Frauen im GaLaBau: Eine Chance gegen drohenden Fachkräftemangel

von:
Frauen Ausbildung und Beruf
Sandra Krizanovic, Babette Freund und Claudia Rühlow: Frauen gehören bei Achhammer Gärten dazu! Auf der Baustelle wie im Büro. Fotos: Manuela Achhammer

Wo finden wir Frauen im Garten- und Landschaftsbau? Frauen führen in der Branche eigene Betriebe, sind mitarbeitende Ehefrauen, sind Töchter und werden Nachfolgerinnen eines Gartenbau-Unternehmens, sie sind Teilnehmerinnen an Fortbildungen an der Akademie Weihenstephan, sind Studentinnen im Management für Garten- und Landschaftsbau, sind Mitglieder im Verband und sogar mit im Präsidium. Frauen treffen sich in Erfa-Gruppen, Frauen sind Partnerinnen ihrer Männer bei Verbandsversammlungen, sie sind Referentinnen, sind Landschaftsgärtnerinnen, Meisterinnen, Auszubildende, Team-Assistentinnen, Redakteurinnen, Beraterinnen, Hochschuldekaninnen, Studienleiterinnen - die Liste ist lang und sicher auch noch zu ergänzen.

Könnte nicht jedes "Frauen" auch durch "Männer" ersetzt werden? Der einzige Unterschied zu Männern ist die Anzahl der Frauen in den jeweiligen Gremien oder Berufsbildern. Frauen führen prozentual weniger eigene Betriebe, Frauen sind weniger im Präsidium des Verbandes vertreten, aber dafür mehr in den Büros der grünen Unternehmen.

Rollenbilder setzen Grenzen

Frauen kümmern sich um die Familie, Männer sorgen für das Geld. Frauen im GaLaBau sind ordentlich und hinterlassen Baustellen sauber, Männer hingegen kräftiger, technisch orientierter und sachlicher. Wollen wir weiterhin diese Klischees bedienen, oder ist es Zeit die Grenzen der Rollenbilder aufzubrechen? Rollenbilder setzen Grenzen in den Köpfen, im Verhalten und dem sozialen Miteinander. Social Media, Instagram und Co. machen Grenzen durchlässiger. Sie verändern unser Denken. Es ist Zeit frei von Rollenbildern zu denken. Ordnung, Struktur, Geldverdienen und Sauberkeit sind für alle wichtig. Sauberkeit und Struktur erleichtern den Baustellenablauf auf allen Ebenen. Braucht es Frauen in Betrieben, um Sauberkeit in die Firmen zu bringen? Geldverdienen sollte für alle ein wichtiges Thema sein. Wenn Frauen künftig nicht in Altersarmut leben wollen, ist es ein Thema, dem sich jede Frau stellen sollte. Und das nicht nur im Garten- und Landschaftsbau.

Im Tarifvertrag sind die Gehaltsstufen nach Erfahrung bewertet, nicht nach Geschlecht. Also ist es wichtig, dass eine Meisterin mit drei Jahren Berufserfahrung auch wie ein Meister mit gleicher Erfahrung bezahlt wird. Nur Mut bei den Gehaltsverhandlungen - es geht um Kompetenz und Erfahrung und nicht um das Geschlecht. Unterschiedliche Gehälter zwischen Mann und Frau ist ein Denkmuster und hat nichts mit Kompetenz und Erfahrung zu tun. Die Einstufung des Gehalts, hat nichts mit körperlicher Belastbarkeit zu tun, wie oft in der grünen Branche argumentiert wird. Das Können muss im Vordergrund stehen! Muskelkraft ist kein Gehaltsargument.

Anpassen von Verhaltensweisen

Die Betonung liegt auf dem Wörtchen "von". Es geht nicht um das Anpassen an Verhaltensweisen. Bei den Abschlussprüfungen im GaLaBau gibt es Situationen, die ein Anpassen an Verhaltensweisen zeigen. Hilfsmittel und gegenseitige Unterstützung beim Verbauen von schweren Materialien sind erlaubt. Welches Denken herrscht vor? Als "Kerl" kann ich mir nicht die Blöße geben nach Hilfe zu fragen, als junge Frau darf ich keine Schwäche zeigen. Eine junge Frau passt sich an die Verhaltensweisen an, wenn sie denkt, "sonst stehe ich nicht meinen Mann." Diese Verhaltensweisen sind Rollenmuster. Schwäche und Verletzlichkeit sind menschlich, und halten in diesem Beispiel den Rücken gesund. Gemeinsam schwere Gegenstände zu tragen fördert nicht nur die Gesundheit, sondern auch das "Wir". Und schon wird ursprünglich gedachte Schwäche zur Stärke.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Mitarbeiter/in (m/w/d) für den Friedhofsbereich, Winnenden  ansehen
Gärtnermeister*in bzw. Fachagrarwirt*in / ..., Köln  ansehen
Projektleiter*in (m/w/d) gesucht!, Gronau-Epe  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Frauen Ausbildung und Beruf
... kann mit positivem Beispiel vorangehen. Foto: Manuela Achhammer
Frauen Ausbildung und Beruf
Jede Frau in der Branche ... Foto: Manuela Achhammer

Eigene Kompetenz sehen

Wann sehen wir die eigenen Kompetenzen? Wir sehen unsere eigenen Kompetenzen, wenn wir aufhören, zu vergleichen und uns mit anderen zu messen. Beide Geschlechter messen sich. Frauen neigen dazu, sich selbst zu hinterfragen und machen sich oft kleiner als sie sind. Wer legt den Maßstab fest? Wir Frauen selbst, die Männer, unsere Mitmenschen, die Gesellschaft? Ein Gefühl des "Mit-sich-selbst- zufrieden-Seins" gehört zum Sehen der eigenen Kompetenz. Sich vor Augen zu halten, was uns stolz macht, was uns gelungen ist, welche Erfolge erreicht worden sind. Nicht zu vergessen sind auch die Erfolge im Privaten und Familiären miteinzubeziehen. Oft liegt der Fokus nur auf den beruflichen Erfolgen, die manchmal nicht wie gewünscht ausfallen. Dennoch gibt es private Erfolge, und wenn sie noch so klein sind. Auch auf sie fokussiert, stärken sie wiederum die eigene Kompetenz. Bei näherer Betrachtung kann der Grund des privaten Erfolges der beruflichen Karriere einen Auftrieb geben.

In einem Kurs mit dem Thema "Als Baustellenleiter überzeugend kommunizieren und führen" fragte eine junge Frau mit abgeschlossenem Management-Studium und neu eingestellt in einer Firma als Bauleiterin: "Wie setze ich mich als Bauleiterin meinen männlichen Kollegen gegenüber durch, die seit Jahren ein eingespieltes Team sind und ihre eigenen Regeln haben? Wie verschaffe ich mir Respekt?" Die junge Bauleiterin hat fachliche Kompetenz und hat ihr Studium erfolgreich beendet. Was ihr fehlt sind Selbstvertrauen und Selbstverständnis für ihre eigene Kompetenz. Sie sieht ihr eigenes Können nicht, Selbstzweifel wachsen. Dazu kommt noch ein geprägtes Rollenbild auf beiden Seiten. Würde diese Frage auch ein Mann stellen?

Bei einem männlichen Teilnehmer lautete die Frage: "Wie mache ich meinem Chef plausibel, dass ich kooperativ führen will und nicht von oben herab?" Auch ihm fehlen Selbstvertrauen und die Erfahrung, dass ein kooperativer, statt hierarchischer Führungsstil zu Qualität im Betrieb führt.

Bei beiden Beispielen geht es um Selbstvertrauen in der Führungsebene. Innerhalb der Führungsebene ist die Richtung aber unterschiedlich. Beide sind Bauleiter, sie weiß nicht, wie sie durchgreifen und er weiß nicht, wie er gleichberechtig kommunizieren soll. Kann es sein, dass diese Schwierigkeiten der einzelnen Führungsebenen branchentypisch sind? Haben es Frauen in der Landschaftsbau-Branche schwerer, da sie eingeschworene Männerteams führen müssen? Und haben junge, motivierte Männer Schwierigkeiten ihren Vorgesetzten gegenüber, weil sie mit ihrem Denken Gewohnheiten durchbrechen? Sehen wir dieses Beispiel geschlechtsneutral, dann haben beide Schwierigkeiten zu führen. Beide brauchen eine Stärkung ihres Selbstvertrauens.

Frauen haben ein eigenes Selbstverständnis

Warum fangen wir nicht einfach an, Frauen mehr in unsere Branche zu bringen. Wir engagieren uns für Bäume in Städten, nehmen Schotter aus den Vorgärten und der Pool ist der neue Schwimmteich.

Beginnen wir eine Kampagne mit dem Thema "Frauen im GaLaBau 4.0". Wir gehen mit dieser Kampagne offen auf Frauen zu und integrieren sie mit ihren Fähigkeiten - als Menschen. In einem Artikel des Magazins der Süddeutschen Zeitung über Joana Mallwitz (Jahrgang 1986), Dirigentin des Jahres 2019 und Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg, erklärt die Pressesprecherin der Künstlerin, dass sie Anfragen zu Interviews zum Thema "Frauen und Dirigieren" ablehne. Die Frage "Dirigieren Frauen anders?" weise Mallwitz zurück: "Nein, jeder einzelne Mensch dirigiert vollkommen anders."

Und wie sieht es bei den Frauen bei Achhammer Gärten aus? Seit Gründung der Firma waren immer Frauen in unserem Betrieb. Es gibt keinen Unterschied. Es werden alle gleichbehandelt. Wir gehen mit unseren Mitarbeitern empathisch um, unabhängig von Geschlecht und Herkunft.

Vorbilder

In der Modebranche tragen Frauen Männermode, und Männer Röcke. In dieser Branche brechen die Grenzen auf. In Bezug auf die Kleidung gibt es in unserer Branche keinen Unterschied. Wenn schon die Kleidung gleich ist, dann könnten auch die Fähigkeiten, Kompetenzen und Gehälter gleich sein. Die Unterschiede sind in den Köpfen. Veränderung entsteht, in dem Menschen anders denken, den Horizont erweitern und sich öffnen. Veränderung beginnt durch Vorbilder. Nehmen wir uns Vorbilder, um uns zu stärken und wachsen zu lassen. Vorbilder haben irgendwann ihre Komfortzone verlassen und Neues geschaffen. Der Facharbeitermangel kann eine Chance sein, das Gewohnte zu verlassen und die Branche für Frauen zu öffnen.

Frauen Ausbildung und Beruf
Der Facharbeitermangel kann eine Chance sein, das Gewohnte zu verlassen und die Branche für Frauen zu öffnen. Foto: Manuela Achhammer

Wandel in der jungen Generation

Auf einer Berufsfindungsbörse 2019 in Erlangen kamen zum Stand des Verbandes Garten- und Landschaftsbau (VGL) Bayerns und Achhammer Gärten als Partnerbetrieb, prozentual mehr junge Frauen als junge Männer zum Stand, um sich über das Berufsbild Landschaftsgärtner*in zu informieren. Das Thema Klimawandel bewegt die kommende Generation sehr, und spielt der Branche eine Chance zu, die sie nutzen sollte. Die junge, weibliche Generation interessiert sich für den Beruf, doch sie wird noch nicht genügend an die Hand genommen, um sich in dem Berufsbild wohl zu fühlen. Veränderung findet im Denken statt, es ist jetzt die Chance, das Berufsbild neu zu überdenken und für Frauen zu werben, frei von Klischees und Grenzen. Wenn wir mehr auf Kompetenz achten, den Willen zur Veränderung aufbringen, dann gelingt ein neues Bild von Frauen im Garten- und Landschaftsbau. Denn einige sind schon engagiert und in verantwortungsvollen Positionen.

Sich selbst und andere stärken

Jede Frau in der Branche kann mit positivem Beispiel vorangehen. Viele hatten den Mut, sich gut zu positionieren. Aber auch branchenetablierte Frauen haben Probleme. Ein Beispiel: Eine Frau Mitte 50 ist Firmeninhaberin bereits seit mehr als 25 Jahren. Sie hat die Firma von ihrem Vater übernommen und ihr angeheirateter Mann ist die ausführende Kraft im Betrieb. Für beide sind die Rollen selbstverständlich. Dennoch gibt es die Problematik, wie sind Beruf und Privatleben voneinander zu trennen.

Mitarbeitende Ehefrauen kennen auch das gerade beschriebene Problem. Alle haben den Traum von einem gemeinsamen Lebensabend in Wohlstand. Aber was, wenn der Ehemann plötzlich in der Lebensmitte eine neue Liebe kennenlernt? Oder sich die Firmeninhaberin verliebt und sich trennt? Wie kommt die mitarbeitende Ehefrau, meist geringfügig beschäftigt, in ihre eigene Kraft und Verantwortlichkeit, ohne in Altersarmut zu leben? Und, wie kann eine Trennung sein, ohne dass die Firma dabei zugrunde geht?

Familie und Beruf

Immer wieder lesen wir von dem Thema Frauen - Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Warum überlassen wir dieses Thema nur den Frauen? Ist nicht der Vater auch verantwortlich für das Kind? Kinder bekommen ist ein "Frauending", das steht außer Frage. Kindererziehung ist Aufgabe der Eltern und nicht nur der Mamas. Kinder sind ein Geschenk für beide. Es lohnt sich, sicher zu gleichen Teilen zu arbeiten und zu versorgen. Überdenken wir flexible Arbeitszeitmodelle doch für beide.

Frauen Ausbildung und Beruf
Wenn wir mehr auf Kompetenz achten, den Willen zur Veränderung aufbringen, dann gelingt ein neues Bild von Frauen im Garten- und Landschaftsbau. Foto: Manuela Achhammer

Menschen im GaLaBau

Wie gehen Männer mit sich selbst um, was könnte sich auch für Männer ändern? Wo stecken sie in ihren Rollenklischees fest? Wäre es nicht auch interessant, Männer über ihr eigenes Selbstverständnis zu interviewen? Männer stecken genauso wie Frauen in ihren Rollen fest. In meinen Marketing-Kursen haben junge Männer bereits ein verändertes Selbstverständnis im Umgang mit Frauen, Kunden und Partnerschaften. Sie handeln im gegenseitigen Respekt. Die Nachfolge-Generation, ob Frauen oder Männer haben sich bereits verändert. Sie arbeiten als Menschen.

Wir haben alle, ob Frau oder Mann, einen freien Entscheidungswillen und sollten ihn in gegenseitigem Respekt nutzen. Das bedeutet, sich für neue Lebensmodelle zu entscheiden. Überdenken wir eigene Rollenklischees, ohne zu vergleichen. Machen wir uns gegenseitig Mut!

 Manuela Achhammer
Autorin

Achhammer Gärten GmbH

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen