Fehler bei Anlage und Pflege von Blumenwiesen und -säumen vermeiden

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„Da hab‘ ich wohl die Knospen abgehauen“ lautete nach fünf Minuten Beratungsgespräch die Erkenntnis einer Kundin. Zuvor hatte sie sich darüber beschwert, dass ihre Ansaat einer Blumenwiese nicht dem artenreichen Blütenmeer aus dem Produktkatalog entsprach. Nachdem alle Fehler bei der Ansaat ausgeschlossen waren, lieferte die Kundin den entscheidenden Hinweis: Sie hatte ihre Wildblumenwiese wie einen Rasen alle zwei Wochen gemäht und den Pflanzen gar keine Chance gelassen, Blüten zu entwickeln.

Die Liste der möglichen Ansaatfehler ist lang

Als Geschäftsführer eines der deutschlandweit führenden Handelsunternehmen und Vermehrer von gebietsheimischen Wildarten bekommt man so einiges mit. Vor allem das schwindende Basiswissen über Ansaat und Nutzung von Wiesen. Kunden – selbst Gartenbaubetriebe – sind zunehmend unsicher, wie sie mit Saatgut umgehen müssen: Bei Reklamationen über mangelnden Wuchserfolg stellt sich oft heraus, dass Kunden Samen einfach ins Gras geworfen haben, anstelle zuvor ein Saatbeet anzulegen. Oder die lichtkeimenden Samen werden eingeharkt, anstelle obenauf gesät und angewalzt. Die in der Praxis am häufigsten auftretenden Probleme bei Neuansaaten entstehen hauptsächlich durch: – zu wenig Feinanteil in Substrat oder Boden (= fehlender Bodenschluss zur Wasseraufnahme) – Erosion (Wind/Wasser) oder Vogel- bzw. Schneckenfraß (= Verlust des Saatguts) – unerwünschte Beikräuter auf den Aussaatflächen (= Licht- und Nährstoffkonkurrenz)


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Fallbeispiel unerwünschte Beikräuter:

Die Aussaat einer Fettwiese erfolgte im April auf stark mit Samenunkräutern belastetem Boden, der notwendige Schröpfschnitt (Pflegeschnitt) wurde nicht durchgeführt. Um den Schaden in so einem Fall noch zu beheben, muss man schnellstmöglich ein oder mehrere Schröpfschnitte vor dem erneuten Aussamen der Unkräuter durchführen.

Insbesondere beim Umgang mit Unkräutern ist Sorgfalt angebracht. In nahezu allen Böden schlummern große Samendepots. Diese können Jahrzehnte in der Erde überdauern. Durch eine Bearbeitung des Bodens werden die Samen aus tieferen Erdschichten an die Oberfläche gebracht und haben dann die Möglichkeit zu keimen. Sehr zum Leidwesen aller, die eine Blumenwiese oder einen Saum neu gesät haben. Regelmäßige Schröpfschnitte (Pflegeschnitte) des aufgelaufenen – noch nicht blühenden – Unkrauts im ersten Jahr nach der Ansaat, drängen diese Beikräuter erfolgreich zurück. Sobald sich der Bestand einer Wiese geschlossen hat, verschwinden diese einjährigen Samenunkräuter.

Bei Flächen, welche stark mit Samenunkräutern belastet sind, sollte deshalb schon vor der Ansaat eine Schwarzbrache durchgeführt werden. Dazu wird in regelmäßigen Abständen nach Keimung der Beikräuter immer wieder eine flache Bodenbearbeitung mit einer Kreiselegge/Egge/Fräse durchgeführt. Schnellkeimende Samenunkräuter wie Melde, Ackerhellerkraut, Hirse, Kamille, Hirtentäschel und so weiter kann damit wirkungsvoll begegnet werden.

Fallbeispiel fehlender Feinanteil:

Eine Verkehrsinselmischung wurde in ein Substrat mit zu wenig Feinanteil im Boden eingesät, hinzu kam ein sehr trockenes Frühjahr. Hier muss mit verminderter Ansaatstärke, wie nachfolgend beschrieben, nachgesät werden.

Bei der Ansaat von Mischungen für Magerstandorte sollte eine 1 bis 2 cm dicke Schicht gütegesicherter Kompost obenauf gegeben und leicht eingearbeitet werden, erst dann wird die Saat ausgesät. So hat der Samen ein Keimbett, auf welchem er quellen und ankeimen kann. Zusätzlich liefert dieses Saatbett für die ersten Wochen Nährstoffe fürs Wachstum. Ohne ausreichende Regenmengen beziehungsweise
Bewässerung ist eine Aussaat auf solch mineralischen Substraten ohne Keimbett äußerst schwierig. Eine Ansaat ist deshalb vor allem im zeitigen Frühjahr oder – noch besser – im Herbst zu empfehlen.

