auflaufen von Samenunkräutern wirksam unterdrücken.

Auf den nebenstehenden Grafiken und Bildern wird auf einer Lehrlingsbaustelle einer Ausbildungsstätte des Landkreises Kassel eine alte ständig von "Unkraut" missgestaltete Fläche aus einem alten Splittbelag in eine Pflanzfläche verwandelt. Dies sollte ohne großen Bodenaustausch erfolgen und wurde mit einer Staudenmischung für Magerstandorte mit dem Namen "Moritzburger Blühzauber" durchgeführt. Das Ergebnis spricht für sich und war für alle Beteiligten eine neuartige Erfahrung.

Quellen:

Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim 2009), International standard ENA 2010-2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA's European Plant Names Working Group), Pflanzenbuch 1+2 für Auszubildenden im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (AuGaLa, Bad Honnef), Wikipedia.

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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