Gärten, Parkanlagen, Grünstreifen: Nachhaltige Paradiese

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Gärten galten schon immer als Paradiese, unabhängig davon, wie groß sie sind. Überlieferte Darstellungen von Gärten in Kunst und Literatur verdeutlichen das in überaus deutlicher Weise. Bei der Planung von Gärten ist die Auswahl der Pflanzen und die Gestaltung des Geländes von entscheidender Bedeutung; ganz gleich wer eine Anlage gestaltet, entscheidend sind die Grundideen.

Es ist natürlich Geschmackssache, ob große, prachtvolle, gefüllte Blüten wichtig sind. Dabei sollte allerdings bedacht werden, dass sie weder Pollen noch Nektar produzieren können, denn die Staubblätter sind in der Regel umgewandelt in zusätzliche Blütenblätter (Abb. 1). Sie erhöhen zwar die Schaufunktion der Blüten und locken Insekten an, bieten aber keine Nahrung. Da eine Bestäubung nicht stattfinden kann, finden unsere einheimischen Vögel keine Früchte beziehungsweise Samen als Nahrung in den Wintermonaten.

Für Züchter gefüllter Sorten in den verschiedensten Verwandtschaftskreisen, die mit viel Aufwand Sorten mit großen, gefüllten Blüten auslesen, ist der ökologische Aspekt offenbar nicht besonders wichtig. Bei der Bepflanzung eines Gartens sollte man sich diesen Unterschied doch bewusst machen, denn die vermeintliche Pracht dient zwar unserem Schönheitsempfinden: Es stellt sich aber die Frage, ob ein Garten, der für die Tierwelt interessant und nahrhaft ist, nicht auch dem Menschen ein gutes Gefühl gibt, weil man für die Tierwelt, die durch weitere Versiegelung der Landschaft stark zurückgedrängt wird, etwas Gutes tut.

Oasen im Haus- und Schrebergarten

Pflanzen und Tiere lassen sich besonders gut beobachten, wenn sich der Garten um das Haus herum erstreckt. Aber auch jeder Schrebergarten bietet genügend Möglichkeiten zu intensiven Studien an Pflanzen- und Tierwelt. Ein bisschen hängt es natürlich davon ab, ob ein Garten neu angelegt werden soll, dann können gleich geeignete Arten ausgewählt werden. Aber auch ein bereits bestehender Garten lässt sich umgestalten, zumal sowieso im Herbst Stauden zu teilen oder umzupflanzen sind, ansonsten wächst alles zu und wird unübersichtlich. Bei dieser Gelegenheit sind Ratschläge von Gärtnern sicher sehr erwünscht.

Aus eigener Erfahrung darf ich berichten, dass ein Garten als kleines Paradies ständig betreut und durch das Pflanzen neuer, besser geeigneter Arten immer reicher und schöner wird. Es ist gewissermaßen ein niemals endendes Projekt und die Tierwelt signalisiert uns sogar, ob sie die Anlage gut findet. Solche Gärten bieten Kindern Anschauung und regen zur Beschäftigung mit Pflanzen und vor allem Tieren an, denn erfahrungsgemäß sind Tiere für Kinder wesentlich interessanter als Pflanzen.

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Ein bisschen Blütenökologie gefällig?

Hier soll es nur um die Bestäubung durch Tiere und speziell durch Insekten gehen, denn mit einer Bestäubung durch Vögel oder Fledermäuse ist in unseren temperaten Breiten kaum zu rechnen, es sei denn, spezielle Pflanzenarten werden gepflanzt, wie beispielsweise die Glockenrebe (Cobaea scandens), die an Rankhilfen emporwächst. Sie ist in Mexiko beheimatet, kann aber bei uns alljährlich aus Samen gezogen werden; sie gehört in die Gruppe der Fledermausblumen. Mit ihren breiten, glockenförmigen, lilafarbenen Blüten, die einen süßlich, muffigen Duft verströmen, locken sie des Nachts Fledermäuse an. Es lohnt sich, dies zu beobachten, zumal bei uns in den Abendstunden Fledermäuse durch die Luft fliegen.

