Ökonomisch betrachtet

Fachkräftemangel schlägt Corona

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Was ist nun schlimmer, Corona oder der Fachkräftemangel? Ein seltsamer Wettbewerb um den schlechtesten Einfluss. Eine jüngst veröffentlichte Studie der KfW hat sich damit befasst.

Bereits vor der Krise war das Thema Mitarbeiter ganz oben auf der Prioritätenliste. Hohe Nachfrage und geringes Fachkräftepotenzial trafen aufeinander. Wenn man der aktuellen Konjunkturumfrage im GaLaBau Glauben schenken mag, dann kann hier die Krise, wenn überhaupt, nur für wenig Entspannung sorgen. Und um eine krisenbedingte Abwanderung von Fachkräften, die nachher nicht mehr zur Verfügung stehen, muss sich die Branche offenbar auch keine Sorgen machen. Für den einzelnen Betrieb mag das alles also ein Luxusproblem sein, langfristig bedeutet die ständig knappe Mitarbeiterkapazität aber eine Bremse für die Konjunktur - und die Branche bleibt hinter den Wachstumsmöglichkeiten zurück.

Von 28 Berufen, die eine Vakanz-Zeit von über 200 Tagen aufweisen, gehört der Baubereich mit 13 Mangelberufen zu den TOP-Engpassbranchen. Ein Grund ist die Arbeitsproduktivität, die nicht mit der Nachfrage, also dem Wachstum, mithält. Im Durchschnitt ist sie lediglich um 0,5 Prozent p.a. gewachsen, in der Dienstleistung sogar gesunken, wobei das reale BIP um 1,5 Prozent anstieg; der Umsatz im GaLaBau um über 6 Prozent! Wachstum funktioniert also nur mit Mitarbeiterkapazität. Und die wird auch zukünftig nötig sein, denn Wanderungsbewegungen in die Zentren werden noch eine Weile zu einer hohen Wohnungsnachfrage und Aufträgen für die Branche führen. Und auch die schrumpfende und alternde, inländische Bevölkerung trägt zunehmend zum Fachkräftemangel einerseits und zu einer höheren Nachfrage durch zahlungskräftige Pensionäre andererseits bei. Dieser Effekt wird sich weiter verstärken. Zuwanderer und ausländische Arbeitskräfte bestimmen insofern die Beschäftigungsdynamik.

Die Coronakrise führt aber - zumindest aktuell - zu einer teilweise starken Einschränkung der Reisemöglichkeiten. Und so wirkt sich die politische Fähigkeit zur Krisenbekämpfung auf die verfügbaren Kapazitäten, aber auch den Reisewillen der potenziellen Fach- oder zumindest Hilfskräfte und damit die Konjunktur aus, solange noch kein Kraut gegen das Virus gewachsen oder ein Impfstoff verfügbar ist. Grundsätzlich gilt das aber auch für verlässliche politische Rahmenbedingungen im Allgemeinen. Eine andere Lösung kann die Erwerbsquote sein, die vor allem bei Frauen noch erhöht werden kann. Demgegenüber steht die zunehmende Akademisierung, die zusätzlich zu mangelndem handwerklichen Nachwuchs führt. Die große Hoffnung liegt in der Digitalisierung, um eine höhere Arbeitsproduktivität zu erreichen. Inwiefern das im Baubereich funktioniert, muss die baubetriebliche Forschung und Praxis zeigen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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Prof. Dr. Heiko Meinen
Autor

Leiter des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), Hochschule Osnabrück

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