EDV-Pionier geht in den Ruhestand

Hans-Ludwig Honig schrieb die erste grüne Branchensoftware

Vor über 30 Jahren gründete Hans-Ludwig Honig das Softwarehaus DATAflor, das Programme für den Garten- und Landschaftsbau sowie Landschaftsarchitekten entwickelt. Von der ersten PC-Anwendung für Floristen bis zu den heutigen komplexen GaLaBau-Programmen war es ein weiter Weg. Prof. Alfred Niesel, der Honigs Weg ein Vierteljahrhundert lang begleitete, wirft einen Blick auf seine Karriere.

Unendlich viel für die Branche getan

"Ich möchte mich verabschieden. Im nächsten Jahr werde ich 68 und das ist der richtige Zeitpunkt, die Geschäftsführung von DATAflor in jüngere Hände zu übergeben." Der Anruf kam für mich eigentlich unerwartet, denn Ludwig Honig, dieses EDV-Urgestein, dieser Pionier der ersten Stunde ist noch so jung geblieben. Er hat unendlich viel für die Branche, für Verbände, für Hochschulen und für Berufskollegen getan.

Wie fanden wir zusammen? Werfen wir einen Blick zurück. Günter Rode, Landschaftsbauunternehmer und langjähriger Präsident von BGL und Zentralverband Gartenbau war einer der Ersten, die sich mit EDV und Anwenderprogrammen beschäftigte. Sein guter Kontakt zu Hochschulen führte dazu, dass er mich als Dozent für den Landschaftsbau in die Entwicklung einbezog. Heute unvorstellbar: Die Hardware stand in einem klimatisierten Raum von 4 x 4m und die Dateneingabe erfolgte über Lochkarten. Das Ergebnis wurde ausgedruckt.

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1984 erstes grünes Baustellen-Programm

Hardware (Magnetkonten "Computer") und die Unternehmenssoftware stellte Kienzle (Kienzle 6006) zur Verfügung. Weitere Anwendungen wurden selbst programmiert. Aktuelle Unternehmensdaten, Daten für die Lohnabrechnung und Massendaten für die Abrechnung standen früher als bisher zur Verfügung. Dann kamen die ersten Personalcomputer auf den Markt. Eingabedaten und Ergebnisse waren jetzt am Bildschirm lesbar. 1968 wird die Computermaus erfunden. 1981 erscheint das Betriebssystem M-DOS 1 von Microsoft und IBM schafft mit seinem PC einen Quasi-Standard - den IBM kompatiblen PC. Die Rechner werden bezahlbar. Damit schrieb Ludwig Honig 1982 ein Computerprogramm ("DA-Fakt"), um damit die Buchführung seines Floristikgeschäftes zu erledigen.

Die Computerhersteller suchten zu damaliger Zeit Softwareentwickler. Bei einem Softwaretreff der Firma Triumph-Adler wurden die Herren Honig, Brink-Abeler und Heck auf ihre Entwicklungen angesprochen und gemeinsam beschloss man, sich dem Landschaftsbau zuzuwenden, 1984 erscheint das erste GaLaBau-Programm, das die Baustelle in den Mittelpunkt stellt - die meisten sonstigen Programme waren vorzugsweise Finanzprogramme. 1986 stellt dieses Trio das Produkt auf der GaLaBau Dortmund vor. Alfred Niesel nimmt das zur Kenntnis, mehr aber nicht. Zur gleichen Zeit präsentiert auch Wolfgang Kusche aus Berlin sein branchenspezifisches EDV-Programm Alldave auf Basis des UNIX-Betriebssystems vor. Aber auch andere Programme tummeln sich auf einem neuen Markt, dessen Bedeutung noch niemand so richtig abschätzen kann. Standard zu dieser Zeit sind Rechner mit zwei Disk-Laufwerken, wobei in das eine Laufwerk bei jedem Start das Betriebsprogramm eingelesen wird. Eine Festplatte ist die Ausnahme, weil sehr teuer. Beim BGL wird über eine brancheninterne Lösung diskutiert, dann aber dem freien Wettbewerb der Vorzug gegeben.

