DBG-Forum in Potsdam: Gartenkunst zwischen gestern und morgen

Historische Gärten und Parks müssen gut vernetzt werden

Im Fokus des diesjährigen Forums der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) stand die sich wandelnde Rolle des Gartendenkmals in der Stadtgesellschaft. Rund 100 Teilnehmer diskutierten über Veränderungen hinsichtlich Bedeutung, Nutzung, Pflege und Kosten. Fachvorträge gaben dabei einen Einblick in die Arbeitsweise verschiedener Parks. Ein kleines Highlight war die Verleihung des DBG-Ehrenpreises für nachhaltige Parkbewirtschaftung an die Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH.

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Gutes Marketing ist alles

An einem der wohl schönsten Tagungsorte überhaupt, mitten im Weltkulturerbe, in der Orangerie im Park Sanssouci wurde schnell klar, das innovative und branchenübergreifende Strategien notwendig sind, um grüne Denkmalpflege zu finanzieren. Historische Parks sind und bleiben für die Gesellschaft ein wertvolles, unverzichtbares Gut, aber die Ansprüche der Besucher haben sich stark gewandelt. An den Berührungszonen zwischen Park und Stadtgesellschaft gibt es zudem immer neue Herausforderungen und Aufgaben.

"Daher wird die Vernetzung eines Gartendenkmals eine der Hauptaufgaben für die Zukunft sein", betonte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh. Gartendenkmale seien populäre, Veranstaltungsorte, kulturhistorische Bildungsorte und Erholungsorte zugleich, so Dogerloh. Die Parks von heute müssen barrierefrei sein. Hinzu kommen ein verändertes Umweltbedürfnis der Gesellschaft und eine viel intensivere Parkpflege aufgrund der sehr viel mehr in Anspruch genommenen Anlagen. All das erfordere komplexe und vorausschauende Strategien, Wissenstransfer und Forschung.

Ronald Clark, Direktor der Herrenhäuser Gärten Hannover, gab einen detaillierten Einblick in die zahlreichen und kostspieligen Maßnahmen der letzten Jahre. Ebenso wie Dorgerloh betonte Clark die Notwendigkeit eines guten Marketings und eines gut funktionierenden Netzwerkes. Innerhalb der Herrenhäuser Gärten wurde der Besucherservice kontinuierlich ausgebaut. Verkehrsschilder und Wegweiser wurden überarbeitet, neue Vitrinen mit mehr Informationen in verschiedenen Sprachen aufgestellt. Die Toiletten wurden saniert, eine neue, millionenteure Ausstattung, beispielsweise energiesparende Beleuchtung für Figuren oder Wasserbereiche, Sicherheitsbeleuchtung sowie ein Wegeleitsystem für Blinde und Sehbehinderte, wurde eingebaut.

Mit vielen Veranstaltungen, eigenen Produkten und Marken versuchen die Gärten ihre Besucher zu begeistern und zu binden. So findet die Rosenzüchtung "Kurfürstin Sophie" reißenden Absatz und die eigens kreierten Schokoladeprodukte erfreuen sich großer Beliebtheit und werden gern als Geschenk genutzt. Hierbei gehe man auch Kooperationen mit der näheren Region ein, so Clark. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, die zudem feste Bande erwachsen lasse, allen Beteiligten nutze und die allgemeine regionale Zugehörigkeit stärke. Die treuen Dauerbesucher sind unser Potential, sie kommen aus der unmittelbaren Umgebung.

