Gestalten mit Gräsern: Die besten Arten für Gärten und das öffentliche Grün

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Gräser Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Kontraste aus formeller und informeller Gestaltung: Buchs mit Calamagrostis x acutiflora \'Karl Foerster\' und Eupatorium. Foto: Cassian Schmidt

Gräser haben sich weltweit an sehr unterschiedliche Lebensräume, Standorte und Klimabedingungen angepasst. Sie bieten daher für fast jede Gartensituation große Potentiale. Obwohl sie derzeit aus der modernen Gartengestaltung nicht mehr wegzudenken sind, werden meist nur wenige Standartarten verwendet. So wird das ganze Spektrum der Möglichkeiten bei weitem noch nicht ausgenutzt.

Karl Foerster bezeichnete Gräser poetisch als "Haar der Mutter Erde", ein Ausdruck, der sehr treffend ist für die Schönheit und Anmut dieser Pflanzengruppe. Erst seine züchterischen Bemühungen und Publikationen haben Ziergräser als eigenständiges und wirkungsvolles Gestaltungselement ins Bewusstsein der Gartengestalter und Gartenliebhaber gerückt. Foerster prognostizierte damals in seinem bis heute sehr einflussreichen Buch den zukünftigen "Einzug der Gräser und Farne in die Gärten". Er sollte recht behalten. Heute sind die Ziergräser in der Tat aus der modernen Gartengestaltung nicht mehr wegzudenken.

In den 1980er und 1990er Jahren beschäftigte sich der Staudenzüchter Ernst Pagels unter anderem mit der Gattung Miscanthus. Er selektierte viele in unserem Klima sicher und früh blühende Auslesen des Chinaschilfs. Durch diesen Züchtungsfortschritt erlebten die Gräser auch bei Gestaltern in den USA zunehmend Aufsehen. Bekannt wurde das Büro Oehme/van Sweden für seine meist großflächige Gräserverwendung in der Neuen Welt.

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Gräser Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Großzügige Pflanzung mit Sesleria autumnalis (vorn), Calamagrostis x acutiflora \'Karl Foerster\' sowie Helenium, Kalimeris, Sedum und Perovskia. Planung: Harald Sauer, Stadt Ludwigshafen. Foto: Cassian Schmidt
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Nassella tenuissima mit Eryngium giganteum. Foto: Cassian Schmidt

Süßgräser und Sauergräser

Zu den gestalterisch relevantesten und in den Gärten am meisten verwendeten Gräsern zählen in erster Linie die Süßgräser (Poaceae), die auch als echte Gräser bezeichnet werden. Aber auch grasähnliche Pflanzen aus der Familie der Sauergräser (Cyperaceae) und der Binsen (Juncaceae) gehören dazu und sind vor allem in Schattensituationen oder an nassen Stellen von großer gestalterischer Bedeutung. Morphologisch unterscheiden sich die Süßgräser durch ihre Halme, die stets Knoten (Nodien) aufweisen. Die Stängel der Cyperaceen mit Gattungen wie Carex, Luzula und Cyperus sind dagegen stets dreikantig und ohne Nodien. Gestalterisch ähnliche Wirkungen wie mit Gräsern können auch mit grasähnlichen Stauden (z. B. Iris, Taglilie, Yucca, Fackellilie, Junkerlilie, Liriope) und schmalblättrigen Zwiebelpflanzen (Graslilie, Prärielilie, Traubenhyazinthe) erreicht werden.

Wachstumsrhythmus der Gräser

Man unterscheidet nach den Hauptwachstumszeiten zwischen Warm-Season-Gräsern (Gräser der warmen Jahreszeit) und Cool-Season-Gräsern (Gräser der kühlen Jahreszeit).

Warm-Season-Gräser (C4-Gräser) sind solche, die sehr spät austreiben und deren Halme und Wurzeln vom späten Frühling bis zum Hochsommer wachsen, im Hoch- und Spätsommer blühen und ihre Ruheperiode im Herbst und Winter beginnen. Sie stammen überwiegend aus Nordamerika (Präriegräser) und Ostasien (z. B. Chinaschilf). Warm-Season-Grässer sind alle sehr wärmebedürftig. Die günstigste Wachstumstemperatur liegt zwischen 26 und 35 °C. Daher sollten sie erst im Frühjahr geteilt und gepflanzt werden. Durch ihren späten Austrieb lassen sie sich alle Warm-Season-Gräser hervorragend mit Zwiebelpflanzen wie Tulpen, Narzissen oder Allium kombinieren. Später im Mai/Juni verdecken die Gräser durch ihr rasches Wachstum das abreifende Geophytenlaub zuverlässig. Die Gräser dieser Gruppe haben meist eine schöne Herbstfärbung in warmen Gelb-, Violett-, Orange- oder Rottönen und sind zuverlässig bis in den Winter hinein standfest. Man kann sie daher sehr gut mit Stauden kombinieren, die im Hochsommer oder im Herbst blühen.

