Holzschutz, Holzkonstruktionen und Inspektion

Holzauge sei wachsam!

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Holz Baustoffe
Bei der Robinie sind die noch stehenden Bäume recht anfällig für Pilzbefall. Das verbaute Holz jedoch ist fast so dauerhaft, wie manche tropischen Harthölzer. Foto: kelifamily, Adobe Stock

Von den tausenden bislang bekannten Holzarten dominieren einige Hundert den weltweiten Handel - bei uns werden jedoch nur einige Dutzend für Holzkonstruktionen unter anderem im Gartenbau verwendet. Deren Eigenschaften können jedoch sehr unterschiedlich sein, nicht nur hinsichtlich der Tragfähigkeit, sondern insbesondere bezüglich der Dauerhaftigkeit gegen Insekten- und Pilzbefall.

Dabei ist zu beachten, dass der Abau von Holz durch Pilze zentraler Teil eines großen natürlichen und auch für Menschen existenziell wichtigen Kreislaufes ist - deswegen sind Pilzsporen in quasi jedem Kubikmeter unserer Umgebungsluft enthalten. Sobald ein passendes Substrat (Holz) ausreichend lange feucht und warm genug ist, können darauf gelandete Sporen mit Ansiedlung und Ausbreitung des Pilzes beginnen. Dies muss auch so sein, damit der natürliche Kreislauf geschlossen werden kann. Wenn man nun Holzkonstruktionen erstellen und sie längst möglich erhalten möchte, dann muss der natürliche Lauf aufgehalten werden. Wer den pilzbedingten Abbau des Holzes verhindern will, handelt also in gewisser Weise gegen die Natur.

Dies geht, wie in der Vergangenheit lange praktiziert, sehr gut mit allerlei chemischen Mitteln. Allerdings sind die meisten der wirksamen und früher üblichen Holzschutzmittel aus gutem Grund seit langem verboten, denn diese Gifte haben erhebliche Nebenwirkungen auf Mensch und Umwelt, was noch heute teure Sanierungen und Dekontaminierungen notwendig macht. Die heute zugelassenen Holzschutzmittel sind deutlich schwächer und gewährleisten daher einen entsprechend kürzeren und eingeschränkteren Schutz gegen Pilze (und Insekten). Diese Mittel sind allerdings auch deutlich weniger schädlich für Mensch und Natur.

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Die Jahrringstrukturen und Farben von 21 einheimischen Holzarten veranschaulichen entsprechend große Unterschiede in mechanischen Eigenschaften und der Dauerhaftigkeit gegenüber Pilzbefall. Foto: Frank Rinn

Auch deswegen wird bei der Planung und Aufstellung von Holzkonstruktionen (verständlicherweise) immer häufiger auf chemische Mittel verzichtet. Um dann gerade bei bewitterten Konstruktionen eine ausreichende Dauerhaftigkeit zu erreichen, müssen die Möglichkeiten des sogenannten konstruktiven Holzschutzes ausgereizt werden. Dazu wird dann aber auch eine tiefe Kenntnis der Eigenschaften der verfügbaren Holzarten und möglichen Konstruktionsweisen benötigt. Außerdem hilft eine Analyse, wo Bäume sehr alt werden: am Rande trockener Wüstengebiete und anderen Extremstandorten. Während beispielsweise Kiefern bei uns in der Regel nur wenige Hundert Jahre alt werden können, gibt es an Extremstandorten lebende Bäume mit über 5000 Jahrringen - weil es dort so trocken ist, dass Pilze kaum gedeihen können. Und damit ist auch klar, worum es beim konstruktiven Holzschutz vor allem geht: das Holz trocken zu halten. Und wenn das nicht ganz zu verhindern ist, muss das Holz zumindest die Möglichkeit haben, aufgenommene Feuchtigkeit wieder abzugeben. Deswegen ist es meist vorteilhaft, wenn Hölzer nicht gestrichen werden, sondern eine diffusionsoffene Oberfläche behalten.

Bei der Auswahl der Holzarten sind viele Aspekte zu beachten: tendenziell sind dunklere Holzarten dauerhafter als hellere. Dichte und Festigkeit korrelieren jedoch nicht mit der Dauerhaftigkeit: das hochdichte Holz der als Baum sehr robusten und widerstandsfähigen Hainbuche ist beispielsweise völlig ungeeignet für bewitterte Konstruktionen, weil es im verbauten Zustand sehr schnell verrottet. Dagegen ist das Kernholz der Kiefer deutlich haltbarer, meist allerdings zugleich weniger tragfähig als Kiefern-Splintholz. Bei der Robinie wiederum sind die noch stehenden Bäume recht anfällig für Pilzbefall, das verbaute Holz jedoch fast so dauerhaft, wie manche tropischen Harthölzer.

