Invasive Baumarten in der Stadt - Risiken und Potenziale

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Der Lebensraum von Stadtbäumen ist durch unterschiedlich stark ausgeprägte Naturferne gekennzeichnet (Roloff 2013): sie nimmt mit Versiegelung, Bodenverdichtung und eingeengtem Wurzelraum zu, insbesondere in hochverdichteten Innenstädten und führt zu mitunter massiven Standortproblemen. Der nachfolgende Beitrag konzentriert sich vor allem auf urbane Verdichtungsräume und stellt die Eignung einheimischer Baumarten in solchen Problembereichen denjenigen von nichtheimischen und invasiven gegenüber.

Die Lebensverhältnisse in der Stadt sind für alle Gehölzarten - einheimische wie nichtheimische - "fremd", sie treten also an deren natürlichen Standorten in der Regel nicht auf (Abb. 1, Roloff 2004). Trotzdem stellen in den meisten deutschen Städten die einheimischen Baumarten Sommer-und Winter-Linde, Spitz- und Berg-Ahorn sowie Stiel- und Trauben-Eiche immer noch mit über 50 Prozent die häufigsten Stadtbäume dar (Roloff 2013).

Lebensraum Wald - Stadt - Straße

Bei der Erhaltung, Pflege und Entwicklung des Stadtbaumbestandes geht es nicht primär um die Alternative einheimisch oder nichteinheimisch (Schmidt 2007, 2010), sondern vor allem darum, welche Arten an welchem Standort möglichst viele der folgenden wichtigen Funktionen optimal, dauerhaft/nachhaltig und pflegeextensiv erfüllen können: Feinstaubminderung, Immissionsreduktion, Lärmschutz, CO2-Bindung, Sicht- und Windschutz, Schattenwurf, Kühlung, Klimaregulation, positive Wirkungen auf Psyche und Gesundheit der Bevölkerung. Dabei unterliegt die Artenzusammensetzung des Stadtgrüns auch fortlaufend einem Wandel, weil sich sowohl die Umweltbedingungen als auch die Prioritäten der Menschen verändern.

Schon in städtischen Parkanlagen wird man auf nichtheimische Gehölze nicht verzichten wollen, da ästhetische Aspekte und Baumeigenschaften eine herausragende Rolle spielen: Blüte, Herbstfärbung, Blatt- und Fruchtmerkmale und dergleichen. Dabei sollen auch Naturschutzgesichtspunkte und Vorgaben/Wünsche des Denkmalschutzes berücksichtigt werden - in der Regel lassen sich hier gute Kompromisse finden, etwa. mit Ginkgo, Zerr-Eiche oder Silber-Linde. Solche intensiven Diskussions- und schließlich erfolgreichen Kompromissfindungsprozesse konnte der Autor unter anderem in den Jahren 2015 und 2016 als beteiligter Baumsachverständiger in Jena, Hamburg und Berlin begleiten (Kühn et. al 2017, Schneider & Roloff 2017, Think 2016).

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Auf Standorten an Straßen und in versiegelten Innenstadtbereichen spitzt sich die Situation besonders zu, häufig stellt sich insbesondere mit Blick auf die Zukunft die Frage: welche Baumarten werden auch im Klimawandel die extremen Standorts- und Luftqualitätsverhältnisse Jahrzehnte lang tolerieren? Über die Baumartenwahl der Zukunft wird in letzter Zeit intensiv diskutiert, und mittlerweile existieren eine ganze Reihe interessanter Ansätze, damit umzugehen (z.B. Böll 2017, Citree 2016, GALK 2017, Roloff & Gillner 2013, Roloff et al. 2013).

