Kundenbindung durch Inspektion und Wartung, Wintercheck

Instandhaltung von Regenwassernutzungsanlagen

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Die freie Natur regeneriert sich weitgehend selbst, die Technik kann das nicht. Sie braucht Inspektion und Wartung, um dauerhaft zu funktionieren. Das gilt auch für Anlagen zur Nutzung von Regenwasser, obwohl der Aufwand für die Instandhaltung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weniger geworden ist. Viele GaLaBau-Betriebe sammeln mit der eigenen Anlage Erfahrungen und können diese für Kundenaufträge nutzen. Profis müssen aber darüber hinaus Auskunft geben können auf die Frage: Was ist tatsächlich zu tun und wann sind Maßnahmen zwingend erforderlich?

Zum Grundwissen gehört auf jeden Fall die Kenntnis der DIN 1989 Regenwassernutzungsanlagen, Teil 1 "Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung". Sie gilt seit April 2002, wurde 2007 und 2012 vom Normenausschuss geprüft und jeweils ohne Änderung bestätigt. Insofern darf angenommen werden, dass diese DIN wissenschaftlich und theoretisch als richtig angesehen wird, mittlerweile in der Praxis den technischen Experten bekannt ist und dass sie sich aufgrund praktischer Erfahrungen bewährt hat. Dies sind die Voraussetzungen, um sie als allgemein anerkannte Regel der Technik zu bezeichnen.

Tabelle 5, am Ende von Kapitel 18 der DIN1989-1 enthält die Liste der Inspektions- und Wartungsmaßnahmen, um die es in diesem Beitrag geht.

Praxistipp 1:

Die oben genannte Liste der DIN ist auch zu finden in der 20-seitigen "Betriebsanleitung Regenwassernutzungsanlagen", preiswert zu erhalten bei der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung in Darmstadt. Diese Schrift bietet zusätzlich noch die Formulare eines Wartungsvertrags, einer Fachunternehmerbescheinigung, eines Inbetriebnahme- und Einweisungsprotokolls (ebenfalls gemäß DIN 1989-1) sowie einen Vordruck für die Mitteilung an Trinkwasserversorger und Gesundheitsamt, entsprechend Trinkwasserverordnung und AVBWasserV. Die Formulare sind als Kopiervorlage für Planer und Ausführungsbetriebe gedacht.

Wintercheck als Wartung

Der richtige Zeitpunkt für die jährliche Wartung ist der Herbst. Vor der Frostperiode sollte die Anlage zur Regenwassernutzung winterfest gemacht werden. Es lohnt sich dann auch, den Filter nochmals von Laub zu befreien und gründlich zu reinigen. All das wissen Anlagenbetreiber direkt nach Inbetriebnahme noch. Allerdings lässt bei der Bauherrschaft, falls sie nicht Facility Manager beziehungsweise Hausmeister damit betraut, von Jahr zu Jahr die Erinnerung an diese kleinen Aufgaben nach - bis eines Tages der Frostschaden eintritt.

Für die Wartung der Heizung beauftragen umsichtige Kunden selbstverständlich den Handwerker. Warum nicht bei der Zisternentechnik? In erster Linie dürfte es daran liegen, dass die Betreiber ihre Regenwasseranlage besser verstehen als ihre Heizung. "Das mach ich selbst" ist schnell gesagt. Ist alles professionell abgelaufen nach der Fertigstellung, so haben die Eigentümer ein Übergabeprotokoll (Formular siehe Praxistipp 1) und eine Einweisung erhalten. Auch die erforderlichen Betriebsunterlagen mit Bedienungs- und Wartungsanleitung wurden ausgehändigt. Darauf sind üblicherweise die Intervalle für Wartung und Inspektion genannt. Doch jedes Jahr im Herbst vor dem ersten Frost rechtzeitig daran denken? Es kann auch mal schief gehen.

Weil die erforderlichen Maßnahmen einfach zu erledigen sind, könnte der GaLaBau-Betrieb den Service "Wintercheck" preiswert anbieten - und bliebe damit im regelmäßigen Kontakt zu seiner Kundschaft, selbst wenn die Ausführung andere gemacht haben und zu den Anlagekomponenten die Papiere fehlen. Schließlich lassen sich Betriebsanleitungen der meisten Produkte im Internet finden.