Forschung und internationaler Austausch nötig

"Um die Pflege in Zukunft noch besser zu machen, brauchen wir mehr Forschung", forderte Prof. Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der SPSG. Klimaspezialisten und Spezialisten für Schädlinge sollten international zusammenarbeiten. Besonders wichtig ist die Bewahrung des Altbaumbestandes, auch auf diesem Gebiet müssen die Studien ausgebaut werden, um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Der Chef der Sanssouci-Gärten legt großen Wert auf die Kontinuität bei der Erhaltung, Restaurierung und Pflege. Aber auch die Bedürfnisse der Besucher haben höchste Priorität. Hier müsse man einen Einklang suchen. Keine leichte Aufgabe, wie er wissen ließ. Um allem gerecht zu werden, müssen genaue Pflegekategorien eingeführt werden. "Blumen benötigen am meisten Pflegebedarf", so Rohde. Für einen Hektar Grünfläche wird ein Gärtner, bei Pflanzstrukturen werden zwei Kräfte benötigt. Rohde verriet ein Defizit von momentan 70 Gärtnern, zur Bewältigung der Arbeiten in den historischen Parkanlagen. Die Eichenprozessionsspinner-Plage kostete die Stiftung im letzten Jahr etwa 100.000 Euro zusätzlich. Der Klimawandel erzeuge immer neue Unbekannten, die schnell hohe Kosten verursachen können. Ein gutes Marketing, der stetige Ausbau der Vernetzung und das große Engagement aller Mitarbeiter sind die Basis für die sehr erfolgreiche Arbeit und das Moment, das alle Unbekannten etwas ausgleicht. Davon konnten sich alle Anwesenden bei einem Spaziergang im wunderschönen Park Sanssouci höchst selbst überzeugen.

Ein kleiner Höhepunkt des Tages war die Verleihung des DBG-Ehrenpreises. Alle zwei Jahre vergibt die DBG diesen Preis für hervorragend nachhaltige Parkbewirtschaftung an Parks, die aus ehemaligen Bundesgartenschau-Anlagen hervorgingen. In diesem Jahr wurde die Entwicklungsträger Bornstedter Feld GmbH, unter deren Verwaltung der Volkspark Potsdam steht, ausgezeichnet. Die bei den Potsdamern so beliebte und viel genutzte Grünanlage, sie aus der sehr erfolgreichen Bundesgartenschau 2001 hervorging, konnte alle Kriterien erfüllen. Benotet wurde der BUGA-Park nach gärtnerischen und architektonischen Kriterien. Zur Begutachtung kamen Qualität und Pflegezustand, die Berücksichtigung zeitgemäßer Nutzungsansprüche, Maßnahmen zum Erhalt und zur langfristigen und nachhaltigen Qualitätssicherung und die Impulse in Bezug auf die städtebauliche Entwicklung im Umfeld.

Hoch frequentierter Bürgerpark

Die Bewertung erfolgte durch den Verwaltungsrat der DBG, der zu dem Schluss kam, dass sich der Volkspark Potsdam heute als bekannter Mehrgenerationenpark von exzellenter gärtnerischer Qualität darstellt. Mit seinen vielfältigen, originellen und zeitgemäßen Sportangeboten und einem jährlichen Besucheraufkommen von rund 400.000 Gästen ist der Park zu einem wichtigen Standortfaktor für sein nahes Umfeld geworden, so die Jury. Zudem hat sich der Volkspark fortlaufend mit den Nutzungsansprüchen der mit ihm entstanden Siedlung Bornstedter Feld weiterentwickelt, ohne die ursprüngliche Gestaltungsidee aufzugeben.

Gut eingewachsene Bäume geben der Anlage eine attraktive Kulisse: Die Modellierung des Geländes, Wasserspiele und Bassins sorgen für Abwechslung und Spannung. Außergewöhnliche Pflanzsituationen, wie der Lavendelwall mit Ölweiden oder die Staudenvielfalt in den Pyramidengärten zählen zu den Highlights im Park. Sportgeräte zum Ausleihen, Grillplätze, mietbare Partygärten und mehr als 150 Veranstaltungen pro Jahr, die jährlich maßgeblich zur Erwirtschaftung von rund 800.000 Euro Einnahmen beitragen, berücksichtigen alle Interessen der Anwohner und der Besucher aus der Region: Sie reichen vom Volkspark-Picknick-Club über Kindertrödelmärkte, Disc-Golf-Wettbewerbe, einem "Nomadenland" mit Jurten/Zelten und einem Kinder- und Jugendzirkus über klassische Veranstaltungen, wie die Potsdamer Feuerwerker-Sinfonie bis zu einem internationalen Drachenfest. Auch im sportlichen Sektor punktet der Park mit vielseitigen Angeboten: in der Outdoorfitness mit Kind und Kinderwagen oder mit Slakline-Schnupperkursen, Frisbee Camps, dem Sommertraining für Ski-Langläufer, Freiluft-Yoga und Freeclimbing entspricht er dem aktuellen Interesse jüngerer Parknutzer.

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