Praktikervorträge rund um das Thema Baumpflege

Kassel: Zur Verkehrssicherheit und Kontrolle von Bäumen

Verkehrsicherungspflicht Baumpflege
Ein Baum gilt dann als verkehrssicher, wenn dieser nach dem aktuellen Stand der Technik kontrolliert wurde. Foto: digital cat, CC BY 2.0

Auf in Runde zwei, hieß es für rund 40 Teilnehmer der Praktikervorträge für angehende Landschaftsplaner und -architekten an der Uni Kassel. Dieses Mal drehte sich alles rund um die Baumpflege. Bodo Siegert, Frank Rinn und Eiko Leitsch sprachen zum Thema "Verkehrssicherheit von Bäumen", "Von der Biomechanik zur Baumstatik und ihrer Untersuchung" sowie "Die Arbeit als Baumsachverständiger".

Zusammenarbeit mit Sachverständigen wichtig

Jennifer Lattich: "Die Verkehrssicherheit von Bäumen ist aus kommunaler und urbaner Sicht eine bedeutende Angelegenheit. Daher ist es auch für Planer, wie etwa Landschaftsarchitekten, wichtig, sich mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei ist die Bezeichnung nicht genau definiert. Als Sicherheit im öffentlichen Verkehr wird der Begriff Verkehrssicherheit in Nachschlagewerken allgemein beschrieben. Doch in Verbindung mit Bäumen findet sich dort keine weitere Erläuterung.

Auch in den rechtlichen Grundlagen wird der Begriff nicht definitiv genannt. Zur Verkehrssicherungspflicht gibt es keine genauen Angaben. Es sollte jedoch immer die Zusammenarbeit mit einem Sachverständigen angestrebt werden. Da es außerdem keine Regelung gibt, wann ein Baum verkehrsunsicher ist, wird bei Personenschäden stets die Staatsanwaltschaft hinzugezogen. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass ein Baum als verkehrssicher gilt, wenn dieser nach dem aktuellen Stand der Technik kontrolliert wurde.

Kommt es dennoch zu einem Unfall, muss der Haftungsmaßstab geklärt werden. Hier werden vier Unterscheidungen getroffen. Der Vorsatz, bei welchem eine Handlung willensmäßig herbeigeführt wird, scheidet jedoch meist aus. Die grobe Fahrlässigkeit, bei der die erforderliche Sorgfalt in ungewöhnlich hohem Maße nicht beachtet wird, tritt ebenfalls selten in Erscheinung. Hinzu kommen außerdem die Fahrlässigkeit, das heißt das Außer-Acht-Lassen der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt und letztlich die höhere Gewalt.

Zudem muss sich ein Baumsachverständiger mit den normativen Werken und Richtlinien zur Baumkontrolle auskennen. Hierzu zählen unter anderem die ZTV Baumpflege (zusätzliche technische Vertragsbedingungen) der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.) und die RAS-LP 4 (Richtlinien für die Anlage von Straßen Teil Landschaftspflege)."

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Frank Rinn stellte die Bohrwiderstandsmessung vor. Dabei wird eine schmale, lange Nadel in den Stamm getrieben. Gleichzeitig wird die Dichte des Holzes entlang der Nadel gemessen. Foto: Marie Dähn/Neue Landschaft

Verschiedene Methoden zur Stammuntersuchung

Juliane Fladt: "Um festzustellen, ob sich ein Hohlraum im Stamm befindet, wie groß dieser ist und wo er sich genau befindet, gibt es unterschiedliche Untersuchungsmethoden. Vorgestellt wurde zum einen die Bohrwiderstandsmessung. Dabei wird eine schmale, lange Nadel in den Stamm getrieben. Gleichzeitig wird die Dichte des Holzes entlang der Nadel gemessen. Lässt der Bohrwiderstand nach, ist dies der Bereich, in der sich die Fäule befindet. Ein Vorteil der Bohrwiderstandsmessung besteht darin, dass anhand des Kurvenverlaufes die zukünftige Entwicklung der Fäule abgeschätzt werden kann. Ist in der Kurve ein steiler Abfall zu erkennen, ist das als Hinweis zu verstehen, dass der Baum Abwehrmechanismen entwickelt hat und sich die Fäule nicht oder nur langsam ausbreitet.

Als weitere Methode wurde die Schallgeschwindigkeitsmessung vorgestellt. Dabei werden Sensoren am Baumstamm angebracht. Mit einem Hammer werden Schallimpulse erzeugt, die Sensoren messen die Geschwindigkeit der Impulse. Die Ergebniswerte werden grafisch dargestellt, sodass veranschaulicht werden kann, ob sich ein Hohlraum im Stamm befindet und wie dessen Ausdehnung ist. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass man sie auch für den Wurzelraum anwenden kann, um zu veranschaulichen, wo sich die Wurzeln befinden.

"Beide vorgestellten Methoden haben zum Vorteil, dass die Beschädigung des Baumes durch die Messungen so gering sind, dass diese in der Regel keine nennenswerten bleibenden Schäden erleiden. Zum anderen liefern die Messergebnisse nachprüfbare Daten, die die Stabilität eines Baumes unabhängig des Vorhandenseins von Hohlräumen belegen. Für Kommunen hat das zur Folge, dass deutlich weniger Bäume rein "vorsorglich" gefällt werden müssen und viele, gerade ältere Bäume ihre Funktionen länger erfüllen können. Allerdings ist zur Durchführung und Auswertung der Untersuchungen ein Maß an Expertise notwendig, das den Einsatz von Fachpersonal erfordert."

Verkehrsicherungspflicht Baumpflege
Die Auftragsbeschaffung im Unternehmen von Eiko Leitsch geschieht hauptsächlich über Eigeninitiative und nur in seltenen Fällen über Ausschreibungen oder ähnliches. Hierfür werden Baumforen, Seminare und Vorträge organisiert, Messen besucht und Gremienarbeit geleistet. Foto: FGL Hessen-Thüringen

Besonders wichtig: Gestaltung an zweiter Stelle

Christoph Därr: "Im Bereich der Planung und Entwicklung geht es hauptsächlich um Erstellung von Pflege- und Entwicklungskonzepten, Planung im Bestand und um Bestandsentwicklung. Hierbei werden Konzepte für Baumstandorte erstellt und herausgearbeitet wo optimale Gegebenheiten zu finden sind. Es geht darum Baumstandorte zu erhalten, zu gestalten oder zu schauen, wo solche aufgegeben werden müssen. Es ist besonders wichtig, nicht aus dem Blickwinkel des Gestalters sondern des Baumes zu bewerten und zu agieren.

Die Auftragsbeschaffung des Unternehmens geschieht hauptsächlich über Eigeninitiative und nur in seltenen Fällen über Ausschreibungen oder ähnliches. Hierfür werden Baumforen, Seminare und Vorträge organisiert, Messen besucht und Gremienarbeit geleistet. Weiterhin werden zwölf Kurse in der eigenen Baumakademie im Jahr organisiert und abgehalten. ln Zukunft möchte man den Ausbau der Gutachterschiene fördern und somit den Bereich der Baubegleitung, Bodengutachten usw. ausbauen. Der zweite Teil des Vortrags beschäftigte sich mit konkreten Beispielen aus dem Arbeitsalltag des Unternehmens. Hierbei gab der Vortragende als Erstes, einen Einblick in die Nutzung des Kochgutachtens, als einziges, vom Gericht anerkanntes, Verfahren zur Ermittlung der Kosten einer Ersatzpflanzung bei Totalschäden an Bäumen.

Als zweites Beispiel brachte er die Problematiken einer Bürgerbeteiligung im Deichbau vor. Hier sollte ein Konzept für die Neugestaltung einer Deichanlage erstellt werden, bei dem sich die Anwohner und Bürger für sehr desolate und schlecht platzierte Bäume einsetzten, obwohl diese die Sicherheit des gesamten Stadtteiles gefährdeten. Sie zerstörten den Deich durch ihr schlecht gewachsenes Wurzelwerk. Der Vortragende stellte einige Schäden an Bäumen im Bereich der Wurzel, Rinde und Krone dar. Weiterhin zeigte er Beispiele für schädliche Bodenverdichtung in einem Privatgarten und klärte uns über die falsche Verwendung von schwerem Baugerät im Landschaftsbau auf. Zuletzt stellte er den Arbeitszweig der Avifaunistik vor, der sich mit der Auflistung und der Bestimmung von Tieren und deren Wohnraum beschäftigt."

md

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