Bund und Länder wollen viel Geld investieren

Hochwasserschutz eröffnet dem GaLaBau ein neues Geschäftsfeld

Regenwassermanagement Hochwasserschutz
Steuerbare Flutpolder stehen im Mittelpunkt der Planungen der Umweltminister von Bund und Ländern. Hier der Criewener Polder an der Oder bei Frühjahrsflutung. Foto: Hans-Jörg Wilke, Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg

Wasserbauliche Schutzmaßnahmen entlang von Flüssen stehen seit den verheerenden Überflutungen im Juni dieses Jahres auf der politischen Agenda ganz weit vorn. Die Umweltminister des Bundes und der Länder haben in Berlin ein Nationales Hochwasserschutzprogramm beschlossen. Die Kleinstaaterei beim Hochwasserschutz soll beendet und viel Geld investiert werden. Für den Garten- und Landschaftsbau eröffnen sich damit neue Geschäftsfelder.

Der Garten- und Landschaftsbau hat stets von der Eroberung neuer Geschäftsfelder gelebt. Lag der Schwerpunkt landschaftsgärtnerischer Leistungen zunächst auf Bodenmodellierung und Pflanzenverwendung, kamen Ende des 19. Jahrhunderts der Spiel- und Sportplatzbau einschließlich gartentechnischer Arbeiten hinzu. Seit den 1930er Jahren ist die Dachbegrünung ein Geschäftsfeld. Inzwischen wird verstärkt ingenieurbiolgisch gebaut, beispielsweise bei Rekultivierungen, der naturnahen Umgestaltungen von Gewässern, Ufersicherungen sowie beim Regenwassermanagement.

Im Mittelpunkt: steuerbare Flutpolder

Bis Herbst 2014 soll nun die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) zusammen mit den Flussgebietsgemeinschaften Details zu Hochwasserschutzmaßnahmen erarbeiten. Fest steht bereits: Ein besonderes Augenmerk wollen die Umweltminister auf die Gewinnung von Rückhalteräumen legen, um den Flüssen wieder mehr Raum zu geben. Bundesweit sollen die wichtigsten Schutzprojekte ermittelt werden, "insbesondere zum Wasserrückhalt durch steuerbare Flutpolder und Deichrückverlegungen und deren gemeinsame Finanzierung".

Mehr Deichbau und Renaturierungen

Hinter diesem Programm stecken gewaltige Bauvorhaben: Zur Mindestausstattung eines steuerbaren Flutpolders gehören ein Deich am Fluss, damit der Polder nicht unkontrolliert vollläuft, ein rückwärtiger Deich, um angrenzende bewohnte Gebiete vor Überschwemmung zu schützen, Ein- und Auslassbauwerke für das Hochwasser sowie Schöpfwerke, die ein schnelleres Abfließen des Wassers unterstützen (siehe Seite 6). Bei dieser Gelegenheit sollen auch die Deichhöhen deutschlandweit vereinheitlicht werden. Weil die Umweltminister den Hochwasserschutz aber auch mit Naturschutz verknüpfen wollen, werden viele zusätzliche natürliche Wasserrückhalteräume in Auen, Mooren und in Mulden entstehen. Dabei handelt es sich um ein klassisches Geschäftsfeld des Garten- und Landschaftsbaus.

An der mittleren Isar wurde der Nutzen renaturierter Retentionsflächen für den Hochwasserschutz gemessen. Der Auwald zwischen München und Freising konnte beim Hochwasser 2005 den Gesamtabfluss des Wassers um immerhin 20 Prozent verringern.

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Den Wasserbau in die Angebotspalette

Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel hat bereits eine erste Rechnung zum Umfang anstehender Aufgaben präsentiert. Insgesamt 448 potenziell gefährliche Gewässer mit einer Gesamtlänge von 6000 km haben die Mitarbeiter seiner Behörde im bevölkerungsreichsten Bundesland identifiziert. Mit Hilfe von Detailkarten im Internet sollen Kommunen und Katastrophenschützer in NRW nun Schwachstellen im Hochwasserschutz melden.

Der amtierende Bundesumweltminister Peter Altmaier versicherte bereits im September: "Wir werden dafür sorgen, dass keine notwendige Maßnahme an fehlenden Mitteln scheitert." Jürgen R. Prigge, früher Verbandsdirektor des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern, sieht hier ein ganz neues Geschäftsfeld für die grüne Branche entstehen: "Renaturierungen von Gewässern und ingenieurbiologische Maßnahmen an Deichen waren schon immer unser Geschäft", sagt er. Da läge es nahe, künftig auch den Wasserbau in die Angebotspalette des GaLaBaus aufzunehmen.

Fortbildungsangebot in Dresden

Möglich würde das, wenn ein landschaftsgärtnerischer Betrieb einen oder mehrere Bauleiter besäße, die neben ihrer grünen Grundqualifikation auch über einen Abschluss als Geprüfter Wasserbaumeister/Geprüfte Wasserbaumeisterin verfügen. Entsprechende Fortbildungsangebote werden an drei Orten in Deutschland angeboten: An den Berufsbildungszentren in Koblenz und in Kleinmachnow. Vorrangig werden dort Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes aufgenommen. Seit mehreren Jahren gibt es den Lehrgang jedoch auch im Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus in Dresden.

Aufgenommen wird dort, wer eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf und danach eine mindestens zweijährige Berufspraxis vorweisen kann. Die zweijährige Fortbildung gliedert sich in elf Wochenblöcke im ersten Jahr. Das bedeutet eine Woche in Dresden pro Monat. Im zweiten Jahr sind 13 Wochenblöcke vorgesehen. Dazu muss der künftige Meister ein- bis zweimal pro Monat nach Dresden reisen. Unterkunft bietet das Sächsische GaLaBau-Bildungswerk in einer eigenen Pension. Im Lehrgang eingeschlossen sind Exkursionen zu Talsperren, an Fließgewässer und auf wasserbauliche Baustellen. Die Lehrgangsgebühren können über das Meister-Bafög und für bestimmte Altersgruppen auch von der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden. Möglich wäre auch eine Finanzierung durch den entsendenden GaLaBau-Betrieb.

Prigge empfiehlt Einführungslehrgang

Jürgen R. Prigge empfiehlt für bildungsinteressierte Landschaftsgärtner einen Einführungslehrgang davor zu setzen. Der müsste noch entwickelt werden, würde es jedoch dem Betroffenen erleichtern, sich in die Grundlagen des neuen Fachgebiets hinein zu finden. Den GaLaBau-Unternehmen bietet sich natürlich noch die Möglichkeit durch Anstellung bereits ausgebildeter Wasserbau-Meister die erforderliche Fachkunde im Bietungsverfahren nachzuweisen. Die Auftraggeber sind staatliche Stellen, Wasser- und Bodenverbände und Kommunen. Die Verträge unterliegen alle der VOB.

cm/md

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