Fallbeispiel Erosion:

Die Samen der ausgesäten Mischung fielen der Erosion anheim. Gründe waren eine zu glattgestrichene Hangfläche, eine zu späte Ansaat ohne Schnellbegrüner oder das Fehlen der alternativ möglichen Abdeckung mit Mulchmaterial. Auch hier hilft nur eine Nachsaat in ein erneut zu erstellendes Saatbett. Vor allem bei Hanglage, intensiver Sonneneinstrahlung mit Wind und späten Aussaaten im Jahr sollte die angesäte Fläche mit Heu oder Stroh (400g/m2) oder frischem Grasschnitt (2 kg/m2) locker abgedeckt/gemulcht werden. Wird Stroh verwendet, ist auf mageren Standorten eine zusätzliche Stickstoffgabe nötig. Alternativ und auf großen Flächen kann zusammen mit der Wiesenmischung 2 g/m2 Schnellbegrüner ausgebracht werden. In dessen lichten Schatten geht die Saat aufgrund der geringeren Verdunstung besser auf.

Neuanlage von Wildblumenwiesen

Wer die oben genannten Fehler vermeiden möchte, sollte sich an folgende Empfehlungen halten:

Bodenbearbeitung vor der Aussaat:
Die Bodenvorbereitung vor der Aussaat ist entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Neuanlage. Der Boden sollte vor einer Neuanlage gepflügt oder gefräst werden. Anschließend ist mit einer Egge oder Kreiselegge eine feinkrümelige Bodenstruktur herzustellen. Das Saatbeet muss vor einer Einsaat frei von problematischen Wurzelunkräutern wie Quecke, Distel, Weißklee oder Winde sein. Werden Wurzelunkräuter im Boden belassen, leidet die Optik einer Neuanlage mitunter so sehr, dass oft noch einmal der ganze Vorgang der Ansaat inklusive der Entseuchung des Bodens wiederholt werden muss. Samenunkräutern wie Melde, Hirtentäschel, Hirse, Kamille, Ackerhellerkraut und so weiter kann mit der Durchführung einer Schwarzbrache vor der Ansaat begegnet werden.

Ansaat:
Vorzugsweise sollte von Anfang März bis Ende April oder Mitte August bis Ende September vor beginnender feuchter Witterung gesät werden. Keimlinge von Wildblumen- und Wildgräsern benötigen mindestens drei Wochen durchgehende Feuchtigkeit, um optimal zu quellen und zur Keimung zu gelangen. Ansaaten auf sehr trockenen oder kiesigen Böden sollten deshalb im zeitigen Frühjahr oder Herbst stattfinden.

Das Saatgut kann zur leichteren Ansaat zum Beispiel mit trockenem Sand, Sägemehl oder Maisschrot als Füllstoff auf 10–20 g/m2 beziehungsweise 100–200 kg/ha gestreckt werden. Damit wird eine gleichmäßige Ausbringung der feinen Samen erzielt.

Das Saatgut muss obenauf gesät und darf nicht eingearbeitet werden. Wird maschinell gesät (Rasenbaumaschine, Drillmaschine) müssen Striegel und Säscharen hochgestellt werden. Das unbedingt notwendige Anwalzen des Saatguts sorgt für den benötigten Bodenschluss und eine gleichmäßige Keimung. Geeignet sind Güttler- und Cambridge-Walzen oder eine Rasenwalze für kleinere Flächen.

Ansaathilfsmittel:
Bei ungünstigen Standort- und Ansaatbedingungen wie starker Sonneneinstrahlung, Erosionsgefahr, Kahlfrösten und möglichem Vogelfraß, ist es empfehlenswert, die angesäte Fläche zu mulchen.

Heu oder unkrautfreier Grasschnitt (insbesondere ohne Winde, Quecke, Distel, Weißkleeund Ampfer) sind dafür geeignet. Aber auch die Beigabe einer Mischung aus schnell auflaufenden Arten wie Lein, Kresse oder einjähriger Roggentrespe erzielt ähnliche Wirkung und sorgt darüber hinaus für schnelle Begrünung. Der Schnellbegrüner muss jedoch nach ungefähr acht bis zehn Wochen durch einen Schröpfschnitt zurückgenommen werden, um die Entwicklung der eigentlichen Samenmischung nicht zu beeinträchtigen.

