Farne - die vergessenen Begleiter

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Eine Welt voller Farne zeigen uns Museumsdioramen, naturkundliche Zeichnungen und Dinosaurierbücher, die die Lebenswelten der Urzeiten vorstellen und nachzeichnen. Indem Farne vor Jahrmillionen ihre Formen in die noch weichen Sedimentschichten eindrückten und dauerhafte Abdrücke hinterließen, haben sie auch unser Bild einer fernen Vergangenheit geprägt. Wie aus einer verlorenen Welt erscheinen diese Pflanzen und begeistern mit ihrem ganz besonderen Reiz.

Die Pflanzen, die man taxonomisch guten Gewissens als Farne bezeichnen kann, werden vier Klassen zugeordnet. Da wären zunächst die Schachtelhalme, die Equisetopsida, in ihrer Erscheinung wunderbar eigenartig und auch für den Gartenbau ein ganz eigenes Nischenthema. Vor allem von den drei anderen Klassen soll hier die Rede sein - den zungenbrecherisch benannten Psilotopsida, Marattiopsida und Polypodopsida. Zur Klasse Psilotopsida, den Gabelblatt- und Natternzungengewächsen oder auch Nacktfarnen gehören die Rautenfarne, die Mondraute und die gewöhnliche Natternzunge Ophioglossum vulgatum (Ophioglossaceae). In der Bezeichnung der Klasse Marattiopsida klingt schon der Name ihrer einzigen Familie, der Marattiaceae an. Hierher gehört die vorwiegend neotropische Gattung Marattia. Und dann wäre da noch die Klasse der sogenannten echten Farne, der Polypodiopsida - hierzu zählen die allermeisten in Mitteleuropa landschaftsgestalterisch interessanten Farne. Je nachdem welchen Botaniker man dazu fragt, sind es weltweit ungefähr sieben Ordnungen, darunter solch unterschiedliche Erscheinungen wie die Schwimmfarne und Wasserfarne der Ordnung Salviniales oder die Ordnung der Cyatheales, der Baumfarne. Ein Beispiel für letztere ist die Gattung Dicksonia, deren Vertreter Dicksonia antarctica (Dicksoniaceae) eine derart beliebte Zierpflanze ist, dass die Bestände in der Natur durch "botanische Wilderei" gefährdet sind, lassen sich diese Pflanzen doch auch ausgewachsen noch ausgraben und verpflanzen.

Farne, die keine sind

Im allgemeinen Sprachgebrauch trifft man indes einige "Farne", die nur dem Namen nach solche sind, und lediglich ihrer fiedrigen Erscheinung wegen eine gewisse oberflächliche Farnähnlichkeit aufweisen. Zum Beispiel werden gerne Samenpflanzen aus der Abteilung der Palmfarne, der Cycadophyta, etwa die Cycas-Palmfarne in die Nähe der Baumfarne gestellt.

"Moosfarne", aus der Ordnung Selaginellales sind weder Moose noch Farne. "Arborvitae fern" werden Selaginella braunii und andere Selaginellaceen im Englischen genannt, einer Sprache, die besonders reich an Farn-Namen fern taxonomischer Identitäten ist. So sind "Asparagus fern" und "foxtail fern" gängige Bezeichnungen für Zierspargel. Ein einheimisches Beispiel einer nur farnartig benannten Pflanze liefert der Rainfarn Tanacetum vulgare, ein Korbblütler - und was eine Blüte hat, kann kein Farn sein. Die Benennung der Farne in Umgangs- oder Wissenschaftssprache ist ebenso verwirrend wie ihre Taxonomie.

Auch die Biogeographie dieser Pflanzen erschließt sich nicht auf den ersten Blick, scheinen Farne doch die Grenzen der Florenreiche zu ignorieren. Sie sind oft Kosmopoliten, oder auf Regionen beschränkt, die manchmal so weit auseinanderliegen, dass zunächst gar kein biogeographischer Zusammenhang zu bestehen scheint. Mitunter überschreiten sie in ihrer natürlichen Verbreitung scheinbar beliebig klimatische Grenzen und sind sowohl tropisch als auch arktisch. Dryopteris filix-mas (Dryopteridaceae), der Wurmfarn etwa findet sich in Grönland und Island und in Brasilien. Das Verbreitungsgebiet des gewöhnlichen Tüpfelfarns Polypodium vulgare (Polypodiaceae) erstreckt sich über die Palaearktis und Nearktis - und überrascht mit einem zusätzlichen autochtonen Vorkommen an der Südspitze Afrikas.

