Gemeine und andere Fichten

von:
Junge Landschaft GaLaBau
Grafiken: Uwe Bienert

86. Folge - Unsere Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Auch diesmal geht es um das Thema Fichten.

Der klassische Weihnachtsbaum der Nachkriegszeit in Deutschland gehörte zu der Gattung der Rottanne (Picea abies). Deshalb ist dieser Baum den meisten Menschen sehr vertraut und wird trotzdem oder gerade deswegen immer mit der Tanne verwechselt. Wer gibt schon gern zu, gar keine Tanne als Weihnachtsbaum im Zimmer stehen zu haben?

Wissenswertes über die Gattung Picea

In der Epoche der alten Römer stand das Wort "picea" als Synonym für harzhaltiges Holz. Darunter wurden sowohl Fichten, als auch Kiefern verstanden. Die Fichten (Picea) gehören zur Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Sie kommen in Europa nur mit einer Art - unserem oben genannten Weihnachtsbaum - vor. Sie bilden innerhalb der Kieferngewächse alleine eine Unterfamilie: die Piceoideae. Durch ihren geraden Wuchs, das rasche Wachstum, die geringen Ansprüche an den Standort und die gute Verwendbarkeit des Holzes zählen Fichten in unseren Breiten zu den wichtigen forstwirtschaftlich genutzten Baumarten. Sie besitzen ein breites Verwendungsgebiet: Papier- und Zellstoffherstellung, Bau- und Möbelholz für den Innenbereich, Brennholz, Schnittholz, Furnierholz, Herstellung von Sperrholz, Leimholz, Span- und Faserplatten, Herstellung von Musikinstrumenten, Weihnachtsbäume. Einig wichtige Schutzfunktion haben die Fichtenwälder in vielen Hochgebirgen und Steillagen. Als Schutzwälder schützen sie die besiedelten Täler vor Lawinen und Steinschlägen. Einige Arten werden auch als Ziergehölze in Parks und Gärten gepflanzt. Für die Picea abies bestehen diverse, häufig nur regional gebräuchliche Namen. So sind nebenstehende Namen gebräuchlich.

Als Ausgangsstoff für die Produktion von Brauerpech und Gerberlohe, beides Grundstoffe des Brauerei- und Gerbergewerbes, erlangte auch die Gemeine Fichte große Bedeutung. Aus den Blättern (den Nadeln) werden von der Industrie Rohstoffe für die Herstellung von Parfümen, Badezusätzen und ähnlichem gewonnen (z. B. Fichtennadelöl). Aber auch als Speisepflanze sind Fichten in vergangener Zeit und auch heute noch begehrt. So verwendet man die hellgrünen, jungen und noch dichten Triebspitzen für eine Frischkäse-Zubereitung oder als Beigabe zum Dessert. Aus dem Saft heimischer Fichten kann man Vanillin, den begehrten Backzusatz, synthetisieren. Besondere Bedeutung erlangen Fichten bei der Produktion des "Waldhonigs", da in der Austriebsphase des Baumes der Zuckergehalt des Saftes besonders hoch ist und sie deshalb gern von Insekten besucht werden. In der Medizin spielen Fichtennadelöl (aus den Nadeln, Zweigspitzen oder aus frischen Fichtentrieben) und Fichtennadelextrakt (wässriger Auszug aus frischen Sprossen) eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Infekten der Atemwege und bei rheumatischen Beschwerden.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner:in (w/m/d) mit Funktion als..., Bremen  ansehen
Projektleiter*in (m/w/d) gesucht!, Gronau-Epe  ansehen
Aufsichtsperson I zur Ausbildung als Technische/r..., Niedersachsen Mitte  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Wissenschaftliches über die Gattung Picea

Fichten sind immergrüne und einstämmige Bäume. Sie erreichen in der Regel Wuchshöhen von 20 bis 60m. Die Krone ist kegel- bis walzenförmig. Der Stamm wird durchschnittlich bis zu 1 m dick. Ein strauchförmiger Wuchs kommt nur unter besonderen Standortsbedingungen oder bei Mutationen vor. Alle Fichten besitzen den charakteristischen etagenartigen Kronenaufbau. Beim Verzweigungstyp unterscheidet man mehrere Formen: Die Furchen auf der Oberfläche junger Zweige befinden sich zwischen erhabenen Rücken. Diese gipfeln in einem stielähnlichen Fortsatz, dem Nadelstielchen. Auf dem rindenfarbigen Nadelstielchen sitzt die eigentliche Nadel auf. Die beiden Merkmale - Furchen und abstehende Nadelstielchen - sind für die Gattung Picea spezifisch und als Erkennungsmerkmal unbedingt zu beachten. Beim Abreißen einzelner Nadeln bildet sich am Nadelansatz ein kleines "Fähnchen". Fichtenknospen sind ei- bis kegelförmig und artabhängig mehr oder weniger stark verharzt. Wie alle Koniferen besitzen Fichten immergrüne, nadelförmige Blätter. Die Nadeln bleiben sechs bis 13 Jahre am Zweig. Das Aussehen und der Aufbau der Nadeln sind ein weiteres wichtiges Kriterium für die Pflanzenbestimmung. Dabei ist auf vier Merkmale die Aufmerksamkeit zu legen: Nadelquerschnitt, Mesophyllstruktur, Anordnung der Spaltöffnungen, Harzkanäle. Die Nadeln der einzelnen Arten entsprechen in der Regel einem zwei der unten angeführten Typen.