Insektenblütige Pflanzen sind bei uns besonders reich vertreten, sie benötigen Bestäuber, die den Pollen auf die Narbe einer anderen Blüte transportieren und dadurch eine Befruchtung ermöglichen. Blüten haben, um eine Bestäubung zu befördern, verschiedene Lockmittel wie zum Beispiel Pollen, Nektar oder Futterhaare im Zuge der Co-Evolution entwickelt, damit sie für Insekten attraktiv sind und regelmäßig von ihnen besucht werden. Kleine Blüten stehen oftmals in Blütenständen, um die Schauwirkung zu erhöhen.

Zusätzlich hat, beispielsweise bei den Korbblütlern, eine Spezialisierung in Röhren- und Strahlenblüten stattgefunden, wobei erstere mit Staub- und Fruchtblättern der Fruchtbildung dienen, die Strahlenblüten haben lediglich Schaufunktion. Dies ist besonders deutlich bei der Sonnenblume (Abbildung 02), nach der Bestäubung im Stadium der Fruchtreife mit den bekannten Sonnenblumenkernen (Abbildung 03) zu sehen. Das gleiche Prinzip ist bei zahlreichen Asternarten verwirklicht, wenn sie nicht durch die Züchtung zu schönen, aber für Insekten völlig unattraktiven Gebilden umfunktioniert wurden. Die oftmals im Spätsommer angebotenen überreich mit gefüllten Blüten ausgestatteten Chrysanthemen sehen zwar prachtvoll aus, sie sind für Insekten uninteressant und können noch nicht einmal überwintert werden.

Welche Insekten begegnen uns in unseren Gärten?

Im Wesentlichen werden die Blüten gemäß ihrer Bestäuber in folgende Gruppen unterteilt: Käfer-, Bienen-, Hummel-, Fliegen- und Falterblumen. Die Blüten haben sich im Laufe der wechselseitigen Anpassung mit speziellen Formen für verschiedene Insektentypen entwickelt und sind dadurch für unterschiedlichste Bestäuber geeignet.

Käfer stellen eine sehr alte, unbeholfene Insektengruppe ohne weitere Spezialisierung der Mundwerkzeuge, dar. Deshalb werden robuste Scheiben- und Napfblumen der Magnolie oder Paeonie mit starkem Duft und reichlich Pollen von Käfern vorzugsweise besucht (Abb. 4).

Dagegen ist die Gruppe der Bienenblumen in ihrem Blütenbau sehr vielfältig gestaltet, es sind oftmals Fahnen-, Rachen- und Lippenblumen mit raffiniertem Bestäubungsmechanismus. Aber auch Körbchenblütenstände sind bei Bienen äußerst beliebt. Fliegenblumen sind sehr unterschiedlich gestaltet: bei Doldenblütlern stehen die kleinen Blüten in geruchlosen Scheibenblumen mit offen dargebotenem Nektar.

Bei Aasfliegenblumen sind oftmals raffinierte Täusch- und Fallenblumen zu finden. Deutlich verschieden sind Blumen, die von Tagfaltern bestäubt werden; sie zeigen meistens eine aufrechte Stellung und lange enge Blütenröhren, an deren Basis sich der Nektar befindet. Dieser ist nur mithilfe der langen Rüssel von Tagfaltern erreichbar (Abb. 5).

Gärten auf Trockenmauern

Blühende, sehr niedrige Stauden und Halbsträucher, die uns durch eine Trockenmauer "entgegenkommen", erfreuen wahrscheinlich das Herz eines jeden Gartenfreundes.