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Ein üppiger Unterwuchs aus Straußfarn liefert den Hintergrund für die Blüten eines Sorbus groenlandica, hier im Hørsholm Arboretum, Dänemark.
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Die Blüten einer Hydrangea leuchten vor sattem Farngrün.
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Die Blüten eines Calycanthus floridus kommen über einem Unterwuchs aus Straußfarn besonders gut zur Geltung.

Poetik und Fraktale

Die Ästhetik der Farne, das Bild der extravaganten Gestalten der Wedel in jeglichem Zustande der Entwicklung, des fraktalartigen Auf- und Zusammen- und Auseinanderrollens spiegelt sich häufig in der Formensprache künstlerischen Ausdrucks - etwa in den Fotografien Karl Blossfeldts oder in der bildenden Kunst des Jugendstils wieder. Farne liefern auch eine Flut poetischer Sprachbilder. "Noch eingerollte, frisch gesprossene Farnköpfe mit den verschmitzten romanischen Mienen, geschlossene Augen bei teleskopgewölbten Lidern, Schmunzeln, in sich gekehrt, äugend" sieht Peter Handke 1). Es ist übrigens bemerkenswert, zu welch poetischer Sprache mitunter auch Gartenautoren, die sich ansonsten einer ganz nüchtern-wissenschaftlichen Sprache befleißigen, angesichts der "Formmelodien 2)" oder "rätselvoller Schönheit und grüner Rhythmik 3)" der Farne finden.

Farne für alle Sinne

"Farn" ist zwar beinahe ein Synonym für "Grün", doch tatsächlich zeigen sich bei den Farnen ebenso unendlich viele Variationen zu diesem Farbthema wie bei anderen Pflanzen auch. Etliche Sorten zeigen durch Anthocyananreicherung eine rötliche Färbung. Athyrium filix-femina 'Rotstiel' (Woodsiaceae) verrät diese Eigenschaft schon im Sortennamen. Vor allem seine jungen Austriebe sind intensiv rot gefärbt. Der asiatische Rotschleierfarn Dryopteris erythrosora hat seinen Namen zwar daher, dass die Sporangien von einem roten Schleier bedeckt sind, doch auch seine jungen Triebe erscheinen rötlich. Der Goldschuppenfarn Dryopteris affinis fällt dagegen durch einen gelben Austrieb auf.

Verschiedene Arten bringen panaschierte und rote Formen hervor, und manche verbinden sogar beides, wie etwa der Japanische Regenbogen-Farn, manchmal auch Brokatfarn genannt, Athyrium niponicum var. pictum. Eine Hybride zwischen dieser mehrfarbigen Sorte und Athyrium filix-femina ist ein weißlich-silbriger Farn, der als "Ghost fern" vermarktet wird. Einige der rein grünen Arten und Sorten überraschen mit einer spektakulären Herbstfärbung. Der Zimtfarn Osmunda cinnamomea (Osmundaceae) zum Beispiel taucht sich gegen Ende der Vegetationszeit in ein prächtiges goldgelb. Manchmal zeigen auch Arten, die bereits im Frühjahr bunt treiben, im Herbst erneut Farbe. Der soeben bereits erwähnte Dryopteris erythrosa etwa kann einen beinahe chamäleonischen Farbwechsel von Rot im Frühjahr über sommerliches Grün ins Orange durchlaufen. Abgesehen von den sichtbaren Farben und Formen wäre da auch noch der Duft.