Auf der GaLaBau mit eigenem Stand

1988 auf der GaLaBau in Nürnberg hat DATAflor einen eigenen Messestand und Alfred Niesel informiert sich intensiv. Von da an wird Ludwig Honig ein unverzichtbarer Wegbegleiter und eine Freundschaft beginnt. Meinen ersten PC mit zwei Diskettenlaufwerken kaufte ich bei Ludwig Honig, die GaLaBau-Software und ein Schreibprogramm (alphatext) bekam ich dazu. Parallel dazu bekam die Hochschule auch das GaLaBau-Programm - unser Budget hätte für die Anschaffung nicht ausgereicht. Damit waren wir in der glücklichen Lage, unsere Studenten mit der EDV vertraut zu machen.

Das Programm wuchs parallel zu den Entwicklungen innerhalb der Branche. Stichworte dazu: Gleich- und ungleichbelastende Kalkulation, Einbindung von Pflanzenkatalogen (BRUNS), Ausschreibungssoftware mit eingebundenem Pflanzenkatalog (BRUNS), Standardtochterleistungsbuch (StLB) mit integrierter Suche nach Stichwörtern, Branchenlösung mit Deckungsbeitragsrechnung, Massen-REB nach Gauß-Elling, verkaufsunterstützende Software (Visualisierung mit CAD) sowie volle Integration der DBD-Dynamischen Baudaten mit DBD-Quality-Lizensierung für DBD Bauteile. Der Katalog lässt sich vielfach erweitern.

Immer das Ohr am Puls der Zeit

Was ist daraus zu schließen? Ludwig Honig hatte immer sein Ohr am Puls der Zeit und war den meisten potentiellen Anwendern um Meilen weit voraus. Er arbeitete in vielen Arbeitskreisen mit, so zum Beispiel im FLL-Arbeitskreis EDV, der 1986 unter meiner Leitung gegründet wurde - nach dem Standbesuch auf der GaLaBau 88 bat ich ihn um Mitarbeit. Von dort empfing er Wissen und gab gleichzeitig sein Wissen an andere weiter. Er war immer offen für alle Fragen und Notwendigkeiten der Branche. Gerne erinnere ich mich an die DATAflor-Tage 96 "Gemeinsam werben für mehr Marktanteile". Große Hoffnungen weckte damals das Ergebnis dieser Veranstaltung, auch die mit dem GaLaBau verbundenen Branchen mit ins Boot für eine "Imagekampagne Grün" zu holen. Doch die Unterstützung des Verbandes blieb aus - vermutlich deshalb, weil die Initiative dazu nicht von ihr stammte.

Hans-Ludwig Honig hat alle Höhen und Tiefen erlebt. Ein Albtraum wird für ihn immer bleiben, dass er den frühzeitigen Umstieg auf Windows verpasst hatte. Verstehen kann das nur der, der die damaligen Diskussionen um die verschiedenen Betriebssysteme miterlebt hat. Stolz kann er sein auf seine Programme, die so innovativ und praxisgerecht sind. Ich suche immer noch den Unternehmer, der alle in den Programmen steckenden Möglichkeiten nutzt. Bewundernswert war auch sein Einsatz in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Er organisierte Seminare, bei denen ich mitwirken durfte, und erreichte mehr als 1300 Kolleginnen und Kollegen. Das war eine anstrengende, aber auch menschlich erlebnisreiche und bereichernde Zeit.

Es wäre aber falsch, Hans-Ludwig Honig nur auf seine beruflichen Erfolge zu reduzieren. Seine Bescheidenheit, seine Hilfsbereitschaft, sein Optimismus und seine Zuverlässigkeit machen ihn zu einem Menschen, den man gerne mag. So gilt der Dank zunächst einmal dem Menschen Hans-Ludwig Honig für alle Begegnungen und dann natürlich seiner Lebensleistung, die ihn als den EDV-Pionier für die grüne Branche auszeichnet. Wir wünschen ihm einen erfüllten Ruhestand.

Alfred Niesel

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