ELCA befragte über 5000 Menschen Europas Großstädten

EU-Grünatlas: Berlin, Helsinki und Paris haben Nachholbedarf

Zum ersten Mal wurden europaweit Bürger zu ihrem Nutzungsverhalten und ihrer Zufriedenheit mit Parks und öffentlichen Grünflächen in Großstädten befragt. Für die repräsentative Studie der European Landscape Contractors Association (ELCA) befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa von Ende März bis Anfang Mai dieses Jahres 5048 Menschen in zehn europäischen Großstädten: Berlin, Zürich, London, Prag, Wien, Helsinki, Amsterdam, Paris, Budapest und Kopenhagen.

Insgesamt hohe Zufriedenheit

Mit dem quantitativen Angebot von Parks und Grünflächen zeigen sich die Befragten insgesamt zufrieden: 71 Prozent der Befragten sind im Schnitt mit dem Grünangebot in ihrer Stadt "sehr zufrieden" oder "zufrieden". Am besten schneidet Amsterdam mit 88 Prozent ab. Helsinki (62 Prozent), Budapest (53 Prozent) und Paris (48 Prozent) belegen mit deutlich niedrigeren Werten die drei letzten Ränge. Berlin liegt mit 79 Prozent Zufriedenheit noch über dem Durchschnitt.

Rund 89 Prozent aller Befragten gaben an, dass sich in der näheren Umgebung ihrer Wohnung ein oder mehrere öffentlich zugängliche Grünflächen befänden. Helsinki (95 Prozent) und Amsterdam (93 Prozent) erreichten dabei die höchsten Werte, Budapest lag mit 73 Prozent auf dem letzten Rang. Jeder zweite Bürger nutzt mindestens einmal die Woche Parks und Grünanlagen - am häufigsten in Berlin (60 Prozent), am seltensten in Budapest und Paris (jeweils 44 Prozent) sowie in London (38 Prozent). Mit weitem Abstand am häufigsten werden die Grünanlagen zum Spazierengehen (76 Prozent) genutzt. Etwa jeder dritte Befragte gab an, öffentliche Parks aufzusuchen, um Sport zu treiben (32 Prozent), um die Natur zu erleben (30 Prozent) oder zum Ausspannen (30 Prozent).

Defizite bei Grünflächen-Zustand

Die Studie zeigt, dass die Anzahl von Parks und Grünflächen ausreichend ist. Erhebliche Defizite bestehen aber zwischen den Ansprüchen der Bevölkerung und dem tatsächlichen Zustand der Grünanlagen.

Neun von zehn Nutzern von Parks und Grünanlagen (90 Prozent) ist es besonders wichtig, dass Parks und Grünanlagen attraktiv gestaltet sind und optisch ansprechend wirken. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Wunsch in Budapest (97 Prozent), vergleichsweise am wenigsten wichtig ist dies den Bürgern in Wien (85 Prozent). In Relation zu der hohen Bedeutung des Aspekts für die Befragten, fiel das Qualitätsmerkmal in der Bewertung merklich schlechter aus. Im Durchschnitt sind 68 Prozent mit der optischen Gestaltung (sehr) zufrieden.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Projektleitung Freiraum-/Grünplanung (m/w/d), München  ansehen
Landschaftsplaner (m/w/d), Elmshorn  ansehen
Landschaftsarchitekt/-in (w/m/d), Wiesbaden  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Überdurchschnittlich groß ist das Defizit zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Berlin: 87 Prozent der Befragten ist die Gestaltung der Grünanlagen besonders wichtig, zufrieden sind damit jedoch nur 60 Prozent. Noch größer sind die Lücken in Budapest (97 wichtig/61 Prozent zufrieden), Paris (93/59 Prozent) und Helsinki (85/50 Prozent). Wien erreicht dagegen mit 81 Prozent Zufriedenheit qualitativ die beste Bewertung. Auch Amsterdam auf Platz 2 schneidet mit 79 Prozent Zufriedenheit überdurchschnittlich gut ab.

Bürger wollen Profi-Pflege

Am zweitwichtigsten ist den Befragten in Europa, dass die Grünanlagen professionell gepflegt sind (88 Prozent). Den absoluten Höchstwert erreicht hier Budapest mit 99 Prozent. Das Bedürfnis nach professionell gepflegtem Grün wird jedoch weder in Budapest noch in den anderen neun Ländern eingelöst, am wenigsten in der deutschen Hauptstadt: 86 Prozent der Befragten in Berlin ist die Pflege der Grünanlagen wichtig, nur 37 Prozent sind damit zufrieden - mit weitem Abstand der geringste Wert im europäischen Vergleich. Auch bei diesem Aspekt schneidet Wien mit 80 Prozent Zufriedenheit noch am besten ab.

Ausreichend vorhandene Sitzgelegenheiten und Bänke wünschen sich 87 Prozent, jeweils 80 Prozent eine breite Vielfalt an Bäumen und Pflanzen sowie Ruhezonen und Rückzugsmöglichkeiten, gefolgt von Spielflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder (72 Prozent) sowie Möglichkeiten und Flächen für sportliche Aktivitäten (61 Prozent). Auch bei diesen Aspekten sehen die Befragten ihre Bedürfnisse von dem tatsächlichen Angebot an öffentlichem Grün häufig nur unzureichend gedeckt. Ausnahme Wien: Die österreichische Hauptstadt schneidet in der qualitativen Bewertung in allen Aspekten am besten ab.

Politik plant an Bürgern vorbei

"Die Studie zeigt, dass die Politik mit ihrer Stadtplanung an den Bedürfnissen der Bewohner vorbei plant. "Urbanes Grün wird in Stadtentwicklungsprozessen nicht angemessen berücksichtigt. Die Politik verkennt die Chancen und das Potenzial von städtischem Grün für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Entwicklung", erklärte ELCA-Präsident Emanuel Mony. Stadtgrün biete für die von den Befragten eingeforderten sozialen Funktionen und Aspekte erheblich mehr Potenzial. Darüber hinaus trage Stadtgrün unter ökologischen Gesichtspunkten wesentlich dazu bei, die Luftqualität zu verbessern und hohe Temperaturen auszugleichen, so Mony weiter. "Das rechnet sich für die Kommunen und für die Privatwirtschaft, hebt die Standortqualität und wird so zum Treiber für eine positive wirtschaftliche Entwicklung."

Die Studie soll der Auftakt zu einer Reihe von weiteren Studien und wissenschaftlichen Untersuchungen über urbanes Grün sein. "Neben dem sozialen müssen insbesondere auch der ökologische und ökonomische Nutzen von Stadtgrün weiter erforscht werden", forderte Mony. "Es ist die Verantwortung der Politik auf allen Ebenen, vor allem der EU, mehr in die grüne Forschung zu investieren. Nur auf der Basis weiterer, verbindlicher Erkenntnisse kann der Nutzen von Stadtgrün künftig optimal für die Menschen in Europa ausgeschöpft werden."

cm/BGL

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen