Junge Landschaft

FFH - ein interessantes Arbeitsgebiet - Teil 2: Trockenrasen, Magerrasen, Heiden und Co

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142. Folge: Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Flora-Fauna-Habitate.

Landschaftsgärtner sind immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. So spielen im städtischen Raum eher Neu- und Umgestaltungen von öffentlichen und Privatgrundstücken die Hauptrolle, im ländlichen Raum ist die Auftragslage schon angespannter und ein GaLaBau-Betrieb muss sich in der Regel strecken um wirtschaftlich bei der Stange zu bleiben. Deshalb sind Aufträge aus dem Naturschutz und Forst immer gern gesehen. Im letzten Beitrag wurde an dieser Stelle der Arbeitsbereich "Orchideenwiesen" vorgestellt (ein eher feuchtes Biotop), im heutigen Beitrag soll es um die "staubigen", also trockenen Standorte gehen. Es wird sicher kein allumfassendes Bild dieser Standorte entstehen, aber man kann daraus Anregungen entnehmen und sich weiter bei den staatlichen Behörden des Naturschutzes und der Forstämter informieren.

Wie entstehen sie eigentlich, die Trockenrasen und Heiden

Beide - sowohl der Trockenrasen, als auch die Heiden - entstehen immer an Standorten, die sich durch bestimmte relativ unveränderliche abiotische Standorteigenschaften wie Niederschlagsarmut, große Versickerungsfähigkeit der Böden und Südexposition auszeichnen. Genau diese Standorteigenschaften machen sie so anfällig gegen das "Verschwinden". Im Zeitalter der Bewässerung und Intensivbewirtschaftung von Forst- und Agrarflächen sind diese Standorte bis auf sehr wenige Ausnahmen so ausreichend mit Wasser versorgt, dass sie zu verbuschen drohen. Sie wachsen bei ausbleibender Pflege mehr oder weniger schnell mit Schlehen, Rosen-, Weißdornarten oder Birken, Zitterpappeln, Kiefern und anderen Pioniergehölzen zu. Was sagt uns das? Richtig - die meisten Trockenrasen sind durch direkte oder indirekte Einwirkung des Menschen entstanden. Ohne die Verhinderung der Verbuschung würde es die meisten von ihnen nicht geben.

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Unsere Vorfahren - und ich meine die aus der Zeit, als alles begann - schafften die Grundlage für diese Standorte durch die Rodung des Waldes durch Feuer, Holznutzung, Waldweide und die Nutzung der ehemaligen Waldgebiete als Acker oder Weideland.

Die großen Trockenrasenflächen, die durch Weidebetrieb entstanden, wurden mit Einfuhr der Baumwolle in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen drastischen Reduzierung der Schaf- und Ziegenhaltung, durch Intensivierung der Landwirtschaft und der damit verbundenen Umwandlung in Äcker, Wälder oder andere Nutzungsformen dem Verfall preisgegeben.

Ausgedehnte Gebiete mit Heiden und Sandtrockenrasen sind heute auf den Truppenübungsplätzen der Bundeswehr zu finden. Besonders die stillgelegten im Osten Deutschlands spielen hier eine wichtige ökologische Rolle. Entstanden sind sie durch Rodung oder Brandrodung zur Anlage von Schießbahnen, permanentes mechanisches Entfernen von Gehölzanflug zur Erhaltung des Schussfeldes, Brand durch Munition und leichtfertigen Umgang mit Feuer und mechanische Zerstörung der Vegetationsdecke durch Gelände- und Kettenfahrzeuge, Fußtruppen und Schanzarbeiten. Die Effekte dieser Faktoren sind letztendlich ähnlich denen der vorindustriellen Landwirtschaft.

Standorte nur für die Harten

Von der Vegetation kann man die ganze Gesellschaft in drei Standorten zusammenfassen. Dabei muss klar sein, dass diese Standorte sich in ihrer Vegetation überschneiden und auch variieren können.

Gedanken zur Schutzwürdigkeit und zum Ziel der Pflege

Zu den Zielen im Naturschutz zählen beispielsweise die Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, Erholungsvorsorge und die Sicherung der Pflanzen- und Tierwelt. Nicht nur, dass die hier besprochenen Habitate zum Kulturgut des Landes gezählt werden müssen, sie weisen einige wichtige Merkmale auf, die den Schutz dieser Gebiete und die damit verbundene Pflege absolut rechtfertigen.