Zwei Bilder (Abb. 6 und 7) verdeutlichen, wie schnell eine vernachlässigte Stelle in eine kleine blühende Oase, innerhalb von etwa drei Jahren, verwandelt werden kann. Dort sind Pflanzenarten zu sehen, die Insekten anlocken und ihnen Pollen oder Nektar bieten. Beim Blick auf die Bepflanzung eines Beetes im Anschluss an eine Trockenmauer, stellt sich die Frage: Was blüht denn da? Übrigens eignet sich eine derartige Bepflanzung natürlich auch für Hochbeete.

Thymian, verschiedene Arten: Mit kleinen Lippenblüten, die reichlich Nektar produzieren und stark duften. Diese Blüten werden von vielerlei Insekten besucht. Die winzigen Früchte, sogenannte Klausen, haben kleine Ölkörper und werden von Ameisen verbreitet.

Geranium, verschiedene Arten: Mit blauen, rosa und leuchtend violetten Blüten; diese sind fünfzählig, radiär gebaut und haben Nektar, der sich - durch einen Haarkranz geschützt - an der Basis der Kronblätter befindet. Zunächst öffnen sich in zwei Schritten die Staubblätter, erst später spreizen die Narbenäste auseinander; eine Selbstbestäubung wird durch diese Abfolge verhindert. Als Bestäuber sind Bienen, Schwebfliegen, selten Falter zu beobachten. Die Samen werden aus den fünf Fruchtfächern katapultartig fortgeschleudert.

Iris, hier Iris variegata: Die gelbe Blüte sieht aus, als ob sie aus drei Einzelblüten bestünde. Jede hat ein aufrechtes Blütenblatt, Domblatt genannt und ein herab gebogenes Blütenblatt, ein sogenanntes Hängeblatt, außerdem drei kronblattartige Griffeläste. Der Nektar befindet sich an der Basis einer engen Röhre und kann nur von Bestäubern mit langem Rüssel, insbesondere Hummeln, erreicht werden.

Mohn, hier Papaver nudicaule: Ein zweijähriger Mohn mit orange farbigen Pollen-Scheibenblumen, mitunter sind die Blüten auch leicht gefüllt, aber dennoch liefern sie reichlich Pollen. Die Kronblätter sind, wie wohl bei fast allen Mohnarten, in der Knospe zusammen geknautscht, der Kelch fällt früh ab. Zahlreiche Insekten, vor allem Bienen und Schwebfliegen landen auf dem Fruchtknoten, schaukeln auf den etwas hochbeinigen Blüten und bestäuben die verwachsenen Fruchtblätter. Werden die abgeblühten Blüten regelmäßig abgepflückt, dann ist dieser Mohn ein Dauerblüher.

Aster, hier Aster alpinus: Ein Körbchenblütler mit gelben Röhrenblüten und rosafarbenen Strahlenblüten. Sie werden als Blumen bezeichnet, weil sie wie eine Einzelblüte aussehen. Als Bestäuber sind zu nennen: Schwebfliegen und Falter. Bei zahlreichen Körbchenblütlern tragen die kleinen Früchte ein Schirmchen, für deren Verbreitung der Wind sorgt.

In Abb. 7 setzt sich die Pflanzung fort mit:

Phlox, Phlox subulata: Mit zahlreichen, hellvioletten sogenannten Stieltellerblüten. Als "Stiel" ist eine lange enge Röhre ausgebildet. Diese Blüten werden von Tagfaltern beispielsweise dem Zitronenfalter bestäubt. Die Falter können mit ihrem langen Rüssel durch den Stiel zum Nektar an der Basis der Blüten gelangen.

Akelei, langspornige Sorten: Sie haben fünf Kronblätter, dazwischen stehen fünf langgespornte Nektarblätter. In der gebogenen Spornspitze befinden sich die Nektardrüsen. Die Trichtermündung ist für langrüsselige Hummeln weit genug, Hummelblumen! Kurzrüsselige Bienen beißen den Sporn seitlich auf, um an den Nektar zu gelangen und fungieren so als Nektardiebe.

Gemswurz, Doronicum grandiflorum: Körbchenblütler, Bestäubung und Verbreitung wie bei der Aster.

Kaukasus-Vergissmeinnicht, Brunnera macrophylla: Ist bereits verblüht, Frauenmantel, Alchemilla vulgaris: Mit typischen Blättern befindet sich noch im Knospenstadium.

Die Abbildungen 6 und 7 sollen verdeutlichen, wie viele blütenbiologisch interessante Pflanzen auf engem Raum wachsen können und Vertretern verschiedener Insektengruppen "paradiesische" Verhältnisse bieten. Wenn die Flächen so gut zugewachsen sind, haben Un- oder Wildkräuter kaum eine Chance, sich zu entwickeln.

Was pflanze ich denn nun?

Hier soll mit Vorschlägen zu geeigneten Arten eine Hilfestellung für die Gestaltung eines paradiesischen Gartens gegeben werden. Sollen besonders einheimische Arten, sogenannte Wildkräuter, gepflanzt werden, dann muss unbedingt bedacht werden, dass sich nicht alle für den Garten eignen, denn etliche neigen dazu durch Samen/Früchte den gesamten Garten zu erobern. Aber auch Ausläufer, Knollen und Zwiebeln können sich mehr als gewünscht ausbreiten, deshalb ist eine sorgfältige Auswahl zu empfehlen. Sehr beliebt und in reicher Auswahl vorhanden sind verschiedenste Arten mit gefüllten Blüten, meistens sind sie der Stolz des Züchters. In folgenden Gattungen beispielsweise bei Dahlien, Winterastern, Rosen, Stockrosen, Pfingstrosen, Hortensien sind besonders zahlreiche Sorten mit gefüllten, sterilen Blüten zu finden. Es gibt aber auch Sorten mit ungefüllten Blüten, man muss nur die entsprechende Auswahl treffen.

Lasst uns doch wieder Einjährige aussäen

Sie haben den großen Vorteil, dass sie, wurden sie einmal im Garten gezogen, sich meistens alljährlich selbst aussäen und nur vereinzelt und an eine andere Stelle gepflanzt oder im Jungpflanzenstadium ausgerupft werden müssen. Es sind oftmals alte Gartenpflanzen, die aber im Zuge des Strebens nach besonderen, exotischen, großblütigen Sorten in Vergessenheit geraten sind. Sie sollten wieder größere Beachtung finden, gewissermaßen eine Renaissance erleben und unsere Gärten zukünftig bereichern. Hier kann nur eine kleine Artenauswahl vorgestellt werden, aber in jedem Gartencenter sind Sämereien in großer Auswahl zu finden.

Sonnenblume (Helianthus annuus): Die Sonnenblume kann je nach Sorte riesige Körbchenblütenstände haben oder mehrere zumeist kleinere an einem Stengel. Ist sie erst einmal im Garten vorhanden, dann samt sie sich gern selbst immer wieder aus. Die Sonnenblumen werden in vieler Hinsicht sehr geschätzt: Sie haben Nektar mit hohem Zuckergehalt und ölhaltige Früchte, die bei Vögeln sehr beliebt sind.

Gemeine Ringelblume (Calendula officinalis) und Acker-Ringelblume (Calendula arvensis): Beide Arten haben wunderbare, leuchtend gelbe Körbchenblütenstände mit reichlich Pollen und sehr interessanten verschiedenartigen Früchte, die je nach Struktur durch Tiere, Wasser oder Wind ausgebreitet werden.

Schmuckkörbchen, auch Cosmos genannt (Cosmea bipinnatus): Die zarten Körbchenblütenstände schweben wie Schmetterlinge über der sonstigen Pflanzung. Die Strahlenblüten sind rosa oder weiß gefärbt. Bestäuber sind insbesondere Schwebfliegen und Bienen.

