Britische Meta-Studie belegt signifikante gesundheitsfördernde Wirkungen

Grün reduziert Risiken von Diabetes und Herzleiden

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Ein Leben nahe der Natur und viel im Freien verbrachte Zeit reduziert viele Krankheitsrisiken. Foto: Marcus Gloger/Buga 2011

Was viele schon geahnt hatten, ist nun wissenschaftlich belegt: Grün fördert die Gesundheit. Britische Forscher haben eine ganze Palette von Krankheiten benannt, bei denen ein Aufenthalt in freier Natur oder im Stadtgrün nachhaltig wirkt. Kaum erforscht sind die Ursachen der Wirksamkeit des Grüns. Darüber gibt es bislang nur Hinweise und Vermutungen.

Wissenschaftler um die Forschungsstudentin Caoimhe Twohig-Bennett und Prof. Dr. Andy Jones von der Norwich Medical School der University of East Anglia haben eine Meta-Studie zum langfristigen Effekt des Grüns auf Menschen vorgestellt. Danach reduziert ein Leben nahe der Natur und viel im Freien verbrachte Zeit unter anderem die Risiken von Diabetes Typ II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vorzeitigem Tod, Frühgeburten und Stress.

Speichel-Cortisol sinkt deutlich

Positive Wirkungen verzeichneten die Forscher auch auf das Vorkommen von Schlaganfällen, Bluthochdruck, Dyslipidämie, einer Verschiebung der Zusammensetzung der Lipide im Plasma, Asthma und Koronarer Herzkrankheit. Menschen, die sich viel im Grünen aufhalten, berichteten vor allem über einen guten Allgemeinzustand, heißt es in der Studie. Ihre Schlafdauer stieg, die Herzfrequenz, der diastolische Blutdruck und die Blutzuckerwerte sanken. Statistisch signifikant schrumpfen lässt Grün vor allem einen physiologischen Stress-Marker: das Speichel-Cortisol.

Parks, Plätze, Straßenbegleitgrün

"Oft greifen wir zu Medikamenten, wenn wir uns unwohl fühlen", sagte Jones, der schon viele Studien über Umwelteinflüsse auf Krankheiten geleitet hat, "doch der Kontakt mit einer gesundheitsfördernden Umgebung wird sowohl für die Prävention als auch bei der Unterstützung der Behandlung von Krankheiten zunehmend anerkannt." Die neue Studie belege ein solches Ausmaß des Nutzens von Grün, dass von bedeutsamen Wirkungen auf Krankheitsverläufe auszugehen sei.

Unter "Grün" verstehen die Forscher nicht nur die freie Natur, sondern auch städtische Grünflächen, einschließlich Parks, Plätzen und Straßenbegleitgrün. Für die im Juli in der Zeitschrift "Environmental Research" veröffentlichte Studie hat das Forscherteam 140 empirische Studien ausgewertet. An ihnen nahmen insgesamt 290 Mio. Menschen aus 20 Ländern teil, darunter aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, den USA, Australien und Japan.

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Caoimhe Twohig-Bennett und Prof. Dr. Andy Jones von der Norwich Medical School der University of East Anglia haben eine Studie vorgestellt. Foto: UEA
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Prof. Dr. Andy Jones. Foto: UEA

Grünflächen gut fürs Immunsystem

Obgleich die Forscher ausführlich zur Verbindung von Grün und Gesundheit recherchiert haben, können sie bislang noch nicht die genauen Ursachen der positiven Wirkungen des Grüns benennen. Menschen, die nahe an Grünflächen wohnen, hätten wahrscheinlich mehr Möglichkeiten, körperlich aktiv zu sein und unter Menschen zu kommen, erläuterte Twohig-Bennett. "Zudem könnte der Kontakt mit vielfältigen Bakterien, die in einer natürlichen Umgebung vorkommen, gut für das Immunsystem sein und Entzündungen verringern."

Jüngere Ergebnisse japanischer Forscher ließen vermuten, dass Phytonzide, flüchtige organische Verbindungen mit antimikrobiellen Eigenschaften, die Twohig-Bennvon Bäumen freigesetzt werden, die Gesundheit fördern, sagte die Forscherin. Zu diesen Verbindungen zählen rund 5000 ätherische Substanzen. Sie verteidigen Pflanzen vor Bakterien, Pilzen und Insekten.

In Bau und Pflege investieren

Die Forscher hoffen, dass die aktuellen Ergebnisse Ärzte dazu veranlassen, ihren Patienten zu empfehlen, mehr Zeit im Grünen und in der Natur zu verbringen. Positiv bewerten sie in diesem Zusammenhang das in Japan und in den USA als Präventivtherapie verbreitete sogenannte Waldbaden, Shinrin-Yoku. "Wir hoffen, dass diese Forschung Menschen anregen wird, nach draußen zu gehen und den Nutzen für die Gesundheit selbst zu erfahren", sagte Twohig-Benett. "Hoffentlich ermutigen unsere Ergebnisse Entscheidungsträger, in den Bau, die Wiederherstellung und die Pflege von Grün zu investieren, besonders in städtischen Wohngebieten und sozial benachteiligten Quartieren."

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