Diskussion einheimische vs. nichtheimische Baumarten

Bei realistischer Einschätzung dieser Belastungssituation, noch dazu verstärkt durch den Klimawandel, wird die größere Bedeutung und Akzeptanz nichtheimischer Baumarten für diese Standorte schnell ersichtlich. Denn wenn einerseits anthropogen bewusst extrem naturferne Lebensraum-Situationen geschaffen werden, kann wohl kaum erwartet werden, dass die einheimischen (Wald-)Baumarten diese Veränderungen problemlos tolerieren. Es wird zudem auch wichtiger, möglichst viele Arten zu berücksichtigen, um die Risiken von Problemen einzelner Arten durch Stress, Pathogene und dergleichen zu minimieren (Essl & Rabitsch 2013, Thiel et al. 2016). Jede Stadt und deren Gehölzbestände haben ihren eigenen Charakter entwickelt, dieser kann aus naturräumlicher Sicht (beispielsweise in Jena: Saale-Auen, Abb. 2) oder kulturhistorisch (beispielsweise Großer Garten in Dresden, Straße "Unter den Linden" in Berlin) bedeutsam sein und soll erhalten werden.

Die Zahl nichtheimischer Gehölzarten mit einem Lebensraum- oder Nahrungsangebot für (einheimische) Tier- und Pilzarten ist beachtlich. So wurde in den 1980er-Jahren nach langjährigen Beobachtungen festgestellt, dass 180 Gehölzarten (davon mehr als die Hälfte nichtheimisch) Vögeln Nahrung bieten (s. a. Noack 2006, Schmidt 2007, Turcek 1961). Da etwa 90 Prozent der einheimischen Gehölzarten bis Mitte Juni blühen (Kiermeier 1990) und danach Nahrungsmangel für auf Blüten angewiesene Insekten im urbanen Raum eintritt, sind vor allem Sommer- und Spätblüher unter den fremdländischen Gehölzen wertvoll. Dies trifft auch für die Silber-Linde zu, die zunächst eine Zeit lang vorschnell als "Hummelmörder" geächtet wurde, bis sich dann bei eingehenden Untersuchungen genau das Gegenteil herausstellte, nämlich dass sie eine besonders wertvolle Nektarquelle im Sommer darstellt (Surholt 1997).

Für Pilze wurden bei Karlsruhe an Spätblühender Traubenkirsche und Götterbaum bis zu 15 einheimische Totholzbesiedler nachgewiesen, an Rot-Eiche 15 einheimische Mykorrhiza-Pilze - mehr als in dieser Untersuchung an einheimischen Stiel-Eichen, womit dort die Rot-Eiche gemeinsam mit der Sand-Birke zum wichtigsten Mykorrhiza-Partner wird (Schmoll et al. 2014). An Robinie wurden in Mitteleuropa über 50 einheimische Pilzarten gefunden (Cierjacks et al. 2013). Und wenn am Ginkgo aus Ostasien hier nur wenige Tierarten und Pilze festgestellt werden, so ist das vor allem der Grund für seine Robustheit als Straßenbaum und insofern bei dieser Verwendung positiv zu bewerten. Denn man hat deshalb bei ihm kaum Krankheiten und Schädlinge zu befürchten oder zu bekämpfen, und er kann somit seine Funktion besonders gut erfüllen. Straßenbäume sind zudem nicht als idealer Lebensraum für Tiere einzustufen, infolge von Verkehr, Streusalz, häufigen Störungen, Lärm, Immissionen und dergleichen.

Ausbreitung nichtheimischer Baumarten und invasive Neophyten

Nichtheimische Baumarten können auf ihre Anbauorte begrenzt bleiben oder sich spontan ausbreiten. Teilweise verbleiben sie nach dieser Ausbreitung lange am neuen Wuchsort, ohne weiter zu expandieren, teilweise etablieren sie sich, indem sie über mehrere Generationen Populationen mit eigenem Areal aufbauen, etwa unter den Neophyten Robinie oder Spätblühende Traubenkirsche.

