Professor aus Weihenstephan-Triesdorf wechselt in den Ruhestand

Haderstorfer initiierte erstes GaLaBau-Studium

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Schon zum Ende des Sommersemester 2021 war Prof. Dr. Rudolf Haderstorfer in den Ruhestand gegangen. Zu einer großen Verabschiedung kam es wegen der pandemischen Lage nicht. Weil er für die Akademisierung des Landschaftsbaus aber eine große Rolle gespielt hat, wäre sie mehr als angemessenen gewesen.

Haderstorfer hat an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf den ersten Studiengang mit einer ausschließlichen Profilierung auf den Landschaftsbau maßgeblich mit auf den Weg gebracht. Diesem weitblickenden Beispiel folgten weitere Hochschulstandorte. Hervorzuheben ist seine Rolle, die er für die Verbindung zwischen Praxis und Lehre spielte.

Er ist bislang der einzige nebenberufliche Professor, der auch als Landschaftsbauunternehmer erfolgreich war. Unverändert begleitet er bis heute den Aufbau eines Masterprogramms Landschaftsbau in Weihenstephan-Triesdorf. Ein Projekt, das hoffentlich erfolgreich ist, denn um die Akademisierung des Landschaftsbaus abzurunden, braucht es den Masterabschluss. Er ermöglicht den Zugang zu Promotionen und den Seiteneinstieg in die Berufsschulen. Auf Dauer ist es nicht gut, wenn Osnabrück dafür der einzige Standort bleibt.

In einen Landschaftsbaubetrieb hineingeboren

Der in Landshut in einen Landschaftsbaubetrieb hineingeborene Haderstorfer musste schon früh, während des Studiums der Landespflege an der Technischen Universität München-Weihenstephan, in den elterlichen Betrieb einsteigen.

Aus einem Kleinstbetrieb machte er ein erfolgreiches, großes, am Markt fest etabliertes Landschaftsbauunternehmen. Der Wunsch, dem Akademischen auch im Landschaftsbau treu zu bleiben, führte ihn zur Promotion durch die an der TU München mit dem Thema "Auftragsvorratssteuerung als innovative Akquisitionspolitik gegen Absatzschwankungen im Landschaftsbau-Betrieb". Auch heute noch ein ganz wichtiges Thema, wenn auch mit ganz anderen Vorzeichen als 1996.

Der gelernte Landschaftsgärtner ist Unternehmer, Landschaftsarchitekt, Vorsitzender des Ausschusses zur Bestellung von öffentlich vereidigten Sachverständigen im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau und Mitglied im großen Sachverständigenausschuss der IHK München, ist aktiv im Forschungsbeirat Landespflege an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim und war lange Zeit Mitglied im Präsidium des Verbandes Garten-, Landschafts-, und Sportplatzbau Bayern. Um nur seine wichtigsten Funktionen zu nennen.

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Beweis, dass Theorie und Praxis nicht getrennte Wege gehen

Seine halbe Stelle an der Hochschule mit dem Lehrgebiet "Baubetrieb und Bauprozessmanagement im Landschaftsbau" war ideal auf ihn zugeschnitten. Sein Ziel der Darstellung des idealen Bauprozesses in Verbindung mit optimierten Betriebsabläufen hat er in Forschung und Lehre konsequent vertreten und eben auch im eigenen Betrieb in der Praxis umgesetzt. Dass Forschung, Lehre und Praxis nicht das gleiche sind, weiß jeder Wissenschaftler und natürlich auch jeder Praktiker. Wer den Betrieb Harderstorfer kennt, weiß, der Betrieb setzt vieles davon um, was in der Hochschule gelehrt wird und erbringt damit den Beweis, dass Theorie und Praxis nicht getrennte Wege gehen müssen. So ist die Haderstorfer GmbH, Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, schon seit 25 Jahren mit seinem Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Es ist im Landschaftsbau vermutlich der einzige Betrieb und der Pensionär ist zu Recht stolz darauf. Seine weiteren inhaltlichen Schwerpunkte in Forschung und Lehre waren der Aufbau- und die Ablauforganisation im Landschaftsbaubetrieb als Qualitätsmanagement, das Projektmanagement in der Theorie und in bauprojektbezogener Umsetzung mit Planung, Steuerung, Umsetzungsinstrumenten und der Simulationen von Störfaktoren, die marketingrelevanten Besonderheiten und Handlungsmöglichkeiten im Landschaftsbau mit Akquisitionsverfahren, Kundeninformationssystemen, Projektverfolgung und Auftragssteuerung sowie die Projektion und Bewertung von Innovationen.

Baupreisermittlung und Dokumentation von Bauablaufstörungen

Besonders am Herzen liegt Haderstorfer die Baupreisermittlung und die Dokumentation von Bauablaufstörungen sowie der damit verbundene Vergütungsausgleich bei Leistungsänderung und Vertragskündigung. Zum einen setzt er sich schon lange dafür ein, dass es nach dem Facharztprinzip für die Sachverständigen im Landschaftsbau eine Spezialisierung auf die Bearbeitung von den baubetrieblichen Nachträgen gibt. In der Tat sind in der gerichtlichen Praxis viel zu häufig bei diesen Vergütungsfragen Landschaftsarchitekten oder andere in technischen Fragen versierte Sachverständige tätig, die den Unterschied zwischen Baustellengemeinkosten und allgemeinen Geschäftskosten nicht kennen, keine Kenntnis von Aufwandswerten oder Bauablaufprozessen haben, aber vor Gericht eine Bauablaufstörung in ihrer Kausalität bewerten sollen. Sachverständigen der Baupreisermittlung aus den Bereichen Hoch-, Tief- und Ingenieurbau fehlt dagegen die Kenntnis im Landschaftsbau. Ein Dilemma mit dem der Berufstand Landschaftsbau wohl noch weiterhin leben muss.

Über die Baupreisermittlung hat Haderstorfer auch einen seiner Studierenden zur Promotion geführt, der inzwischen selbst Professor in Höxter ist. Haderstorfer hat damit zwar seinen Betriebsleiter verloren, aber dem Berufstand einen besonderen Dienst geleistet. Unsere Branche kann sich glücklich schätzen, eine so engagierte Persönlichkeit wie Prof. Dr. Rudolf Haderstorfer als Vordenker, Visionär und Praktiker an ihrer Seite zu wissen. Martin Thieme-Hack

Prof. Dipl.-Ing. (FH) Martin Thieme-Hack
Autor

Hochschule Osnabrück, Fakultät A&L

Hochschule Osnabrück University of Applied Sciences

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