Ein Regenspeicher wird gemäß DIN 1989-1 frühestens nach zehn Jahren geleert und gereinigt. Dieses lange Intervall verdanken wir den heute üblichen, normgerechten Filtern. Sie sitzen im Zulauf zur Zisterne und halten so gut wie alles zurück. Bei Maschenweiten der Filtergewebe von 0,5 bis 1,0 mm ist es kein Wunder, dass im Speicher nicht mehr als etwa 10 mm Feinschlick in zehn Jahren eingetragen wird - und der stört weder die Wasserqualität noch den Pumpenbetrieb. Beruhigter Zulauf und schwimmende Entnahme sorgen zudem für turbulenzfreie Strömungen im Wasservorrat. So bleiben die feinen Ablagerungen am Speicherboden liegen und stören nicht. Wir können uns bei Reinigungsmaßnahmen also auf die Filter beschränken und sollten diese im Zweifel lieber einmal zu viel als einmal zu wenig säubern. Eine gute "Regenernte" gelingt schließlich nur bei durchlässigen sauberen Filtersieben. Sonst gelangt der Regenertrag direkt in den Zisternenüberlauf und ist für die Nutzung verloren.

Laut DIN 1989-1, Abschnitt 4, sind alle Anlagenteile so zu planen und auszuführen, dass Frost sie bei bestimmungsmäßigem Betrieb weder zerstören noch gefährden kann. Ausgenommen sind Leitungen, die in der Frostperiode entleert werden. In diesem Sinne werden vor dem ersten Frost bei reinen Gartenwasseranlagen die Zapfstellen geöffnet und die Schnellkupplung der Druckleitung im Speicher gelöst. Die unter Wasser vorhandene Tauchmotorpumpe wird durch Ziehen des Netzsteckers vom Stromnetz freigeschaltet. Damit ist die Anlage frostsicher - falls die Produktinformationen nichts anderes fordern.

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Praxistipp 2:

Falls die frostfreie Tiefe der Sammelleitungen bei Planung und Ausführung einer Regenwassernutzungsanlage mit vertretbarem Aufwand nicht möglich ist, bieten einige verantwortungsbewusste Hersteller ihre Hilfe an, indem sie Bauherren, Planern und Handwerkern eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen. Regenspeicher und Überlauf müssen dann nicht so tief eingegraben werden. Solche Hersteller haben die Erfahrung gemacht, dass leergelaufene Leitungen auch bei Temperaturen unter 0 °C von abfließendem Schmelzwasser in der Frostwechselperiode nicht zerstört werden.

Inspektion

Mit dem Wintercheck und den damit verbundenen Wartungsmaßnahmen sollte gleich eine Inspektion der gesamten Regenwassernutzungsanlage durchgeführt werden, denn es wäre peinlich, wenn offen sichtbare Mängel zu einer Fehlfunktion führen, kurze Zeit nachdem der Fachbetrieb im Haus war.

Was heißt Inspektion? Im Gegensatz zur Wartung ist das die reine Sichtkontrolle. Ein Beispiel aus der Luftfahrt: Piloten sind verpflichtet, vor jedem Abflug von außen alle wichtigen Teile ihrer Maschine zu inspizieren. Dies dauert nur wenige Minuten, wogegen die Wartung während der Betriebspausen im Flugzeughangar wesentlich zeitaufwändiger ist.

Was soll inspiziert werden? Alle sichtbaren Anlagenteile. Zusätzlich empfiehlt sich nach Öffnen der Speicherabdeckung ein Blick mit Handlampe in den Regenspeicher. Wer planmäßig vorgehen will, nimmt die Liste der Wartungs- und Inspektionsintervalle aus DIN 1989-1 beziehungsweise aus der fbr-Betriebsanleitung zur Hand. Vorweg heißt es in der Norm: "Durch regelmäßige und qualifizierte Wartung werden die Betriebs- und Funktionssicherheit erhöht, die Nutzungsdauer verlängert sowie Bauschäden und unplanmäßige Reparaturen verhindert. (...) Regenwassernutzungsanlagen müssen regelmäßig vom Betreiber beziehungsweise von einem Fachkundigen inspiziert werden. Insbesondere sollten die Wasserzähler, die Laufruhe der Pumpe und, soweit möglich, die Dichtheit geprüft werden."

