Themengärten sollen wieder Qualität bekommen

IGA 2017 trommelt die weltbesten Landschaftsarchitekten in Berlin zusammen

Internationale Gartenausstellungen

Die Internationale Gartenschau (IGA) Berlin 2017 will Schluss machen mit Themengärten, die zu über 90 Prozent aus schwarzem Schotter oder gefärbtem Rindenmulch bestehen. "So etwas wollen wir hier nicht haben", sagte IGA-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Christoph Schmidt der Neuen Landschaft. Im vergangenen Monat präsentierte er neun internationale Gartenkabinette, die dauerhaft ihren Platz auf dem IGA-Gelände in Berlin-Marzahn finden sollen.

Die Planer aus Australien, Brasilien, Chile, China, Frankreich, Großbritannien, Libanon, Südafrika und Thailand waren in einem kuratierten Verfahren ausgewählt worden. Wir stellen ihre Entwürfe, die in den nächsten zwei Jahren auf jeweils 380 m² umgesetzt werden sollen, vor.

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Stuart-Smith erzählt die Geschichte einer Wiese mit exotischen Pflanzen.
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Wannaporn „Pui“ Phornprapha will den Besuchern zeitgenössisches thailändischen Lebensgefühl vermitteln. Foto, Grafik: Neue Landschaft; P Landscape – Wannaporn Phornprapha
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Zhu Yufan widmet sich dem im 11. Jahrhundert in China entwickelte Dule-Yuan-Konzept. Foto, Grafik: Neue Landschaft; Zhu Yufan – y3C

Tom Stuart-Smith errang bereits acht Mal die Goldmedaille auf der Chelsea Flower Show. Der Londoner Landschaftsarchitekt widmet sich dem Spannungsfeld wilden Wachstums und gelenkter Gestaltung. Er erzählt die Geschichte einer Wiese mit exotischen Pflanzen, die zunächst von Bäumen, dann von Tieren besiedelt wird, die ein Wegenetz aus Schneisen durch die Vegetation schlagen. Erst dann kommt der Mensch mit ersten Hütten. In seinem Gartenkabinett symbolisiert eine Betonwand die Behausung, eine lange niedrige Pritsche und eine flache Eisenschüssel stehen für das Mobiliar. Der Bodenbelag kann aus Feinkies, die Gebäudefragmente umgebend aus Steinplatten, bestehen, so als hätte er ein früheres Haus überdauert.

Wannaporn "Pui" Phornprapha will den Besuchern zeitgenössisches thailändischen Lebensgefühl vermitteln. Die Landschaftsarchitektin aus Bangkok hat sich von der Geologie der Inseln im Süden ihres Landes und der dortigen Landschaft inspirieren lassen. Die Besucher sollen beim Betrachten über das Selbst, die Zeit und die Natur der Schönheit reflektieren können. Von einer abstrakten Mündungslandschaft führt ein Weg durch die Beete, bis er hinter einer Heckenwand zu verschwinden scheint. Dahinter beginnt der "Garten des Geistes", eine surreale Landschaft mit goldglänzenden Insel-Monumenten auf einer ruhigen dunklen Spiegelfläche. Durch Reflexionen am Boden und den Seitenwänden erscheint der Insel-Horizont schier endlos.

Zhu Yufan widmet sich einem "Garten des abgeschiedenen Vergnügens" (chin.: Dule Yuan). Er stellt das im 11.Jahrhundert in China entwickelte Dule-Yuan-Konzept gegen das "modernistische Problem chinesischer Gärten". Im Mittelpunkt steht eine unabhängige, introspektive Denkweise, die zu einem idiosynkratischen Lebensstil führen soll. Diese Gedanken drücken sich in geometrischen Formen aus. Zu sehen sind ein Bambuspfad, ein Blumengarten und ein Wasserkanal. Mit modernen Materialien und Technologien wird eine traditionelle Bambushütte nachgebildet. Auch hier verstärken Spiegel beim Betrachter das Gefühl der Grenzenlosigkeit des Raumes. Die Spiegelflächen fungieren als Schnittpunkte zwischen Existierendem und Gedachtem, zwischen Sehen und Gesehen werden. Für Zhu ist es die "Essenz chinesischer Gärten".

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Alex Hanazaki will mit einem szenisch angelegten Raum die Sinne der Betrachter stimulieren. Foto, Grafik: Neue Landschaft; Alex Hanazaki

Kate Cullity und Perry Lethlean stellen den Feuerstab-Anbau (engl.: Fire Stick Farming) der australischen Aborigines in den Mittelpunkt. Er nutzt die kontrollierte Verbrennung von Land für zur Steigerung der Fruchtbarkeit des Bodens. Die Landschaftsarchitekten aus Melbourne wollen einen Mosaikgarten auf roter Erde bauen, dessen Elemente an die verbrannten und regenerierten Landschaften in Australien erinnern. Dabei werden essbare Pflanzen und Gräser, die als Nahrungsquelle der von den Aborigines gejagten Wildtiere dienen, eine wichtige Rolle spielen. Beim World Architecture Festival 2014 erhielten die zwei Planer für die Gestaltung des National Arboretum in Canberra die Auszeichnung "Landscape of the Year".

Alex Hanazaki will mit einem szenisch angelegten, interaktiven Raum und einer kraftvollen Linienführung die Sinne der Betrachter stimulieren. Thematisch orientiert sich der Landschaftsarchitekt aus dem brasilianischen São Paulo an den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde. Mit Stützwänden aus Cortenstahl werden verschiedene visuelle Ebenen geschaffen. Der Boden wird mit Kies gestaltet. Bereits beim Betreten des Gartens fällt der Blick auf ein ausgedehntes Wasserbecken, das das Licht reflektiert. Skulpturale Steinwände ragen aus dem Becken. Aus ihnen ergießen sich Wasserfontänen, deren Klang zugleich besänftigend und betörend wirken soll. Aus einem bestimmten Blickwinkel scheint das Wasserbecken in Flammen zu stehen. Materialien und Pflanzen unterstreichen die poetische Wirkung.

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Teresa Moller hat ihr Gartenkabinett mit Anden-Scheinbuchen waldähnlich bepflanzt. Foto, Grafik: Neue Landschaft; Teresa Moller
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Anton Comrie präsentiert einen üppigen Blumenstrauß einjähriger in Afrika beheimateter Pflanzenarten. Foto, Grafik: Neue Landschaft; GREENInc-Anton Comrie
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Vladimir Djurovic führt in die intime und behagliche Atmosphäre eines traditionellen libanesischen Gartens. Foto: Grafik: Neue Landschaft; Vladimir Djurovic

Teresa Moller macht die Betrachter mit den in Chile heimischen Anden-Scheinbuchen (Nothofagusobliqua) bekannt. Dafür hat die Landschaftsarchitektin aus Santiago ihr Gartenkabinett waldähnlich bepflanzt. Über Rohmarmorplatten, die nach dem Zufallsprinzip platziert werden, können sich die Besucher innerhalb des Gartens frei bewegen. Kleine Bänke aus Rohmarmorfragmenten laden zum Verweilen, Entspannen und Träumen ein. Weil die Gartenanlage eine Hommage an die natürliche Schönheit sein soll, wird sie den Kräften der Natur überlassen. Dem Wuchern der Pflanzen und dem Überwachsen der Marmorplatten sind keine Grenzen gesetzt. Der im Norden Chiles abgebaute Travertin-Marmor und die im Süden verbreiteten Scheinbuchen stehen symbolisch für das ganze Land.

Anton Comrie präsentiert einen üppigen Blumenstrauß einjähriger in Afrika beheimateter Pflanzenarten, ein "Afrikanisches Bouquet". Der Landschaftsarchitekt aus Johannesburg bettet sie in eine zerbrechliche Landschaft aus leichtem Metallgestänge, die wie ein gestrandetes Schiff auf geneigtem Strand liegt. Feine Dünengräser wachsen durch das Gestänge und erzählen eine lang vergessene Geschichte.

Gewalzte Kupfertöpfe symbolisieren Behältnisse mit kostbaren Geschenken. Es geht um Geben, Teilen und Grenzen überschreiten, schlussendlich um das Bedürfnis, unsere Welt auf Kosten der Freiheit anderer zu kontrollieren. Comrie setzt sich so mit Kolonialismus, Apartheid und Sklaverei, Fremdenfeindlichkeit und Krieg auseinander.

Vladimir Djurovic führt in einen grünen Korridor, der eine beruhigende Wirkung entfalten soll. Der Landschaftsarchitekt aus dem libanesischen Broumana leitet dann in die intime und behagliche Atmosphäre eines tiefer liegenden Gartens. Er enthält alle Gestaltungselemente eines traditionellen libanesischen Gartens. Dazu zählen Frische und Schatten spendende Rebenranken, aber auch Wasserklänge und betörende Düfte, die eine anregende Stimmung erzeugen sollen. Djurovic, der in seiner Heimat für die Gärten vieler privater Residenzen und Rückzugsorte fern des Alltags verantwortlich zeichnet, wurde bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter einer der höchstdotierten Architekturpreise, der Aga Khan Award for Architecture.

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Grafik: Coloco-Pablo Georgieff/

Coloco & Gilles Clément wollen respektvoll mit dem für die Ernährung wichtigen Lebenszyklus von Böden und Pflanzen umgehen. In den Mittelpunkt ihres Gartenkabinetts stellen die französischen Landschaftsarchitekten Experiment und ökologische Lernerfahrung. Jeder IGA-Besucher kann selbst etwas aussähen, Unkraut jäten, das Wachstum von Pflanzen beobachten oder die Aussaat anderer ernten. So könne ein Verständnis für "Natural Engineering" entstehen und das Prinzip des Teilens von natürlichen Ressourcen und Agrokultur befördert werden.

Clément ist studierter Agrarwissenschaftler, bezeichnet sich jedoch am liebsten als "Gärtner". Er streitet seit den 1970er Jahren für einen biologischen Gartenbau, verfolgt das Konzept einer "humanistischen Ökologie".

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