Großes Löwenmaul (Antirrhinum majus): Die Rachenblüten des Löwenmäulchens werden von Hummeln bestäubt, die durch ihr Gewicht die Unterlippe herunterdrücken können. Bienen kommen aufgrund ihres geringeren Gewichtes nicht in die Blüten hinein. Der Nektar befindet sich in einer Aussackung der Unterlippe. Die Früchte haben drei Poren, durch die mit Hilfe des Windes die kleinen Samen ausgestreut werden.

Zweijährige

Sie bilden im ersten Jahr eine Blattrosette, die stehen gelassen werden muss, weil erst im zweiten Jahr Blütenstände aus der Rosette entstehen.

Wilde Karde (Dipsacus sylvestris): Die Blütenstände der Karde sind walzenförmig, bei ihnen geht die Blütenöffnung von der Mitte des Blütenstandes aus. Die Blüten haben eine lange, enge Röhre, weshalb der Nektar nur von langrüsseligen Hummeln und Faltern erreicht werden kann. Die Früchte sind einsamig und tragen einen häutigen Kelch. Sie werden durch elastische Spreublätter weggeschleudert oder von Vögeln geerntet, insbesondere vom Stieglitz. Die Fruchtstände sind sehr dekorativ.

Roter Fingerhut (Digitalis purpurea): Der Fingerhut ist in allen Pflanzenteilen giftig. Die markanten Rachenblüten stehen an einer langen Blütenstandsachse und sind fingerhutartig geformt. Staubbeutel und Narben liegen der Innenwand der Blüten eng an. Kleinen Insekten wird durch Sperrhaare das Eindringen verwehrt, dagegen können Hummeln in die Blüten hinein kriechen. Die Kapsel mit zahlreichen kleinen Samen wird nach Art eines Ballons, oder die Samen durch Wind und Tiere ausgebreitet (Abb. 8).

Stauden und Halbsträucher

Diese langlebigen Gewächse haben ihre Überdauerungsorgane/-Knospen in Bodennähe (Stauden) oder an den unteren Teilen verholzter Achsen (Halbsträucher). Auch hier kann mit einheimischen oder schon VOR langer Zeit eingeführten und erprobten Arten eine wunderbare blühende Landschaft, die auch von Insekten geschätzt wird, entstehen.

Zu bedenken ist, dass etliche sehr beliebte Gartenpflanzen wie beispielsweise Lavendel (Lavandula angustifolia), Sonnenhut (Rudbeckia spec.), Sonnenröschen (Helianthemum spec.) nur wenig Pollen und/oder Nektar liefern. Es gibt jedoch zahlreiche Arten, die für Insekten reichlich Nahrung bieten, wie bei der großen Gruppe der Korbblütler:

Stauden-Astern (Aster amellus, A. alpinus): Die beiden bei uns einheimischen Arten haben Körbchenblütenstände und bieten reichlich Pollen und Nektar. Die Bestäubung erfolgt durch Fliegen, beispielsweise Schwebfliegen, Bienen aber auch Falter. Die Früchte haben ein Schirmchen, Schirmchenflieger, und werden durch den Wind ausgebreitet.

Stauden-Astern, Zierpflanzen (Aster novi-belgii, A. novae-angliae): Sie stammen aus Nordamerika und sind als Neubürger (Neophyten) in Staudenfluren, an Flussufern und Ruderalstellen fest eingebürgert. Die im Herbst blühenden Gartenstauden sind bei Insekten sehr beliebt. Sie haben Körbchenblütenstände mit Nektar und Pollen, die Bestäubung erfolgt durch Falter und Bienen (Abb. 9).

Mexikanisches Berufskraut, auch Spanisches Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus): Es stammt aus Mittelamerika und ist seit dem 18. Jahrhundert in Europa eingeführt, es wächst polsterförmig und eignet sich auch für Spalten von Trockenmauern. Die kleinen Körbchenblütenstände mit weißen Strahlenblüten blühen beinahe das ganze Jahr über und locken mit Pollen und Nektar vor allem die zierlichen Schwebfliegen an.