Gemeint ist nicht die nur dem Namen nach farnähnliche "Fougere"-Duftnote, die sich in Rasierwässern findet. Farnduft ist etwas ganz Anderes, ganz Besonderes, das sich jedem Vergleich entzieht, und kann je nach Art mitunter solch extravagante Noten wie Erdbeere, Veilchen, Pfirsich, Lakritz, Zitrone, Moschus oder Raubkatze beigemischt enthalten.4)

Farnrausch

Völlig verzaubert von den Farnen waren jedenfalls viele Menschen im 19. Jahrhundert in einem jener typisch britischen Kulturphänomene der Viktorianischen Zeit - dem "Fern craze" oder "Pteridomania". Um die 1850er Jahre herum waren auf der Insel auf einmal Farne "in". Vor allem junge Damen waren von diesem Farnfieber stark betroffen - vielleicht hat man sie besonders dazu ermutigt, sich mit diesen blütenlosen Pflanzen auseinanderzusetzen, weil dabei Themen um Bienen und Blüten elegant ausgespart werden konnten? "Vielleicht sind Ihre Töchter ja von der gegenwärtig herrschenden Pteridomanie erfasst worden" schrieb der Schriftsteller Charles Kingsley "und sammeln und kaufen Farne … und während sie sich mit unaussprechbaren Farnnamen herumschlagen (die mit jedem neuen Farn, den sie kaufen, anders zu sein scheinen) bis Ihnen der Farnwahn irgendwie langweilig vorkommt; aber man kann doch nicht abstreiten, dass sie daran Freude haben und dabei lebhafter, fröhlicher und selbstvergessener sind, als sie es bei Romanen, Klatsch und Tratsch oder Stickarbeiten wären".

Farne wurden Gegenstand und Mittelpunkt gesellschaftlicher Veranstaltungen und Ereignisse. Sie wurden gepresst und in Herbarien geordnet, in terrarienartigen Kleingewächshäusern, dem sogenannten "Wardian Case" im Zimmer angezogen und schließlich auch in Farngärten gesammelt. Aufgrund dieses enormen Interesses wurde die Farnflora sehr gründlich untersucht. Es wurden hunderte - heute oft verlorener - Varietäten beschrieben und es sind ungewöhnlich gute Daten über die Verbreitung einzelner Arten und Unterarten auf den britischen Inseln vorhanden. Allerdings war der "Fern Craze" im Hinblick auf den Artenschutz alles andere als unproblematisch. Für seltenere Arten konnten exorbitante Preise erzielt werden. Sammler und Händler verwüsteten natürliche Bestände und einige Arten gerieten an den Rand des Aussterbens. Darüber hinaus kam es zu zahlreichen Diebstählen aus botanischen Sammlungen.5)

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Der Straußfarn Matteuccia struthiopteris bedeckt den Boden unter einem lichten, savannenartigen Bestand von Diospyros virginiana im Shaw Nature Reserve, Missouri. Das leuchtende Grün der Wedel kontrastiert mit der Borke der im Frühjahr noch unbelaubten Bäume.

Der Flirt mit dem Unkraut

Wesentlich später, wesentlich weniger fiebrig erfolgte der "Einzug der Farne in die Gärten" in Deutschland und hiermit ist auch schon fast das Werk zitiert, mit dem der Trend zum einen beobachtet, aber auch lanciert wurde, der "Einzug der Gräser und Farne in die Gärten", natürlich von Karl Foerster. Da Farne damals eher als Wildpflanzen denn als Zierpflanzen galten, hatte der Titel seinerzeit vermutlich mit Absicht etwas Provokant-Erschreckendes.

Giftiges Gourmetgemüse

"Das Farnkraut erduldet alles schweigend"6) notiert Alfred Döblin, und in der Tat sind Farne resistent gegen so allerhand, sind von Krankheiten und Schädlingen relativ wenig betroffen. Mit biochemischen Methoden vermögen sie so manchen Angreifer auf Abstand zu halten. Offenbar enthalten alle Farne Inhaltsstoffe die, je nach Dosis, für pflanzenfressende Lebewesen giftig sein können, Dazu gehören zum Beispiel Thiaminasen, Enzyme, die gezielt Vitamin B abbauen und Mangelernährung herbeiführen können.