Zu diesen Vorzügen zählen beispielsweise:

  • Unter der Vegetationsbedeckung von Trockenrasen und Heiden bildet sich erheblich mehr Grundwasser als unter Wäldern und gleichartigen Standorten mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.
  • Die relative Nährstoffarmut der Böden ist Voraussetzung für die Entstehung von wenig mit Nitraten belastetem Grundwasser.
  • Durch die starke nächtliche Temperaturabstrahlung bildet sich Kaltluft, die besonders bei der Belüftung größerer Siedlungen eine wichtige Rolle spielt.
  • Bei entsprechend großen Flächenausmaßen herrschen besondere mikroklimatische Bedingungen, die notwendig für das Vorkommen einer entsprechend angepassten Fauna von Insekten und anderen wirbellosen Tierarten sind.
  • In diesen Biotopen überlebten Arten mit Anspruch an nährstoff- und konkurrenzarme Standorte, deren ursprüngliche Lebensräume verschwanden. Dazu gehören Arten wie Brachpieper, Heidelerche, Steinschmätzer, Raubwürger, Ziegenmelker, Wiedehopf, Birkhuhn, Schlingnatter und mit Einschränkungen auch die Smaragdeidechse, die Röhrenspinne und die Italienische Schönschrecke.

Trockenrasen spielen eine besondere Rolle für den botanischen Artenschutz, weil sich hier vielfach östliche, kontinentale Florenelemente mit solchen aus dem Mittelmeerraum treffen. Kleinflächige Pflanzenbestände mit bunten Blühaspekten über die gesamte Vegetationsperiode, wie auch die weiten, im Spätsommer rosa blühenden Heideflächen, können wesentlich zum Erholungswert einer Landschaft beitragen.

Die hier besprochenen Pflanzengemeinschaften sind bundesweit schutzbedürftig. Sie sind vor allem durch die Vernichtung ihrer Wuchsorte durch Aufforstung oder Auflassung mit nachfolgender Sukzession oder die Umwandlung der Standorte durch Intensivierung der Nutzung oder Eutrophierung aus der Luft und aus benachbarten landwirtschaftlichen Kulturen gefährdet.

Das Ziel muss also sein, die Trockenrasen und Heiden zur Ausnutzung ihrer positiven Eigenschaften im Bestand zu erhalten und vor Gefährdungen zu bewahren. Degradierte Bestände sind wieder zu voller Funktionsfähigkeit zu entwickeln.

Fazit

Der Wert der Trockenrasen und Heiden ergibt sich aus ihrer Rolle im Naturhaushalt, im Arten- und Biotopschutz und für das Landschaftsbild. Sie sind, durch die Art und Weise ihrer Entstehung, wirtschafts- und kulturhistorisches Zeugnis.

Einfacher Standort = einfache Pflege?

So einfach kann man sich die Sache nicht machen! Für die Pflege dieser Biotope eignen sich verschiedene Methoden. Dazu zählen das Beweiden, das Mähen, das Mulchen, das Brennen, das Abplaggen (abtragen von Stücken, den sogenannten Plagge, des Oberbodens) und das Entkusseln (Entbuschen). So unterschiedlich die Methoden sind, so unterschiedlich ist auch ihre Wirkung auf den Pflanzenbestand, den Lebensraum und die zu fördernde Zielart. Die Auswahl der geeigneten Methoden ist abhängig vom Entwicklungsziel für die jeweilige Pflegefläche, von der standörtlichen Situation (etwa besondere Pflanzenstandorte, Brutplätze, Größe und Form der Flächen) und von den vor Ort zur Verfügung stehenden Mitteln (bspw. Finanzen und Technik).

Im Folgenden möchte ich kurz auf einige unseren Berufsstand betreffende Methoden etwas näher eingehen. Nachvollziehbar ist, dass ich die Beweidung völlig unterschlage; wer mehr dazu wissen will, erkundige sich bitte bei den zuständigen Behörden der Landschaftspflege. Ebenso ist hier für mich das Abbrennen von Vegetation (obwohl für die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum eine ziemlich effektive Methode) nicht von Bedeutung, da mir das Risiko eines unkontrollierten Brandes zu hoch erscheint.

Das gute alte Mähen

Bei der Mahd wird nicht wie bei der Beweidung selektiv gearbeitet (oder gefressen), durch die langen Pausen zwischen den Mähgängen haben auch Arten mit weniger ausgeprägtem Regenerationsvermögen eine Chance zu existieren.

