Die besten Kennzahlen für den GaLaBau

Kennzahlen sind nicht grün - sie sind schwarz oder rot

von:

Im betrieblichen Rechnungswesen ist der Baustein Statistik enthalten. Hier werden betriebswirtschaftliche Kennzahlen errechnet, die für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und die Steuerung des Unternehmens interessant sind. Dieses Zahlenwerk wird in vielen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft gebraucht, um Entscheidungen vorzubereiten, Vergleiche anzustellen und Entwicklungen abzuleiten. Gut zu wissen, welche Erfolgskennzahlen für den Garten- und Landschaftsbau wichtig sind und was sie "können".

Überwiegend bautechnisch, planerisch geprägt, sehen sich viele Unternehmer einem Wust von Zahlen ausgeliefert, den sie ohne Beratung nicht verstehen und daher nicht gebrauchen können. Die Auseinandersetzung mit Bilanz und BWA scheint auf den ersten Blick aufwändig und im operativen Geschäft, das Tag für Tag unter Baustellen- und Kundendruck steht, fehlt die Zeit dafür. Also wird die Sache verlagert und schnell heißt es dann: "Meine Frau macht die Löhne und Rechnungen und mein Metier sind die Baustellen; den Rest macht der Steuerberater. Dabei könnte alles so einfach sein. Um Kennzahlen zu verstehen, braucht es kein betriebswirtschaftliches Hochschulstudium. Bilanz und Monatsauswertung müssen nicht wiederkehrend erklärt und beratend begleitet werden. Wenn? Ganz genau, wenn es die richtigen Kennzahlen sind. Und nicht so viele. Am besten nur die Wichtigsten. Denn für die Auseinandersetzung mit Zahlen, Daten und Fakten fehlt die Zeit.

NL-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Professur (W2) für das Lehrgebiet Wald- und..., Göttingen  ansehen
Gärtner:in (w/m/d) mit Funktion als..., Bremen  ansehen
eine*n Landschaftsarchitekt*in/-planer*in, Schwerte  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Betriebliches Rechnungswesen

Hier werden alle am Wertschöpfungsprozess beteiligten Faktoren in Zahlen übersetzt. Aus dem Einsatz der Produktionsfaktoren entsteht eine Kosten- und Leistungsrechnung. Diese umfasst vier Bereiche.

  • Finanzbuchhaltung
  • Betriebsbuchhaltung
  • Statistik
  • Planungsrechnung

1) In der Finanzbuchhaltung werden Aufwendungen und Erträge sowie alle für das Unternehmen relevanten Vorgänge, die sich in Zahlen und Ergebnissen abbilden lassen, im Rahmen der Buchhaltung bearbeitet. Die Geschäftsvorfälle werden sachlich und zeitlich zugeordnet, auf Konten gebucht und konform mit der Steuergesetzgebung dokumentiert. Aus der laufenden Buchführung werden die betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) und die Bilanz erstellt.

2) Die Betriebsbuchhaltung bildet die Basis für eine schlüssige Kalkulation. Dazu gibt es keine gesetzlichen Regelungen. Es stehen grundsätzlich diverse Möglichkeiten der Kostenrechnung zur Verfügung, mit denen die Wirtschaftlichkeit des Leistungsprozesses kontrolliert, analysiert oder kalkuliert werden kann. Es wird unterschieden in Kostenarten-, Kostenträger- und Kostenstellenrechnung. Hier werden Angebote vor- und Aufträge nachkalkuliert. Die Geschäftsleitung entscheidet darüber, ob sie Vollkostenrechnungen, Deckungsbeitrags- oder Profitcenterrechnungen anstellt. Entscheidend für den Kalkulationserfolg ist die Aktualität der vorhandenen Datenmengen.

3) Die Betriebsstatistik ist kein Archiv. Sie lebt von den eingegeben Daten. "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Mit diesem Bonmot kommt der deutliche Hinweis auf den Wahrheitsgehalt. Für die Aussagekraft der Kennzahlen ist eine ehrliche Eingabe wichtig. Schön gerechnete Ergebnisse führen zu Irritationen und Falschaussagen. Spätestens im Betriebsvergleich ergeben sich daraus neue Fragestellungen, die einen direkten Vergleich im Benchmarking unmöglich machen.

4) Aus der Vergangenheit in die Zukunft - die Planungsrechnung soll auf Basis der vorhandenen Daten einen sicheren Ansatz für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens liefern. Das traditionelle Rechnungswesen mit Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung ist vergangenheitsorientiert ausgerichtet. In der Planungsrechnung werden diese "alten Daten" als Erfahrungswerte übernommen und mit Annahmen für die zukünftige Unternehmens- und Marktentwicklung ergänzt. Vereinfacht ausgedrückt: Ziele und Strategien werden in Zahlen ausgedrückt. Die erarbeiteten Prognosen werden in Businessplänen und Budgetierungen ausgewiesen. Bei großen Investitionsvorhaben und Betriebsübernahmen ist diese Vorgehensweise bei Fremdfinanzierung zwingend erforderlich. In Bereichen der Marktentwicklung bilden die Planungsinstrumente den wirtschaftlichen Anspruch des Unternehmens für Beteiligte und externe Dritte ab.