Einige Farne werden nichtsdestotrotz auch zur menschlichen Ernährung genutzt, darunter der Straußfarn und der Adlerfarn, dessen junge, noch nicht aufgerollte Wedel gedünstet oder in der Pfanne gebraten werden, was durchaus mit Gesundheitsrisiken verbunden ist. Einige Farngifte sind so stark, dass sie sich vom Weidevieh über die Milch an den Menschen weitergereicht werden können. Inhaltsstoffe wie Blausäureglucoside sind mitunter anhand des Geruches zu erahnen, wie beim Berg-Blasenfarn Cystopteris montana (Woodsiaceae), der nach gebrannten Mandeln mit leichter Bittermandelnote duftet. Ein Mandelaroma findet sich auch beim asiatischen Farn Lindsaea odorata (Lindseaceae). Auch im Duft des im Pazifikraum beheimateten Farnes Phymatosorus grossus (Polypodiaceae) ist eine Spur Mandel- und Marzipanaroma enthalten. Der Stoff aus dem diese Düfte gemacht sind, heißt Amygdalin, ein cyanogenes Glycosid, aus dem Blausäure freigesetzt werden kann.

Angesichts einer chemischen Verteidigung, die so stark ist, dass sie sogar für die menschlichen Sinne wahrnehmbar ist, verwundert es nicht, dass selbst Schnecken, der Alptraum aller Gärtner, sich kaum an Farnen vergreifen, und auch in Gegenden mit enorm hohem Wildbestand der durch und durch giftige

Adlerfarn nicht verbissen wird. Farne sind nicht nur biogenen Herausforderungen gewachsen. So sind es in der Folgezeit von Katastrophenereignissen globalen Ausmaßes häufig Farne, die sich wieder schnell etablieren. Dies können Paläontologen anhand des gehäuften Auftretens fossiler Farnsporen nachweisen. Spuren allerfeinster Steinkohle, die aus nichts anderem als Farnsporenstaub besteht, markieren das Ende des einen Erdzeitalters und bezeichnen den Beginn von etwas Neuem.

Von Waldbränden und Wucherfarnen

Auch in kleinem Maßstab sind es häufig Farne, die ein ganz besonderes Durchhaltevermögen zeigen und die die ersten Schritte im Wiederaufbau eines Ökosystems tun. So sind zum Beispiel nach Waldbränden häufigFarnwedel das erste Grün, das aus der Asche wieder hervortaucht. Viele Arten halten auch Bodenversauerung gut aus und konnten sich also auch in Zeiten des sauren Regens unter kranken Bäumen, mancher Konkurrenz ledig geworden, halten und ausbreiten, allen voran der Adlerfarn. Auch heute wachsen, wo in feuchtem, ozeanischem Klima die Wälder durch Abgase, durch Überdüngung und durch ein Ungleichgewicht des Fressens und gefressen Werdens ins Schwanken geraten sind, dichte Matten des Adlerfarns Pteridium aquilinum (Dennstaedtiaceae), die ihrerseits wieder Dunkelheit schaffen und das Neuankommen und Aufkommen junger Waldbäume unterdrücken.

Im forstlichen Kontext ist die Hartnäckigkeit der Farne ein besonderes Thema. So haben zum Beispiel Förster in Großbritannien größte Schwierigkeiten, heute eine Verjüngung von Wäldern im Dickicht von Adlerfarn zu erzielen. Den Adlerfarn zu bekämpfen, erweist sich aufgrund der beschriebenen Eigenschaften als äußerst schwierig. Er ist resistent gegen so allerhand, die Hand des Försters und des Gärtners mit eingeschlossen. Solche Pflanzen in den Garten einzubringen, scheint daher sicher für manche etwas überraschend, und es mangelt in der Literatur nicht an warnenden Worten. "Matteuccia struthiopteris ist ein bezaubernder aber gefährlicher Wucherfarn. Lässt man ihn, erobert er bald den ganzen Garten"7) warnt zum Beispiel Lothar Denkewitz. Dieselbe Art lobt Karl Foerster8 als "Farndickicht von unwiderstehlichem Zauber. Doch sei darauf hingewiesen, dass er zu den

Wucherfarnen zählt und mit seinen unterirdisch flach hinstreichenden schwarzen stolonartigen Ausläufern bald für reiche Nachkommenschaft sorgt". Selbst außerhalb der Fachliteratur hat sich die Kunde vonder grünen Gefahr und den Risiken des Umgangs mit Farnen als Gartenpflanzen verbreitet. Geradezu verdächtig erscheint es also, als in Fontanes Kriminalroman "Unterm Birnbaum" der Mörder Hradscheck "mit einem großen Busch Farnkraut" gesehen wird. "Was du nur mit dem Farnkraut willst?" wird er gefragt, und seine Ausrede ist "Anpflanzen". Er will ja schließlich zugeben, dass er den "Farnsamen" nach altem

Volksglauben braucht, um für üble Vorhaben unsichtbar zu werden. "Das wuchert ja. Wenn das drei Jahr in deinem Garten steht, weißt du vor Unkraut nicht mehr, wo du hin sollst", wird er in der Kneipe - wie immer eine Quelle des Expertenrats für sämtliche Lebensbereiche - gewarnt.