Bei den Inspektionen nach DIN wird unterteilt in solche, die im halbjährlichen Turnus ausgeführt werden sollen und solche, die einmal pro Jahr erfolgen. In erster Linie ist halbjährlich zu prüfen, ob das Regenwasser vom Dach zum Speicher ungehindert ablaufen kann und ob es bei den Sammel- und Verteilleitungen Anzeichen von Undichtigkeiten gibt. In zweiter Linie ist ratsam, alle Komponenten auf sichere Befestigung hin zu kontrollieren. In diesem Zuge kann auch ohne zusätzlichen Aufwand darauf geachtet werden, ob Rohrleitungen und Entnahmestellen vorschriftsmäßig gekennzeichnet sind, d. h. mit Schildern beziehungsweise Aufklebern "Kein Trinkwasser" beziehungsweise "Regenwasser". Geschlossene Installationen wie WC-Spülkästen, Druckspüler und Waschmaschinen brauchen kein separates Schild, wohl aber die frei zugänglichen Zapfhähne/Entnahmeventile. Dort ist als Variante auch das Schild mit dem roten Kreis und Diagonalbalken vor stilisiertem Trinkbecher möglich. Die Kontrolle der Kennzeichnung ist laut DIN 1989-1 wie die Reinigung der Filter mindestens einmal jährlich vorzunehmen.

Kundenbindung

Gerade bei der Filterwartung sollte man öfter als einmal jährlich Hand anlegen. Aus gutem Grund, denn Wasserertrag und Wasserqualität hängen davon ab. DIN 1989-1 gibt noch den Hinweis: "Längere oder kürzere Zeitintervalle können sich durch spezielle Anlagen und betriebstechnische Randbedingungen ergeben. Zusätzlich sind die Angaben der Hersteller für Betrieb und Wartung zu beachten." Filterhersteller empfehlen in der Regel kürzere Reinigungs-Intervalle als einmal jährlich. Und das passt auch mit der hier vorgestellten Idee einer Kundenbindung durch Wintercheck zusammen. Wer den Frostsicherheits-Service anbietet, muss die Anlagentechnik ein halbes Jahr später wieder betriebsbereit machen. So entsteht für den Besuch bei den Kunden ein halbjährlicher Turnus, mit dem die Filterreinigung gut kombiniert werden kann. Ist noch häufigeres Reinigen der Filter nötig, bieten sich zwei Möglichkeiten an: Entweder die Betreiber auffordern, dies zwischenzeitlich in Eigenleistung zu tun oder - als Intensivierung der Kundenbindung - gelegentlich eine halbe Stunde für diesen zusätzlichen Service zu investieren.

Vor der Frostperiode wurden die Regenwasseranlagen zur Gartenbewässerung winterfest gemacht. Um die Anlage einige Monate später aus dem Winterschlaf zu wecken, ist empfehlenswert, folgendermaßen vorzugehen:

Schritt 1: Filter wie im Herbst vom Laub befreien und gründlich reinigen.

Schritt 2: Bei Ventilen mit Rücklaufsperre kurzen Metallzylinder auf festen Sitz prüfen (wurde für das Leerlaufen der Leitung im Herbst abgeschraubt).

Schritt 3: Auslaufventile an den Entnahmestellen ganz schließen. Schnellkupplung des Druckschlauches in der Zisterne verbinden. Auslaufventile an den Entnahmestellen nacheinander leicht öffnen, bis die im Rohr befindliche Luft entweicht und Wasser kommt. Danach Ventile wieder schließen. So vermeidet man, dass bei der ersten Nutzung die Betreiber nass gespritzt werden durch in der Leitung eingeschlossene Luft.

Schritt 4: Wird das Zisternenwasser für ein automatisches Bewässerungssystem verwendet, empfiehlt sich, nach Herstellerangaben vorzugehen.