Wie wichtig die Kenntnis der Eigenschaften von Hölzern sind, wird deutlich, wenn man deren Vielfältigkeit betrachtet: dass Nadelhölzer in der Regel vor allem weicheres Holz bilden, je schneller sie wachsen, ist den meisten irgendwie bekannt, dass es aber bei den ringporigen Holzarten, wie insbesondere Eichen, Robinien, Eschen, Esskastanien umgekehrt ist, erscheint vielen als Widerspruch zu den tradierten Lehrmeinungen. Dass das weiche Kernholz der Kiefer dauerhafter gegen Pilze ist, als ihr meist festeres und mechanisch tragfähigeres Splintholz, klingt vielen auch nicht gerade eingängig. Ebensowenig wie der Umstand, dass das Holz der amerikanischen Roteiche bei Bewitterung ähnlich schnell verrottet, wie das der Fichte. Bei Ausschreibungen von Holz-Spielgeräten, Stegen oder Brücken, reicht es dennoch nicht, "Eiche" zu fordern.

Vor dem Konstruieren sollte also wohl überlegt werden, welche Holzart für welche Verwendung am besten geeignet ist. Darüberhinaus sollte die Konstruktion so gestaltet werden, dass es kein stehendes Wasser gibt. Auch diese Aspekte sind in Regelwerken und Lehrbüchern nachzulesen.

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Von den tausenden bislang bekannten Holzarten dominieren einige Hundert den weltweiten Handel – bei uns werden jedoch nur einige Dutzend für Holzkonstruktionen verwendet. Foto: Ingo Bartussek, Adobe Stock

Dass Holzkonstruktionen lange halten können, sehen wir quasi vor der Haustüre: trotz unzähliger Kriege und Verwüstungen haben wir noch immer weitgehend originale Holzkonstruktionen sogar aus dem 13. Jahrhundert, wo die ursprünglich von Hand bearbeiteten Hölzer noch heute ihren Dienst versehen. Andererseits müssen manche teuren hölzernen Neubauten einfachster Konstruktionsweisen (Brücken, Stege, Türme, Dächer), nach wenigen Jahren repariert oder gar abgerissen werden, weil der konstruktive Holzschutz nicht beachtet wurde. Dies schadet dem Baustoff Holz, obwohl es gerade auch im Zuge der Klimadebatte immer deutlich wird, dass eine kaskadierte Verwendung von Holz lokale und globale Vorteile bringt: nach der Nutzung als Konstruktionsholz kann es stufenweise für weniger anspruchsvolle Anwendungen (Holzwerkstoffe, Papier, Pappe) recycelt und schließlich am Ende (CO2-neutral) immer noch thermisch genutzt werden.

Bei den meisten Hölzern hilft übrigens weder eine Wechseldruck-, noch eine Kesseldruck-Imprägnierung, denn die über Millionen Jahre optimierte Biologie des Holzes lässt sich nicht so einfach überlisten. Bei einigen wichtigen Holzarten (Fichte, Douglasie) dringt die Holzschutzflüssigkeit auch unter Druck kaum in das Holz ein. So bedurfte es einer deutschen Ingenieur-Idee: mit dünnen Nadeln Löcher in Hölzern erzeugen, damit die Holzschutzflüssigkeit eindringen kann (das nennt man heute "Insizing". Aus dieser Idee entstand über mehrere Umwege am Ende das heute weltweit am weitesten verbreitete technische Verfahren, um den Zustand von Holz zu erfassen: die Bohrwiderstandsmessung. Korrekt angewendete, ausreichend präzise messende Bohrwiderstandsmessgeräte erlauben eine schnelle und fast zerstörungsfreie Erfassung des Zustands des mit dünnen (3mm) Nadeln durchbohrten Holzes. Die Mess-Profile bilden eine vergleichsweise schnelle und kostengünstige, aussagekräftige und zuverlässige Grundlage für die Beurteilung des jeweils aktuellen Zustands hölzernen Konstruktionen (und Bäumen) - allerdings nur, wenn an den wichtigen Stellen im richtigen Winkel mit einem Gerät gebohrt wird, dessen Kurven die Holzdichte eindeutig wiedergeben. Die meisten der über 20 bislang bekannt gewordenen Bohrwiderstandsmessgeräte sind nicht genau genug oder für diese Praxisanwendung ungeeignet. Deswegen sind auch viele der diesbezüglichen Gutachten über hölzerne Konstruktionen, teilweise fehlerhaft oder weitgehend falsch.

Denn auch hier gilt: nur wer ausreichend viel weiß über Holz, Konstruktion und Technik, kann daraus etwas Ordentliches kreieren und entstehen lassen. Daher kann nur empfohlen werden, Fachverbänden beizutreten, regelmäßig Fachtagungen zu besuchen, kontinuierlich Bücher und Fachzeitschriften zu lesen - aber stets kritisch zu bleiben.

Dipl.-Phys. Frank Rinn
Autor

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