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Farnwedel sprießen aus einer Wand in Dhaka, Bangladesch.
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Adlerfarn gedeiht auch unter Buchen, wie hier in einem Wald in Dänemark.
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Hier setzen sich Farne auch im Schatten einer Eibe durch.
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Farne erobern die Wand einer Ruine auf der Seychelleninsel Praslin.

Der Schatten unter dem Birnbaum

"Unterm Birnbaum" würden sie übrigens tatsächlich hervorragend wachsen, die Farne, und unter anderen Obstbäumen, Wildobstgehölzen und Zierobstsorten auch, werfen diese doch als Lichtbaumarten selbst auch nur einen moderaten Schatten, mit dem Farne doch allemal zurechtkommen. Als Schattenpflanzen wie sie im Buche stehen, stehen manche Farne auch unter Buchen, die doch die Mehrzahl

aller Pflanzen mit ihrem Schatten töten können. Der Buchenfarn Phegopteris connectilis (Thelypteridaceae) zum Beispiel kann dem tiefen Buchenschatten standhalten. Trotz seines Namens findet er sich allerdings noch häufiger in Eichenwaldgesellschaften. Der Eichenfarn Gymnocarpium dryopteris (Woodsiaceae) wiederum wächst keineswegs nur in Eichenwäldern, sondern sogar bevorzugt in mehreren Buchenwaldgesellschaften, wie im feuchten Hainsimsen-Buchenwald und im Waldmeister Buchenwald, wo auch andere Farne, so etwa Dryopteris filix-mas, der Gemeine Wurmfarn, Dryopteris dilatata, der breitblättrige Wurmfarn, oder Athyrium filix-femina, der gemeine Frauenfarn ein Rolle spielen. Einige Farne überstehen selbst unter solchen Schattenbäumen, die den Buchenschatten überleben können und umso tiefere Dunkelheit nach unten und somit an die Farne weitergeben, so wie etwa der Eibe.

Der Kontrast dunkler Eibennadeln, silbriger Buchenrinde oder der Blütentracht eines Obstbaumes mit hellem Farngrün erfreut in jedem Falle das Auge. Problematisch ist solch eine ästhetisch höchst ansprechende Kombination von Bäumen und Farnen vor allem im Hinblick auf die Konkurrenz um Wasser in trockenen Sommern, sind doch die meisten einheimischen Farne anfällig gegen zu große Trockenheit und Verdunstung.

Wasserfarne

Einige Arten dieser insgesamt wasserliebenden Gruppe sind sogar Wasserpflanzen geworden. Da gibt es zum Beispiel den Kleefarn Marsilea quadrifolia (Marsileaceae), der an Land aber auch im Wasser wachsen kann. Er ist in Deutschland inzwischen ausgestorben. Da wären auch die Schwimmfarne der Gattung Salvinia, ein utes Dutzend Arten, von denen eine, Salvinia natans (Salviniaceae), auch in Deutschland zu finden ist. Übel beleumundet ist die Art Salvinia molesta, die auch als "Kariba weed", das Unkraut vom Kariba-See bezeichnet wird, weil die aus Brasilien nach Afrika eingeschleppte Pflanze als Wasser-Wucherfarn dort besonders lästig fiel. Andererseits haben diese Farne auch ein Potential für den Einsatz in der Phytoremediation verschmutzter Gewässer. Als aus Nordamerika eingeschleppte Neophyten sind Algenfarne der Gattung Azolla, wie zum Beispiel Azolla filiculoides (Salviniaceae) auch in verschiedenen Gegenden Europas zu finden. Sie sind nicht nur wegen ihrer Nutzung in Wassergärten und Aquarien bemerkenswert, sondern auch, weil sie durch ihre Symbiose mit Stickstoff-fixierenden Bakterien in einigen Teilen der Welt zur Düngung von Reisfeldern eingesetzt werden können. Außerdem reduzieren sie den Mückenlarvenbefall von Gewässern, weswegen Azolla caroliniana auch "Mosquito Fern" genannt wird. In Gärten sind sie wegen der schön anzuschauenden samtigen Oberfläche der kleinen schwimmenden Wedel beliebt. Der erwähnte "Mosquito Fern" heißt in Amerika auch water velvet. Sie entwickeln auch eine interessante Herbstfärbung, ein samtiges Rot.

