Park-Krise im Mutterland der Gartenkunst

Englands Grünflächenämtern geht das Geld aus

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Die Grünflächen des Castle Parks in Bristol zeigen bereits deutliche Verfallserscheinungen. Foto: Adrian Pingstone, Wikimedia Commons

Englands Parks und Grünflächen stecken in einer tiefen Krise. 92 Prozent der Grünflächenverwaltungen auf der Insel haben in den Jahren 2013 bis 2016 deutliche Haushaltskürzungen hinnehmen müssen. 95 Prozent von ihnen erwarten, dass sich dieser Trend bis mindestens 2019 fortsetzen wird. Der Grund dafür sind die knappen Kassen der Stadtverwaltungen. Am schlimmsten steht es um das Grün in den Großstädten Bristol, Newcastle und Manchester.

Bristol will Kosten für Grünpflege auf Null reduzieren

Bristol, die sechstgrößte Stadt Englands, plant, bis 2019 die Ausgaben für ihre Parkanlagen auf Null zu reduzieren. Bisher hatte die Stadtverwaltung der 432.000-Einwohnerstadt rund 4,5 Millionen Pfund jährlich in die Pflege ihrer Grünflächen investiert. Dabei handelt es sich um 1652 Parks, die sich über 2217 Hektar erstrecken und mehr als 25 Millionen Besucher per anno anlocken. Die Grünflächen sind nicht nur ein bedeutender Erholungsraum für Bristols Bewohner, sondern auch ein wichtiger Tourismusfaktor, wie die Stiftung "The Avon Wildlife Trust" betont. Die Bevölkerung ist aufgebracht. Die Bürgerinitiative "Bristol Park Forum" hat im Juni eine Petition initiiert, die bei Redaktionsschluss bereits 3351 Unterschriften gegen den Grünflächenverfall eingebracht hatte. Um eine neue Stadtrat-Debatte über die Situation der Parks zu erzwingen, sind bis Ende Oktober 3500 Unterzeichner notwendig. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass die Sparpläne der Stadt eine Abwärtsspirale in Gang setzen könnten, die zu weniger Nutzung der Grünflächen und einer Zunahme an anti-sozialem Verhalten führen könne.

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Diese Bank wird auf absehbare Zeit nicht mehr instandgesetzt werden. Bristol beabsichtigt, seine Ausgaben für Grünflächen auf Null zu reduzieren. Foto: shrinkin\'violet, Flickr, CC BY 2.0

Das Stadtgrün in Englands Norden: Ein trostloses Bild

Das im Nordosten Englands gelegene Newcastle upon Tyne hat seine Ausgaben für die Grünflächenpflege in den letzten fünf Jahren um 97 Prozent reduziert. Trotzdem ist der Stadtrat entschlossen, die Grünflächen nicht zu privatisieren oder Eintrittsgelder für sie zu erheben. Newcastle überlegt, die Pflege der Flächen einer gemeinnützigen Stiftung zu übertragen. Einen anderen Weg schlägt die Hafenstadt Liverpool ein: Dort will die Stadtverwaltung das kommunale Grünflächenmanagement an Privatfirmen outsourcen und grüne Liegenschaften verkaufen, um an Geld zu kommen. Das Beispiel Manchester, ebenfalls im Norden Englands gelegen, rundet das trostlose Bild ab: Dort sind die Gelder für Grünflächenpflege in den letzten sechs Jahren um 30Prozent gekürzt worden.

Bericht "Public parks 2016-17" im Parlament

Ein Bericht des Unterhauses hat erschreckende Fakten gesammelt. In Parks von Newcastle bis Bristol wurden Springbrunnen abgestellt und öffentliche Toiletten dichtgemacht. Gepflasterte Areale wichen Asphaltflächen, Blumenbeete wurden entfernt, da sie nicht instandgehalten werden können. Dazu sanken die Pflegestandards rapide: Neben ungemähten Rasenflächen stechen den Spaziergängern wild wuchernde Pflanzenbestände und algenverseuchte Teiche ins Auge. Im Tarn Park in Greenwich gibt es einen See, an dem massenhaft Gänse durch Lebensmittelvergiftung verendet sind. Der Grund: Das Gewässer speist sich aus einem Straßenabfluss, der Müll, Zigarettenstummel und Gummiringe mit sich bringt. Für die dringend benötigte Entschlammung des Sees fehlt allerdings das Geld. Englandweit breiten sich außerdem Schädlinge wie Ratten in den Parks immer weiter aus. Ebenfalls bitter: Durch Stellenkürzungen können viele Parks ihre Regularien kaum noch durchsetzen und werden Müllproblemen, Graffiti-Verschmutzungen und Vandalismus nicht mehr Herr. Als Akt der Verzweiflung wurden vielerorts die Öffnungszeiten reduziert. Das Erscheinungsbild, so der Bericht weiter, leide nicht nur unter dem asozialen Verhalten der Nutzer - auch in der Pflege-Qualität seien deutliche Einbußen zu verzeichnen. Eine zunehmend dünner werdende Personaldecke bei den Grünflächenpflegern und der Verlust von Expertise führten dazu, dass einstige Standards nicht mehr gehalten werden können.

Die Probleme sind jedoch nicht nur ästhetischer Natur, aus ihnen erwachsen auch konkrete Gefahrenlagen. Da etwa Baumkontrollen nur noch sehr unregelmäßig stattfinden, könnten Bäume zum Unfallrisiko für Parkbesucher werden. Auch Spielplätze haben sich aufgrund spärlicher Wartung zum Gefahrenherd entwickelt: Zersplitterte Spielgeräte im Moor Nook Park in Manchester wurden trotz mehrmaliger Bürgeranfragen nicht repariert, sondern letztlich einfach nur abgebaut. Herbstlaub wird nicht mehr aufgelesen, zusehends rutschige Wege sind die Folge. Ganzjährig ist der Wegfall des Müllaufsammelns auf den Rasenflächen ein Problem: Während Mäharbeiten können so weggeworfene Flaschen zerbrechen, wodurch das Verletzungsrisiko für Mensch und Tier steigt.

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Liverpool will grüne Liegenschaften verkaufen, um an Geld zu kommen. Zum Verkauf steht dann auch der historische Sefton Park mit Palmenhaus von 1896. Foto: SomeDriftwood, Flickr, CC BY 2.0

"Eine neue Periode der Vernachlässigung"

Das Komitee zeigt sich angesichts dieser Beobachtungen alarmiert: Es warnt das Parlament vor einer "neuen Periode der Vernachlässigung", wie es sie in den 1980er und 90er Jahren schon einmal gegeben habe. Seitdem habe allein der Heritage Lottery Fund, Großbritanniens führende Stiftung zum Erhalt des nationalen Erbes, 850 Millionen Pfund (rund 923 Mio. Euro) in die Parks und Grünflächen der Insel investiert. Diese Investition sei durch die gegenwärtige Entwicklung hochgradig gefährdet.

Als Fazit des Berichts fordert das Komitee den für Parks und Grünflächen zuständigen Minister auf, alternative Finanzierungsmodelle fürs Stadtgrün zu prüfen. Weiterhin solle er den Stellenwert von Parks im Rahmen grüner Infrastruktur untersuchen und ermitteln, ob Geldmittel aus dem Gesundheitswesen zur Parkpflege angezapft werden können. Auch gelte es, dem Parlament regelmäßig Bericht zu erstatten.

Hendrik Behnisch

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