Praxistipp 3:

Erste Hilfe bei Betriebsstörungen der Tauchmotorpumpe:

  • Kontrolle am Sicherungskasten, ggf. elektrische Sicherung nach Überlastung wieder einschalten
  • Für nachfolgende Kontrollen Pumpe vom Stromnetz freischalten
  • Ansaugfilter der Pumpe prüfen und ggf. reinigen
  • Druckschlauch auf Knick oder Riss prüfen, ggf. austauschen
  • Pumpe und Entnahmestelle auf Undichtigkeit prüfen, ggf. reparieren
  • Falls die Pumpe durch Trockenlaufschutz automatisch abgeschaltet wurde (bei leerem Regenspeicher), Speicher auffüllen
  • Bei Verschleiß der Gleitringdichtung/des Lagers diese austauschen. Dies ist normalerweise erst nach 10.000 Betriebsstunden oder nach zehn Jahren erforderlich
  • Nach Abschluss der Instandsetzungstätigkeiten Pumpe wieder mit dem Stromnetz verbinden

Gebühr für Regenableitung vermeiden

Nicht die Kommunen haben sich das ausgedacht - die Oberverwaltungsgerichte der Bundesländer erzwingen die Strukturänderung bei den kommunalen Abgaben. Aus Gerechtigkeitsgründen muss für Regenwasserableitung verursachergerecht bezahlt werden. Und seit 1. März 2010 fordert zusätzlich das Wasserhaushaltsgesetz für ganz Deutschland erstmalig einheitlich, dass Regenwasser bei neuen Bauvorhaben nicht mehr mit Schmutzwasser vermischt werden darf. Empfohlen wird die Bewirtschaftung möglichst dezentral auf den einzelnen Grundstücken. Das bedeutet, nach geeigneten Möglichkeiten zu suchen, das Niederschlagswasser dem natürlichen Kreislauf zur Verfügung zu stellen, beziehungsweise es alternativ oder teilweise zu nutzen.

So gibt es künftig zwei Gruppen von Haus- und Grundbesitzern. Die einen, die neu bauen wollen und per Baugenehmigung erfahren, dass dies nur möglich ist, wenn sie Regenwasser auf dem Grundstück bewirtschaften. (Falls dies aus Gründen der Bodenbeschaffenheit nicht vollständig oder überhaupt nicht gelingt und sie trotzdem bauen dürfen, gehören sie zur nachfolgend beschriebenen zweiten Gruppe). Die anderen, deren Entwässerung in den Kanal Bestandsschutz genießt, das heißt die von dem neuen Wasserhaushaltsgesetz zunächst nicht betroffen sind, allerdings gemäß örtlicher Satzung für das Ableiten von Regenwasser in den öffentlichen Kanal Entgelt beziehungsweise Gebühr zahlen müssen.

Praxistipp 4:

Sind neue Dachflächen seit Inbetriebnahme der Regenwasseranlage hinzugekommen? Hat sich das Verbrauchsverhalten verändert? Als Service für die Kundschaft könnte alle paar Jahre überschlägig verglichen werden, ob das Verhältnis von Ertrag und Bedarf noch stimmt. Sind zum Beispiel neue Dachflächen hinzugekommen, könnten diese noch an den Regenspeicher angeschlossen werden. Damit erhöht sich die nutzbare Menge, soweit die Speichergröße dies zulässt. Je nach Abwassersatzung der Kommune kann eine solche Anlagenkorrektur auch positive finanzielle Auswirkungen für die Betreiber haben.

Überschlägige Berechnungen

Beispiel Regenertrag für ein Einfamilienhaus mit Ziegeldach in Augsburg

Jahresniederschlag in Augsburg: 800 mm (1mm entspricht 1 l pro m²), Gebäudelänge: Traufe 13,5 m, Giebel 11,5 m (Auffangfläche = Dachprojektion), Ertragsbeiwert Ziegeldach: e = 0,8 (d. h. 20 % Verspritzen, Aufsaugen, Verwehen).

Beispiel Regenwasserbedarf für einen Fünf-Personen-Haushalt (Verwendung für Putzen, Waschmaschine, WC-Spülung und für 120 m² Garten-Bewässerung):

Laut DIN 1989-1 benötigt eine Person:

  • WC (24 l/Tag) x 365 Tage = 8,76 m³ /Jahr
  • Waschmaschine (10 l/Tag) x 365 Tage = 3,65 m³ pro Jahr

Bei fünf Personen: 5 x (8,76 m³ + 3,65 m³) = 62,05 m³ pro Jahr;

  • zuzüglich Putzen (25 l/Tag) x 365 Tage = 9,13 m³ pro Jahr
  • zuzüglich Gartenbewässerung (6,0 m³ pro 100 m² pro Jahr), d. h. bei 120 m²: 6,0 m³ x 1,2 = 7,20 m³ pro Jahr

Verschiedene Methoden ergeben eine sinnvolle Speichergröße: Nutzvolumen entsprechend dem Ein-Monats-Bedarf beim Einfamilienhaus, das heißt bei vollem Speicher soll für eine Trockenperiode bis zu 30 Tagen Regenwasser zur Verfügung stehen. Laut DIN 1989-1, 16.3.8 nach dem vereinfachten Verfahren ist Nutzvolumen das kleinere Volumen von Ertrag oder Bedarf, multipliziert mit dem Faktor 0,06 (entspricht 22 Tage Nutzungsmöglichkeit in einer Trockenperiode bei zuvor vollem Speicher).

Die erforderliche Größe der Sickermulde für den Überlauf des Regenspeichers:

15 Prozent der Dachgrundfläche werden in Freiburg als erforderliche Muldenfläche angegeben, um zu gewährleisten, dass bei der vorhandenen Bodendurchlässigkeit 30 cm Muldentiefe ausreicht. Fehlt ein Hinweis der Kommune, wird nach DWA-A 138, A 2.2 die Größe der Sickermulde errechnet.

Der Regenspeicher kann mit seinem mal mehr und mal weniger vorhandenen Rückhaltepotential nicht angerechnet werden, das heißt die Sickermulde muss das gesamte Dachwasser aufnehmen können. Als Ausnahme gelten nur die Retentionsspeicher beziehungsweise Zisternen mit zwangsentleertem Teilvolumen.

Praxistipp 5:

Wohin mit dem Überlauf von Zisternen und von Oberflächenabfluss, der nicht genutzt werden kann? Regenwasser wird immer mehr zum Kostenfaktor - Jahr für Jahr muss mittlerweile in fast jeder Stadt und Gemeinde das Ableiten von Regenwasser extra bezahlt werden. Früher war der Anschluss der Regenwasserleitung an den Kanal der Kommune vorgeschrieben und kostenlos. Heute gilt das Gegenteil: Regenwasser soll auf den Grundstücken bewirtschaftet werden. Falls dies nicht gelingt, muss pro Quadratmeter entwässerter Fläche Jahr für Jahr eine separate Gebühr bezahlt werden. Deshalb ist es wichtig, Anlagenbetreiber um Vorlage ihrer letzten Wasserrechnung zu bitten. Sollte dort bei Regenwasserableitungsgebühr beziehungsweise Niederschlagswasserentgelt etwas berechnet worden sein, besteht Handlungsbedarf. GaLaBau-Betriebe können dabei helfen, ihren Kunden auf Dauer diese Betriebskosten zu senken.

Anlagenoptimierung oder Erweiterung

Selbst wenn die Regenwassernutzung technisch hervorragend funktioniert - das Anschließen von zusätzlich vorhandenen Dachflächen an das System Sammelleitung/Filter/Zisterne kann als Optimierung der Wirtschaftlichkeit gesehen werden. Ein entsprechender Vorschlag des GaLaBau-Betriebes wird das Interesse der Kundschaft finden. Oberflächenwasser und Zisternenüberlauf vom Kanal abzuhängen gehört dazu. Die wesentlichen Methoden zur ökologisch sinnvollen Bewirtschaftung solcher Abflüsse sind Flächenentsiegelung, Versickerung und Verdunstung. Darüber hinaus ist immer von Vorteil, Wasser sichtbar und erlebbar in die Gestaltung von Freiflächen einzubeziehen. Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau empfiehlt die Planung und Realisierung geeigneter Systeme des modernen Regenwassermanagements zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung von Freianlagen. Wie sehen diese im Einzelnen aus?