… die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht …

Überraschend und verwirrend wie diese Gruppe von Pflanzen ist, gibt es auch Arten, die selbst in Wüsteklima überleben. Zwar ist, wenn man in Südwesten der USA vom "fern-of-the-desert" spricht Lysiloma microphylla var. Thornberi gemeint, ein Hülsenfrüchtler - und was Früchte hat, kann kein Farn sein. Indes gibt es doch auch einige wenige "echte" Farne, die bis in Wüstengebiete vordringen. Cheilanthes parryi (Pteridaceae) und Cheilantes covillei sind durch dichte Trichome geschützt und bieten mit ihren stark verkleinerten Wedeln wenig Angriffsfläche für die Verdunstung. Gleiches erzielt der Farn Pentagramma triangualris var. Maxonii indem er sich bei Trockenheit "zusammenrollt".9) In Südafrika findet sich der "Wiederauferstehungsfarn" Mohria caffrorum (Anemiaceae), der sich aus vorangeschrittenen Stadien der Austrocknung wieder erholen kann. Auf vergleichbare Weise können auch einige einheimische Farne Trockenheit gut überstehen. Der Milz- oder Schriftfarn Asplenium officinarum (Aspleniaceae) wächst an stark besonnten Felsen und kann sich ähnlich wie Pentagramma triangularis "einrollen", und auch wenn schon lange eingetrocknet und "scheintot" bei Regen wiederauferstehen. Wesentlich häufiger zu sehen sind seine Verwandten Asplenium ruta muraria, die Mauerraute, die an Felswänden auch bei starker Sonneneinstrahlung gedeiht, oder der braune Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und der nördliche Streifenfarn (Asplenium septentrionale).

Diese Arten zeigen eine weitere Fähigkeit vieler Farne, die sie für den Gartenbau interessant macht: sie können die Wand hoch gehen. Sowohl an Felswänden im Wüstenklima als auch unter schattigen und feuchten Bedingungen an Höhleneingängen und Schluchten können sie eine minimale Bodenkrume ausnutzen und die Vertikale für sich erobern. In vielen botanischen Gärten gibt es um diese besonderen Lebensräume und Lebensbedingungen nachzustellen eine "Farnschlucht". Allerdings werden ähnliche Strukturen - künstliche Felswände, künstliche Schluchten, besonnt und schattig, trocken und feucht auch ganz unbeabsichtigt und fern jeden botanischen Interesses in unseren Städten geschaffen, nur hässlicher und schmutziger. Eben diese Hässlichkeit und den Schmutz der Städte zu verstecken, können Farne mancherorts helfen und oft könnten sie zu diesem Zweck gar nicht wucherfreudig genug sein. Manche machen es vor. Vor allem in Städten in den Tropen sieht man häufig dass - in den Worten Hermann Hesses "Aus den mürben Mauern/Moos und Farne quellen…". Die Gattung Asplenium zeigt, dass auch Farne unserer Breiten, wenn man sie denn lässt, eine Wand begrünen können, wenn auch nicht mit tropischer Üppigkeit. Für einen größeren Effekt müsste man nachhelfen.

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Dryopteris erythrosora ist eine beliebte Zierpflanze. Die rötliche Färbung beruht auf einem hohen Anthocyangehalt.
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Salvinia molesta ist ein häufiger Anblick auf tropischen Gewässern.
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Der "Foxtail Fern" ist kein Farn, sondern ein Zierspargel. Hier zeigt er seine gefiederten und entfernt farnähnlichen Blätter im Botanischen Garten von St. Louis, Missouri.

