Krisen beeinflussen gesamte Bauwirtschaft

Geschichte am Wendepunkt

Viel pathetischer konnte das Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums kaum ausfallen. Megalative war aber nicht erst in diesem Jahr die Grundlage eines Weltwirtschaftsforums, auch wenn die Erwartungen des Gründers der World Economic Forum Stiftung, Klaus Schwab, sehr hoch gehängt sind: Es sei das aktuellste und wichtigste Treffen seit der Gründung des Weltwirtschaftsforums vor über 50 Jahren (tagesschau.de, 22.5.22).

Im letzten Jahr ging es schließlich nur um einen "Systemwechsel", in dem Kapitalismus neu gedacht werden müsse. Dabei waren vornehmlich die Folgen der Cororna-Pandemie, die zunehmende Polarisierung und die Macht der neuen Technologien Gegenstand der Diskussion. Die Gespräche wurden bereits vor dem Hintergrund der Reglobalisierungsbemühungen geführt, um die Wirtschaft nach der Krise zu stabilisieren. Im Jahr davor, das auch schon unter dem Eindruck des zunehmenden Protektionismus stand, war die höhere Unsicherheit für die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, bereits das "new normal". Die Gesellschaft müsse krisenfester, inklusiver und nachhaltiger gemacht werden, wobei der Wirtschaft eine zentrale Rolle zuteilwerde, so wurde der Initiator im letzten Jahr dann zitiert.

Vielleicht war der, in diesem Jahr beschworene, geschichtliche Wendepunkt schon lange absehbar.

Die noch nicht überstandene Corona-Pandemie bringt die Wirtschaft jedenfalls nach wie vor ins Straucheln und schürt die Inflation. Neu und erschwerend hinzu kommt der Krieg in der Ukraine. Und dann gibt es ja auch noch die Klimakrise und drohende Hungersnöte in den armen Ländern der Welt. Die Zahl der existenziellen Risiken war gefühlt noch nie so hoch wie heute.

Trotz der anscheinenden Wichtigkeit der Themen ist bemerkenswert, dass einige, bedeutende Akteure fehlen. US-Präsident Joe Biden und Chinas Premier Xi Jinping waren nicht anwesend und damit die Repräsentanten von über 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Wladimir Putin wurde gar nicht erst eingeladen. Wenn es also um einen Wendepunkt der Geschichte geht, dann haben das die bedeutendsten Volkswirtschaften offenbar nicht erkannt, oder sie haben es nicht nötig in die Diskussion mit dem Rest der Welt einzusteigen. Vielleicht ein Beleg für das Motto des Treffens?

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Coronavirus Bauwirtschaft
Die zehn größten Wirtschaftsräume nach BIP (GDP) und Umsatzanteil BIG 20 Bauunternehmen. Quelle: Statista, International Monetary Fund

Das globale Business ist jedenfalls ins Stocken geraten. Lieferkettenprobleme, Protektionismus und Nationalismus - Konfrontation statt Kooperation lähmen Welthandel und Globalisierung. Ob diese neue Realität, die Deglobalisierung, das Weltwirtschaftsforum lähmt oder womöglich beflügelt wird abzuwarten sein (ebd.). Und nach Ansicht einiger Kommentatoren offenbart das diesjährige Treffen eher die Überforderung der globalen Eliten (handelsblatt.com, 22.5.22). Ist ein Format wie das WEF also noch zeitgemäß? Eine "Plattform zwischen Politik und Wirtschaft, die informell ist, die aber gleichzeitig das Vertrauen aller Beteiligten hat, und die auch die akuten Probleme direkt anspricht" sei jetzt umso mehr von Bedeutung. Und letztlich gebe es noch gemeinsame Interessen, wie die Umwelt oder die Bekämpfung von zukünftigen Pandemien, wofür eine gemeinsame Plattform wie das WEF hilfreich sein können, so wird Klaus Schwaab zitiert (zdf.de, 22.05.22). Das wäre auch für die Bauwirtschaft wichtig.

Um die 1.000 multinationale Unternehmen und Konzerne mit Umsätzen im Milliarden-Bereich sind Mitglieder des WEF. Vertreter der Bauindustrie sind nicht im Mitgliederverzeichnis zu finden. HOCHTIEF gibt aber auf seiner Webseite an, zumindest Mitglied der WEF - Partnerschaft gegen Korruption zu sein. Welche Bedeutung hat der deutsche resp. europäische Bau überhaupt noch? Unter den zehn größten Baufirmen weltweit finden sich fünf chinesische Unternehmen auf den ersten Plätzen, gefolgt von VINCI aus Frankreich. Hochtief, als Teil der Groupo ACS aus Spanien folgt immerhin auf Platz acht. Die Strabag findet sich auf Platz 20 wieder (Statista 7.2.22). Damit zeichnen sich die chinesischen Unternehmen mit über 60 Prozent des Umsatzes der 20 größten Bauunternehmen weltweit verantwortlich. Und Chinas Regierung ist nicht beim WEF anwesend. Dennoch kommen die europäischen Baukonzerne immerhin auf knapp 20 Prozent des Umsatzes der "BIG-Twenty", deutlich vor Japan und den USA.

Die diskutierten Themen wie Deglobalisierung, Klimawandel und auch die internationale Zinspolitik sind offenkundig Herausforderungen, die für die gesamte Bauwirtschaft - und nicht nur für die großen Betriebe - von besonderer Bedeutung sind. Die Auswirkungen auf die Preisdynamik, Beschaffung, Logistik und Lagerkapazitäten sowie Planungs- und Terminsicherheit sind überall spürbar. Mitzudiskutieren ist daher angebracht; beim Weltwirtschaftsforum oder besser auch anderenorts, wenn die richtigen Stellen erreicht werden sollen.

Prof. Dr.-Ing. Heiko Meinen

h.meinen@kullmann-meinen.de

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