Erlass des Bundesbauministeriums steckt den Rahmen ab

GaLaBau-Baustellen trotz Corona weiter in Betrieb

In Deutschlands Garten- und Landschaftsbau laufen die Baustellen unter Hygiene-vorkehrungen weitgehend ungestört. Im Privatgartenmarkt sind die für das Frühjahr typischen Pflegearbeiten auf dem Vorjahresniveau. In den Kommunen verzeichnet die Branche jedoch einen Auftragsrückgang. Dort haben sich in der Corona-Pandemie die Prioritäten verschoben.

Anders als in Österreich wo eine 1-Meter-Abstandsregel zu einer Schließung eines Großteils der Baustellen geführt hat, können sie in Deutschland weiter betrieben werden. Wer die Gefahren der Ansteckung mit dem Coronavirus und seiner Verbreitung durch baustellenspezifische Regelung soweit wie möglich minimiert, kann weiterarbeiten. So steht es in einem Erlass des Bundesinnen- und Bauministeriums zum Offenhalten der Bundesbaustellen vom 23. März dieses Jahres. Nach Auffassung von Juristen liefert er wichtige Anhaltspunkte für alle Bauunternehmer, auch jene im GaLaBau.

Wer Gefahren minimiert, kann arbeiten

Das Vorliegen einer höheren Gewalt im Sinne von § 6 Abs. 2 Nr. 1 lit. c VOB/C, "kann auch in der jetzigen Ausnahmesituation nicht pauschal angenommen werden", heißt es in dem Erlass aus dem Hause Seehofer. Nur wenn "ein Großteil der Beschäftigten behördenseitig unter Quarantäne gestellt ist", "seine Beschäftigten aufgrund von Reisebeschränkungen die Baustelle nicht erreichen können" oder "er kein Baumaterial beschaffen kann", darf ein Unternehmer sich auf höhere Gewalt berufen und seine Leistung nicht erbringen.

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Hoher Auftragsvorlauf im GaLaBau

Im Garten- und Landschaftsbau gibt es gegenwärtig einen hohen Antragsvorlauf, berichtet Christoph Lau, Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (VGL) Nordrhein-Westfalen. Die Aufträge würden jetzt abgearbeitet. Ein paar Mitarbeiter seien aus Verunsicherung zuhause. Die überwältigende Mehrheit der Mitarbeiter komme aber zur Arbeit. Auch die Lieferketten funktionierten noch. Werde es enger müsse umdisponiert werden. Die Unternehmen haben sich auf die von Bund und Ländern festgelegten Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus eingestellt. Nach Angaben von Dr. Michael Marett-Foßen musste dabei mit liebgewonnenen Gewohnheiten gebrochen werden. Der Arbeitsbeginn ist für die Arbeitskolonnen oft gestaffelt zwischen 6:30 Uhr und 8:00 Uhr, die gemeinschaftliche Fahrt zur Baustelle stark eingeschränkt: Maximal zwei Personen dürfen noch im Doppelkabinen-Fahrzeug mitfahren. Alle anderen müssen den privaten Pkw oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die Frühstücks- und die Mittagspause findet meist gestaffelt statt, damit nicht alle gleichzeitig daran teilnehmen. Ähnlich sieht es in den GaLaBau-Büros aus: Manche lassen jeweils nur zwei Mitarbeiter gleichzeitig im Büro arbeiten, die übrigen sind im Homeoffice.

Für viele GaLaBau-Unternehmen stellt sich die Frage nach der Auftragssicherung, sagt Lau: Wie reagieren die Auftraggeber auf das Coronavirus? Kommen die Landschaftsgärtner noch in die Gärten? Neue Aufträge bleiben bislang aus. Bei gewerblichen Auftraggebern stellt sich für GaLaBau-Entscheider die Frage, ob die Firma denn liquide denn bleibt.

Öffentliche Vergaben bleiben währen der Krise zunehmend in der Pipeline stecken. In den Kommunen stocken die Planungen. Die Gemeinderäte und ihre Bau- und Wegeausschüsse tagen nicht mehr. Daher fallen dort auch keine Beschlüsse. Das gilt vor allem für Bebauungspläne, die nicht mehr verabschiedet werden. Manchmal gibt es auch Coronaerkrankungen in den Ämtern. Findige Beamte halten jedoch auch digitale Vergabekonferenzen ab.

Lieferketten sind nicht unterbrochen

Nicht unterbrochen sind die Lieferketten des Garten- und Landschaftsbaus. Der Produktionsgartenbau kann Bestellungen weiterhin bedienen. "Die Produktion geht weiter und der Verkauf läuft in vielen Regionen Deutschlands auch unter erschwerten Bedingungen der Krise", meldete der Bund deutscher Baumschulen (BdB). Die Baumschuler haben festgestellt, dass sich in der Pandemie Gehölze zur eigenen Lebensmittelversorgung wie Kern-, Stein- und Beerenobst zum Renner entwickelt haben. Auch die Staudengärtner können liefern. Nur einzelne Pflanzen seien wegen des starken Verkaufs im Herbst und zeitigen Frühjahr schwer zu bekommen, teilte der Bund deutscher Staudengärtner (BdS) mit.

Der Betonverband Straße, Landschaft, Garten (SLG) betonte, dass seine Mitgliedsbetriebe uneingeschränkt liefern können. Die Rohstoffkette für Betonsteine sei nicht unterbrochen, die Produktion laufe auch, sagte SLG-Geschäftsführer Dietmar Ulonska: "Wir stehen zwar unter einer gewissen Spannung, wie alle zurzeit, aber wir bleiben optimistisch." Ähnlich sieht es bei Pflasterklinkern aus. Nach Angaben von Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Ziegelindustrie, sind die Ziegelwerke weiter lieferfähig. Engpässe gebe es nicht.

GaLaBau-Verbände konferieren digital

Die GaLaBau-Landesverbände und ihr Bundesverband haben derweil ihre Büros personell ausgedünnt. Viele Mitarbeiter sind aber unter den gewohnten Telefonnummern im Home Office zu erreichen. Zur bundesweiten Koordination treffen sich die Geschäftsführer nun auf Telefonkonferenzen. Im kleineren Kreis kommen sie via FaceTime zusammen, das auf iPhones, iPads und iPods touch läuft. Auch Zoom- und Skype-Besprechungen, die mit Android funktionieren, sind jetzt angesagt. Mitgliederversammlungen, Ausschusssitzungen, Seminare und Weiterbildungsveranstaltungen mussten dagegen ausfallen. Die VGL-Geschäftsführer empfehlen den Mitgliedsbetrieben jetzt, vorsorglich Kurzarbeitergeld zu beantragen. Im Falle eines Arbeitsausfalls brauchen sie das dann nur noch bei der Agentur für Arbeit anzuzeigen. Auch die Sozialversicherung und die Krankenversicherung sollten sich Garten- und Landschaftsbaubetriebe dann stunden lassen. Wichtig sei es, zu überlegen, wie die Liquidität im Krisenfall aufrechterhalten werden kann und wie man sich dann absichert. Und: Wie kann sich ein Unternehmen dann mit seinen Partnern einrichten?

Danach: Fokus auf öffentliche Aufträge

Sobald die Krise vorbei ist, will sich der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) vor allem um die öffentlichen Auftraggeber bemühen. Die Rettung des Klimas und der gesundheitliche Nutzen von Stadtgrün müsse dann im Vordergrund stehen, heißt es im Haus der Landschaft in Bad Honnef. "Jede Krise ist auch eine Chance, sich besser aufzustellen", sagte BGL-Präsident Lutze von Wurmb. Er hofft, dass die Krise die Digitalisierung im GaLaBau vorantreiben und die Wertschätzung des Grüns in der Bevölkerung noch einmal erhöhen wird. cm

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