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Alamagrostis x acutiflora \'Karl Foerster\' im Mai mit Allium \'Globemaster\' und Phlomis tuberosa \'Amazone\'. Foto: Cassian Schmidt
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Pennisetum alopecuroides fo. viridenscens. Foto: Cassian Schmidt
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Pennisetum orientale \'Tall Tails\'. Foto: Cassian Schmidt

Cool-Season-Gräser (C3-Gräser) dagegen treiben im Herbst oder im frühen Frühjahr aus. Ihr Vegetationspunkt bleibt im Winter grün. Die Blüte beginnt sehr zeitig im Jahr, weshalb man sie besonders gut mit Frühsommerblühern unter den Stauden kombinieren kann. Im Sommer, bei höheren Temperaturen und Trockenheit, stellen sie ihr Wachstum ein und verbringen eine Ruhezeit. Viele Arten sind winter- oder immergrün und wachsen den ganzen Winter hindurch langsam weiter. Die günstigste Wachstumstemperatur liegt zwischen 15 und 24 °C. Cool-Season-Gräser werden am erfolgreichsten im Herbst oder Frühjahr vermehrt. Zu dieser Gruppe gehören sämtliche Ziergräser, die aus Mitteleuropa stammen sowie alle Rasengräser, aber auch die Arten der Gattungen Carex und Luzula.

Lebensdauer und Ausbreitungsverhalten

Die wichtigsten Arten für die Gestaltung zählen zu den mehrjährigen Gräsern: Sie können krautig oder teilweise, vielleicht sogar ganz verholzt sein (Bambus) und sie sind oft äußerst langlebig. Bei uns nicht winterharte, aber in wärmeren Klimaten mehrjährige Gräser werden im Wechselflor häufig wie Einjährige behandelt. Sie eignen sich hervorragend als Ergänzung in Beetstaudenpflanzungen oder als Strukturpflanzen im Wechselflor. Zu ihnen gehören die Federborstengräser Pennisetum setaceum in Sorten, Pennisetum x advena 'Rubra', Pennisetum villosum, Pennisetum macrourum 'White Lancer' und das noch recht neue schwarzpurpurne Pennisetum glaucum 'Purple Majesty'.

Beim Ausbreitungsverhalten der Gräser lassen sich zwei Typen unterscheiden: Horstig wachsende und Ausläufer treibende Arten. Horstige Gräser wachsen aus einem zentralen Punkt heraus, sie können mit den Jahren gleichmäßig an Umfang zunehmen und eignen sich besonders für eine akzentuierte Einzelverwendung/Kleingruppen in Abstand haltender Wiederholung als lockere Streupflanzung oder in niedriger, bodendeckender Bepflanzung beziehungsweise Mineralmulchdecke.

Ausläufertreibende Gräser wie beispielsweise das Goldleistengras (Spartina pectinata 'Aureomarginata') sind dagegen nur mit Vorsicht oder besser gleich mit Wurzelsperre zu verwenden. Sie breiten sich durch unterirdische Wurzelstöcke (Rhizome) oder oberirdische Ausläufer (Stolone) zum Teil aggressiv aus und können so flächige Bestände bilden. Sie sind nur für großzügige Flächenpflanzungen geeignet und meist nur als Einartbestand sinnvoll zu verwenden, was im öffentlichen Grün durchaus schöne Effekte und pflegearme Flächen ergeben kann. Diese beiden Wuchsformen können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Es gibt fließende Übergänge zwischen beiden Extremen. Zu den Gräsern, die locker horstig wachsen und nur relativ kurze seitliche Rhizome bilden, zählt das Japanwaldgras (Hakonechloa macra).

Gräser Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Präriepflanzung mit Echinacea paradoxa, Nassella tenuissima und Penstemon. Foto: Cassian Schmidt
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Miscanthus sinensis \'Gracillimus\' mit Panicum virgatum \'Shenandoah\', Ende Oktober. Foto: Cassian Schmidt

Ästhetische Funktionen in Pflanzungen

In Kombination mit Stauden werden Gräser vor allem als Gerüstbildner verwendet, um der Pflanzung eine dauerhafte Struktur zu verleihen. Hohe Gräser stehen oft in Einzelstellung (Solitär), setzen auf diese Weise Akzente und unterstützen die Raumbildung. Die Wiederholte Verwendung einer Art gibt dem Auge Haltepunkte und gliedert eine Pflanzung rhythmisch. Als Gerüst der Staudengemeinschaft müssen Gräser möglichst lang, bis in den Winter hinein, attraktiv und standfest sein ("Wintersteher"). Die vertikal aufragende, lineare Struktur vieler Ziergräser ist in der Pflanzung ein unverzichtbares Gestaltungselement für die Höhenstaffelung. Sie steht im Kontrast zu den oft mehr rundlichen Blattformen der Stauden.

