Der Kommentar

Freitag um eins macht jeder seins

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In diesem Frühjahr ist die Gesamtzahl der Erwerbstätigen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 167.000 gestiegen. In den Bereichen öffentlicher Dienstleister, Erziehung, Gesundheit sogar um 199.000 Menschen. Der Staat hat also knapp 200.000 neue Stellen in einem Jahr geschaffen und die private Wirtschaft hat gut 30.000 Arbeitsplätze abgeschafft oder konnte sie nicht besetzen.

Dass der Staat ein immer größerer Arbeitgeber wird, ist ein Trend, der seit 2008 zu beobachten ist. Bei den Arbeitgebern Bund, Länder, Kommunen und den Sozialversicherungen ist die Zahl der Arbeitnehmer um knapp 765.000 auf 5,2 Millionen gestiegen. Mehr als jeder neunte Beschäftigte ist damit im öffentlichen Dienst beschäftigt: Tendenz steigend. In der Öffentlichkeit werden nur die prominenten Fälle bekannt, wie die 5.000 zusätzlichen Stellen für die Kindergrundsicherung von Familienministerin Lisa Paus oder die steigende Zahl der Parlamentarischen Staatssekretäre in der Bundesregierung. Es ist nur eine Handvoll.

Insgesamt zeigt sich ein enormer Trend zur Verstaatlichung von Aufgaben. Zum einen wird in den Medien aber auch in der Gesellschaft immer mehr vom Staat verlangt. Die Politik nimmt diese Wünsche gerne auf und greift immer weiter in das Leben der Menschen ein. Nach der gerade erschienenen Shell Jugendstudie 2024 ist für 91 Prozent der Jugendlichen ein sicherer Arbeitsplatz (sehr) wichtig. Nach einer Studie von Ernst & Young von 2018 wollen mit großem Abstand 41 Prozent der befragten Studierenden in Deutschland einen Job im öffentlichen Dienst. Angebot und Nachfrage kommen an dieser Stelle offenbar gut zusammen.

Aktuell ist auch von den Landschaftsbaubetrieben zu hören, dass sie immer häufiger Mitarbeiter an den öffentlichen Dienst verlieren. Auch die öffentlichen Arbeitgeber, gerade im etwas angespannten Baumarkt, vermelden wieder große Bewerberzahlen. Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die Diskussion um die Ausstattung der Grünflächenämter wieder aufflammen wird: spätestens, wenn die Auftragslage sich verschlechtert. Hier steht im Raum, dass die Unternehmen die Arbeiten wirtschaftlicher ausführen können. Wegen tarifvertraglicher Vorgaben, Krankenstand und anderem sind die Lohnkosten einer Baustellenstunde im öffentlichen Dienst um bis zu 40 Prozent höher als im privatwirtschaftlichen Landschaftsbau. Der Unterschied reduziert sich etwas durch die Mehrwertsteuer, bleibt aber doch erheblich. Fragen wie Produktivität oder organisatorische, vergaberechtliche oder maschinelle Vor- und Nachteile wirken sich auch noch in beide Richtungen aus.

Am Ende geht es um die Frage, welche Aufgaben der Staat sich noch nehmen wird und ob der Trend zur Verstaatlichung irgendwann gestoppt werden kann.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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