Dazu kommt, dass Wiesen artenreicher als Weiden sind. Durch die Entfernung des Mähgutes als Biomasse ist der Nährstoffeitrag in die Fläche herabgesetzt. Auf eutrophierten Standorten sind in den ersten Pflegejahren häufig mehrere Mähgänge erforderlich. Zur Entwicklung der gewünschten Vegetation wird dann nach einer spürbaren Auszehrung des Bodens zu ein- oder zweimaliger Mahd übergegangen. Der Einfluss der Mahd auf Vegetation und Fauna ist von Zeitpunkt und Häufigkeit der Mahd sowie von der eingesetzten Technik abhängig. Der Technikeinsatz und die Technikauswahl haben beispielsweise einen besonders hohen Einfluss auf Amphibienverluste, die bei der Verwendung von Kreiselmähern sehr hoch ausfallen und bei Handmahd und Doppelmessermähwerken am geringsten sind. Eine späte Mahd fördert Arten, die auf Vermehrung über Samen angewiesen sind, wohingegen bei früher und häufiger Mahd Arten gefördert werden, die besonders zu vegetativer Vermehrung und Regeneration fähig sind. Eingesetzte Geräte und Maschinen können sein:

  • diverse Hand-, Motorsensen,
  • Einachs- und traktorgezogene Mähmaschinen (möglichst kein Kreiselmähwerk)
  • Schwader, Wender, Ladewagen, Presse, Harke, Forke

Das Mulchen

Das Mulchen ähnelt in seiner Wirkung der Mahd. Allerdings werden die abgeschnittenen Pflanzenteile meist in zerkleinerter Form auf der Fläche belassen. Damit ist der Biomasseeintrag stark heraufgesetzt.

Es kommt zur Verhinderung einer Ausbreitung von Gehölzen und ruderalen Staudenfluren. Die gemulchten Flächen verlieren im Vergleich zu gemähten Flächen praktisch viel weniger Nährstoffanteile - sie hagern nicht genügend aus. Zum Einsatz kommen Mulcher und Feldhächsler.

Das Entkusseln (Entbuschen)

Um Flächen auf eine Biotoppflege vorzubereiten ist in der Regel eine einmalige oder unter Umständen auch mehrmalige Beseitigung des Gehölzaufwuchses notwendig. Das Entbuschen ist mit Fingerspitzengefühl durchzuführen, da Gehölzinseln wichtige Habitatstrukturen für zahlreiche Arten sind. Dazu zählen vor allem einige Vogelarten wie Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Neuntöter, Ziegenmelker, Raubwürger oder Heidelerche.

Für das Entbuschen stehen Forstmulcher, Freischneider, Kulturschere, Axt, Motorsäge und Handsäge zur Verfügung.

Plaggenhieb - eine Form der Selbstverteidigung?

Ganz und gar nicht! Der Plaggenhieb ist ein Sonderfall der Biotoppflege, der praktisch ausschließlich in atlantischen Heidegebieten eingesetzt wird. In früherer Zeit wurde die Humusschicht (als oberste Bodenschicht) mit der aufwachsenden Vegetation mit der Hand abgehauen. Die so entstandenen Plaggen wurden erst als Einstreu im Stall und danach als Dünger auf den Äckern verwendet.

Die damit verbundene Schaffung von Rohbodenflächen schuf gute Keimbedingungen und trug so maßgeblich zur Verjüngung der Heide und zur Erhaltung nährstoffarmer Verhältnisse bei. Deshalb wird dieses Verfahren heute noch in einigen Gebieten mit dem Einsatz spezieller Technik (Planierraupen oder spezielle Plaggmaschinen) nachempfunden.

Pflegemaßnahmen näher beleuchtet

Im Folgenden werden spezielle Pflegemaßnahmen für die einzelnen Biotoptypen erläutert.

Uwe Bienert

Nächsen Monat lesen Sie:
„Pflanzenschutz – ein Minenfeld Teil 1“.

Quellen:

Knapp, H. D.; Jeschke, L.; Succow, M. (1985) Gefährdete Pflanzengesellschaften auf dem Territorium der DDR, Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik, Zentralvorstand der Gesellschaft für Natur und Umwelt, Knapp, H. D.; Reichoff, L. (1973) Vorschläge für Pflegemaßnahmen von Halbtrockenrasen in NSG, Naturschutz und naturkundliche Heimatforschung in den Bezirken Halle und Magdeburg, Classen, A. Hirler, A.; Oppermann, R. (1996) Auswirkungen unterschiedlicher Mähgeräte auf die Wiesenfauna in Nordostpolen, Naturschutz und Landschaftsplanung, Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim), International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group).

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

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