Die spiralig angeordneten Nadeln sind meist 1 bis 2 cm lang und spitz oder zugespitzt, bei manchen Arten sogar scharf und stechend (z. B. Picea pungens). Fichten sind einhäusig, das heißt, es existieren weibliche und männliche Blütenorgane getrennt voneinander an einem Baum. Blühreife tritt im Alter von zehn bis 40 Jahren ein. Die Zapfen sind dann meist braun, eiförmig bis zylindrisch. Ist der Samen im Frühjahr ausgefallen, werden die Zapfen als Ganzes abgeworfen. Die Zapfen sind zwei bis 20 cm lang.

Junge Landschaft GaLaBau
Junge Landschaft GaLaBau
Junge Landschaft GaLaBau

Serbische Fichte (Picea omorika)

Die Serbische Fichte, auch Omorika-Fichte, erreicht Wuchshöhen von 30 bis 40 m. Der Stammdurchmesser des dünnen, geraden Stammes erreicht maximal 72 cm. Das Höchstalter liegt bei 160 bis 200 Jahren. Sie bildet eine schmal-kegelförmige bis schmal-zylindrische Krone. Die Äste sind kurz, hängend und haben eine aufwärts gerichtete Spitze. Die Knospen sind rund bis spitz-eiförmig, rotbraun und 3,5 bis 5 mm lang. Sie verharzen nicht. Die Endknospe ist oft von Nadeln bedeckt. Die Nadeln sind abgeflacht. Die Spaltöffnungen sind auf die Oberseite beschränkt. Die Unterseite der Nadeln ist durch die Spaltöffnungsstreifen silbriggrau, die Oberseite dunkelgrün. Die Nadeln stehen dicht und haben eine deutliche Mittelrippe. Die Länge beträgt 12 bis 20 mm, die Breite 1,5 bis 2 mm. Sie bleiben bis zu zwölf Jahren an den Zweigen. Die Blühreife tritt im Alter von 15 bis 20 Jahren ein. Die Befruchtung erfolgt vielfach durch Selbstbefruchtung. Von der Blüte bis zur Samenreife vergeht eine Vegetationsperiode. Die braunen bis rotbraunen Zapfen sind 4,5 bis 6 cm lang und 2,5 bis 3 cm breit. Sie hängen und haben teilweise einen kurzen Stiel. Die Zapfen bleiben bis zu einem Jahr am Baum. Die Borke ist graubraun, eher dünn und löst sich bei älteren Bäumen in rundlichen Schuppen von 6 bis 17 cm Durchmesser. Sie ist häufig von Harztropfen bedeckt. Junge Triebe mit ihrer hellbraunen, gefurchten Rinde haben eine dichte, kurze Behaarung.

Junge Landschaft GaLaBau

Gemeine Fichte (Picea abies)

Die Gemeine Fichte, auch Gewöhnliche Fichte, Rotfichte oder Rottanne genannt, kann bis 600 Jahre alt werden. Sie ist ein aufrecht wachsender immergrüner Baum, der Wuchshöhen von 50 m erreichen kann. Damit ist sie neben der Weißtanne (Abies alba) der größte in Europa heimische Baum. Ihr Stammdurchmesser kann bis 1,5 m erreichen. Die kegelförmige Krone von Picea abies bildet den Abschluss an einem gerade wachsenden Stamm. Die Zweige sind quirlig angeordnet. Der Stamm besitzt eine rötlich-braun gefärbte, feinschuppige Rinde, wobei in Gebirgslagen eher Grautöne vorherrschen. Die auffällige Rindenfärbung ist für die irreführende Bezeichnung "Rottanne" verantwortlich.

