Literaturstudie vorgelegt

Gebäudebegrünung: Fraunhofer Institut sieht großes Potenzial

Bauwerksbegrünung
Der Hygrothermiker Prof. Dr. Hartwig Künzel hat die neue Literaturstudie geleitet. Foto: Fraunhofer IBP

Eine Literaturstudie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP am Standort Holzkirchen rechnet der Gebäudebegrünung ein großes Potenzial bei der bei der Minderung urbaner Hitze und städtischer Luftverschmutzung aus. Erarbeitet hat sie ein vierköpfiges Team unter der Leitung des Hygrothermikers Prof. Dr. Hartwig Künzel. Im Mittelpunkt steht die starke Reduktion der Oberflächentemperatur begrünter Systeme, die auf einer Reflexion kurzwelliger Strahlung und der Verdunstungsleistung von Pflanzen beruht.

Kühl im Sommer, warm im Winter

Neben der bodengebundenen Begrünung mit rankenden Pflanzen und fassadengebundenen Systemen mit voll- oder teilflächigen Vegetationsträgern stellt die Studie vor allem Systeme im Experimental- oder Entwicklungsstadium vor. Dazu zählen die Baumwände des "Grünen Zimmers Ludwigsburg", eine am IBP derzeit entwickelte Methode, um Moos an Gebäudeoberflächen anzusiedeln sowie eine Mooswand an der Cannstatter Straße in Stuttgart. Moos als Fassadenbegrünung sei nicht nur wegen seiner Eigenschaften bei der Reduzierung von Feinstaub interessant, sondern auch weil es in Bezug zu Substrat und Wasserversorgung wesentlich genügsamer sei als andere Pflanzen. Vergleichsmessungen von konventionellen Fassaden und Fassaden mit fassadengebundener Begrünung belegten, dass eine Fassadenbegrünung im Sommer kühlend und im Winter wärmend wirke, so die Literaturstudie. Die Oberflächentemperatur einer Fassade könne durch Begrünung um bis zu 15 °C reduziert werden. Für dicht bebaute Stadtzentren, wie in Hong Kong oder Melbourne seien bei Temperatur-Peaks Reduktionen bis zu 10 °C modelliert worden.

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Bauwerksbegrünung
Gebäudebegrünung kann viel für die Minderung urbaner Hitze und städtischer Luftverschmutzung leisten, auch am Rathaus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Foto: Smiley.toerist, CC BY-SA 4.0

Reduktion von Staubbelastung

Die lokale Reduktion der Staubbelastung liege bei grünen Fassaden typischerweise zwischen 10 und 20 Prozent. Das sei gut vergleichbar mit Straßenbäumen, deren Filterungsleistung von Feinstäuben PM10 allgemein zwischen 1 und 20 Prozent betrage. Weitere Vorteile einer Gebäudebegrünung als Teil des Stadtbildes sei es, dass Pflanzen CO² binden, so klimaschädlichen Gase reduzieren und im Gegenzug O² freisetzen. Das führe zu einer weiteren Verbesserung der Luftqualität.

Die Studie lobt die intensive Entwicklung des Bereiches Gebäude- und Stadtbegrünung in Deutschland. Der "Evolutionsdruck" zur innovativen Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender und neuer Techniken sei derzeit sehr stark. Es sei deshalb zu erwarten, dass sich die positiven Leistungen von Fassadenbegrünung hinsichtlich Temperaturnivellierung und Schadstoffreduktion in den nächsten Jahren noch entscheidend verbessern werden. Mit dem Weißbuch "Stadtgrün" werde urbanes Grün ein fester Bestandteil von Baukultur und integrierter Stadtentwicklung. Urbanes Grün und urbane grüne Infrastruktur würden in der Städtebauförderung und in den Förderprogrammen gestärkt. Für die klimaangepasste Entwicklung von städtischen Grün- und Freiflächen würden städtebauliche Musterentwürfe entwickelt.

Verschiedene Fragen noch offen

Aktuellen Forschungsbedarf sieht das Fraunhofer Institut noch in den Bereichen "Feinstaubbindung durch Dach und Fassadenbegrünungen", Verdunstungsleistung verschiedener Dachbegrünungs- und Fassadenbegrünungsformen", "Klimaverbesserung durch Gebäudebegrünung", "Wasserrückhalt und Abflussverhalten bei Stark- und Dauerregen", "Lärm- und Schallschutz durch begrünte Dächer und Fassaden", "Biodiversität begrünter Gebäudeelemente - Vorkommen und Ausbreitung von Tieren an Fassaden und angrenzenden Innenräumen", sowie einer "Kosten-Nutzen-Betrachtung Dach- und Fassadenbegrünung".

cm/IBP

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