Unternehmertag der Initiativen für Ausbildung und für Gute Arbeit

„Jugend schwankt zwischen Verunsicherung und Überforderung“

Ausbildung und Beruf
120 Teilnehmer waren auf die Mainau gekommen, um beim Unternehmertag der Initiativen für Ausbildung und für Gute Arbeit neue Ideen und Konzepte mitzunehmen. Foto: Sven Falk

Zwei Initiativen, eine gemeinsame Veranstaltung mit rund 120 erwartungsfreudigen Gesichtern, denen man ansah, dass sie sich auf neue Ideen und Konzepte zum Umzusetzen freuten, das prägte den Unternehmertag der Initiativen für Ausbildung und für Gute Arbeit auf der Mainau. "Hier trafen sich Menschen, die etwas voran bringen wollen, ihre Mitarbeiter und sich selbst wertschätzen und am liebsten in der ersten Reihe mitspielen, weil es da am meisten Spaß macht", resümierte Veranstalter Albrecht Bühler.

Spaß muss Selbstzweifel ausgleichen

In einem inspirierenden Referat beschrieb die Psychologin Prof. Dr. Verena Kast aus St. Gallen den Ärger als eine starke Emotion. So ein Wutanfall könne energetisierende Gefühle auslösen. Dem Ärger liegt allerdings immer eine Grenzüberschreitung zugrunde und deshalb stecken hier Selbsterhaltungs- und Selbstentfaltungstrieb dahinter. Den Ärger runterzuschlucken macht keinen Sinn. Viel besser ist es, diesen anzusprechen, und zwar am besten mit viel Humor, damit das Gegenüber sein Gesicht nicht verliert, so der Rat der Psychologin. Geschluckter Ärger führt langfristig zu passiver Aggression. Ein Zustand, der dringend enttarnt werden muss, denn hier setzen sich gerade bei Jugendlichen in der Ausbildung Muster aus dem Eltern-Kind-Konflikt fort.

Dass die Bewerberbrille kein statisches Modell für Jahrzehnte ist, sondern je nach Generation eine komplett neue Optik erfordert, erläuterte Peter Martin Thomas, Leiter der SINUS:akademie in Heidelberg. Die digitale Vielfalt sei unendlich und bei 18.000 Studiengängen könne ein Jugendlicher 17 999 Mal die falsche Wahl treffen. Die junge Generation schwanke deshalb zwischen Verunsicherung und Überforderung und lebe gleichzeitig in der Faszination, dass alles möglich ist. Thomas Feststellung, dass sich viele Jugendliche lieber im Papierformat bewerben als komplizierte Online-Portale mit persönlichen Informationen zu bestücken, stieß auf große Überraschung. Der Nachwuchs sei häufig vom Leistungsdruck und von Selbstzweifeln geplagt, deshalb sei der Spaß am Tun unersetzlich und das gelte auch für den Job.

Das Unternehmen ins Blickfeld bringen

Als Unternehmen muss man sich ins Blickfeld bringen und hier kam Stephan Sperling von den Netzstrategen aus Karlsruhe mit seinen digitalen Nutzererlebnissen ins Spiel. Wer Talente gewinnen wolle, solle das Netz bespielen. Der Mensch sei faul und deshalb werde die Merkfunktion des Gehirns gerne an Google abgetreten. In der digitalen Welt sei jedoch vorne immer weniger Platz, da die Endgeräte kleiner werden und auf dem Smartphone maximal zwei Posts sichtbar seien. Die Bestückung von Google My Business gibt Sperling als Hausaufgabe auf. Eine authentische Webseite mit Humor und Augenzwinkern sowie sexy Stellenangeboten sage manchmal mehr als tausend Worte.

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Die junge Generation schwanke zwischen Verunsicherung und Überforderung, berichtete P. M. Thomas. Foto: Sven Falk

Helmut Haas beschrieb sich selbst als den Überflüssigsten, wenn er seinen Betrieb mit sieben wertvollen und verantwortungsbewussten Zugpferden, den Bauleitern, vorstellt. Das mache frei für strategische Gedanken und bringe den Betrieb voran. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Organisationssystem in Form eines Handbuches. Kern der Erfolgsgeschichte sind Unternehmensvisionen, die Haas bis heute zusammen mit seinen Mitarbeitern in Workshops entwickelt.

Dialog schafft erwachsenes Vertrauen

Der deutsch-österreichische Journalist und Autor Wolf Lotter hält das Entgegenbringen von Respekt und Anerkennung für eine überlebenswichtige Tugend, wenn Arbeitgeber gute Mitarbeiter gewinnen wollen. Viel zu viele Menschen redeten viel zu oberflächlich über Werte. Wer mit Scheinwerten lebe, spielt mit dem Feuer, denn es gebe nichts Schlimmeres als Menschen in ihren Hoffnungen und Wertvorstellungen zu enttäuschen.

Unternehmer müssten Unterschiede aushalten und zwar ohne zu diskriminieren, denn nicht alle Mitarbeiter brauchten das Gleiche. Doch genau das Gegenteil werde laut Lotter noch in 96 Prozent der Betriebe gelebt. Er selbst hält Zeugnisse für die schlechtesten Zeugen von Leistung. Ehrliches Zutrauen beschreibt er als erwachsenes Vertrauen und die Basis dafür ist der Dialog. Der nächste Unternehmenstag auf der Mainau findet am 5. Juli 2019 statt.

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