Junge Landschaft - GaLaBau-Wissen

Gerätewerkstatt – eine scharfe Sache

von:

Autor der Serie ist Uwe Bienert, Landschaftsgärtner-Meister und Ausbilder. Er hat sich bereits mit AuGaLa-Begleitheften für Kurse der überbetrieblichen Ausbildung einen Namen gemacht. Bienert arbeitet mit psychisch Kranken in der Gartenpflege für das H

GaLaBau Wissen Kleingeräte und Werkzeuge
Grafik: Uwe Bienert

Die 155. Folge unserer Serie für den Nachwuchs erläutert das wichtigste GaLaBau-Grundlagenwissen vom Abstecken bis zum Zaunbau: Diesmal geht es um das Thema Sägen im GaLaBau.

Es ist schon eine Weile her, dass ich mich über gärtnerisches Handwerkzeug ausgelassen habe. Als ich mich in diesem Jahr über den katastrophalen Zustand unserer Handsägen in der Firma geärgert habe, kam mir der Gedanke, einmal einige Worte über eines unserer wichtigsten Werkzeuge - die Säge - zu verlieren.

Wie es sich für einen "Erklärbär" gehört, erstmal einige kurze Bemerkungen zur Herkunft von Sägen: Wen man so will, ist die Handsäge eine recht natürliche Entwicklung.

Sie entstand vor rund 1,5 Millionen Jahren aus der Weiterentwicklung von bezahnten Unterkieferknochen erlegter Wildtiere. Vergleicht man Sägen miteinander und natürlich mit dem Unterkieferknochen, ist bei allen das Bauprinzip gleich und die prinzipielle Konstruktion hat sich nicht verändert. Was sich "einschneidend" verändert hat, ist das Material - aus Knochen wurde Stein (bspw. Obsidian) und aus Stein wurde Metall. Wohlgemerkt rede ich hier von Handsägen. Mit der Entwicklung von Motoren taten sich neue Möglichkeiten in der Entwicklung von Industriesägen auf. Ende des geschichtlichen Abrisses!

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Wie kann man Sägen einteilen?

Wie man will! Ob es zweckmäßig ist, entscheiden immer andere. Ich teile Sägen erstmal nach der Himmelsrichtung ein. Oh, die ersten Leser verdrehen die Augen und denken "Jetzt ist er völlig durchgeknallt", aber das ist nicht der Fall. Wir unterscheiden in westliche Sägen und östliche Sägen. Westliche Sägen sind in der Regel sogenannte Schubsägen und östliche Sägen in der Regel Zugsägen. Wenn das klar ist, kann man noch zwischen Einhand-, Zweihand-, Einmann- und Zweimannsägen unterscheiden und eventuell noch zwischen hand- und motorbetriebenen Sägen. Und wer noch viel Zeit hat, kann Sägen auch noch nach ihrem Einsatzgebiet katalogisieren. Dem gehe ich aus dem Weg, da das Einsatzgebiet für uns klar ist, und stelle einfach einmal einige der Sägen in Kurzform vor.

Welche Handsägen gibt es?

Sechs der wichtigsten Handsägen und deren Vor- und Nachteile für die Nutzung im Garten möchte ich hier in der Tabelle aufführen.

Eine Lach- und Sachgeschichte: Wie sägen Sägen?

Grundlage für den gesamten Vorgang des Sägens ist das Sägeblatt, das mit spitzen Zähnen bezahnt ist. Diese Zähne trennen Holz, indem sie die Schnittfuge (eine schmale Nut im Holz) in eine beliebige Richtung ausspanen.

Damit sie sauber, leicht und schnell schneiden, müssen die Zähne wirklich scharf sein. Alle im Werkstoff befindlichen Zähne arbeiten gleichzeitig. Die Schneide an der Spitze jedes Zahnes schabt einen dünnen Span ab. Durch diesen Schabvorgang dringen die Zähne in einem flachen Winkel in das Werkstück ein. Die abgetrennten Sägespäne sammeln sich in der Zahnlücke vor dem Zahn. Sie fallen heraus, sobald der vorlaufende Zahn aus dem Holz austritt. Während die Zahnspitzen scharf sein müssen, ist der Zahngrund meist etwas ausgerundet.

