Filzmanagement auf Rasenflächen

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Pflanzenpflege und Rasenpflege
Rasenfilz ist nahezu auf jeder Rasenfläche anzutreffen. Um den Filz zu reduzieren oder sogar ganz zu vermeiden, helfen mechanische und biologische Maßnahmen. Foto: Gerhard Lung

Rasenfilz wird auf fast jeder Rasenfläche angetroffen, sowohl im Hausgarten, als auch in intensiv genutzten Funktionsflächen wie Sportrasen. Er besteht überwiegend aus abgestorbenen Pflanzenteilen, aber auch aus unterirdischen Ausläufern (Rhizome) und aktiven Wurzeln. Seine Schichtdicke kann ein paar Millimetern bis hin zu 3 cm und mehr betragen. Wie kann Rasenfilz reduziert oder vermieden werden?

Dieser Artikel soll dem Leser einige die Zusammenhänge zwischen Bodenphysik/Bodenchemie und Bodenbiologie darlegen und ihm einfache Maßnahmen aufzeigen, die man ergänzend zu den eventuell schon eingesetzten Maßnahmen noch anwenden kann. Die Bodenbiologie, gekennzeichnet durch eine hohe Mikroorganismen-Aktivität und eine gut funktionierende Mineralisierung des anfallenden abgestorbenen Pflanzenmaterials, ist eines der komplexesten Systeme, die wir in der Natur kennen.

Die Ursachen für einen stetigen Aufbau an Rasenfilz können sehr unterschiedlich sein

  • Der Anfall an abgestorbenen Pflanzenteilen ist größer als ihre Zersetzung (Mineralisation)
  • Grasarten mit hohem Ligningehalt werden nur durch bestimmte Bodenmikroorganismen abgebaut (z. B. Festuca rubra), - diese müssen vorhanden sein.
  • Der Boden pH-Wert ist zum Beispiel zu niedrig; eine saure Bodenreaktion verringert die Mikroorganismen-Aktivität, insbesondere bei den Bodenbakterien.
  • Geringe mechanische Pflege führt zu Bodenverdichtungen. Der Luftaustausch zwischen Rasentragschicht und Atmosphäre funktioniert nicht (schlechte Durchlüftung).
  • Übermäßige Düngung führt zu Stoßwachstum bei den Gräsern. Es fällt mehr abgestorbene Pflanzenmasse an, als abgebaut werden kann.
  • Niedrige Bodentemperaturen und anhaltende Bodenfeuchte (Staunässe, schlechte Drainage) verringern die Mikroorganismen-Aktivität, was zu einer geringeren Umsetzung (Mineralisierung) führt.

Ein stetiger Aufbau der Rasenfilzschicht durch zunehmenden Anfall an abgestorbenen Pflanzenteilen bei verringertem Abbau (verringerte Mikroorganismen-Aktivität) zeigt früher oder später seine Auswirkungen - eine ausgeprägte Filzschicht. Die Probleme, die dabei auftreten, können unterschiedlicher Natur und sehr nachhaltig sein:

  • Die Wasserdurchlässigkeit nimmt ab, denn ausgetrockneter Rasenfilz wird hydrophob. Der Wassereintrag in die Rasentragschicht nimmt stark ab, es kommt zu Run-Off und dadurch zu Trockenschäden.
  • Kompakter Rasenfilz vermindert den Gasaustausch. Der Sauerstoff-Gehalt im Boden nimmt ab, der Kohlendioxid-Gehalt nimmt zu. Dies verringert die Tätigkeit der aeroben Mikroorganismen.
  • Wegen abnehmendem Sauerstoffgehalt im Boden bildet sich das Wurzelsystem zurück (die Wurzeltiefe ist reduziert). Die Folge davon ist eine geringere Scherfestigkeit der Rasennarbe.
  • Rasenfilz ist ein idealer Nährboden für viele Rasenkrankheiten, die auf dem abgestorbenen Pflanzenteilen sehr gut überdauern können. Es besteht erhöhte Infektionsgefahr.
  • Durch die ungünstigen Wachstumsbedingungen kann es zu einer Verschiebung der Artenanteile im Gräserbestand kommen. Flachwurzelnde Gräser wie die Poa annua werden begünstigt.

Um nun all die Nachteile zu beheben, die bei einer übermäßigen Filzschichtbildung im Rasen auftreten können, müssen zuerst die Ursachen korrigiert und beseitigt werden. Die Praxis zeigt jedoch, dass man sich weniger um die eigentlichen Ursachen der Filzentstehung kümmert, sondern vielmehr um die mechanische Beseitigung der Filzschicht. Die Gründe hierfür könnten in der Komplexizität vor allem des Filzabbaues zu suchen sein. Die meisten Praktiker, die die Pflege der Rasenflächen übernehmen, verstehen die Zusammenhänge zwischen Bodenphysik/Bodenchemie (Porenvolumen, Gastausch, pH-Wert, Nährstoffe) und Bodenbiologie nur unzureichend, und können darum nur bedingt sachgerechte Maßnahmen ergreifen.

Mechanische Maßnahmen

Eine zentrale Ursache für die Entstehung einer übermäßigen Filzschicht ist eine niedere Mikroorganismentätigkeit. Sie entsteht durch einen unzureichenden Gastaustausch zwischen Atmosphäre und Boden. Sauerstoffmangel im Boden beeinträchtigt nicht nur das Wurzelwachstum, sondern vor allem die Mikroorganismen, die für den Abbau der anfallenden abgestorbenen Pflanzensubstanz zuständig sind. Diese Mikroorganismen sind ausschließlich "Aerobier", die essentiell auf eine gute Sauerstoffversorgung in der Rasentragschicht (im Folgenden kurz RTS) angewiesen sind. Diese ist nur dann vorhanden, wenn ein ausgewogenes Porenvolumen zwischen Grob-, Mittel- und Feinporen vorhanden ist. Bei normalen Feuchtigkeitsverhältnissen sind vor allem die Fein- und Mittelporen mit Wasser gefüllt, während sich in den Grobporen Luft befindet sollte. Bei Niederschlägen oder bei Bewässerung können diese Grobproben zwischenzeitlich ebenfalls mit Wasser gefüllt sein (die Bodenluft wird vorübergehend verdrängt). Da es sich hier jedoch um Gravitationswasser handelt, wird dieses bei einer funktionierenden Drainage über diese Grobporen nach unten abfließen und dadurch wieder Luft aus der Atmosphäre in den Boden gesaugt.

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Pflanzenpflege und Rasenpflege
Abb.1: Veränderung des Porenraumes durch Belastung (Pflege und Spielbetrieb). Durch mechanische Pflege sollte wieder die Ausgangssituation erzielt werden, etwa wie neu gebaut, mit ausrechend Grob-, Mittel- und Feinporen. Abbildung: Gerhard Lung

Fehlen diese Grobporen, oder sie sind erheblich vermindert - zum Beispiel durch Bodenverdichtung aufgrund der Belastung der Rasenfläche -, nimmt der Sauerstoffgehalt ab, und mit ihm die Tätigkeit der aeroben Mikroorganismen, die für die Zersetzung/Mineralisierung verantwortlich sind (siehe Abb. 1).

Es gibt nun zwei Möglichkeiten, wie man bei einer ausgeprägten Filzschicht mit allen ihren zuvor aufgezählten Nachteilen vorgehen kann. Eine Möglichkeit ist, die Filzschicht mechanisch soweit als möglich zu entfernen, ohne dabei die Mikroorganismen beim Filzabbau zu berücksichtigen und auf sie zu zählen. Dies kann durch Vertikutieren der Rasennarbe erreicht werden. Durch die teilweise Entfernung der Filzschicht wird man mit Sicherheit ihre direkten Nachteile verringern können, wie Hydrophobie, beeinträchtigter Gasaustausch, Nährboden für Pilzinfektionen, sofern die Filzschicht noch nicht zu mächtig ausgebildet ist. In diesem Fall müsste man diese Maßnahme mehrmals wiederholen, was jedoch auch die Rasennarbe in Mitleidenschaft zieht. Alternativ zum Vertikutieren bietet sich das Aerifizieren als weitere Maßnahme im Filzmanagement an. Damit kann man ebenfalls einige Nachteile der Filzschicht beseitigen oder zumindest mindern. Der Vorteil des Aerifizieren ist darin zu sehen, dass diese Maßnahme nachhaltiger in den Zustand und in die Vorgänge (Mikroorganismentätigkeit!) in der Rasentragschicht eingreift, als das Vertikutieren. Alternativ zum Aerifizieren mit Spoons kann man die Rasennarbe auch schlitzen.

Vertikutieren

Beim Vertikutieren werden je nach Gerät und Eindringtiefe der Vertikutiermesser abgestorbene Pflanzenteile entfernt. Wie viel Filz beim Vertikutieren entfernt wird, hängt von der Eindringtiefe und dem Abstand der Vertikutiermesser ab, und ob man eventuell kreuzweise vertikutiert. Man kann mit einer Vertikutiermaßnahme auch eine Besandungsmaßnahme verbinden, da man dadurch in das aufgebrochene und nicht entfernte Filzmaterial Sand einbringen kann, der dann durch Beregnung in die Filzschicht eingeschwemmt wird, bevor sich der aufgebrochene Filz wieder durch Bearbeitungsgeräte und Benutzung der Fläche komprimiert und zu einer kompakten Filzschicht verdichtet.

Vertikutieren ist jedoch nicht ganz unproblematisch, da sich im Filz auch wachstumsaktive Pflanzenteile wie Rhizome und Wurzeln befinden können. Dies muss man bei entsprechender Eindringtiefe der Vertikutiermesser berücksichtigen, denn sonst könnte der Schaden an der Rasennarbe beträchtlich ausfallen. Somit ist immer ein Abwägen zwischen der Nachhaltigkeit dieser Maßnahme und der Schädigung der bestehenden Rasennarbe gegeben.

Der Gastausch der Rasentragschicht wird sich auf jeden Fall verbessern. Durch das Aufbrechen der Filzschicht vermindert sich auch die Gefahr der Hydrophobie etwas, weil das Wasser auf eine größere Oberfläche trifft, denn durch das Vertikutieren wird verbleibendes Filzmaterial oberflächlich verletzt. Niederschläge und Beregnungswasser können danach für eine gewisse Zeit wieder besser eindringen. Ob aber alleine diese Maßnahme ausreicht, um die Mikroorganismenaktivität nachhaltig zu erhöhen, darf bezweifelt werden.

Aerifizieren

Beim Aerifizieren steht weniger die Filzentfernung im Vordergrund als vielmehr die mechanische Bearbeitung der RTS, um das Gefüge wieder aufzubrechen und Porenvolumen zu schaffen. Aerifizieren deshalb, weil man mit dieser Maßnahme den Luftaustausch des Bodens deutlich verbessern kann. Das Aerifizieren der RTS kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:

  • Aerifizieren mit Vollspoons und Knickwickel, entweder mit oder ohne Besandung
  • Aerifizieren mit Hohlspoons und Bodenaustausch
  • Aerifizieren mit Mini- oder Cross-Tines ohne Besandung, eventuell mit Topdressen
  • Schlitzen mit vertikal rotierenden Messern

Damit das Aerifizieren mit Vollspoons sinnvoll ist, sollte es mit einem Knickwickel erfolgen, der je nach Verdichtungsgrad entsprechend stark eingestellt werden sollte. Der Knickwinkel beim Herausziehen des Spoons bricht das Bodengefüge auf und schafft auf diese Weise Porenvolumen. Aerifizieren mit Vollspoons ohne Knickwickel schafft wohl Löcher in die RTS, aber gleichzeitig auch Verdichtungen, denn das Material, das sich zuvor im Bereich des entstandenen Loches befand, wird zur Seite verdrängt. Dabei kommt es zwischen den Löchern zu Bodenverdichtungen. Daher wird der Gasaustausch dadurch keineswegs verbessert, sondern eher behindert, auch wenn durch das geschaffene Loch die Luft tiefer in die Rasentragschicht eindringen kann. Der einzige Vorteil, den Vollspoons ohne Knickwickel haben, ist die Abführungen des Wassers in tiefere Bodenschichten. Für die Bodenbiologie ist ohne Knickwinkel und ohne Aufbrechen der Gefügestruktur kein Vorteil erkennbar.

Das Aerifizieren mit Hohlspoons und Bodenaustausch sowie anschließender Verfüllung der Löcher mit Aerifiziersand ist für einen verbesserten Gasaustausch förderlich, vor allem, wenn eine kompakte Filzschicht die Rasentragschicht nach oben abschließt. Dabei sollte man bedenken, dass die Förderung des Gastausches eindeutig im Vordergrund steht, auch wenn die Filzentfernung zum Teil als Grund für diese Maßnahme genannt wird. Durch das Aerifizieren mit Hohlspoons werden lediglich zwischen drei bis maximal acht Prozent des Filzes entfernt, abhängig von dem Spoon-Durchmesser und der Lochzahl pro Quadratmeter. Aerifizieren mit Hohlspoons und Einbürsten von Aerifiziersand wird höchsten zweimal, in der Regel meist nur einmal pro Saison durchgeführt, weil es sehr aufwendig und kostenintensiv (Aerifiziersand) ist, und bei kurz geschnittenen Funktionsflächen vorübergehend die Funktionalität beeinträchtigt.

Das Aerifizieren mit den Mini- beziehungsweise Cross-Tines ist eine sehr interessante und den Spielbetrieb auf Funktionsflächen am wenigsten beeinträchtigende Maßnahme für die Förderung des Gasaustausches. Sie sollte daher bei Bedarf - und die Bodenmikroorganismen haben einen großen Bedarf an Sauerstoff - als eine der nachhaltigsten Pflegemaßnahmen regelmäßig angewandt werden. Diese Maßnahme wirkt sich auch äußerst positiv auf das Gräserwachstum aus.

Beim Aerifizieren mit Fein- und Tiefenschlitzgeräten, auch mit horizontaler Seitbewegung, werden ausschließlich Sperrschichten durchschnitten, der Gasaustausch wird etwas verbessert, ohne dass der Strukturaufbau der RTS verbessert wird. Filzentfernung findet keine statt.

Besanden/Topdressen

Das Besanden von Rasenflächen stellt ebenfalls eine wichtige Maßnahme im Filzmanagement dar. Meist findet das Besanden begleitend zu den zuvor aufgeführten Maßnahmen statt. Aber auch wenn nicht vertikutiert, geschlitzt oder aerifiziert wird, kann sich eine geringe Besandungsmenge als vorteilhaft erweisen. Durch das regelmäßige Besanden (Topdressen) einer Rasennarbe findet eine Durchmischung des Sandes mit den anfallenden abgestorbenen Pflanzenteilen statt, sodass es nicht zu einer kompakten Schicht von ausschließlich organischen Material kommt, was nicht nur die physikalischen Abläufe - Gastausch, Wasseraufnahme - beeinträchtigen würde, sondern durch den Sauerstoffmangel, der häufig in solch kompakten Schichten besteht, keine Zersetzung mit Hilfe der Mikroorganismen stattfinden kann. Anaerobe Prozesse und Konservierung des organischen Materials überwiegen.

Unsachgemäße Besandung lässt sich am besten im Bodenprofil erkennen. Sandschichten wechseln sich mit Zonen von sehr kompaktem organischem Material ab (siehe Abb. 2).

Pflanzenpflege und Rasenpflege
Abb. 2: Eindeutige Zonierung zwischen Filz- und Sandschichten in der RTS durch eine kompakte, wahrscheinlich einmal im Jahr erfolgte Besandungsmaßnahme. Foto: Gerhard Lung

Biologische Maßnahmen

Das Ziel dieser Maßnahmen ist die Verringerung des Rasenfilzes und Förderung seines mikrobiellen Abbaus. Dabei stehen jeweils folgende Punkte im Fokus:

  • Mechanische Bearbeitung des Filzhorizontes durch regelmäßiges Vertikutieren und/oder gezieltes Aerifizieren zur Förderung des Gasaustausches und Anregung der Mikroorganismentätigkeit.
  • Besanden und Topdressen zur Strukturierung die Filzschicht, Förderung seiner Zersetzung.

All diese Maßnahmen sollen die Mikroorganismentätigkeit optimieren. Ergänzend dazu muss auch eine bedarfsgerechte Düngung erfolgen, denn sie dient nicht nur den Pflanzen, sondern auch den Mikroorganismen. Diese benötigen genauso Nährstoffe wie die Pflanzen (in Mikro-Biomasse kann bis zu 80 kg Stickstoff/ha gespeichert sein). Außerdem benötigen sie für ihre optimale Aktivität ausreichend Feuchtigkeit in der Rasentragschicht sowie den richtigen pH-Wert. Ist der pH-Wert zu niedrig, muss die Fläche notfalls aufgekalkt werden, da ein niedriger pH-Wert die Bodenpilze begünstigt und die Bodenbakterien beeinträchtigt. Hydrophobe Zustände lassen sich mit Hilfe von Wetting Agents beheben, sofern diese keine negativen Auswirkungen auf die Mikroorganismen haben. Von Wetting Agents, die sofort nach der Applikation eingeregnet werden müssen, da sie sonst phytotoxisch wirken, sollte man Abstand nehmen, denn sie können sich auch nachteilig für die Mikroorganismen erweisen. Somit ist ergänzend zu den mechanischen Maßnahmen auf folgendes zu achten:

  • Für eine bedarfsgerechte Düngung und Beregnung sorgen.
  • Es sollte ein pH-Wert von 5,5-6,5 in der Rasentragschicht erzielt werden.

Wenn nun alle die oben beschriebenen Maßnahmen umgesetzt sind, wenn also die physikalischen und chemischen Bedingungen - ausgewogenes Porenvolumen, unbehinderter Gasaustausch, ausreichend Bodenfeuchtigkeit, pH-Wert, Nährstoffversorgung - stimmig sind, sollten wir davon ausgehen, dass die Mikroorganismen ihre Tätigkeit in vollem Umfang aufnehmen, was sie mit Sicherheit über kurz oder lang tun. Die Praxis hat leider gezeigt, dass der Aufbau einer sehr aktiven Mikroorganismentätigkeit meist etwas langsam anläuft. Es hängt einerseits von ihrer Ausgangsdichte, ihrer Vermehrungsrate und -geschwindigkeit ab, und andererseits davon, wie lange die optimierten Bedingungen anhalten, die wir durch die mechanischen Maßnahmen geschaffen haben. Störungen, auch ökologischer Art wie Hitze oder Trockenheit, können sehr schnell wieder zum Zusammenbruch der Mikroorganismen-Population führen.