Sonnenbraut (Helenium spec.): Es gibt verschiedene Arten, die aus Nord- und Mittelamerika stammen. Die Sonnenbraut mit zahlreichen Hybriden ist als Zierpflanze sehr beliebt. Die Körbchenblütenstände haben reichlich Pollen und werden von Bienen stark frequentiert.

Winter- oder Herbstaster (Chrysanthemum indicum): Es gibt verschiedene Hybriden mit Körbchenblütenständen. Sie blühen sehr spät im Herbst, zu diesem Zeitpunkt stürzen sich zahlreiche Insekten auf die Blüten, vor allem Tagfalter wie Tagpfauenauge, Admiral, und großer Fuchs, aber auch Bienen und Hummeln sind zu sehen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Blütenkörbchen nicht gefüllt sind.

Akelei-Arten (Aquilegia spec.): siehe oben.

Johanniskraut (Hypericum perforatum): Hypericum-Arten haben Pollen-Scheibenblumen mit reichlich wertvollem Pollen. Die Kapseln öffnen sich bei Trockenheit, die Samen werden durch Wind und Tiere ausgebreitet.

Wiesen-Salbei (Salvia pratensis): Der Nektar in den charakteristischen Lippenblüten, ist nur langrüsseligen Hummeln zugänglich. Durch einen interessanten Hebelmechanismus, der beim Eindringen des Insekts die Staubbeutel auf dessen Rücken drückt und den Pollen dort entleert, wird sichergestellt, dass der Pollen zur nächsten Blüte transportiert wird. Der interessante Bestäubungsmechanismus, kann mit einer Bleistiftspitze simuliert werden (Abb. 10).

Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum): In den leuchtend gelben Blüten finden Insekten reichlich wertvollen Pollen. In den Blütenblättern befinden sich Ölbehälter mit dem blutroten Hypericin, ein Wirkstoff, der gegen Altersdepressionen eingesetzt wird. Wegen des Gehaltes an Gerbstoffen wird das rote Johanniskrautöl auch zur Wundheilung verwendet. Die Kapseln öffnen sich bei Trockenheit, die Samen werden durch Wind und Tiere ausgebreitet (Abb. 11).

Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum): Sie hat Lippenblüten mit zuckerreichem Nektar an der Basis der Kronröhre. Dieser ist auf "legalem" Weg nur Hummeln zugänglich, Bienen beißen die Kronröhre seitlich auf. Die bodendeckende Art ziert mit silbrigen Mittelflecken die Blätter.

Sträucher

Zahlreiche unserer einheimischen Straucharten bieten Insekten Nektar oder Pollen, die meisten bilden aber zusätzlich Früchte, die von Vögeln sehr geschätzt sind. Sie sind deswegen von besonderer Bedeutung für einen "lebendigen" Garten. Sie eignen sich bestens für Wildsträucher-Hecken aber auch als Solitärpflanzen.

Hecken-Rose (Rosa canina): Sie hat Pollen-Scheibenblüten, die von verschiedenen Insektenarten bestäubt werden (Abb. 12). Die Früchte, sogenannte Hagebutten, haben einen roten, fleischigen Fruchtbecher, in deren Innerem kleine, feste Kerne, die sogenannten Nüsschen, stehen (Abb. 13). Bei Vögeln sind das Fruchtfleisch und die Kerne der Hagebutten sehr beliebt. An der Hecken-Rose und weiteren Wildrosenarten können mehr als zwanzig Vogelarten beobachtet werden. Die Hagebutten sehen nicht nur schön aus, sondern sorgen für eine Bereicherung des herbstlichen Speisezettels unserer Vögel.

Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum): Die dorsiventralen Lippenbumen stehen paarweise auf einem Stiel, die Bestäubung durch Hummeln und Honigbienen, die fleischigen, leuchtend roten Früchte sind bei Vögeln sehr beliebt.

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra): Die einzelnen Blüten des Holunders stehen in großen Blütenständen eng beieinander (Abb. 14); sie werden als Pollen-Scheibenblumen bezeichnet. Durch ihren intensiven Duft locken sie als Bestäuber Fliegen und Käfer an. Die Früchte sind schwarz und enthalten kleine Steinkerne; sie werden von Vögeln gefressen und die Samen wieder ausgeschieden.

Sommerflieder (Buddleja davidii und B. alternifolia): Beide Arten stammen aus China, insbesondere B. davidii wird oft angebaut und verwildert (Neophyt). Die Blüten haben eine etwa ein Zentimeter lange Kronröhre, an deren Basis sich der Nektar befindet. Dieser ist nur für langrüsselige Insekten zugänglich. Sie werden viel besucht von Tagfaltern, vor allem von dem Tagpfauenauge, dem Admiral, dem kleinen Fuchs, aber auch dem Schwalbenschwanz (Abb. 15) daher der Name Schmetterlingsstrauch.

Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea): Es hat unscheinbare, aber reichlich nektarführende Scheibenblumen, die besonders von Fliegen besucht werden. Die vierfächrigen, rotvioletten Früchte sehen aus wie die Hüte von Geistlichen (Pfaffen). Bei Reife hängen die Samen, umgeben von einem orangefarbenen Mantel, heraus. Sie sind bei Rotkehlchen sehr beliebt (Abb. 16).

Bäume

Etliche Baumarten, beispielsweise Vertreter der Gattungen Linde (Tilia spec.) und Ahorn (Acer spec.) bieten Insekten Nektar und Pollen, die Früchte mancher Arten werden von Vögeln und Kleinsäugern geschätzt, beispielsweise die der Eberesche (Sorbus aucuparia), die leuchtend roten Vogelbeeren.

Vogelbeere (Sorbus aucuparia): Die Vogelbeere, ein kleinwüchsiger Baum, hat nektarführende Scheibenblumen, die wegen ihres Geruches von Insekten verschiedenster Arten, insbesondere von Bienen, Käfern und Fliegen besucht werden. Die kleinen roten Apfelfrüchte (Abb. 17) zieren jeden Garten und sind bei Vögeln und dem Eichhörnchen sehr beliebt.

Da zahlreiche Baumarten wie Linde, Eiche, Walnuss oder Ahorn für kleine Gärten zu groß werden, sollten statt ihrer Obstgehölze gepflanzt werden. Im Frühjahr haben sie schöne Blüten, die von Bienen bestäubt werden, bieten ein schattiges Plätzchen im Sommer und neben Früchten im Herbst, in Abhängigkeit von der Sorte, auch noch schön gefärbtes Laub. Sind allerdings schon große Bäume im Garten vorhanden, dann müssen bei der Bepflanzung diese Gegebenheiten berücksichtigt werden.

Fremdbewuchs:

Sogar beim Fremdbewuchs, der ja für Bäume nicht unbedingt als erwünscht angesehen wird, sind, beispielsweise beim Efeu (Hedera helix) sind zahlreiche Insekten als Bestäuber und Vögel bei der Ernte der Früchte zu beobachten. Eine mit Efeu begrünte Mauer (Abb. 18) zeigt im Winter reichen Fruchtbehang (Abb. 19).

Achtung Neophyten

Werden fremdländische Arten, sogenannte Neubürger (Neophyten) in Gärten gepflanzt, dann ist mitunter erst nach einigen Jahren festzustellen, dass sie starke Ausbreitungstendenzen haben, deshalb ist Vorsicht geboten. Oftmals wandern sie mit Hilfe von Samen oder Früchten aus den Gärten in die freie Landschaft. Finden sie dort geeignete Bedingungen vor, dann können sie zur Bedrohung für unsere einheimischen Arten werden.