Die Bezahnung der meisten Sägen hat eine bevorzugte Arbeitsrichtung, in der die Zähne das meiste Material abspanen. Dabei ist der Kraftbedarf sehr groß. Der Zug zurück braucht viel geringere Kraft, allerdings wird auch wenig Material abgespant. Die Ursache hierfür liegt in der Asymmetrie der Zähne: Die in Arbeitsrichtung am Zahn vorn liegende Zahnbrust steht steiler als der Zahnrücken. In Bezug auf die Arbeitsrichtung ist bei westlichen Sägen der Griff hinten an der Säge angebracht. Das Blatt wird geschoben; umgangssprachlich sagt man: Die Säge arbeitet auf Schub. Japanische Sägen haben hingegen den Griff in Arbeitsrichtung vorn, die Säge wird gezogen, sie arbeitet auf Zug.

Ein unbekannter Unterschied: Längsschnitt (LS) oder Querschnitt (QS)

Bisher haben wir nur die Materialabnahme am Grund der Sägefuge betrachtet. Dort wird ein Span abgenommen. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit, denn dieser Span muss auch an den Seiten der Schnittfuge abgetrennt werden. Hier ist die Holzstruktur mit den parallelen Fasern der Knackpunkt. In Richtung der Fasern lässt sich Holz durch seine Spaltbarkeit sehr leicht trennen, quer zu ihnen viel mühsamer. Hier kommen die scharfen Schneiden der Sägezähne erst richtig zum Einsatz.

Schneiden Sägezähne die in Richtung der Fasern so nennt man diesen Schnitt "Längsschnitt". Die Säge trennt das Holz parallel zur Faser längst auf. Sie wird dabei am besten in einem spitzen Winkel zur Holzoberfläche geführt. Diese Schnittform kommt im Gartenbau selten vor, beim Gehölzschnitt nie, eher beim Bau von technischen Bauwerken (Pergolen, Carports und so weiter).

Kompliziert wird es beim "Querschnitt". Das leichte Lösen des Spanes an der Seite der Schnittfuge funktioniert nicht mehr. Die Fasern müssten durchschnitten werden. Sägezähne können dies aber nicht, da sie seitlich keine Schneiden, sondern nur rechtwinklige Kanten haben. Damit können die Holzfasern nicht durchschnitten werden, sondern nur zerreißen. Die Schnittfläche wird rau, und wo die Zähne aus dem Holz austreten gibt es hässliche Ausrisse. Im Gartenbau eine denkbar ungünstige Situation.

Eine perfekte Lösung zeigen die heute fast ganz verschwundenen großen Handsägen, die speziell zum Fällen und Ablängen von Baumstämmen optimiert waren. Sie hatten hohe, in Gruppen angeordnete und unterschiedlich geformte Zähne. Sie wurden allerdings von Motorsägen abgelöst. In der handwerklichen Holzbearbeitung war diese Art der Problemlösung zu aufwendig. Hier bleib man bei Dreieckszähnen, die aber bei Querschnittsägen schräg angeschärft werden.

Diese Zähne haben trapezförmige Zahnquerschnitte und abwechselnd rechts und links Nebenschneiden, von denen die Holzfasern durchtrennt werden.

Das Schränken

Sägeblätter mit Zähnen ohne eine Schränkung der Zähne würden exakt so breit schneiden wie sie dick sind. Da aber Holz ein elastischer Werkstoff ist, weicht er dem Schnittvorgang geringfügig aus und federt danach zurück. Das Ergebnis ist, dass die Säge klemmt.

Um dieses Klemmen zu vermeiden sollte die Schnittfuge etwas Breiter sein als das Sägeblatt. Dies wird durch Schränken erreicht. Klingt wissenschaftlich, ist aber einfach erklärt: Die Zahnspitzen der Zähne werden abwechselnd leicht nach rechts oder links außen gebogen. Die "Schränkung" ist dabei klein zu halten. Wir sprechen hier von wenigen Zehntel Millimetern. Ungeübte sollten ihre Finger davon lassen und diese Arbeit lieber einem Fachmann anvertrauen.

Kleine Anekdote am Rande: Während meiner Arbeit mit Flüchtlingen aus Afghanistan hatte ich das Vergnügen, einen Tischler aus Kabul kennenzulernen. Dieser war völlig entsetzt über den Zustand unserer Bügelsägen. Eines Tages sah ich ihm zu, wie er mit einer Hippe unsere beiden Bügelsägen schränkte. Glauben Sie mir, so gut haben die Dinger noch nie gesägt.

Mit Motor ist alles einfacher

Sicher, aber auch hier ist das Schärfen wichtig und will gelernt und geübt sein. Das Arbeiten mit einer stumpfen oder nicht vorschriftsmäßig geschärften Sägekette führt trotz ausreichender Schmierung zu vorzeitigem Verschleiß der gesamten Schneidgarnitur. Je früher die Kette geschärft wird, desto weniger Werkstoff muss beim Schärfen abgetragen werden, desto größer ist die Lebensdauer der Sägekette. Auch die beim Schärfen aufgewendete Sorgfalt beeinflusst die Lebensdauer und das Schneidverhalten der Sägekette.

Tipps zum "Scharfmachen" der Kette bei Motorsägen

  1. Die Schärf-Empfehlung des Herstellers beachten. Auch unempfindliche Ketten schneiden besser wenn sie exakt scharf sind.
  2. Richtige Schärfwinkel - gleichmäßige Schneidezähne - gleichmäßige Tiefenbegrenzer.
  3. Rechtzeitig schärfen.
  4. Alle Schneiden auf das Maß des kürzesten Zahnes zurücknehmen.
  5. Nach 2- bis 3-maligem Schärfen per Hand muss die Kette auf einem winkelhaltigen Schärfgerät korrigiert werden.
  6. Feil-Lehre verwenden.
  7. Nach dem Schärfen Feilspäne entfernen!
  8. Bei abgenommener Kette die Führungsschiene prüfen: Grat entfernen. Nut prüfen, gegebenenfalls richten. Die Schiene umdrehen. Umlenkung und Nuttiefe prüfen. Reinigen, insbesondere die Ölbohrungen.
  9. Führungsschiene auswechseln, kurz bevor die Mindestnuttiefe erreicht ist. Beachten: Schienenlänge, Nutbreite, Kettenteilung des Umlenksternes.
  10. Spezielles Kettenschmieröl verwenden, nur in Ausnahmefällen auf HD-Öl zurückgreifen. Es wird auch umweltschonendes, pflanzliches Kettenschmieröl angeboten. Stockpunkt beachten, damit auch bei niedrigen Außentemperaturen die Ölzufuhr zur Kette nicht unterbrochen wird.
  11. Die Säge nur mit voller Drehfrequenz betreiben. Krallenanschlag benutzen. Immer mit beiden Händen sägen, jederzeit mit Störungen rechnen

Quellen:

Farbatlas Krankheiten und Schädlinge an Zierpflanzen, Obst und Gemüse, (Bernd Böhmer, Walter Wohanka; Ulmer-Verlag),

Der Gärtner 1 (Martin Degen, Karl Schrader; Ulmer-Verlag),

Schädlinge & Krankheiten (Pippa Greenwood, Andrew Halstead; Dorling Kinderley Verlag),

Einheimische Laubgehölze (Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),

Grundkurs Gehölzbestimmung (Lüder, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),

Taschenlexikon der Gehölze (Schmidt/Hecker, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim),

International standard ENA 2010–2015 (M.H.A. Hoffmann, ENA’s European Plant Names Working Group).

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