Gräser mit ihrer dezenten Farbgebung (Grüntöne wirken im Garten relativ neutral) vermitteln zwischen farblichen Kontrasten von blühenden Stauden. Auch bilden sie durch ihr ruhiges Grün Gegenpole zur Farbigkeit einer blühenden Pflanzenkomposition. Durch feine Blüten- und Samenstände, zum Beispiel bei Molinia arundinacea 'Transparent', wirken Gräser, im Vordergrund einer Pflanzung platziert, wie ein Schleier: Dahinterstehende Strukturen und Farben werden durch diesen 'Weichzeichnereffekt' verwischt. Das ist besonders in wiesenhaften Pflanzungen erwünscht, wenn ein naturhafter Charakter erzeugt werden soll.

Gräser sind gut in der Nähe von Sitzplätzen zu verwenden. Dort kommen die den Gräsern eigene Bewegung und die dadurch hervorgebrachten Geräusche besonders zur Geltung: Halme und Blätter rascheln häufig schon beim leisesten Windhauch. Licht- und Schattenspiele, die durch die Bewegung der Halme entstehen, erhöhen den Reiz noch. Besonders schön wirken auch die Samenstände im Gegenlicht oder bei tiefstehender Sonne (Gräser als Lichtfänger). Der aufmerksame Beobachter kann früh morgens oder nach einem Regenschauer Tau- und Wassertropfen an den Rispen der Gräsern glitzern sehen. In der kalten Jahreszeit zeichnen Rauhreif und Schnee die Rispen und Blätter nach.

Gestaltungskriterien

Man unterscheidet Gräser nach ihrer Struktur (Wuchsform) und ihrer Textur (Webmuster aus Blattgrößen und Belaubungsdichte). Die Wuchsformen können zum Beispiel straff-aufrecht, bogig überhängend oder fontänenartig übergeneigt sein. Die Textur eines Grases kann von sehr fein bis zu sehr grob variieren. Je nach gewünschter Gestaltung verwendet man Gräser mit grober Textur zum Beispiel für eine üppige, fast subtropische Wirkung. Eine feine, starre Belaubung mit grauer Bereifung verkörpert einen steppenartigen oder mediterranen Charakter. In Kombination mit breitblättrigen Stauden wirken Gräser sehr filigran - man erzielt also starke Kontraste. Karl Foerster nannte dies rden "Harfe-Pauke-Effekt".

Mit Gräsern lassen sich subtile Farbabstufungen erzielen. Ihre Grüntöne variieren von gelbgrün über dunkelgrün bis blaugrün. Hellgrüne Töne wirken frühlingshaft-frisch, dunkelgrüne Laubfärbungen eher üppig und blaugraue Töne suggerieren einen eher trockenen Standort. Panaschierte Gräser mit weiß- oder gelbgestreiften und gebändertem Laub bringen scheinbar Helligkeit in beschattete Bereiche oder täuschen Lichtspiele vor.

Gräser Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
In der Tabelle werden die wichtigsten Arten und Sorten mit ihren Eigenschaften, Verwendungssituationen und langjährigen Erfahrungen zusammengestellt. Grafik: Cassian Schmidt
Gräser Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Bewusst wurden auch einige langjährig bewährte, aber nicht alltägliche Arten und Sorten aufgenommen, um die vielfältigen zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten mit Gräsern zu zeigen. Grafik: Cassian Schmidt

Mit der Laubfarbe bieten sich interessante Möglichkeiten auch in Hinblick auf die Herbstfärbung. Warm-Season-Gräser (besonders die Präriegräser Panicum und Andropogon) können im Herbst dramatische Farbakzente setzen, die von Gelb über Orangerot bis hin zu Violett reichen. Selbst die trockenen Halme und Blätter der hohen Staudengräser sehen mit ihren warmen, bräunlichen Farbtönen bis in den Winter hinein attraktiv aus.

Stauden in Verbindung mit Gräsern

Gräser sind Stimmungsträger in einer Staudenpflanzung. In Verbindung mit verschiedenen Herbstastern, die in kühlen Violett-, Purpur- und Rosatönen gut harmonieren, bilden sie das typische Bild des herbstlichen Gartens. Nordamerikanische Stauden (Mädchenaugen, Sonnenauge, Sonnenhut, Staudensonnenblume) in Kombination mit Gräsern wecken Assoziationen an die Prärie. Großzügige Effekte lassen sich erzielen, indem man die Weitläufigkeit der Prärielandschaft durch Massenpflanzungen von Gräsern gestalterisch abstrahiert. Diese Variante eignet sich besonders für das öffentliche Grün. Im engen Hausgarten würde eine reine Gräserpflanzung schnell langweilig wirken. Benachbart mit graulaubigen Stauden und Halbsträuchern (Lavendel, Heiligenblume, Yucca) rufen bläulichgraue, schmalblättrige Gräser einen steppenartigen Charakter hervor. Auch die warme goldbraune oder rötlichbraune Herbstfärbung mancher trockenkeitsverträglicher Gräser wie Bouteloua curtipendula oder Schizachyrium scoparium 'The Blues' kann eine interessante Wirkung in Verbindung mit dem grausilbrigen Laub anderer Stauden erzielen.

Prof. Cassian Schmidt
Autor

Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof

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