Die Nadeln stehen ausschließlich an Langtrieben. Sie sind stechend-spitz und im Querschnitt vierkantig. Die Nadeln werden vier bis sieben Jahre alt. Sie sind 1 bis 2 cm lang und 1mm breit. Sie sind rund um den Zweig verteilt und sitzen an braunen Stielen. Die gemeine Fichte entwickelt nur im Abstand von drei bis vier Jahren Blütenknospen und Blüten. Die Zapfen benötigen ein ganzes Jahr, um Samenreife zu erlangen. Die braunen, nach unten hängenden, trockenen und holzigen Zapfen sind 10 bis 15 cm lang und 3 bis 4 cm breit und werden nach der Reife bald als Ganzes abgeworfen. Für die Nutzung in Gärten und Parks wurden verschiedene Zuchtformen herausgezüchtet:

  • 'Aurea':
    Bei dieser Form sind die jungen Zweige im Mai bis Juni hellgoldgelb und grünen bis Juli meist vollständig nach. Manche Nadeln behalten das ganze Jahr über gelbe Streifen.
  • 'Virgata':
    Ungewöhnlicher Zierbaum ("Schlangenfichte"). Sie entwickelt eine irreguläre ausgedünnte Baumkrone mit wenigen dicken und langen Ästen. Es wachsen kaum Seitentriebe. Die Nadeln sind 2 bis 2,5 cm lang und dick. Die Zweige sind hellorange.

Sitka-Fichte (Picea sitchensis)

Die Sitka-Fichte ist ein immergrüner Baum mit einer Wuchshöhe von 50 bis 70 m und einem Stammdurchmesser von bis zu 5 m. Sie ist damit die größte aller Fichten-Arten. Sie kann bis 800 Jahren alt werden. Die Krone ist gleichmäßig kegelförmig. Die gelblichbraunen Knospen sind spitz-kegelförmig und werden zwischen 4 und 5 mm lang. Die Knospenschuppen sind eng anliegend. Die flachen, steifen und scharf zugespitzten Nadeln sind 15 bis 25 mm lang und 1 mm breit. An der Unterseite sind sie gekielt. Auf jeder Seite des Kiels befinden sich fünf bis acht Spaltöffnungsreihen. Sie stehen radial von den Zweigen ab, sind jedoch an der Zweigunterseite gescheitelt. Die Oberseite ist frisch grün, die Unterseite silbrig-graugrün gefärbt. Die Nadeln verbleiben fünf bis sechs Jahre am Baum.

Die Sitka-Fichte ist einhäusig, getrenntgeschlechtig und ist mit 20 bis 40 Jahren blühreif. Die kurz gestielten, zylindrisch geformten Zapfen werden 6 bis 10 cm lang und 2,5 bis 3 cm breit. Sie besitzen ein stumpfes Ende. Die Zapfen sind anfangs grünlich-gelb gefärbt, färben zur Reife hin hellbraun um. Bei jungen Bäumen ist die sehr dünne Borke dunkelgrau und abschuppend, bei älteren Bäumen wird sie rötlich mit groben, abspringenden Schuppen. Junge Zweige sind kahl und besitzen eine braune, deutlich gefurchte Borke. Sie sind dicht mit relativ großen und abstehenden Nadelkissen besetzt.

Stech-Fichte (Picea pungens)

Die Stech-Fichte, umgangssprachlich auch Blau-Fichte genannt, ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen bis zu 37 m und einen Stammdurchmesser von bis zu 1,4 m erreichen kann. Die kräftigen und steifen Zweige sind kahl und glänzend. Sie bilden eine regelmäßige, pyramidenförmige Krone. Die derben Nadeln sind im Querschnitt viereckig und werden 2 bis 3 cm lang. Sie stehen rechtwinkelig vom Trieb ab. Sie sind scharf zugespitzt, was den Namen Stech-Fichte erklärt. Die Nadelfarbe schwankt zwischen Gelbgrün über Blaugrün bis Silber. Sie weisen oft einen abwischbaren, blaugrünen Wachsbelag auf. Auf jeder Seite befinden sich zwei bis vier Spaltöffnungsreihen. Die einhäusige, getrenntgeschlechtige Stech-Fichte wird mit rund 30 Jahren blühreif. Die länglich bis zylindrisch geformten Zapfen sind 6 bis 11 cm lang. Im Jugendstadium sind sie grün mit schwach rötlicher Tönung und zur Reife färben sie sich strohfarben. Die graue und etwas rötlich getönte Stammborke ist nur in jungen Jahren schuppig. Bei Altbäumen bilden sich glatte Risse. Junge Triebe sind grünlichbraun gefärbt und gehen später in eine orangebraune bis graubraune Farbe über.

 Uwe Bienert
Autor

Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen