Frauen als Erfolgsfaktor für GaLaBau-Unternehmen

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Demografischer Wandel und Fachkräftemangel. Diese beiden Begriffe stehen derzeit scheinbar für die gravierendsten Schwierigkeiten im GaLaBau. Zu wenige Auszubildende und nur schlecht oder gar nicht fachspezifisch ausgebildete Mitarbeiter und Helfer schwächen die Schlagkraft auf den Baustellen und vermindern die Produktivität. Was tun?

Unternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Das geht teilweise soweit, dass sich Betriebe gegenseitig die Mitarbeiter abwerben. Ebenso lässt die Motivation der (potenziellen) Mitarbeiter, sich ausreichend zu bemühen oder sich fortzubilden um für den Arbeitgeber möglichst wertvoll zu werden, nach. Die Hemmschwelle für eine Kündigung bei etwaigen Diskrepanzen sinkt, da sie wissen, dass sie nicht lange nach einer neuen Stelle suchen müssen. Aus dieser Situation gilt es einen Ausweg zu finden. Ein Unternehmen muss für seine Mitarbeiter so interessant werden, dass Sie nicht leichtfertig kündigen, sondern sich persönlich mit dem Geschäft identifizieren können. Parallel dazu müssen personelle Ressourcen erschlossen werden, die es ermöglichen, den Fachkräftemangel zu kompensieren. Und hier kommt das weibliche Geschlecht ins Spiel, eine bislang noch kaum genutzte Personengruppe sowohl auf der Baustelle als auch im Büro. 2014 waren im Baugewerbe nur etwa 13 Prozent aller beschäftigten Frauen, im Bauhauptgewerbe sogar nur 9,6 Prozent. Doch warum?

Positives Betriebsklima

Frauen sind anders als Männer, darüber muss man nicht diskutieren. Der Unterschied rührt unter anderem daher, dass Mädchen meist von Kindesalter an anders erzogen werden als Jungen. Mädchen spielen oft mit Puppen, Jungen mit Modellen großer Maschinen. Dementsprechend arbeiten und führen sie auch anders. Beim weiblichen Geschlecht steht nicht der Machtkampf im Vordergrund, sondern die gemeinsame Bewältigung einer Aufgabe. Ein weiterer Unterschied ergibt sich in der Sprache der verschiedenen Geschlechter. Unterschiedliche Arten eine Botschaft zu formulieren haben unterschiedliche Wirkungen auf die Empfänger. Männer wirken meist autoritärer, Frauen ruhiger und vertrauensvoller. Sie geben Informationen häufig schneller und genauer weiter, sodass weniger Details auf der Strecke bleiben. Sie achten auf gegenseitige Wertschätzung und sind eher bereit, sich der Probleme Ihrer Mitarbeiter und Kollegen anzunehmen. Dieses Bemühen um ein positives Betriebsklima schlägt sich in der Regel deutlich in der Produktivität, der Arbeitsleistung und der Mitarbeiterfluktuation nieder. Darüber hinaus werden Mitarbeiterinnen eher durch sogenannte Soft-Facts, dazu zählen zum Beispiel Betriebsklima oder die Harmonie unter den Mitarbeitern, motiviert als durch Geld oder Statussymbole.

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Viele Frauen sind kreativ, einsatzfreudig und ebenso durchsetzungsstark und verantwortungsbewusst wie Männer. Das sind allesamt Eigenschaften, die im Garten- und Landschaftsbau unerlässlich sind. Dass diese Branche nur etwas für das männliche Geschlecht ist, kann also nicht unterstützt werden. Schon der alte Platon war der Meinung, dass es keine geschlechtsspezifischen Beschäftigungen gibt; vielmehr lägen die Talente hier gleichmäßig verteilt. Warum aber sind Frauen in unserem Berufszweig so selten? Draußen auf der Baustelle ist das gewiss verständlich, da hier der Aspekt der körperlichen Arbeit mitschwingt. In den leitenden Positionen im Büro aber sind Frauen genauso eine Rarität.

Anatomische Unterschiede

Frauen müssen sich mehr anstrengen als Männer, um die gleiche körperliche Leistung zu erbringen. Die durchschnittliche Muskelmasse ist bei Frauen, bedingt durch das fehlende männliche Sexualhormon Testosteron, um 7 Prozent geringer als bei Männern. Dieses Hormon ist maßgeblich am Muskelwachstum beteiligt. Weniger Testosteron bedeutet also weniger Muskeln und das wiederum weniger Kraft. Hinzu kommt, dass in männlichen Muskeln mehr Mitochondrien, "Zellkraftwerke", enthalten sind, die Energie zur Verfügung stellen. Ein im Vergleich kleineres Herz, kleinere Lungen und weniger Blut führen dazu, dass weniger Sauerstoff zu den Zellen transportiert werden kann. Eine geringere Knochendichte kommt noch hinzu.

Jedoch zählt in den wenigsten Fällen die reine Muskelkraft, da viele Arbeiten bereits durch Maschinen erleichtert werden. Viel wichtiger sind oft Soft und Hard Skills, die Frauen genauso mitbringen wie Männer, wenn nicht sogar teilweise mehr.

Hypothesen für die geringe Frauenquote

Doch wo könnten die Gründe für die geringe Frauenquote dann verborgen liegen? Liegt es an den Frauen selbst? Trauen sie sich nicht zu, in der männerdominierten Branche zu bestehen? Oder liegt es an den Unternehmen, die vielleicht gar keine Frauen wollen? Vielleicht gibt es Vorurteile? Oder liegt es an unserer Gesellschaft, die Frauen in eine Hausfrauen- und Mutterrolle zwingt, sodass Karriere generell hinten angestellt wird, sobald die Familienplanung ins Haus steht? Warum funktioniert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in anderen Branchen vergleichsweise einfach und im Garten- und Landschaftsbau nicht?

Recherchen ergaben, dass ein möglicher Grund für die geringe Frauenquote tatsächlich die scheinbare Unvereinbarkeit von Beruf und Familie in unserer Branche ist. Dazu kommt die noch immer in der Bevölkerung verankerte traditionelle Rollenverteilung. Frauen wollen zwar arbeiten, aber gleichzeitig fühlen sie sich verantwortlich für Familie und Haushalt. Beide Lebensaspekte müssen also in Einklang gebracht werden. Im Garten- und Landschaftsbau ist es oft schwierig, diesen Schritt zu schaffen, aber es ist dennoch möglich.

Ein größeres Problem stellt die traditionelle Rollenverteilung dar, in der sich viele Frauen und Männer noch verankert fühlen. Doch hier ist bereits ein Wandel spürbar. Immer mehr Männer legen großen Wert darauf, am Familienleben und der Kindererziehung teilzunehmen. Daher werden auch für sie Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten interessant. Mit diesem Thema muss man sich also verstärkt beschäftigen, bevor auch Männer das Interesse am GaLaBau verlieren, weil er für Familien zu wenig Flexibilität erlaubt. Auf das Thema Flexibilität am Arbeitsplatz soll später noch eingegangen werden.

Was Frauen in der Branche selten haben, sind Anerkennungsprobleme. Die Unternehmen wissen sehr wohl um die Vorteile. Jedoch sind es meist die Frauen selbst, die noch nicht bereit sind, sich attraktiv für die GaLaBau-Unternehmen zu machen. Dabei könnten mehr Frauen im Handwerk dessen Image deutlich verbessern und es generell beliebter bei allen Bevölkerungsgruppen werden lassen.

Frauen als Führungspersonen

Vom Geschlecht unabhängig sind die Kerneigenschaften einer Führungsperson. Fachkompetenz und Durchsetzungsvermögen sind hier die entscheidenden Charakterzüge. Aber auch Autorität und Sympathie spielen eine Rolle. Frauen, die eine Führungsposition unangefochten einnehmen wollen, brauchen aber zusätzliche oder ausgeprägtere Persönlichkeitsmerkmale. Außerordentliches Selbstbewusstsein und noch mehr Fachwissen sind gefragt. Das heißt im Umkehrschluss, Frauen können es, wenn sie es wollen und das zweifelt auch niemand an. Dennoch müssen sie es sich selbst und anderen immer wieder beweisen. Aber muss das so sein? Jeder muss sich im Laufe seines Berufslebens immer wieder den Nachweis erbringen, dass er das was er macht auch tatsächlich kann. Frauen müssen das aber öfter tun als Männer, obwohl Sie anerkannte Mitarbeiter und Führungspersonen sind. Zudem sind sie oft besser qualifiziert, da sie hier mehr Eigeninitiative zeigen sich fortzubilden.

An dieser Stelle muss sich das traditionelle Bild noch weiter wandeln und verinnerlicht werden, was Platon schon vor sehr langer Zeit erkannt hat.

Flexibilität am Arbeitsplatz

Um sich im Wettbewerb um qualifizierte weibliche und männliche Arbeitskräfte einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen führt kein Weg an flexible(re)n Arbeitszeiten vorbei. Dabei können bereits entwickelte Modelle anderer Branchen nicht einfach übernommen werden. Sie müssen modifiziert und individuell an den Betrieb angepasst werden. Beachtet werden muss dabei auch, dass das Thema Flexibilität nicht nur für Frauen unerlässlich sein wird. Die sozialen Strukturen ändern sich, sodass Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen zunehmend von Frauen und Männern gleichermaßen übernommen wird. Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird verstärkt als Thema in allen Mitarbeiterkreisen auftreten. Dies ist auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht interessant. Eine Unternehmensumfrage vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (2013) zeigt, dass die Fehlzeitenquote in sehr familienbewussten Unternehmen um 12 Prozent, die Krankheitsquote sogar um 22 Prozent niedriger ausfällt, als im Gesamtdurchschnitt der Unternehmen.

Familienfreundlichkeit zahlt sich hinsichtlich Mitarbeitermotivation, der Qualität der Bewerberinnen und Bewerber, der Produktivität der Mitarbeiter und des Aufbaus betriebsspezifischen Know-hows aus. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob denn der, verglichen mit der gesamten Baubranche "kleine" Garten- und Landschaftsbau es schaffen kann, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie herzustellen. Die eindeutige Antwort lautet "JA". Der GaLaBau ist innovativ, kreativ und vielseitig. Das zeichnet diese Branche aus. Neuerungen und innovative Modelle können schneller umgesetzt werden. Wer wenn nicht der Garten- und Landschaftsbau könnte also auf diesem Gebiet Vorreiter sein? Einige Betriebe gehen hier bereits mit gutem Beispiel voran. Dass es einen hohen organisatorischen Aufwand bedeutet ist unumstritten. Dieser zahlt sich aber nicht nur innerbetrieblich aus, sondern beeindruckt auch Kunden.

Kundenverständnis und Kundennutzen

Kunden wollen überrascht, beeindruckt und überzeugt werden. Frauen bringen, allgemein gesprochen, genau diejenigen Eigenschaften und Interessen mit, die gerade im privaten Bereich des Garten- und Landschaftsbaus von entscheidender Bedeutung für Kundenzufriedenheit sind. Sie sind empathisch, haben einen Blick für das Zusammenspiel von Farben und Details und besitzen eine ruhigere, weniger autoritäre Art mit Kunden umzugehen. 80 Prozent aller Kaufentscheidungen werden von Frauen getroffen, dazu gehören auch große Investitionen wie die Anlage eines Gartens. Da ist es hilfreich, wenn KäuferIn und VerkäuferIn auf einer Wellenlänge sind.

Kundengespräche sind auch im Garten- und Landschaftsbau der Schlüssel zum Erfolg. Verlaufen diese gut, so ist im besten Fall der Kunde zufrieden und das Unternehmen hat einen neuen Auftrag gewonnen. Die Erfolgsfähigkeit in einem Kundengespräch kann durch geeignete Maßnahmen erheblich verbessert werden. Sympathisches Auftreten, die Offenheit, sich auf neue Situationen einzustellen und der Mut, Neues auszuprobieren, schaffen eine entspannte Kommunikationsebene. Kritische Reflexion von Gesprächssituationen und die Bereitschaft aus Misserfolg zu lernen bringt Erfahrung und trainiert. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten bringen Frauen oft von sich aus mit. Außerdem sind Frauen häufig kritischer gegenüber sich selbst eingestellt und besitzen die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und Situationen zu bewerten. Sie erkennen Fehler eher und stehen dazu. So können sie daraus lernen.

Kunden ist es außerdem wichtig, dass sie ihren ganz persönlichen Nutzen erfüllt wissen. Wird dieser während eines Gespräches immer wieder betont, fällt die Entscheidung leichter.

Frauen sind empathischer als Männer, das heißt sie können sich häufig besser in die Lage Anderer hineinversetzen. Sie erkennen schneller, was ein Gesprächspartner "zwischen den Zeilen" ausdrücken will. Es fällt ihnen leichter, sich eine Situation aus der Perspektive des Gegenübers vorzustellen und dessen Interessen und Beweggründe zu verstehen. Sie sind prädestiniert dafür, Kunden auf den persönlichen Nutzen bei der Vergabe eines Auftrages aufmerksam zu machen.

Erfolgsfaktor Nischenwissen

Einen weiteren Erfolgsfaktor stellt Pflanzenwissen dar. Pflanzenkenntnisse als das Hauptkriterium schlechthin unterscheiden den GaLaBau vom Hoch- und Tiefbau. Von Kunden wird vermehrt Pflanzenwissen verlangt. Bei Privatkunden gehen die Erwartungen oft von den landschaftsgärtnerisch verwendeten Arten über Zierpflanzen, Sommerblumen bis hin zum Gemüsegarten. Frauen haben oft mehr Interesse an Pflanzen und deren richtiger Pflege. Allein das Wissen um diese grünen Elemente schafft Eindruck und Vertrauen beim Kunden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt zum Thema Kundenvertrauen ist ein sorgsamer Umgang mit Kundeneigentum. Die sollte selbstverständlich sein, ist es aber häufig nicht. Frauen zeigen hierfür oft mehr Augenmerk. Auch ein sauberer Gesamteindruck, den eine Baustelle am Abend hinterlässt fördert die Akzeptanz der Mitarbeiter und damit des Unternehmens beim Kunden. Frauen legen hierauf ebenso oft mehr Wert als Männer.

Fazit

Frauen im Unternehmen zu beschäftigen, bringt sowohl im Bereich Kunden als auch beim Thema Mitarbeiter entscheidende Vorteile. Sie müssen gezielt für den GaLaBau, sowohl für Führungspositionen als auch für die Arbeit auf der Baustelle, akquiriert werden. Gleichzeitig muss die Branche familienfreundlicher werden, sodass eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht wird. So kann der Garten- und Landschaftsbau weiterhin eine innovative und zukunftsfähige Branche bleiben.

 Sabine Hochholzer
Autorin

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Prof. Dr. Cristina Lenz
Autorin

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Dekanin Fakultät LA

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