Absolute und relative Kennzahlen

Aus der Finanzbuchhaltung mit den Erfahrungen und Bewertungen aus der Betriebsbuchhaltung wandern Datenmengen in die statistische Erfassung und bilden dort als Verhältniszahlen die Wirtschaftlichkeit in Kurzform ab. Gleichzeitig geben sie damit die Grundlage für weitere betriebswirtschaftliche Entscheidungen. Für die geplante Ausrichtung des Unternehmens ist es von Vorteil, wenn die Kennzahlen aussagefähig und vor allem die richtigen sind.

Grundsätzlich können sich Kennzahlen in zwei Ausrichtungen unterscheiden. Es gibt absolute und relative.

Eine häufig verwendete absolute Kennzahl ist der Umsatz im Geschäftsjahr. Die Bewertung ist einfach, die Aussage schwach. Bestenfalls eignet sich die Kennzahl für die Beobachtung von Tendenzen und Entwicklungen und die

Geschäftsjahre können untereinander verglichen werden. Für eine differenzierte Aussage über die Wirtschaftlichkeit ist diese Verhältniszahl aber nicht geeignet. Deutlich stärker ist die Aussagekraft von relativen Kennzahlen, weil diese einen sachlichen Zusammenhang von zu vergleichenden Größen abbilden. Eine gebräuchliche und in vielen Statistiken angewendete relative Kennzahl ist die Eigenkapitalquote. Sie bildet das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme ab und wird damit zum Maßstab für den Aufbau von Eigenkapital im Unternehmen. Ein außerordentlich wichtiger Indikator bei Bankgesprächen, wenn es um Fremdfinanzierung geht und die Basel III Auflagen zur Anwendung kommen.

In der nebenstehenden Tabelle findet sich eine Auswahl von Beispielen für absolute und relative Kennzahlen.

Kennzahlenkatalog

Ohne Kennzahlen geht es nicht. Gleichgültig ob Projekte gesteuert, Budgets überwacht oder Mitarbeiter/innen motiviert werden sollen, immer werden klare wirtschaftliche Aussagen gebraucht, die sich nun mal am besten in Kennzahlen, kurz und präzise, ausdrücken lassen. Es gibt kein Controlling, keine Vorausschau und auch der Betriebsvergleich im Benchmarking ist ohne statistische Werte nicht durchführbar.

Entscheider benötigen Informationen, wie sich die von ihnen getroffenen Entscheidungen auswirken. Kennzahlen dienen dazu, Chancen und Risiken zu erkennen und zu bewerten. Für fast alle Unternehmensbereiche lassen sich Kennzahlen bestimmen. Die Gliederung entspricht dem zugrundeliegenden Sachverhalt, den sie ausdrücken sollen. Überwiegend werden Kennzahlen in diesen Bereichen zugeordnet: Unternehmenserfolg, Liquidität, Rentabilität und Vermögen. Selbstverständlich können darüber hinaus weitere Kennzahlen für Marketing, Vertrieb, Personal und alle weiteren Aktivitäten oder Strukturen im Unternehmen gebildet werden. Es gibt dazu keine steuerrelevanten Regelungen, die Verantwortlichen können frei entscheiden wir sie ihre wirtschaftlichen Erfolge und Zukunftschancen abbilden möchten.

Eine ausgewählte Übersicht von Kennzahlen, die im Garten- und Landschaftsbau relevant sind findet sich oben auf dieser Seite.

Der Rohertrag ergibt sich aus der Differenz von Umsatz und dem Aufwand für Einkauf, Nachunternehmer und Deponiegebühren. In der Betriebswirtschaft wird dieser Begriff auch als Wertschöpfung bezeichnet. Dieser, aus der BWA leicht zu errechnende Wert, wird durch die Anzahl aller produktiven Stunden geteilt und es entsteht die Kennzahl Rohertrag je Produktivstunde. Sie liefert eine klare und vergleichbare Aussage über die Produktivität der im Unternehmen erbrachten Leistung.

Die Abschreibungsintensität gibt Auskunft über die Wirtschaftlichkeit des eingesetzten Anlagevermögens. Weist das Unternehmen eine niedrige Abschreibungsintensität aus, dann kann das ein Indikator für veraltetes Anlagevermögen sein. Es stehen zukünftig Investitionen an, was insbesondere bei Kauf oder Nachfolgeregelung ins Gewicht fällt.

Anhand der Personalintensität kann man erkennen, wie wirtschaftlich der Produktionsfaktor Arbeit eingesetzt wird. Meist gilt: je niedriger die Kennzahl desto rentabler wird gearbeitet.

