Weiterbildung im Garten- und Landschaftsbau

"GaLa-Q": Erste positive Stimmen zu Kursinhalten und Lernerfolg

"GaLa-Q", so heißt das sozialpartnerschaftliche Weiterbildungsangebot für Fachkräfte im Garten- und Landschaftsbau. Konkret verbergen sich dahinter drei Kursangebote zum Vorarbeiter Bautechnik, Vorarbeiter Vegetationsflächenpflege und zur Baustellenleitung mit dem Ziel der betrieblichen Weiterentwicklung und Sicherung von Fachkräften. Mittlerweile sind die ersten bundesweiten Pilotprojekte an verschiedenen Bildungseinrichtungen abgeschlossen, so auch an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG), wo nun bereits konkrete Erfahrungswerte in den Kursen Vegetationsflächenpflege und Baustellenleitung vorliegen.

Berufsanfänger und Profis lernen gemeinsam

Melanie Selcho ist Landschaftsgärtnerin und hat nach ihrem dualen Studium Landschaftsbau und Management an der Hochschule in Weihenstephan Triesdorf mehrere Jahre als Bauleiterin gearbeitet. Seit September 2018 ist das neue Qualifizierungsangebot an der LVG in ihrer Hand. 19 Teilnehmer hatten sich zum Kurs Vegetationsflächenpflege angemeldet, 17 Teilnehmer waren es beim Baustellenleiter. Das Weiterbildungsangebot ist zwischen der Berufsausbildung zum Landschaftsgärtner und den staatlichen Abschlüssen zum Meister oder Techniker einzuordnen. Die Berufserfahrung der Teilnehmer variierte von einem halben Jahr bis zu 30 Jahren. "Das ist dann schon eine Herausforderung für uns Lehrer und Referenten, jeden einzelnen an der richtigen Stelle abzuholen", so Selcho. Der Kurs zum Baustellenleiter dauerte insgesamt drei Wochen. "Hier hatten wir überwiegend gelernte Landschaftsgärtner, die teilweise schon in der Rolle des Vorarbeiters arbeiten oder aber dort zukünftig eingesetzt werden sollen." Die Weiterbildung in der Vegetationsflächenpflege war in der Erprobungsphase auf zwei Wochen ausgelegt.

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Das Spektrum der Unternehmen war ebenfalls breit gefächert: Von kleinen Betrieben mit drei Mitarbeitern bis hin zu 100 Arbeitskräften sowie Unternehmen, die nur im Privatkundenbereich arbeiten oder Teilnehmern aus der Kommunalwirtschaft war alles vertreten. "Im Baustellenleiterkurs bekamen wir konkreten Einblick in zwei GaLaBau-Unternehmen aus der Region und besuchten ein Erdenwerk. Die unterschiedlichen Organisationsstrukturen in den Betrieben sowie die Gespräche mit den Chefs und deren Bauleitern ergaben interessante Einblicke in unterschiedliche Praktiken. Jeder Teilnehmer hatte zudem ein eigenes Projekt mit Leistungsverzeichnis, Plänen, Verträgen und Bildern dabei. Anhand dieser Beispiele konnten Optimierungsmaßnahmen aufgezeigt und erläutert werden", zählt Selcho auf. Unterrichtsinhalt war beispielsweise der kontinuierliche Bedarf des Büros an Aufmaßen, Teilaufmaßen, Tagesberichten und Baustellenberichten. Referate zu Themen wie beispielsweise Sicherheit auf der Baustelle, Leistungsverzeichnisse, Kalkulation, Einsatzplanung und Pflege von Baumaschinen oder Entsorgung verschiedenster Materialien standen auf dem Programm.

Nach der Pilotphase wird nachgebessert

Der Kurs zur Vegetationsflächenpflege widmete sich den Themen Böden und Bewertung der Standorte, Kommunikation und Teamfähigkeit, Siedlungsgrün, das Freiflächenmanagement, Pflegepläne, Pflegehandbücher, aber auch der sichere Umgang mit Maschinen. Wiesenmahd und Landschaftspflege, Rasen, Rosen, Stauden, Schnitte, Düngung, Pflanzenschutz und auch die Möglichkeiten zur Wildkrautbeseitigung sowie die digitale Zeiterfassung waren weitere Inhalte. Vorhandenes Wissen konnte aufgefrischt, vertieft und erweitert werden. Auch hier stand das Verständnis für die Zusammenhänge betrieblicher Abläufe immer wieder im Mittelpunkt, denn nur allzu häufig sind die Mitarbeiter auf der Baustelle entscheidend, ob ein Projekt für das Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht gut läuft. Der Pilotkurs dauerte zwei Wochen und es stellte sich bereits während der Durchführung heraus, dass für die Übertragung der Lerninhalte in die Praxis zukünftig an der LVG Heidelberg mehr Zeit eingeplant werden wird.

