Der Kommentar

Gärtner sind die glücklichsten

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Kürzlich ging eine Meldung des Zeitungsverlags "tz" aus München durch die sozialen Medien, die fast schon nach Fake News klang. Ein Harvard-Professor namens Gardner hat in einer seit 1995 laufenden Studie heraufgefunden, dass niemand glücklicher im Beruf ist als Gärtner und Floristen. Was für eine Nachricht. Bei genauem Hinsehen, wurde klar, dass zwar 1200 Personen sehr umfangreich befragt wurden, aber nur aus zehn Berufsgruppen. Eine Nachricht ist es aber trotzdem, wenn die ersten drei Plätze dieser Befragung, Gärtner, Friseure und Klempner, allesamt tendenziell handwerkliche Berufe sind. Auf Platz zehn in der Studie gelandet sind Architekten mit 62 Prozent Zufriedenheit, die Gärtner hatten 87 Prozent.

Nun sind die USA und Harvard weit weg und die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf Deutschland übertragbar. Eine Studie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Juni 2016 hat bei der Frage nach der Zufriedenheit herausgefunden, dass Hochschullehrer, Geschäftsführer, Vorstände und Rechtsanwälte sehr zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Wogegen Maurer, Bergleute und Zusteller eher nicht zufrieden sind. Über Gärtner war dort nichts zu erfahren. Es kommt eben darauf an, wie Zufriedenheit und Glück beschrieben werden, mit welcher Methode und mit welchen Fragen man dem Glück nachspürt.

Es zeigt sich aber, dass die Kriterien der Berufswahl nicht mehr die Alten sind oder sein werden. Während die Eltern meist auf einen sicheren Job und ein hohes Einkommen schauen, sind es am Ende ganz andere Dinge, die im Beruf glücklich machen. Was Howard Gardner eigentlich herausfinden will, ist nicht, welcher Beruf die Menschen glücklich macht, sondern: was im Beruf macht glücklich? Er nennt dazu drei Elemente: Exzellenz, Engagement und Ethik. Exzellenz ist Kompetenz und Effektivität im Job. Etwas, was sich mit guter Ausbildung erreichen lässt. Engagement zeigt, ob jemand seine Arbeit liebt, ob man gefordert, nicht überfordert wird, eben ob die Arbeit Freude macht. Ethik bedeutet im Sinne Gardners, das die eigene Arbeit positive Wirkung auf andere ausübt. Und so zeigt sich am Ende doch, dass Gärtner sein in diesem Sinne glücklich machen kann.

Ob sich Platz eins in einer US-Studie in der Nachwuchswerbung nutzen lässt, ist wohl fraglich, denn junge Menschen definieren Glück unter Umständen ganz anders. Der Harvard-Professor hat aber auch dafür eine Antwort: Mission, Models, Mirror. Junge Menschen suchen im Leben nach einer Mission im Sinne: Macht dieser Mensch eine gute Arbeit? Dabei suchen sie nach Vorbildern (Models) und fragen sich, ob sie selber in einer Gesellschaft leben wollen, so wie ich in meinem Beruf bin (Mirror). Wenn Sie danach die neue Nachwuchs-Kampagne der AuGaLa bewerten, könnte es gelingen, dass wir viele junge Menschen in unserem Beruf glücklich machen.

Ihr Martin Thieme-Hack

NL-Stellenmarkt

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

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