Es war einmal - Hippe, Häpe und Rasenpatsche

von:
Junge Landschaft Kleingeräte und Werkzeuge
Grafik: Uwe Bienert

100. folge Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Werkzeugkunde.

Es ist wieder einmal so weit. Die tägliche Arbeit auf der Baustelle ist erledigt und das Werkzeug wird mehr oder weniger achtlos im Bauwagen versenkt. Gut ist der, der es noch reinigt. Hat jemand schon einmal über dieses Werkzeug nachgedacht? Wann hat eigentlich ein Gärtner das erste Mal einen Spaten in der Hand gehalten? Gab es immer schon genormte Standartgeräte? Oder sind vielleicht mit der Zeit Geräte wieder verschwunden, nicht weil sie geklaut wurden, sondern weil sie nicht mehr genutzt wurden? Fragen über Fragen - denen wir hier im Ansatz einmal nachgehen wollen.

Der Wert von Arbeitsgeräten sinkt in der heutigen Zeit durch die massenhafte Produktion der Werkzeuge. Das war nicht immer so. Gartengeräte hatten einen hohen Stellenwert im persönlichen Eigentum. Nicht etwa des Gärtners, wie man meinen könnte, sondern im Besitz des Gartenbesitzers. Dieser übergab seine Gartengeräte mittels Inventarliste an den Gärtner, welcher Aufträge im Garten erledigte.

Der Autor und Theologe Franz Philipp Florinus schrieb in seinem Werk "Hausväterliteratur" im Kapitel "Vom Garten-Zeug" schon im Jahre 1702: "Gleichwie man aber einen jeden rechtschaffenden Arbeiter oder Künstler an seinem Werkzeug erkennet: Also muß ein verständiger und fleißiger Gärtner auch mit demselben versehen seyn/anerwogen er sonst seiner Gärtnerey/ nicht mit Nutzen wird vorstehen können."

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Junge Landschaft Kleingeräte und Werkzeuge
Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert

In diesem Sinne stellen wir jetzt und hier einige Betrachtungen zu den gängigsten Werkzeugen im GaLaBau an.

Wenn man über Gartengeräte spricht, fällt einem der Spaten an erster Stelle ein. Das hat seinen Grund: Er ist nicht nur eines der ältesten Geräte des Menschen, sondern auch sehr vielseitig in seiner Anwendung. Die ersten nachgewiesenen Spaten stammen aus der Steinzeit, also um 4000 v. Chr. Sie waren nicht aus Stein, wie man vermuten möchte, sondern aus einem Stück Holz und eine Weiterentwicklung des Grabstocnkes. Erst im 1. Jahrhundert tauchte dann in römisch besetzten Gebieten der eisenbeschlagene Spaten auf. Bei ihm war die Schneide mit einem Eisenschuh versehen. Interessant ist, dass diese Konstruktionsform mit dem Abtreten der Römer von der Bühne der Weltgeschichte auch wieder verschwand. Erst im Mittelalter tauchte er wieder auf und begann seinen Siegeszug bis in die Hand des heutigen Gärtners.

Zu seinen vielen Konstruktionsvarianten zählen neben den Holzspaten und den eisenbeschlagenen Spaten auch der Volleisenspaten, die schon bei den Römern in Benutzung waren und die sich immer mehr durchsetzende Kombi-Variante mit Eisenblatt und Holzstiel. Über regionale Besonderheiten, deren Vielzahl unendlich scheint, gibt eine der Abbildungen Auskunft. Die DIN 20127 gilt für eingestielte, gepresste oder gewalzte normale (Gärtner-) und leichte (Damen-) Spaten mit Doppelfeder.

Eine übergroße Anzahl von unterschiedlichen Hacken ist bekannt. Man unterscheidet zwischen Geräten die angehoben und schlagend geführt werden (Schlaghacken) und solchen die durch Hin-und Her-Bewegen am Boden ziehend (Ziehhacken) benutzt werden. Schlaghacken sind älter und ungefähr seit der Eisenzeit bekannt. Sie sind hauptsächlich im Gebiet des ehemaligen Römischen Reiches verbreitet. Die Ziehhacken fanden ihre Anwendung erst in der Neuzeit im mitteleuropäischen Raum. Die Vielzahl der unterschiedlichen Hacken ergibt sich aus der Art und Weise ihrer Anwendung (Tabelle: Beispiele von Hauen).