Geduld:
Die ersten Keimlinge erscheinen bei feuchter Witterung nach rund zwei bis vier Wochen. Die Entwicklung der Wildpflanzen erstreckt sich über eine ganze Vegetationsperiode. Einige Samen sind hartschalig und keimen erst im folgenden Frühjahr.

Pflege im ersten Jahr nach der Ansaat

Die Pflege im ersten Jahr nach der Ansaat entscheidet maßgeblich über den Erfolg beziehungsweise
Misserfolg einer Ansaat mit Wildblumen. Im Fall der Existenz von schnell auflaufenden Unkräutern aus Samendepots im Boden ist ungefähr acht bis zehn Wochen nach der Ansaat ein sogenannter Schröpfschnitt (Pflegeschnitt) auf minimal 5 cm Wuchshöhe unbedingt erforderlich, der bei erneutem Aufwuchs noch ein- bis zweimal zu wiederholen ist. Die Beikräuter sollten unbedingt vor deren Samenbildung gemäht oder gemulcht und bei großen Mengen von der Fläche abgeräumt werden. Da man bei Saumansaaten mit ein- und zweijährigen Arten durch einen Schröpfschnitt den Blütenfloor der Sommerblumen verlieren würde, scheidet hier ein später Schröpfschnitt aus. Dies setzt jedoch umso mehr voraus, dass der Boden bei Ansaat absolut unkrautfrei war, indem schon zwei Monate vor Ansaat mit einer mehrmaligen Bodenbearbeitung (Schwarzbrache) begonnen wurde.

Pflege der voll entwickelten Wiesen und Säume:

Die Schnitthäufigkeit der Wiesen in den Folgejahren richtet sich nach dem Standort und gewünschtem Pflanzenbestand. Wiesen sollten zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht werden. Der erste Schnitt wird zur Hauptblüte der Gräser bis Mitte Juni. empfohlen. Wiesen auf mageren Standorten können einmähdig
bewirtschaftet werden, der ideale Schnittzeitpunkt ist hier der Spätsommer. Säume werden ebenfalls einmähdig bewirtschaftet, ein Schnitt im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr ist ausreichend. Das Mahdgut sollte von der Fläche entfernt werden.

Düngung:

Eine Düngung sollte unterlassen werden. Je magerer der Boden ist, desto blütenreicher entwickeln sich die Wildblumenmischungen. Auf magersten Standorten und Rohbodenböschungen kann jedoch eine organische oder mineralische Startdüngung von 40–60 kg N*/ha sinnvoll sein. (*= Reinstickstoff)

Das richtige Saatgut am passenden Ort

Das gärtnerische Know-how ist wichtig für erfolgreiche Etablierung von Wildblumenwiesen. Doch nicht allein das Wissen um die richtige Art und Weise der Ansaat ist von Bedeutung – erfolgreiche Ansaaten erfordern die Auswahl der geeigneten Mischungen.

Genaues Hinsehen lohnt sich – Blumenwiese ist nicht gleich Blumenwiese:
Mischungen, die als „Blumenwiese” vermarktet werden, bestehen allzu oft aus bunt zusammengewürfelten, meist einjährigen Zuchtsorten aus aller Welt. Es sind jedoch lediglich optisch ansprechende Blühmischungen, die ökologisch zumindest fragwürdig sind, weil heimische Insekten in den zum Teil gefüllten Blüten weder Nektar noch Pollen finden.

Ferner bergen sie durch den weltweiten Einkauf ihrer Komponenten das Risiko, dass Neophyten mit eingeschleppt werden. Insbesondere auf eine Ansaat solcher Mischungen in der freien Landschaft sollte deshalb verzichtet werden. Meist handelt es sich um einjährige Sorten, die nicht gemäht werden dürfen, will man den Blühaspekt nicht verlieren. Dadurch besteht spätestens ab dem zweiten Jahr die Gefahr, dass die Ansaatflächen durch Samenanflug verunkrauten.

Eine naturnahe Alternative zu einjährigen Blühmischungen sind Samenmischungen für unterschiedlichste Standorte aus Wildarten. Im Unterschied zu Blühmischungen aus Zuchtsorten bieten sie vielen Wildbienen und Schmetterlingen das Jahr über Nahrung und Unterschlupf. An durchlässigen, nicht zu nährstoffreichen Standorten können sie mehrere Jahre überdauern bis eine erneute Ansaat notwendig wird. Da aufgrund der Verwendung heimischer Wildarten, die von Vermehrungsflächen in Deutschland stammen, keine Neophyten eingeschleppt werden, sind diese Mischungen zur Verwendung in der freien Landschaft wesentlich besser geeignet. Für mehr Schein als Sein stehen auch Bezeichnung wie „Landschaftsrasen“ oder „Biotopflächen“ einiger Regelsaatgutmischungen (FLL). Der Name suggeriert die Eignung für die Verwendung in der freien Landschaft, tatsächlich ist aber nur bei Biotopflächen eine Verwendung von Wildgräsern und -leguminosen empfohlen, aber nicht zwingend vorgesehen. Das heißt auch mit diesen Mischungen werden in der Regel Zuchtsorten von Gräsern und Leguminosen in der Natur anstelle von Wildformen ausgebracht. Die Gefahr, dass Wildkräuter in der Mischung durch Zuchtgräser und -leguminosen unterdrückt werden ist hoch. Deshalb mischt das Unternehmen Rieger-Hofmann auch die RSM 8.1. nicht nur mit Wildkräutern sondern auch mit Wildgräsern und -leguminosen an.

Eine „Blumenwiese“ im eigentlichen Sinn ist eine Mischung aus – je nach Standort – aufeinander abgestimmten Kräutern und Gräsern gebietsheimischer Wildarten, die eine charakteristische Pflanzengesellschaft bilden. Der Kräuteranteil einer Ansaatmischung liegt dabei in der Regel bei maximal etwa 50 Prozent, zusammengesetzt aus ca. 30 regionaltypischen Arten. Dies dient dem Erhalt der Artenvielfalt und innerartlichen Vielfalt. Am artenreichsten bleiben sie durch ein- bis dreimalige Mahd pro Jahr. Wird weniger gemäht, geht Vielfalt ebenso verloren, wie durch Düngung, höhere Schnitthäufigkeit oder zu späte Mahd. Denn naturnahe Wiesen in Europa sind durch Nutzung entstanden. Wiesen mit ursprünglich 30 bis 50 Arten werden dann innerhalb weniger Jahre auf nur fünf bis zehn Arten reduziert.

Standortbedingungen:
Ferner sollten Standortbedingungen oder besondere Nutzungsansprüche am Ansaatort berücksichtigt werden. Neben dem Nährstoffgehalt des Standorts haben unter anderem auch Bodenfeuchte, ph-Wert oder Erosionsgefahr Einfluss auf Mischungszusammensetzungen. Je nährstoffärmer der Boden, umso bunter die Vielfalt der Kräuter. Deshalb sollte bei Neuanlagen mit notwendigen Modellierungsmaßnahmen auf das Auftragen von Kompost oder Oberboden verzichtet werden. Stattdessen bietet sich die Verwendung von Unterboden an, der nährstoffärmer ist und bei zeitnahem Abtrag weniger mit unerwünschten Samendepots belastet ist. Lediglich bei sehr mageren Standorten ist teilweise eine leichte Startdüngung von 20 kg N/ha und Jahr zusammen mit der Ansaat empfehlenswert. Fettwiesen können nach ihrer Etablierung mit bis zu 60 kg N/Jahr gedüngt werden, um den Futterertrag zu steigern. Ansonsten sollte nicht gedüngt und das Schnittgut abgefahren werden – am besten zur landwirtschaftlichen Nutzung für Pferde oder Milchvieh.

Von Wildarten und Zuchtsorten:

Zuchtsorten zeichnen sich durch homogenes Erbmaterial aus. Während Wildformen nach Erhaltungsmischungsverordnung nur bis zur fünften Generation vermehrt werden dürfen, um die innerartliche genetische Bandbreite nicht zu reduzieren, sind Sorten nur dann Sorten, wenn sie ihre eingeschränkten Sortenmerkmale von Generation zu Generation weitergeben. Werden Blumenwiesen im Zuge von Renaturierungs- oder Ausgleichsmaßnahmen neu angelegt, sollte deshalb darauf geachtet werden, dass die entsprechende Wiesenmischung keine gezüchteten Sorten enthält, da sie sonst eigentlich als Naturschutzsaatgut ausscheidet. Die hohe Wuchsleistung von Gräsersorten – oft ein Zuchtziel zur Erhöhung des Futterwerts – führt ferner dazu, dass diese mittelfristig die Wildkräuter verdrängen. Wildgräser zeichnen sich dagegen durch reduziertes Wachstum und ein breites und regional unterschiedliches Genspektrum aus.

