Vorurteile bekämpfen, bessere Verankerung in Bebauungsplänen

FBB will Schwung in die Gebäudebegrünung bringen

Bauwerksbegrünung
Deutschland tritt bei der Dachbegrünung auf der Stelle, kritisiert die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung.
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Das FBB-Präsidium unter Leitung von Dr. Gunter Mann hat eine "Bundesweite Strategie Gebäudegrün" vorgelegt. Fotos: FBB
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Zum Gebäudegrün gehören auch die Vertikalbegrünungen. Hier wurde die Einfahrt zu einer Parkgarage zu einem Hingucker.

Zwei Monate nach der Vorstellung des "Grünbuchs Stadtgrün" der Bundesregierung macht die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB) für mehr Dach- und Fassadenbegrünungen in Deutschlands Städten mobil. Obgleich sich die FBB seit ihrer Gründung vor 25 Jahren mit Engelsgeduld für dieses Ziel einsetzt, sieht sie kaum noch Bewegung beim Gebäudegrün. Das möchte sie in den nächsten zwei Jahren ändern.

Deutschland trete bei der Realisierung solcher Projekte auf der Stelle, heißt es in einer vom FBB-Präsidium verabschiedeten "Bundesweiten Strategie Gebäudegrün". Der Markt für Gebäudebegrünung wachse nur geringfügig und liege seit Jahren bei etwa 8 Millionen Quadratmetern begrünter Dachfläche. Nur etwa 5 bis 10 Prozent der der neu entstehenden Dachflächen wurden bislang begrünt, heißt es in der vierseitigen Broschüre.

Nur 5 bis 10 Prozent der Dächer sind grün

Die seit Jahren von der FBB und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) durchgeführten Umfragen bei Städten über 10.000 Einwohnern belegten, dass die Anzahl der Festsetzungen in Bebauungsplänen und Öko-Konten sowie die Vergabe direkter Zuschüsse nicht gestiegen sei. Bei Bauherren hielten sich unverändert Vorurteile gegen Dachbegrünungen. Festsetzungen in Bebauungsplänen würden von den Stadtverwaltungen auf Druck der Bauherren oft nicht aufrecht erhalten.

Mehr Förderung durch Bund und Länder

Und das, obgleich grüne Dächer und Fassaden bei Hochwasser, Hitzewellen, Klimaänderung und Feinstaub immer wieder als Vorbeugungs- oder Umsetzungsmaßnahme genannt würden, so die FBB. Ein Forscherteam der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hatte erst im vergangenen Jahr festgestellt, dass eine Grünfassade mit rund 850 m² Fläche an einem heißen Sommertag in etwa die Kühlleistung von 75 Klimageräten mit 3.000 W Leistung und acht Stunden Betriebsdauer erbringt. Ein Gründach, so die Wissenschaftler, reduziert die Innenraumtemperatur des darunter liegenden Gebäudes um bis zu 4°C.

Für die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung ist es deshalb klar, dass der Markt der Gebäudebegrünung dringend vergrößert werden muss. Dach- und Fassadenbegrünung müssten zu einer "Art Selbstverständlichkeit" werden. Gebraucht würden "mehr Objekte, mehr Festschreibungen in Bebauungsplänen, mehr Förderung durch Bund, Länder und Gemeinden".

Positiv-Image des Gebäudegrüns stärken

Zu erreichen wäre das durch eine Stärkung des positiven Images von Bauwerksbegrünung bei der Bevölkerung und bei den Entscheidern in der Politik. Noch immer hielten sich in Deutschland zähe Vorurteile, kritisiert die FBB. So heiße es, Gebäudegrün sei zu teuer und mache Dächer undicht. Im Streit um die baden-württembergische Landesbauordnung hatten vergangenes Jahr Wohnungsunternehmer und Mietervertreter vor Mietsteigerungen durch Gebäudebegrünung gewarnt. In einer neuen Studie im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau, an dem auch die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beteiligt ist, werden Dachbegrünungen zum ökologischen Ausgleich als "Kostentreiber für den Wohnungsbau" denunziert. Bis Mitte 2017 sollen deshalb die Grundlagen für eine neue Internetseite mit Argumenten-Sammlungen, Halbtagsseminare und Workshops speziell für Städte und Politiker mit Gründachexperten, die Unterstützung von Forschungsprojekten und studentischen Arbeiten sowie eine Anzeigen- und PR-Kampagne gelegt werden.

Finanziert werden sollen diese Projekte aus Mitteln der FBB sowie mit Hilfe von Sponsoren und sogenannten Strategiepartnern. Gedacht wird auch an eine Re-Finanzierung durch Werbung und Beteiligung bei Online- und Printmedien sowie FBB-Veranstaltungen. An der Konkretisierung des "Grünbuchs Stadtgrün" will sich die Fachvereinigung Bauwerksbegrünung beteiligen.

Bundesministerin Hendricks macht Mut

Die Rede der Bundesumwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks vor dem Bundeskongress "Grün in der Stadt" hat ihr Mut gemacht. Die Ministerin hatte dazu aufgefordert, einen "besonderen Blick auf die Dächer" zu richten und Frankreich gelobt, wo ein Gesetz verabschiedet wurde, das Unternehmen, die ein gewerblich genutztes Gebäude errichten wollen, verpflichtet, das Dach mindestens teilweise zu begrünen oder eine Solaranlage darauf zu bauen. Den Startschuss zur Umsetzung der "Bundesweiten Strategie Gebäudegrün" will die Fachvereinigung im Juni 2017 mit der Ausrichtung des Welt-Kongresses Gebäudegrün (WGIN-Congress) in Berlin geben. Die internationale Organisation der Gründach-Organisationen wurde 2007 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Manfred Köhler, Hochschule Neubrandenburg, in Minneapolis in den Vereinigten Staaten gegründet. cm

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