So besiedelt beispielsweise die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) zunächst Teile des Gartens und lässt sich aber wegen ihrer zahlreichen kurzen Ausläufer knapp unter der Bodenoberfläche nur schwer wieder eindämmen. Gewissermaßen als "Gartenflüchtling" hat sie seit langem mit Hilfe ihrer kleinen Schirmchen-Früchte weite Freiflächen besiedelt und breitet sich immer weiter aus. Die Goldrute muss deswegen als invasiver Neophyt angesehen werden. Die Zahl invasiver Arten hat in der letzten Zeit ständig zugenommen, deshalb sollte genau überlegt werden, was im Garten gepflanzt wird.

Fazit

Wenn die weitere Verdichtung der Städte voranschreitet, dann kommt es sehr darauf an, dass das öffentliche Grün erhalten und, wenn möglich, erweitert wird, denn inzwischen ist hinreichend belegt und auch zunehmend bekannt, dass Grünflächen positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen haben und sogar die sommerliche Erwärmung in den Städten abmildern kann.

Da Freiflächen in Städten nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen, sollten bei der Gestaltung von privaten Gartenanlagen ökologische Gesichtspunkte stärker berücksichtigt werden. Statt edle Gärten mit Tannen und Bambuspflanzungen anzulegen, sollten von Gartenbaubetrieben Gärten mit blühenden Pflanzen vorgeschlagen und die Bepflanzung ausgeführt werden. Eine entsprechende Planung wird heutzutage auf offene Ohren stoßen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die zahlreichen Züchtungen in den verschiedensten Verwandtschaftskreisen, beispielsweise bei Rosen, Dahlien, Chrysanthemen, mit gefüllten Blüten zwar schön aussehen, aber für die Tierwelt völlig nutzlos sind.

Die Bedeutung der Gartenschauen für eine Region kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, vor allem wenn auch ökologische Aspekte in den verschiedenen Anlagen entsprechende Beachtung finden. Insbesondere muss im Sinne der viel zitierten Nachhaltigkeit eine weitere Pflege der Flächen bereits bei der Planung bedacht werden.

Die Argumentation, dass Gärten eine Oase für Menschen und Tiere sein können, wird so manchen Garteneigentümer überzeugen. Allerdings gehört zum Erfolg auch eine passende Marketingstrategie, wie wäre es mit dem Slogan: Gärten - Paradiese für Menschen und Tiere? Schließlich können sehr verschiedene Tiergruppen den Garten beleben; da sind zum Einen die Bestäuber, bei uns vor allem Insekten und zum Anderen die "Fruchtfresser", insbesondere Vögel. Je reichhaltiger das Angebot im Garten ist, umso vielfältiger ist die Tierwelt. Möglicherweise spricht sich diese Art der Gartengestaltung herum und wird zum Markenzeichen für die jeweilige Gartenbau-Firma. Mit einem guten Konzept, überzeugendem Pflanzplan bereichert mit Hinweisen auf die vielfältige Tierwelt, die einen derartigen Garten beleben werden, lassen sich möglicherweise neue Kunden gewinnen.

Durch Insektenhotels, wie sie inzwischen in jedem Gartencenter zu finden sind, wird deutlich, dass ökologische Gesichtspunkte immer mehr Beachtung finden. Nistkästen für verschiedenste Vogelarten, aber auch Winterquartiere für Igel sind im Angebot und finden immer mehr Interessenten. Dieser erfreuliche Trend sollte auch bei Gartenschauen thematisiert und ökologische Aspekte und Anregungen zu deren Umsetzungen stärker berücksichtigt werden.

Literatur

Keller, H. 1994: Kleine Geschichte der Gartenkunst. Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin.

Von Trotha, H. 2012: Gartenkunst - Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies. Quadriga Verlag, Berlin.

Heinrich, A. 2014: Funktionalgrün: Staudenmischpflanzungen nach Strategietypen. Neue Landschaft. Heft 9/2014.

Dr. Isolde Hagemann
Autorin

Biologin, Lektorin an der Universität Salzburg

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