Helen Knuth von der Firma Peter Wallenwein aus Gaiberg arbeitet häufig in der Rolle der Vorarbeiterin bei Privatkunden und Kommunen. "Ich fand die Erläuterungen zu den verschiedenen Menschentypen und die damit verbundenen unterschiedlichen Arten der Kommunikation sehr hilfreich. Wie spreche ich mit meinem Chef, den Mitarbeitern und den Kunden. Das wird mir auf jeden Fall im Alltag weiterhelfen", so Knuth, die begeistert war vom Wissen der Dozenten. "Manche Themen waren mir zu schnell vom Tisch und das eine oder andere noch ein bisschen zu theoretisch. Mehr Praxisbeispiele wären schon gut, aber das ist ja alles noch in der Erprobungsphase", so Knuth.

Mischung aus Präsenz- und Selbstlernphasen

Zsuzsanna Somodi hat Landschaftsarchitektur in Ungarn studiert und leitet bei der Firma Böttinger Garten und Landschaftsbau in Dossenheim eine Pflegekolonne mit bis zu drei Mitarbeitern: "Für mich war das Thema Sicherheit von der Berufsgenossenschaft sehr interessant und ebenso der Part Kommunikation. Die Kalkulation der Baustellen kommt noch und hier kann ich bestimmt weiteres Wissen für mich mitnehmen", so Somodi. Ich baue im Moment die Pflegeabteilung im Betrieb Kretz in Dillenburg mit auf und für mich war diese Qualifizierung eine super Vorbereitung für meinen weiteren Berufsweg", so Alexander Münch, der sein Studium mit dem Bachelor in Naturschutz und Landschaftsplanung an der Hochschule Anhalt abschloss. "Die Bereiche Kalkulation, Pflegemanagement, aber auch das Konfliktmanagement fand ich besonders interessant." Christoph Hintze, Direktor der LVG, sieht in den Weiterbildungen ein großes Potenzial für Blended-Learning-Konzepte, mit denen die Lehr- und Versuchsanstalt bereits sehr gute Erfahrungen in den Meisterkursen gesammelt hat. Die Mischung aus Präsenz- und Selbstlernphase bietet sich für engagierte Mitarbeiter geradezu an. Zudem muss der Betrieb die Teilnehmer weniger Tage freistellen. "Das erfordert Selbstdisziplin", bestätigt Selcho. "Natürlich stellen wir uns als LVG die Frage, ob die Unternehmen bei diesem enormen Zeitdruck, unter dem gerade alle stehen, es zulassen, dass sich der Mitarbeiter eine gewisse Zeit im Betrieb am Rechner weiterbildet", ergänzt Hintze, der die langjährige Erfahrung der LVG mit digitalen Medien durchaus als Vorteil sieht. Ein virtuelles Klassenzimmer zum aktiven Austausch sowie die Möglichkeit, auf die kompletten Daten zuzugreifen, sind beim E-Learning gewährt. Medienpädagogen werden in den nächsten Monaten die Bausteine hierzu entwickeln und ab Herbst 2020 bietet die LVG dann die ersten Blended-Learning-Weiterbildungskurse in den beiden beschriebenen Bereichen an.

Sobald die Evaluierung bei allen sieben beteiligten Bildungspartnern durch die INIFES gGmbH ausgewertet ist, wird an der Verbesserung und Vereinheitlichung der Kursinhalte gearbeitet. Denn zukünftig werden diese Weiterbildungen nicht nur kostenpflichtig angeboten, sondern für mehr Transparenz auch bundesweit mit einer einheitlichen Abschlussprüfung abgeschlossen. Um die Erwartungen der Teilnehmer zukünftig besser auf die Kursinhalte abzustimmen, muss die Zielgruppe bereits im Vorfeld möglichst präzise definiert sein. Das Angebot ist momentan für Fachkräfte mit gärtnerischer Berufsausbildung begrenzt, doch vermutlich zukünftig nicht allein von der Qualifikation auf dem Papier, sondern auch von Kompetenz und Engagement abhängig.

Petra Reidel

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