Junge Landschaft Kleingeräte und Werkzeuge
Grafik: Uwe Bienert

Die Rechen (Harke, rastello, rake, râteau): Diese Geräte sind aus einer verhältnismäßig jüngeren Epoche. Erste Rechen sind aus der Zeit der Renaissance bekannt. Sie bestehen aus Holz oder Eisen. Ihre Zähne waren bis ins 19. Jahrhundert in einem hölzernen Holm gefasst. Diese Zähne sind nach innen gebogen und über ihre Anordnung am Holm im Winkel von 90 Grad zum Stiel angeordnet. Sie werden für die unterschiedlichsten Anwendungen gebaut: Erdrechen, Heurechen, Doppelrechen, Krümelrechen, Wegerechen und Laubrechen und Rasenrechen.

Auch die allseits bekannten Fächerbesen werden zu den Rechen gezählt. Während die beiden zuvor genannten Geräte (Spaten und Hacke) dem Menschen bereits aus der Landwirtschaft bekannt waren, wurde die Präsenz der Rechen tatsächlich erst in den großen Gartenbauepochen von Nöten. Dort erst fielen ziemlich große Mengen an Pflegeaufgaben wie Laubfegen, Schnittgut beseitigen, Wege pflegen an.

Junge Landschaft Kleingeräte und Werkzeuge
Grafik: Uwe Bienert
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Grafik: Uwe Bienert
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Die Geräte der Gehölzpflege, -pflanzung und -veredlung

Die Häpe (Säsle, Gertel, Kneip, Runggl, serpe, billhook, roncola, kosir): Sie ist ein sehr schweres Messer mit einer Länge von bis zu 45 cm. Die schnabelartige Klinge ist an der Schneide mehr oder weniger gerade. Mit ihr wird ein sägeartiger Schnitt geführt oder eine hackende Bewegung ausgeführt, um zum Beispiel Zweige oder Äste zu zerhacken. Es gibt Exemplare mit einem Handgriff, aber auch Häpen mit einem Langstiel zur Hochentastung. Dieses Universalwerkzeug ist seit der Eisenzeit bekannt und wird nicht nur von Gärtnern genutzt. Sie findet beispielsweise auch bei Forstleuten, bei Bauern zur Futtergewinnung, bei Korbflechtern, Besenbindern, Faschinenbauern, bei der Traubenernte (bereits im Alten Testament als "masmerot" - Haumesser - erwähnt) ihre Liebhaber.

Die Hippe (serpette, pruning knife, falcetto): Das Messer mit seiner bis zu 15 cm langen Klinge, die immer einschneidig ausgeführt wird und leicht gekrümmt ist, wird zum Schnitt dünner Zweige genutzt. Sie ist aus der Häpe und der Sichel entstanden. Es werden feststehende Exemplare und Klapphippen produziert. Sie wurde um 1600 erstmals im Gartenbau und der Landwirtschaft genutzt und ist bis heute nicht aus der Hosentasche des Gärtners wegzudenken.

Was ist sonst noch interessant?

Je mehr man in dieses Thema einsteigt, umso wissenswerter, umfangreicher und skurriler werden die Geräte und die damit verbundenen Informationen. Sicher ist es an dieser Stelle nicht möglich das Thema umfassend abzuschließen, aber ein erster Eindruck ist gewonnen und vielleicht auch Interesse geweckt. Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, dem sei das in dieser Zeitschrift schon besprochene Buch (siehe Quellenverzeichnis) empfohlen.

Nächsten Monat lesen Sie:

"Ein Baummythos - Ginkgo biloba"

Uwe Bienert
Literatur

Hippe, Krail und Rasenpatsche (Wimmer, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2012), Wikipedia.

 Uwe Bienert
Autor

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