Durch die Entfernung vorhandener Oberflächenbefestigungen auf Grundstücken mit bestehender Bebauung wird zum einen der Boden für die Aufnahme von Wasser freigelegt und zum zweiten oberflächiger Wasserabfluss verhindert. Viele Flächen, die befahren oder begangen werden, müssen nicht mit Asphalt oder Beton versiegelt bleiben, sondern können mit wasserdurchlässigen Materialien versehen werden. Besonders Stellplätze, Hinterhöfe, private und öffentliche Plätze in Stadterneuerungsgebieten kommen für eine Entsiegelung in Frage. Des Weiteren bestehen auch im Bereich von Stichstraßen und Wegen erhebliche Entsiegelungspotentiale.

Es gibt viele Arten befestigter Flächen, die wasserdurchlässig sind - neben Holzrosten/Holzpflaster auch Schotterrasen, Kies-Splitt-Decken, Rasengittersteine, Rasenfugenpflaster, Porenpflaster oder Splittfugenpflaster. Geeignete, durchlässige Materialien zur Befestigung von Oberflächen sind ausgesprochen vielseitig. Für die Auswahl sind neben ästhetischen Aspekten die Kosten der Herstellung, der Aufwand zur Pflege und Unterhaltung, die Intensität der Nutzung sowie der ökologische Wert entscheidend. Wasserdurchlässig befestigte Flächen können ganz individuell geplant und durchgeführt werden, wenn die Angaben der Hersteller zum Zusammenhang von Stein - Fuge - Bettung - Unterbau beachtet werden.

Versickerungsvarianten

Die Flächenversickerung ist die bautechnisch einfachste Form der Regenwasserversickerung. Das Regenwasser kann direkt von befestigten Flächen, Dächern oder aus dem Überlauf einer Zisterne auf die vorhandenen Freiflächen geleitet werden, wo es dann versickert. Der Pflege- und Kontrollaufwand ist nicht aufwändig und gut durchzuführen.

Die Muldenversickerung ist eine begrünte Geländevertiefung, die in der Regel unmittelbar der versiegelten Fläche zugeordnet ist. Die Muldenversickerung wird zur Regenwasserbewirtschaftung häufig genutzt. Das Wasser wird ähnlich wie bei der Flächenversickerung auf natürliche Weise gereinigt und gelangt in guter Qualität in den Untergrund. Besonders für anfallendes Regenwasser von Dachflächen oder auch Hof- und Platzflächen bietet sich die Muldenversickerung an. Darüber hinaus sind Mulden auch für die Entwässerung von Fuß- und Radwegen oder wenig genutzten Straßen und Wegen von Wohn- und Gewerbebereichen geeignet. Versickerungsmulden lassen sich außerdem gut in den Grünbereich integrieren und können vielseitig mit wechselfeuchten Gräsern, Bäumen oder Sträuchern bepflanzt werden.

Die Rigolenversickerung als unterirdische Lösung bietet sich an, wenn nicht genügend Platz für eine Versickermulde zur Verfügung steht. Die Versickerrigole besteht aus einem mit Kies oder Schotter gefüllten Graben, über dessen Wand und Sohle das eingeleitete Wasser versickert. Der Zufluss kann ober- oder unterirdisch erfolgen. Die Grabenbreite wird in Abhängigkeit von der Versickerungskapazität und der Tiefe der Rigole festgelegt.

Bei der Schachtversickerung wird das Regenwasser einem Schacht zugeführt, dessen Wände und Boden durchlässig sind. Hier kann das Regenwasser gespeichert werden und langsam in den Untergrund versickern. Besonders vorteilhaft sind Versickerungsschächte bei schwer durchlässigen Deckschichten, aber gleichzeitig gut durchlässigem Untergrund.

Verdunstungsvarianten

Offene Wasserflächen leisten hierzu einen Beitrag. Und jede begrünte Fläche verdunstet Wasser durch Evapo-Transpiration - auch Versickerungsmulden. Begrünten Dächern kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie erfüllen drei wichtige Funktionen der Regenwasserbewirtschaftung: Sie kompensieren erstens die Flächenversiegelung, reinigen zweitens das Regenwasser und halten drittens Niederschläge ganz oder teilweise zurück. Bei einer Intensivbegrünung mit entsprechender Aufbaudicke wird nahezu die gesamte anfallende Niederschlagswassermenge zurückgehalten, durch die Vegetation genutzt und verdunstet. Das verbleibende, von den Gründächern abfließende Wasser kann anschließend zum Beispiel in Zisternen oder Mulden-/Rigolen-Versickerungen aufgenommen werden. Die Kombination eines Gründachs mit einer Zisterne zur Verwertung des Restabflusses führt automatisch zu einer Entlastung der Kanalisation und außerdem zur Verminderung von Grundwasserentnahmen, da ein Teil des benötigten Trinkwassers durch Zisternenwasser ersetzt wird. Fließt darüber hinaus noch der Überlauf der Zisterne in einen auf dem Grundstück eingerichteten Gartenteich oder in ein Feuchtbiotop mit Versickerung, dann ist auch der wasserwirtschaftliche Nutzen perfekt; ganz abgesehen von den gestalterischen Möglichkeiten einer derartigen Planung.

Praxistipp 6:

Kunden wollen neben den rein finanziellen Argumenten auch über die Vorteile des Gemeinwohls informiert werden, die mit Instandsetzung und Instandhaltung einer Anlage zur Bewirtschaftung von Regenwasser zusammenhängen. Mit den vorgenannten Maßnahmen können Haus- und Grundbesitzer Regenwasser als Rohstoff für die Natur und, durch Zisternentechnik, als Rohstoff für die Haustechnik einsetzen. Wegen der zu beachtenden technischen Regeln und gesetzlichen Anforderungen ist es ratsam, die Interessenten vor Eigenbau zu warnen. Das finanzielle Engagement der Bauherrschaft wird belohnt durch Gebühreneinsparung bei der Niederschlagsgebühr, mit Zisternentechnik zusätzlich bei der Trinkwassergebühr. Darüber hinaus entstehen ökologische Vorteile bei der Entlastung der Abwassersysteme und bei der Belebung des kleinräumigen natürlichen Wasserkreislaufes.

Möglichkeiten zur Regenwassernutzung im GaLaBau-Betrieb

  • Automatische Bewässerungssysteme
  • Bewässerung von Mustergärten und Baumschulen
  • Bewässerung von Fassadenbegrünung
  • Periodische Bewässerung intensiver Gründächer
  • Umwälzanlagen mit Teich oder Wasserlauf
  • Gerätereinigung
  • Wasserspiele, wie Springbrunnen, mit Hinweis "Kein Trinkwasser"
  • Befüllen von Tankfahrzeugen für Bewässerung oder Straßenreinigung
  • Fahrzeugwäsche, wenn Benzin- und Ölabscheider im Ablauf vorhanden
  • WC-Spülung in Betrieb und Privathaus
  • Waschmaschinennutzung in Betrieb und Privathaus

Wasserqualität

Regenwasser aus Zisternen gilt als so genanntes Betriebswasser und hat keine Trinkwasserqualität. Dies ist auch nicht erforderlich bei der in Deutschland zulässigen Verwendung für:

  • Beregnung,
  • Bewässerung,
  • Toilettenspülung,
  • Wäschewaschen,
  • Reinigung von Geräten.

Die weltweit umfangreichsten Untersuchungen zur Wasserqualität liegen in Deutschland vor und bestätigen, dass bei fachgerechter Installation und Beschränkung auf die o. g. Verwendungsbereiche in der Praxis keine Risiken bestehen.

Literatur

DIN 1989-1:2002-04, Regenwassernutzungsanlagen, Teil 1: Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung. Beuth Verlag. Berlin, April 2002.

fbr top Blätter 8, 9, 12: Loseblatt-Reihe zu grundsätzlichen Themen der Regenwassernutzung. Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung, fbr-Dialog GmbH, Darmstadt.

fbr Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (Hrsg.): Betriebsanleitung Regenwassernutzungsanlagen. Betrieb, Inspektion und Wartung. Mit Vordrucken für Fachunternehmer-Bescheinigung, Wartungsanleitung, Hinweisen für die Betreiber, etc.

Mall GmbH (Hrsg.): Regenwasserbewirtschaftung und Niederschlagswasserbehandlung - Planerhandbuch, Donaueschingen, 2014.

GaLaBau Service GmbH (Hrsg.): Verantwortungsvoller Umgang mit Regenwasser, Verwenden statt verschwenden. Hennef, 2012.

Dipl.-Ing. Klaus W. König
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