Regionale Herkunft und genetische Vielfalt:

Kunden, die etwas für die Artenvielfalt in der Landschaft tun möchten, sollten nur artenreiche Mischungen ausbringen, deren Artenzusammensetzung und regionale Herkunft bekannt ist. Eine Qualitätssicherung für den Kunden bietet diesbezüglich das Siegel „VWW-Regiosaaten“ des Verbands deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten. Mehr dazu unter: www.natur-im-vww.de

Für Ansaaten in der freien Landschaft relevante Gesetze:

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verpflichtet seit 2010 in § 40 dazu, Wildformen bei Ansaaten in der freien Landschaft zu verwenden – sofern diese verfügbar sind. Bis zum 01.03.2020 gilt eine Übergangsregelung, bei der gebietseigenes Saatgut oder Pflanzmaterial vorzugsweise zu verwenden ist. Daraus leitet sich die Verpflichtung ab zu prüfen, ob regionales Saatgut verfügbar ist, und dieses bei Verfügbarkeit zu verwenden. Am 15. Dezember 2011 trat ferner die „Verordnung über das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen/Erhaltungsmischungsverordnung (ErMiV)“ in Kraft. Bisher durften – gemäß Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) – auf landwirtschaftlich genutzten Flächen – ausschließlich Wiesenmischungen mit Zuchtformen bestimmter Gräser und Leguminosen ausgesät werden, nun dürfen diese auch Wildarten, Gräser und Leguminosen enthalten.

Was im Vorfeld der Ansaaten zu beachten ist

Ist die Entscheidung für das zum Ort passende Saatgut gefallen gilt es dafür zu sorgen, dass dieses auch zur Anwendung kommt. Die fachgerechte Anlage von Blumenwiesen beginnt deshalb noch früher mit Kenntnis der Gesetzeslage und einer korrekten Ausschreibung und Angebotsabgabe.

Immer wieder kommt es vor, dass Gartenbauer unter Zeitdruck eine genaue Preisermittlung für Wildsaatgutmischungen vernachlässigen und zu niedrig kalkulierte Preise in ihr Angebot eingeben. So kann es ein böses Erwachen geben, wenn er den Zuschlag bekommt und dann mehr investieren muss als kalkuliert. Lindernd wirkt sich dann allerdings aus, dass Wiesenansaaten aus Wildformen in der Regel mit einer Ansaatstärke von 3 bis 5 g/m2 auskommen, anstelle der im Gartenbau für Rasenflächen oft üblichen 20 g/m2. Der Grund: Wildstauden brauchen Platz, um sich zu starken Individuen entwickeln zu können. Das Saatgut kann aber mit einem Ansaathilfsstoff wie Maisschrot auf 10 bis 20 g/m2 hochgemischt werden, um auf übliche Ansaatstärken zu kommen. Dadurch können auch Wildgräser, die oft noch Grannen haben, leichter maschinell ausgebracht werden.

Höhere Saatgutkosten werden neben der geringeren Ansaatstärke auch durch einen zumeist höheren Etablierungserfolg, guten Erosionsschutz, langfristig geringeren Pflegeaufwand und eine dauerhafte Begrünung mehr als kompensiert.

Oft ist es sinnvoll, das Saatgut bauseits zur Verfügung zu stellen. Ist dies nicht möglich, sollte autochtones Pflanz- und Saatgut mit Gütesiegel (z. B. VWW-Regiosaaten) vorgeschrieben werden, um die Herkunftsqualität der Wildsamen abzusichern. Ferner sollte in der Ausschreibung das Ziehen von Rückstellproben auf der Baustelle vorgesehen werden und die Ansaat nur nach Kontrolle freigegeben
werden. Ist dies alles beachtet, steht der nachhaltigen Freude an Ihrer Wildblumenwiese nichts mehr entgegen.

Die wichtigsten Tipps zur Ansaat von Blumenwiesen in Kürze:

  • in der freien Landschaft nur Mischungen aus Wildarten mit Herkunftsnachweis verwenden
  • Eine auf Standort und Nutzung angepasste Mischung verwenden
  • nicht in unkrautbelastete Flächen ansäen, falls dies missachtet wurde, Anzahl der Pflegeschnitte im ersten Jahr erhöhen
  • Feinkrümeliges Saatbeet herstellen
  • Böschungsflächen mit Baggerschaufel vor Ansaat nicht glattstreichen sondern mit Baufortschritt in leicht aufgeraute Flächen einsäen
  • bei Erosionsproblematik ggf. Anspritzbegrünung mit Kleber, Schnellbegrüner, Heu-, Stroh- oder Grasschnittauflage vorsehen
  • Obenauf säen und unbedingt anwalzen
  • bei notwendigem Auftrag von Boden nährstoffarmen Unterboden mit wenig eigenem Samenpotenzial verwenden
  • vor Ansaat keinen Dünger, Kompost oder Oberboden aufbringen sondern bei Bedarf Boden ggf. mit 0 bis 12er Schottergemisch abmagern
 Ernst Rieger
Autor

Geschäftsführer der Rieger-Hofmann GmbH

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