Klima und Zukunft

"Effekt" meint hier nicht nur das optische, sondern auch tatsächlich die klimatischen Umstände, die der Farn selbst braucht aber auch selbst als lebender grüner Schutzschild gegen Staub und Hitze und Trockenheit fördern kann.In tropischem Klima sind da besondere Möglichkeiten gegeben. In Brasilien zum Beispiel sind inzwischen in São Paulo immer wieder grüne Wände zu sehen, bei denen häufig auch Farne Verwendung inden, darunter solche spektakuläre Erscheinungen wie der epiphytische Nestfarn Asplenium nidus, oder der sogenannte "Boston fern" Nephrolepis exaltata 'Bostoniensis' (Lomariopsidaceae) (eine Art die aus den Tropen der neuen Welt stammt und lediglich von Boston aus vermarktet wurde). Farne, die in den Tropen für eine Außenwandbegrünung dienen können, sind in den gemäßigten Breiten für Innenraumbegrünung bei Rauminnenklima in der gesunden Mitte zwischen staubtrocken und schimmelfeucht, bei gedämpftem Licht und mittlerer Raumtemperatur interessant. Vor Wind und Verdunstung sind sie in vier Wänden auch geschützt, sofern sie nicht von einem Ventilator oder einer Klimaanlage trocken- und totgepustet werden. Auch einige nicht-tropische sowie manche einheimische Farne können für Wandbegrünungen im Freiland verwendet werden. In Nordamerika wird zum Beispiel der sogenannte Weihnachtsfarn Polystichum acrostichoides (Dryopteridaceae) in vertikalen Gärten eingesetzt, vor allem weil er winterhart, anspruchslos und leicht zu ziehen ist.

Ebenfalls gut geeignet ist der Hirschzungenfarn Asplenium scolopendrium. Solche Maßnahmen sind in ihrer baulichen und gärtnerischen Umsetzung noch teuer und auch wenn Farne vergleichsweise wenige Pflege benötigen in ihrem Unterhalt kostenträchtig, weil arbeitsintensiv, und sind daher bislang nur die Ausnahme.

Eine neue Farnzeit?

Anders könnte es sich in Zukunft mit der Verwendung von Pflanzen wie Farnen in Gärten und öffentlichen Anlagen verhalten. Farne sind schön anzuschauen, erfreuen durch eine Vielfalt an Form und Farbe und manchmal auch durch ihren Duft. Sie ergänzen Gehölze ideal. Sie begrünen und beleben Ecken und Flecken in, an und auf denen ansonsten wenig gepflanzt werden kann und so kann die Neigung einiger Arten zu Wuchern zur Tugend werden. Wie durch Zauberei können sie so manches unsichtbar machen und deprimierende Schattenseiten der Betonwüsten in grüne Oasen verwandeln. Einige Arten sind immergrün und erzeugen kaum Laubstreu. Sie blühen nicht, also verblühen sie auch nicht. Farne machen, wenn man sie denn wachsen und wuchern lassen kann, vergleichsweise wenig Arbeit.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Potential nicht ungenutzt bleibt, dass weiter experimentiert und ausprobiert wird und die Farne aus den Gärten auch weiter in den städtischen Raum einziehen.

Literatur

1) Handke P. 1998. Am Felsfenster morgens. Residenz, S. 168.
2) Denkewitz L. 1995. Farngärten. Ulmer, S. 28.
3) Foerster K. 1982 [1978] Einzug der Gräser und Farne in die Gärten. Neumann Verlag, S. 136.

4) Robischon M. 2010. Farnduft. Der Gartenbau 45/2010.
5) N.N. 1856. Nature-printed Ferns. Buchbesprechung zu: The Ferns of Great Britain and Ireland Nature-reprinted. The Saturday Review, 8. November 1856.
6) Döblin A. 1986. Schriften zu Leben und Werk. Walter-Verlag, S. 505.
7) Denkewitz L. 1995. Farngärten. Ulmer, S. 130.
8) Foerster K. 1982 [1978] Einzug der Gräser und Farne in die Gärten. Neumann Verlag, S. 175 f.9) Munz P.A. 2004. Introduction to California Desert Wildflowers. University of California Press.

Prof. Dr. Marcel Robischon
Autor

Humbodt-Universität zu Berlin

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