Die Einzugsliquidität zeigt die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens. Wenn der Wert unter 100 Prozent liegt, werden Zahlungsschwierigkeiten auftreten. Die Gründe für mangelnde Liquidität sind auf diesen Ebenen zu vermuten: Zahlungsziele für Kunden zu lang, im Gegenzug zu kurze Fristen für den Ausgleich von Lieferantenrechnungen, nicht nutzbare Vorräte oder Überstände im Lager, die Kalkulation orientiert sich nicht an den tatsächlichen Kosten.

In der Liquidität 1. Grades wird deutlich, ob das Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Die Forderungen bleiben dabei unberücksichtigt; es zählen nur die tatsächlich vorhandenen liquiden Mittel.

"Gewinn ist nicht alles, aber ohne Gewinn ist alles nichts" - die Umsatzrendite und Mutter aller Kennzahlen wird immer wieder gern genommen. Leider erst am Ende des Geschäftsjahres wirklich relevant für den Aufbau von Eigenkapital und als absolute Kennzahl nicht objektiv vergleichbar.

Die Eigenkapitalrentabilität dokumentiert, wie hoch sich das investierte Kapital innerhalb einer Rechnungsperiode verzinst hat. Nicht zu vergleichen mit der Umsatzrendite, die im Wertevergleich deutlich abweichen kann.

Die Eigenkapitalquote lässt Rückschlüsse auf die Kapitalstruktur im Unternehmen zu. Je höher desto niedriger das Insolvenzrisiko. Eine gute Kapitalausstattung ist der beste Sicherheitspuffer für konjunkturschwache Zeiten und wetterbedingte Ausfallzeiten.

Fremdkapitalquote und Verschuldungsgrad bilden die Gegenstücke zur Eigenkapitalquote. Es besteht direkter Zusammenhang. Wenn das Fremdkapital größer ist als das Eigenkapital, dann baut sich "negatives Eigenkapital" auf. In einer Stichprobe wurden 280 GaLaBau-Betriebe ausgewertet. Im Durchschnitt aller Betriebsklassen weisen 126 Betriebe (= 45 %) eine negative oder zumindest deutlich unter 10 % liegende Eigenkapitalquote in ihren Bilanzen aus.

Die Anlageintensität als Verhältniszahl von Anlagevermögen und Bilanzsumme lässt Rückschlüsse auf die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens auf Marktveränderungen zu. Je niedriger die Anlagequote, umso elastischer die Anpassung. Die Begründung liegt auf der Hand. Anlagen binden meist langfristig Kapital, das einerseits verzinst wird und auf der anderen Seite nicht für flexible Aktivitäten im Marketing und für Absatzsteigerung zur Verfügung steht. Anders ausgedrückt- durch die hohen Investitionen aus der Vergangenheit ist das Unternehmen an die vorhandene Ausstattung gebunden und muss permanent volle Kraft fahren. Hinzu kommt, dass Innovationen dabei nicht mehr berücksichtigt werden können.

Fazit

Kennzahlen decken Handlungsfelder auf. Der Bedarf für Veränderungen in den GaLaBau-Betrieben kann daraus abgeleitet und präzise definiert werden. Wenn die betriebskonformen Kennzahlen für die Führung und Ausrichtung der Unternehmen genutzt werden sollen, dann müssen die Dateneingaben genau und wahrheitsgemäß sein. Dazu gehören die exakte Angabe über die Anzahl der produktiven Stunden, die realistische Bewertung der halbfertigen Arbeiten, und die exakt im Hause ermittelten Gemeinkostenzuschläge.

Auch die Beratungsleistungen gehören auf den Prüfstand. Die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) muss transparent und logisch aufgebaut sein. Sie ist ein wichtiges Instrument für die wirtschaftliche Steuerung und sollte nicht der Steueroptimierung dienen. "Aus Steuersparstrategien werden keine Gewinne geschrieben." Der Ertrag und der Aufbau von Eigenkapital sind die richtigen Zielsetzungen für eine solide und zugleich erfolgreiche Zukunft.

Mithilfe von Kennzahlen lässt sich der Weg in den wirtschaftlichen Erfolg beschreiben und erkennen. Es kann am Unternehmen gearbeitet werden und nicht mehr nur im Unternehmen.

Auch bei hoher Akzeptanz von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und dem Streben nach Wirtschaftlichkeit darf aber keine einseitige Sichtweise entstehen. Es sind die Menschen, die den Erfolg des Unternehmens erwirtschaften. Weiche Faktoren und Rahmenbedingungen, die Freude an der Arbeit schaffen, und eine klare Sicht auf das individuelle Unternehmensleitbild müssen erhalten und gepflegt werden. Die plan- und bautechnische Prägung unserer Branche ist wertvoll, kann aber einen guten "Schuss Betriebswirtschaft" vertragen.
 Lothar Johanning
Autor

Unternehmensberater

ljmarketing

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle GaLaBau Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen