Institut für Mittelstandsforschung analysiert die Krisenszenarien

Forscher warnen vor Dauer wirtschaftlicher Einschränkungen

"Die Bundesregierung hat in dieser schwierigen wirtschaftlichen Phase mit ihren umfassenden Unterstützungsmaßnahmen sowohl für die Großkonzerne als auch für den Mittelstand ein sehr positives Zeichen gesetzt", erklärte Prof. Dr. Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn. "Gleichwohl ist es aktuell schwer abzuschätzen, wie lange die Krise aufgrund der Coronavirus-Pandemie andauern wird." Die IfM-Wissenschaftler hätten daher zwei verschiedene zeitliche Krisenszenarien für den Mittelstand betrachtet, um die wirtschaftlichen Folgen für und auf den Mittelstand besser einschätzen zu können.

Eigenkapitalquote Anfang März gut

Bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie Anfang März in Deutschland war die Eigenkapitalquote der meisten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) dank der guten Gewinnsituation in den vergangenen Jahren deutlich besser als zu Beginn der Finanzkrise in 2008/2009: In 2017 lag sie bei 29 Prozent und damit nahezu gleichauf wie die Eigenkapitalquote von großen Unternehmen (32 %).

"Dank starker Zuwachsraten in den vergangenen Jahren weisen auch die Kleinstunternehmen im Durchschnitt ähnlich hohe Eigenkapitalquoten auf wie große Unternehmen. Jedoch ist der Anteil der Kleinstunternehmen, die überhaupt kein Eigenkapital bilanziell ausweisen deutlich höher als bei größeren Unternehmen. So verfügt rund jedes vierte Unternehmen - also etwa 770.000 Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 17 500 Euro und maximal einer Million Euro Jahresumsatz - sogar über kein Eigenkapital. Für sie ist aktuell die Gefahr einer Liquidation deutlich höher als für die größeren Unternehmen", berichtete die IfM-Präsidentin. "Von den knapp 340.000 Unternehmen im Einzelhandel mit einem Umsatz zwischen 17 500 Euro und maximal einer Million Euro Jahresumsatz gilt dies schätzungsweise für 110.000 Unternehmen."

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Entlastung durch Kurzarbeit und Kredite

Die Maßnahmen wie Kurzarbeit, die angekündigten Kredithilfen, die die Bundesregierung in den vergangenen Wochen initiiert habe, böten den Arbeitgebern zunächst Entlastung. Eine besondere Bedeutung komme jedoch dem Soforthilfe-Fonds für Solo-Selbstständige und Kleinstbetriebe zu, der abgestufte Einmalzahlungen für eine Überbrückung von drei bis maximal fünf Monate vorsieht.

"Bei den meisten mittelständischen Unternehmen dürfte eine kurzfristige Krise nicht unbedingt gleich zur Liquidation führen", so Welter. Anders könne sich das jedoch für Kleinstunternehmen und Wirtschaftszweige ohne digitalisierbare Dienstleistungen oder Vermarktungswege wie in der Kultur-, Unterhaltungs- und Freizeitwirtschaft, im Tourismus- und Gaststättengewerbe darstellen. In diesen Bereichen ließen sich die ausgefallenen Umsätze nach Abflauen der Krise nicht nachholen. Die IfM-Forscher empfehlen daher eine Abstufung der Hilfen in Abhängigkeit davon, wie stark die jeweiligen Branchen von der Krise betroffen sind. Zudem habe sich die Grundsicherung in der Vergangenheit grundsätzlich als Instrument zur Überwindung kurzfristiger Unternehmenskrisen bewährt, erläuterte die IfM-Präsidentin. Bislang sei die Gewährung der Hilfe allerdings an eine Vermögensprüfung geknüpft gewesen, was im Zuge der aktuellen Maßnahmen nun offenkundig ausgesetzt werde.

Verschärfung der Liquidationsquote

"Dauert der Stillstand länger als sechs Monate an, ist nicht nur mit einer höheren Liquidationsrate zu rechnen, sondern auch mit einem Übergreifen der negativen wirtschaftlichen Folgen auf weitere mittelständische Wirtschaftsbereiche sowie auf die Zulieferer", warnte Welter. Die IfM-Wissenschaftler begrüßten daher die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für die Unternehmen. Zugleich wiesen sie darauf hin, dass das Schutzschirmverfahren im Insolvenzrecht auch eine Chance zur Krisenlösung biete. IfM

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