Der Kommentar

GaLaBau 4.0

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In Abu Dhabi, Regierungssitz eines der reichsten Länder der Welt, rechnen die Baufirmen mit einer um den Faktor 4 geringeren Produktivität als in Deutschland. Dadurch sind immer unzählig viele Menschen auf den Baustellen zu sehen. Gleiches hat gerade bei meinem Hausanschluss für Glasfaser stattgefunden. Die zehn Meter Hausanschluss wurden trotz rohrlosem Bauverfahren mit acht Mitarbeitern ausgeführt. Dafür hat es kaum eine Stunde gedauert. Am Ende mit exzellenter Qualität, inklusive dreimal Nachsanden. In den Arabischen Emiraten werden mit dieser hohen Unproduktivität die modernsten Städte gebaut, mit Null-Energie-Häusern, autonom fahrenden E-Taxis und Hochgeschwindigkeitszügen, die so schnell wie Flugzeuge sind. Vor 70 Jahren waren dies noch Entwicklungsländer: eine exponentielle Entwicklung.

Genauso rasend schnell kommen die Entwicklungen aus dem Silicon Valley. Google hat sich acht Entwicklungsfelder vorgenommen. Der siebte Schritt ist, aus den gesammelten Daten die Grundlagen für ein ewiges Leben finden. Der achte Schritt ist, das direkte Auslesen unseres Geistes. Zukunftsmusik? Google forscht jedenfalls ganz aktiv an diesen Feldern nach dem Grundprinzip der "Disruptiven Innovation", durch Verdrängung und Zerstörung der alten Geschäftsfelder neue, viel erfolgreichere zu erobern. Mit der Zauberformel entwickeln sich die Ideen im Silicon Valley auch exponentiell schnell. Ein bekanntes Opfer dieser Strategie ist Kodak. Der Weltmarktführer hatte 1975 sogar die Digitalkamera erfunden. Statt aber den eigenen Markt anzugreifen, verbot das Management den Ingenieuren, daran weiter zu arbeiten. Heute existiert Kodak praktisch nicht mehr, weil niemand mehr zum Fotografieren Filme braucht.

Die Digitalisierung der Dinge wird auch im Landschaftsbau sehr schnell Einzug halten, denn die Doktrin ist: "Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden". So innovativ der Landschaftsbau im technischen Bereich ist, zum Beispiel Schwimmteiche, Gabionen, Keramikplatten, so langsam ist die Branche in der Digitalisierung. Dabei geht es nicht um die Suchmaschinenoptimierung der Homepage, sondern um die Vernetzung aller Vorgänge. Nach Google, Facebook, Amazon & Co. soll das Netz die Kundenbedürfnisse schon kennen, bevor es der Kunde selbst weiß. Die Anlieferung der KG-Bögen auf der Baustelle erfolgt ganz ohne zeitraubenden Klönschnack mit dem Lieblingsbaustoffdisponenten automatisch zur rechten Zeit in der richtigen Qualität. Davon aber ist der Landschaftsbau Lichtjahre entfernt.

Dr. Karl Schürmann, Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen, der dieser Tage in den Ruhestand geht, hat die Einrichtung einer Forschungsprofessur für die Digitalisierung im Landschaftsbau vorgeschlagen. Google & Co. leisten sich für ihre Projekte gleich eine ganze "Singularity University". Die Zeiten für eine solche Zukunftsinvestition könnten nicht besser sein. Es macht die Branche produktiver, bringt sie näher zum Kunden und macht sie zudem attraktiv für junge Menschen. Warum also nicht?

Ihr Martin Thieme-Hack

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Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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