In einigen Fällen können Neophyten nach Arealerweiterung und Ausbildung von Dominanzbeständen unerwünschte ökologische, ökonomische und/oder (ausnahmsweise auch) gesundheitliche Auswirkungen verursachen und werden dann als invasive Arten bezeichnet (Schmidt 2007). So können sie in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen zu anderen Pflanzen treten und diese sogar verdrängen. Dies ist seit längerem vielerorts besonders eindrucksvoll an Flussläufen zu beobachten, wo sich Rot-Esche und Eschen-Ahorn ausbreiten (Schmiedel et al. 2015). Allerdings ist gerade hier auch zu berücksichtigen, dass die Auen selbst massiv anthropogen verändert worden sind durch Bebauung, Flussregulierung und Staustufen, und daher der früher artenprägende Einflussfaktor Überflutung heute oft kaum noch eine Rolle spielt. Zudem haben bedeutsame einheimische Auenbaumarten wie Eschen und Ulmen seit einiger Zeit große Probleme mit Krankheiten und sind daher zum Teil großflächig ausgefallen.


In den genutzten Quellen (vor allem BfN 2015 und Nehring et al. 2013, weiter Daisie 2009, Kowarik 2010, Schmidt 2010, Schmiedel et al. 2015, Vor et al. 2015) werden vor allem folgende Baumarten als potenziell invasive Neophyten für Deutschland genannt:

  • Acer negundo (Eschen-Ahorn)
  • Ailanthus altissima (Drüsiger Götterbaum)
  • Fraxinus pennsylvanica (Rot-Esche)
  • Pinus nigra (Schwarz-Kiefer)
  • Pinus strobus (Weymouth-Kiefer, Strobe)
  • Populus x canadensis (Bastard-Schwarz-Pappel)
  • Prunus serotina (Späte Traubenkirsche)
  • Quercus rubra (Rot-Eiche)
  • Robinia pseudoacacia (Robinie)

Von diesen werden nur die drei fettgedruckten Arten Eschen-Ahorn, Götterbaum und Robinie als einzige mit größerer Bedeutung in der Stadt hier im Weiteren genauer behandelt. Zu diesen drei wichtigsten potenziell invasiven Stadtbaumarten (Abb. 3) erfolgt in Tabelle 1 eine Kurzcharakteristik ihrer Biologie (nach Roloff et al. 2017).

Status quo, Risiken, Potenziale, Management invasiver Stadtbaumarten

Das Thema invasiver Neophyten ist in der Stadt vor allem bei einigen krautigen Stauden bedeutsam, etwa bei Japan-Knöterich, Herkulesstaude und Großblütigem Springkraut. Hingegen stellt es sich für Stadtbaumarten relativ entspannt dar (s. a. Kowarik 2010). Zur Erfassung und Bewertung der Verbreitung invasiver Baumarten in der Stadt und ihres Risiko- und Ausbreitungs-Potenzials wurden in Dresden und Leipzig in über zehn Master-, Diplom- und Bachelorarbeiten Erhebungen und Untersuchungen durchgeführt, mit einer Vielzahl interessanter Ergebnisse (Roloff 2017).

Die drei Baumarten Götterbaum, Eschen-Ahorn und Robinie können in der Stadt zu invasiven Arten werden, was allerdings differenziert zubewerten ist, da sie viele positive Wirkungen zeigen: Teilweise tragen solche Arten zur Begrünung gerade besonders schwieriger urbaner Ökotope bei (bspw. die Vielzahl spontan aufwachsender Gehölze auf dem Leipziger Müllberg; Trümmerberg Kienberg Berlin-Marzahn: rund 50-jährige Bestände aus Götterbaum, Robinie, Eschen-Ahorn) und erfüllen auf ruderalen oder extremen Standorten in vielfältiger Weise und kostengünstig wertvolle Stadtbaumfunktionen. Diese positive Bewertung wird sich durch den Klimawandel weiter verstärken, da auf extremen Problemstandorten oft nur noch solche Baumarten in der Lage sind, die gerade hier besonders wichtigen Wirkungen wie Kühlung, Filterung und Erholung zu erzielen.

Bei einer Bewertung der Invasivität ist weiter zu berücksichtigen, dass ein und dieselbe Baumart in einem Lebensraum vollkommen unproblematisch, in einem anderen jedoch problematisch sein kann. So ist etwa die Robinie in vielen Städten eine wichtige Straßenbaumart (Abb. 4), die auch mit den Stressfaktoren an diesem Standort gut zurechtkommt und sich dort nicht nennenswert ausbreitet, während sie in Naturschutzgebieten mit hohem Felsanteil die heimische Flora verdrängen kann.

