Grün auf Häusern hat enorme Vorteile

Forscher warnen vor zu vielen weißen Dächern in den Metropolen

Die Suche nach der besten Umwelttechnik, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt. Dabei gerät auch die Nutzung der Dachflächen in den Fokus. Neben der Installation begrünter Dächer werden als weitere Varianten die Verwendung weißer Dachabdichtungsbahnen und das Weißstreichen bereits vorhandener dunkler Dachflächen diskutiert.

Temperaturwirkung verschiedener Dächer untersucht

Weiße Dächer gelten dabei als besonders kostengünstige und einfache Maßnahme, um durch die verstärkte Reflexion der Einstrahlung die Gebäudeaufheizung im Sommer deutlich zu reduzieren. Die damit verbundenen niedrigeren Temperaturen können neben den gesundheitlichen Aspekten auch zu erheblichen Energieeinsparungen im Bereich der Gebäudeklimatisierung führen. Viel Diskussionsstoff lieferte in diesem Zusammenhang eine aktuelle Untersuchung einer amerikanischen Forschergruppe, die unter dem Titel "Urban adaptation can roll back warming of emerging megapolitan regions" die Temperaturwirkungen von Gründächern und weißen Dächern gegenübergestellt hat. Dabei zeigte sich, dass sich beide Techniken im übertragenen Sinn wie "Äpfel" und "Birnen" verhalten und deshalb nicht einfach miteinander verglichen werden können.

Die Ausgangssituation: Die Forscher untersuchten im Rahmen verschiedener Szenarien, in welchem Ausmaß Gründächer, weiße Dächer und eine hypothetische Kombination beider Verfahren bei umfassendem Einsatz zu einer Reduzierung der Klimaerwärmungen in verschiedenen Regionen der USA beitragen können. Dabei wurde im Rahmen der Klimasimulationen neben der voraussichtlichen globalen Erwärmung auch eine weitere Verschärfung der Situation durch eine Ausweitung der Verstädterung mit einbezogen. Die Prognosen wurden bis zum Jahr 2100 hochgerechnet.

Weißdächer mit negativen Begleiterscheinungen

Die Ergebnisse: Im Bereich der Abkühlungseffekte schnitten die weißen Dächer im Vergleich zu den Gründächern landesweit etwas besser ab. Allerdings waren die Unterschiede je nach Region verschieden stark ausgeprägt. Während die Differenz zwischen beiden Varianten im trockenen Kalifornien bei 1,2 °C lag, betrug sie im schwülwarmen Florida nur 0,2 °C. Die besten Werte erzielte übrigens die hypothetische Kombination beider Techniken, die den höheren Reflexionswert des weißen Daches mit der Verdunstungskühlung des Gründaches kombiniert.

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Die guten Effekte der weißen Dächer waren in den Simulationen aber auch mit einigen negativen Begleiterscheinungen verbunden. So geben die Forscher an, dass die erhöhte Reflexion der weißen Dächer in den Wintermonaten zu einem höheren Energieverbrauch bei der Gebäudeheizung führt. Noch gravierender könnte sich die Verringerung der Niederschlagsmengen auswirken. Die Forscher gehen davon aus, dass eine umfassende weiße Einfärbung der Dachflächen je nach Region zu einer Niederschlagsreduktion von 700 bis 1400 mm führen könnte. Dies würde massive Auswirkungen auf das Stadtklima und die Wasserversorgung der Ökosysteme haben.

Keine generelle Empfehlung für Weiß abgegeben

Die Schlussfolgerung: Auf Basis dieser Ergebnisse verwundert es nicht, dass die Forscher keine generelle Empfehlung für weiße Dächer abgeben möchten und darauf verweisen, dass der Einsatz einer Umwelttechnik immer auf die lokale Situation abgestimmt werden muss. Als weitere Maßnahme zur Wiederherstellung der natürlichen Wasserkreisläufe bringen sie außerdem Entsiegelungsmaßnahmen am Boden ins Spiel.

Kritische Bewertung: Die Idee, durch das weißstreichen der Dachflächen auf schnelle und günstige Art und Weise aktiven Klimaschutz zu betreiben, ist nicht neu. Der amerikanische Nobelpreisträger und Energieminister Steven Chu formulierte diesen Ansatz bereits im Jahr 2009, zu Beginn von Obamas erster Amtsperiode. Dass der weiße Anstrich einer Dachfläche einfacher und kostengünstiger zu bewerkstelligen ist, als die Installation einer Dachbegrünung lässt sich nachvollziehen.

Anstrich speichert kein Niederschlagswasser

Kritisch ist anzumerken, dass mit dem weißen Anstrich nur energetische Aspekte des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung angesprochen werden. Weiße Dächer speichern im Unterschied zu Dachbegrünungen kein Niederschlagswasser, es findet also keine Entlastung der Kanalisation bei heftigen Niederschlagsereignissen statt. Auch die mit der späteren Verdunstung verbundene Anfeuchtung der Umgebungsluft fehlt. Weitere Defizite bestehen im Bereich der Artenvielfalt, der Schadstofffilterung und dem Schutz der Dachabdichtung vor extremen Witterungsereignissen. Von der Optik ganz zu schweigen. Beide Techniken lassen sich also nicht gegeneinander austauschen. Wer anstelle einer Dachbegrünung sein Dach weiß streicht, bekommt für sein Geld deutlich weniger Ökologie.

Wolfgang Ansel

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