Pflanzenpflege und Rasenpflege
Abb. 3: Anzahl saprobiontischer Nematoden in der Filzschicht und RTS/250 ccm Boden. Abbildung: Gerhard Lung
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Abb. 4: Population saprobionter Nematoden, die sich überwiegend von Bodenbakterien ernähren. Abbildung: Gerhard Lung
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Abb. 5: Filzschichtdicke Applikation der Bodenhilfsstoffe vier Mal 1992 und vier Mal 1993. Abbildung: Gerhard Lung
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Abb. 6: Menge an verrotteter organischer Substanz im vergrabenen Gazebeutel. Abbildung: Gerhard Lung

Nach eigenen Untersuchungen erhöht sich die Anzahl saprobiontischer Nematoden meist über Winter, vor allem im Frühjahr, wenn beide Phasen nicht zu kühl und zu trocken ausfallen, während sich die Population über die Sommermonate wieder reduziert - je nach Witterung. Hitze und Trockenheit wirken reduzierend (Abb. 2).

Diese saprobiontische Nematoden dienen als "Monitororganismen", die sich überwiegend von Bodenbakterien und zum Teil von Bodenpilzen ernähren. Bodenbakterien und Bodenpilze sind als Destruenten (Zersetzer) 1. Ordnung für den Filzabbau verantwortlich. Sind viele saprobiontische Nematoden vorhanden, ist davon auszugehen, dass auch viele Bodenbakterien und Bodenpilze vorhanden sind. In der Filzschicht mit mehr organischem Material sind mehr Nematoden nachzuweisen, was den Schluss zulässt, dass dementsprechend mehr Bodenmikroorganismen vorhanden sind als in der RTS mit weniger organischem Material.

Zu Beginn des Abbaus des Filzes/org. Substanz stehen hochmolekulare Substanzen wie Polysaccharide und Polyphenole, von denen uns zwei Vertreter, Cellulose und Lignin, zumindest vom Namen her recht geläufig sind. Auch Peptide und Aminosäuren sagen uns etwas. Aber bei den sonstigen organischen Verbindungen tun wir uns schon schwer, ihre Namen auszusprechen, geschweige denn uns diese zu merken. Allein die Tatsache, dass wir bei dem Abbau des Filzes/org. Substanz viele verschiedene hochmolekulare Ausgangsubstanzen vorliegen haben, lässt ahnen, wie komplex ihr Abbau sein muss. Viele von ihnen sind schwer und nur langsam abbaubar (z. B. Lignin). Der Abbau geschieht in mehreren Zwischenschritten, bis die Endprodukte - Mineralstoffe (Nährsalze) und Huminstoffe - vorliegen.

Für die Abbauprozesse ist ein Cocktail aus hoch spezialisierten Mikroorganismen erforderlich, die all diese verschiedenen organischen Substanzen mit Hilfe spezieller Enzyme abbauen - sie zum Beispiel hydrolysieren und oxidieren, damit am Ende anorganische Mineralstoffe entstehen, die wiederum als Nährstoffe von den Pflanzen aufgenommen werden können. Daher spricht man bei diesen Abbauvorgängen auch von Mineralisation.

Der Abbau der hochmolekularen Ausgangssubstanzen geht langsam voran, der der anfallenden niedermolekularen Zwischenprodukte verläuft meist schneller. Man hat über die Jahre festgestellt, dass die Mikroorganismentätigkeit deutlich erhöht wird, wenn man den Mikroorganismen niedermolekulare organische Substanzen in Form von Bodenhilfsstoffen zukommen lässt, was wiederum den Abbau des Filzes beschleunigt. Flüssige und aufbereitete Algenprodukte fördern ebenso den Filzabbau wie kohlenhydrathaltige Flüssigmedien, die auch als Nährmedium für Mikroorganismen in der Pharmazie und Biotechnologie eingesetzt werden.

Die Applikation von geringen Mengen solcher Produkte über das Jahr verteilt (zu Saisonbeginn, im Frühjahr und Herbst, je 2-4l/ha) genügen, um die Mikroorganismenaktivität im Boden anzuregen. So gelang es, von 2013 bis 2015 eine bis 4 cm dicke Filzschicht auf den Fairways eines Golfclubs auf 5 mm zu reduzieren, ohne dass umfangreiche mechanische Maßnahmen durchgeführt worden sind.

Ältere Untersuchungen, die die Basis für die Entwicklung dieser Bodenhilfsstoffe darstellten, zeigten eindeutig die unterstützenden Eigenschaften, zum Beispiel eines flüssigen Algenproduktes. In Abbildung 4 ist zu sehen, welchen Einfluss die Applikation dieses Algenproduktes in der Saison ´92 und ´93 auf die Populationsdichte der saprobionten Nematoden als Monitororganismen für die Bodenmikroorganismen hatte. Sowohl über Sommer ´92 als auch über Sommer ´93 ist die Population gegenüber der Kontrolle stark angestiegen (vier Applikationen pro Saison mit 1 ml/m²). Dies zeigt sich auch bei der Abnahme der Filzschichtdicke (Abb. 5) sowie bei der Menge an verrotteter Substanz (Abb. 6), die in Gazesäckchen in den jeweiligen Parzellen vergraben worden sind.

Zusammenfassende Beurteilung

Hinsichtlich der Förderung des Gasaustausches, des optimalen Porenvolumens und der Mikroorganismenaktivität in der Filzschicht und der RTS gilt der Grundsatz: Mechanische Bodenbearbeitung ist durch Nichts zu ersetzen! Die Praxis zeigt jedoch immer wieder, dass für die Aktivierung der Bodenorganismen allein diese mechanische Bodenbearbeitung nicht ausreicht, zumindest nicht langfristig. Sie wirkt sich aber positiv aus und stellt die Grundlage für eine optimale Entwicklung der Bodenorganismen dar. Wenn diese mechanischen Maßnahmen einschließlich Besanden und Topdressen konsequent sofort nach der Fertigstellung, eigentlich schon während der Fertigstellungspflege, eingesetzt werden, dürfte es eigentlich nicht zu einem anhaltenden Filzaufbau kommen, sofern Bodenleben vorhanden ist, was jedoch in der Regel bei reinen sandigen RTS nicht der Fall ist (kann durch Kompostextrakte belebt werden), sondern nur bei bodennahem Aufbau. Werden diese mechanischen Pflegemaßnahmen vernachlässigt, und sei es nur in einer Saison, so kann dies nachhaltige Folgen haben, die sich meist sehr deutlich deutlich in einem kontinuierlichen Aufbau der Filzschicht zeigen.

Ergänzend zu den mechanischen Maßnahmen können Bodenhilfsstoffe bei optimalen Bedingungen das Bodenleben, das Bodenleben, d.h. die Aktivität der Bodenmikroorganismen anregen. Die Zufuhr von einzelnen nützlichen Mikroorganismen wird nicht denselben Effekt haben, weil die Zersetzung nur funktioniert, wenn der entsprechende Cocktail an Bodenmikroorganismen vorhanden ist.

Sowohl die grundlegenden Untersuchungen in den 90iger Jahren als auch all die Praxisanwendungen in den letzten Jahren haben gezeigt, das speziell auf diese Problematik hin entwickelte Bodenhilfsstoffe, wie zum Beispiel das Opticare Filzmanagement, sehr hilfreich und kostengünstig beim Filzabbau sein können (jährliche Kosten 120-160 Euro/ha), jedoch immer in Verbindung mit einer mechanischen Bodenbearbeitung.

Abschließend sollte ausdrücklich darauf verwiesen werden, dass es sich bei diesen Bodenhilfsstoffen, die den Filzabbau bewirken und fördern, um keine Wundermittel handelt, denn auch hier gilt, was Aurelius Augustinus (Philosoph und Kirchenlehrer) vor 1600 Jahren schon postuliert hat: "Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern nur im Widerspruch zu dem, was uns über die Natur bekannt ist."

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