Inzwischen wurden Listen erarbeitet zur Vorwarnung vor Arten, die vom Bundesamt für Naturschutz als invasiv eingestuft werden, aber noch nicht großräumig verbreitet sind (BfN 2015). Allerdings besteht hierzu noch erheblicher Diskussions- und Forschungsbedarf. Zum Management invasiver Baumarten gehört auch ihre mögliche Nutzung (Schmiedel et al. 2015). Dabei ist zunächst das Holz zu nennen, welches bei Robinie und Götterbaum trotz ihrer Schnellwüchsigkeit relativ hochwertig ist. Beeindruckend ist ihre Biomasseproduktion, Jahrestriebe aus Stockausschlag des Götterbaums können über fünf Meter Länge erreichen (gemessen: 5,13 m). Zudem spielen in anderen Ländern auch medizinische Inhaltsstoffe eine Rolle: Rinde und Blätter vom Götterbaum können offensichtlich gegen Asthma, Bronchitis, Malaria und andere Krankheiten eingesetzt werden (Kowarik & Säumel 2007, Scott 2010). Bei Robinie und Götterbaum sind vor allem ihre Blüten bedeutsam als späte Bienenweide und zur Honigproduktion (von ersterer hierzulande als "Akazienhonig" bezeichnet). Beim Götterbaum ist auch seine palmenähnliche Blattgestalt beliebt und führt zu tropischem Aussehen (Patrick 2015, Abb. 5). Unter Fachleuten besteht heute Einigkeit darüber (Kowarik 2010, Schmiedel et al. 2015), dass alle drei Baumarten aus mitteleuropäischen Städten nicht mehr zu beseitigen sind, also eine Bekämpfung mit diesem Ziel sinnlos ist (Invasionskurve: Chace 2013, Harvey & Mazotti 2014). Rückschnitt hat bei Robinie und Götterbaum sogar den gegenteiligen Effekt, dass ihre Wurzelbrut nämlich dann enorm intensiviert und zum Teil kaum noch beherrschbar wird. Einzig unvollständige Ringelung kann erfolgreich sein, wenn diese länger vor einem Absägen erfolgt (Kowarik 2010, Schmiedel et al. 2015).

Daher sollte es vor allem darum gehen, wie man mit diesen Baumarten umgeht, etwa indem man ihre Risiken minimiert, wofür man sie möglichst gut kennen muss. So sind alle drei Baumarten sehr schattenempfindlich und wandern daher kaum in Bestände ein oder kümmern, wenn sie von anderen Bäumen überwachsen und beschattet werden. Ihre Stärke haben sie auf versiegelten Freiflächen, wo ihre Ausbreitung moderat verläuft und kaum einheimische Baumarten zur Verfügung stehen (Abb. 6). Konzentriert man sich dann auch bei der Pflege von Vorkommen der drei Baumarten in erster Linie auf solche Problemstandorte, sind sie dort in der Regel mit den gängigen Steuerungsmaßnahmen beherrschbar. Der Aufwand zur Pflege dürfte dann auch nicht höher als bei üblichen Grünflächen liegen und somit finanziell vertretbar sein.

Schlussfolgerungen und Fazit

Zunächst wurden die Lebensbedingungen für Bäume in der Stadt anthropogen bis in Extremverhältnisse verändert (Straßen, Versiegelungsbereiche und dergleichen), und dann wird diskutiert, warum viele einheimische Baumarten mit diesen Verhältnissen nicht mehr klarkommen. Allein mit den in vielen Städten zur Verfügung stehenden, für eine Verwendung als Straßenbäume geeigneten etwa zehn einheimischen Baumarten (Roloff 2016) ist eine akzeptable Funktionserfüllung an diesem Sonderstandort in Zukunft nicht realisierbar, insbesondere nicht unter dem Aspekt des Klimawandels. Fremdländische und gebietsfremde Arten sind daher unverzichtbar. Vorsicht/Zurückhaltung ist in der oder angrenzend an dieoffene Landschaft mit potenziell invasiven Baumarten geboten, wohingegen die meisten dieser Arten auf versiegelten Flächen und im Straßenraum als unproblematisch eingestuft werden, da ihr Nutzen dort bei zunehmenden Überhitzungs- und Trockenstressphasen mögliche Risiken deutlich übertrifft. Es ist eine Frage der Bewertung, ob man die invasiven Neophyten als Gefahr oder als nutzvolle urbane Gehölze einstuft. Dies ist in erster Linie vom Begriff "Invasivität" und seinem Verständnis abhängig. Obwohl der Begriff zunächst sehr negativ belegt ist, bedeutet dies nicht zwingend einen generellen und großen Schaden für die Stadtnatur (Reichholf 2007). Bei möglichen ungünstigen Auswirkungen muss vielmehr differenziert betrachtet werden, wann und wo diese auftreten. Alleine das Verschwinden einer Art oder die Änderung der Artzusammensetzung muss nicht negativ, sondern kann ein ganz natürlicher biologischer Evolutions-Prozess sein. Bei geschützten oder bedrohten Arten ist die Verdrängung etwa von einer Brachfläche allerdings als kritisch zu bewerten. Ab wann eine Auswirkung negativ ist, bleibt dabei immer eine Einzelfallentscheidung: Grundsätzlich muss jede Fläche für sich betrachtet und bewertet werden, und auf dieser Basis ergibt sich dann ein Pflege- beziehungsweise Nutzungskonzept, welches einzuhalten ist. Nicht selten sind die Auswirkungen einer Bekämpfung von Neophyten problematischer als der Nutzen einer an solche Extremstandorte angepassten nichtheimischen Baumart (Abb. 7). Danach ist Invasivität zu beurteilen. In jedem Fall sollte man vor der Einführung/Verwendung neuer und nichtheimischer Gehölzarten deren Ausbreitungspotenzial bewerten, mögliche Standorte daraufhin prüfen und gegebenenfalls auf ihre Pflanzung verzichten (beispielsweise Eschen-Ahorn in Flussauen). Dies gilt insbesondere im Umfeld von naturschutzrelevanten Flächen oder gärtnerisch gestalteten und kulturhistorisch bedeutsamen Anlagen. Beim zweihäusigen Götterbaum und Eschen-Ahorn kann man Probleme begrenzen, wenn nur männliche Exemplare wachsen gelassen werden, um die Fruchtverbreitung zu minimieren. Gerade auf urbanen Sonderstandorten bieten die wärmeliebenden gebietsfremden Baumarten Robinie, Eschen-Ahorn oder Götterbaum im Gegensatz zu vielen einheimischen Baumarten oft die Möglichkeit, auch diese Bereiche dauerhaft und kostengünstig zu begrünen und somit das Stadtklima positiv zu verbessern, insbesondere hinsichtlich Beschattung, Temperaturabsenkung, Feinstaub- und Kohlendioxidbindung sowie Lärm- und Sichtschutz. (Teil-)Versiegelte Flächen sind insbesondere in Anbetracht zunehmender Trockenstressphasen für die meisten einheimischen Baumarten nur schwer oder gar nicht besiedelbar, wodurch an diesen Stellen bei Ausbleiben anderer Gehölze auch keine Wohlfahrtswirkungen erzielt werden könnten (Kowarik 2010).

Abschließend erfolgt in Tabelle 2 eine Übersichtsbewertung potenziell invasiver Baumarten: In Zeiten gravierender Umweltänderungen wie derzeit beim Klima würde die Natur selbst Veränderungen in der Artenzusammensetzung und im Genpool nicht nur zulassen, sondern teilweise sogar forcieren und "testen". Dies ist bei der aktuellen Diskussion um nichtheimische Baumarten (und Herkünfte) und über den Erhalt des einheimischen Arten- und Genpools in hochversiegelten Innenstadtarealen und an Straßenstandorten zu beachten und zu berücksichtigen. Bedenkliche Risiken für den einheimischen Artenbestand gehen in der Stadt vorrangig von anthropogenen Lebensraumveränderungen und erst an nachrangiger Stelle von Neophyten aus.

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