21. Ordentlicher Gewerkschaftstag in Berlin

IG BAU wählt Robert Feigner zum neuen Bundesvorsitzenden

Robert Feiger ist neuer Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Auf dem 21. Ordentlichen Gewerkschaftstag in Berlin erhielt der gelernte Industriekaufmann 256 von 306 abgegebenen Stimmen. Das entspricht 83 Prozent der Stimmen. 49 Delegierte votierten gegen ihn. Es gab eine Enthaltung. Feiger war bisher stellvertretender Vorsitzender der IG BAU. Er folgt Klaus Wiesehügel, der nach fast 18 Jahren nicht mehr für das Vorsitzendenamt kandidierte, weil er für die SPD das Amt des Bundesarbeitsministers anstrebt.

Wahl ohne Gegenkandidaten

Feiger war ohne einen Gegenkandidaten angetreten. Ursprünglich hatte Dietmar Schäfers, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender der IG BAU, für den Vorsitz kandidieren wollen. Nach einer verlorenen Abstimmung im Beirat der Gewerkschaft zog er kurz vor dem Gewerkschaftstag seine Kandidatur zurück und bleibt nun Vize-Chef der Industriegewerkschaft.

Schäfers blieb mit rund 92 Prozent der Stimmen IG BAU-Vize. Als Nachfolger Feigners als stellvertretender Bundesvorsitzender gewählt wurde Harald Schaum, der dem Vorstand seit 2009 angehört und 81 Prozent auf sich vereinte. Schaum ist gelernter Forstwirt und war zuletzt für die grünen Branchen der IG BAU und die Baustoffindustrie zuständig. Ganz neu in den Bundesvorstand gewählt wurden Ulrike Laux und Carsten Burckhardt. Der 40-Jährige gelernte Elektriker leitete zuletzt die Region Westfalen. Ulrike Laux ist gelernte Bürokauffrau und war bisher Fachreferentin für strategische Planung und Controlling in der Bundesvorstandsverwaltung.

Viele unerledigte Probleme

Der neue Bundesvorsitzende Feigner ist bereits mehr als 25 Jahre in der Gewerkschaft aktiv. Bereits im zweiten Ausbildungsjahr wurde er zum Jugendvertreter gewählt. Nach dem Besuch der Sozialakademie in Dortmund wurde er Gewerkschaftssekretär und gehört seit 2007 dem Bundesvorstand an, seit 2009 war er stellvertretender Bundesvorsitzender. Im Vorstand war er zuletzt für Finanzen, Personal und die Nachwuchsgruppe Junge Bau zuständig gewesen.

In der IG BAU warten viele unerledigte Probleme auf Feiger. Eines davon ist der seit Jahren andauernde Mitgliederschwund. Erst kürzlich hatten 14 Sekretäre scharfe Kritik an der Leitung geübt. Es fehle eine ernsthafte Strategie gegen den Schrumpfungsprozess. Zudem müssten immer weniger Hauptamtliche immer mehr Arbeit leisten. Auch die Beteiligung von Frauen in der Führungsriege ist schwach. Obgleich die Gewerkschaftssatzung vorsieht, dass Frauen ihrem Anteil an der Mitgliedschaft nach in Gremien sitzen sollen, gibt es im IG-BAU-Vorstand nur eine Frau.

Gewerkschaft verschlanken

Feiger kündigte an, er wolle die zentrale Verwaltung "schlank und effizient" aufstellen und die Gewerkschaftsarbeit vor Ort zu stärken. "Wir wollen eine starke, politisch mündige und vor allem selbstständige IG BAU", sagte er vor dem Gewerkschaftstag. Er habe große Lust darauf, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem ihm entgegengebrachten Vertrauen werde er "sorgfältig umgehen". Die Bedürfnisse der Mitglieder und die Tarifarbeit blieben das "Kerngeschäft". Feiger dankte seinem Vorgänger, der die Gewerkschaft "durch eine schwierige Zeit geführt" habe.

In seinem mündlichen Geschäftsbericht hatte Wiesehügel auf fast 18 Jahre Amtszeit zurückgeblickt. Elf Jahre Baukrise mit einem Verlust von rund 700.000 Arbeitsplätzen, die Öffnung des europäischen Arbeitsmarkts und grassierende illegale Beschäftigung hätten ihre Spuren in der Gewerkschaft hinterlassen. "Ich weiß, dass ich in meiner Zeit als Vorsitzender mit den strukturellen Veränderungen seit den 90er Jahren Hauptamtlichen wie Ehrenamtlichen viel abverlangt habe", sagte Wiesehügel.

Entwicklung zur Mitmachgewerkschaft

Die IG BAU habe sich von "einer reinen Baugewerkschaft hin zu einer Branchengewerkschaft und Mitmachgewerkschaft" entwickelt. Ihre vier Standbeine seien inzwischen Bauwirtschaft, Baustoffe, Gebäudereinigung und grüne Branchen. Dabei wurde Wiesehügel zu einer gewerkschaftlichen Instanz, quasi der oberste BAU-Arbeiter. Seine Erfolge: 1997 setzte er den ersten tariflichen Mindestlohn Deutschlands in der Bauwirtschaft durch. Auf sein Konto geht auch die Schaffung des Saisonkurzarbeitergeldes. Dafür gab es im Saal minutenlangen Applaus.

Der Gewerkschaftstag war auch vom Wahlkampf geprägt. Die Spitzenkandidaten von SPD und Grünen, Peer Steinbrück und Jürgen Trittin, nutzten das Podium, warben vor den Delegierten für ihre politischen Positionen. Steinbrück forderte mehr Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Er kritisierte den schlechten Zustand von Straßen und Brücken. "Wir haben einen Engpass bei den Autobahnen und bei der Schiene. Deutschland lebt hier von der Substanz." Der schwarz-gelben Bundesregierung warf er vor, hier zu wenig investiert zu haben.

Steinbrück und Trittin nutzen Podium

Trittin sprach sich dafür aus, die Energiewende sozialer zu gestalten. Den Umweltsektor nannte er einen "Job-Motor". Der Ausbaustopp bei den erneuerbaren Energien müsse rückgängig gemacht werden. Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe in diesem Bereich "50.000 Arbeitsplätze kaputtgemacht". Trittin forderte mehr energetische Gebäudesanierung und den Abbau ökologisch schädlicher Subventionen.

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